nicht verkneifen, mit dem Daumen über Johns Lippen zu fahren. Der lutschte an dem neckenden Finger, bevor er sich auf Keno’s Brust sinken ließ.
„Ich mach‘ alles gut, ich schwör‘s dir!“, beteuerte er, bevor sein Mund sich auf Keno‘s herabsenkte. Als Johns Zunge ihn berührte, schoss es wie ein Elektroschock durch Keno’s gesamten Körper. Vom Kopf bis zu den Fußspitzen.
Er stöhnte laut auf. „Das nenn‘ ich mal Entzugserscheinungen“, japste er zwischen der wilden Knutscherei.
„Am meisten bedaure ich, dass ich meine Unschuld nicht mit dir verloren hab‘“, brummte John, während er fahrig Keno’s T-Shirt hochschob.
„Du warst schon immer ein blöder Esel!“, lachte Keno, während er an den Knöpfen seiner Jeans rumfummelte. „Aus Rache hab ich meine Unschuld an ein Mädchen verloren!“
John stöhnte gequält auf. „Das hast du extra gemacht!“
Weitere Gespräche waren nicht mehr drin, nachdem sie es geschafft hatten, ihre Klamotten weg zu strampeln.
Wenn der noch mehr trainiert, wird er ein richtiger Herkules, dachte Keno bewundernd.
Und John dachte nur noch: Endlich hab ich dich wieder! Endlich!
Wie selbstverständlich fassten sie sich an, erkundeten sich. Mit all‘ ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Die Hände fuhren unstet über jedes Fleckchen des anderen Körpers.
Ihre Zungen leckten, kosteten und liebkosten. Ihre Lippen saugten, küssten und pusteten zart über kleine Gänsehaut-Härchen. Ihre Körper rieben sich aneinander, drückten sich aufeinander und vermischten ihren Geruch.
Als Keno zuerst in John eindrang, war es für ihn wirklich wie ein kleiner Sieg. Er hatte ihn zu guter Letzt doch bekommen. Schon fast ein animalischer Gedanke. Die Beute, die immer für ihn gedacht war und doch vorenthalten wurde. Jetzt hatte er ihn „geschlagen“.
John stöhnte laut und tief, als Keno ihn ziemlich hart nahm. Er schuldet mir zwei Jahre, dachte Keno wirr, während ihm der Schweiß herabrann. Gnadenlos wie eine Maschine rammte er seinen harten Schwanz in Johns Arsch. Dessen Stöhnen ging nach einiger Zeit in ein höheres Jammern über. Das machte Keno noch mehr an. Kurz bevor er kam, wirbelte er John herum, riss sein Kondom ab und zwang seinen Liebhaber, ihn mit dem Mund zu befriedigen. Nur einige Sekunden später entlud er sich in Johns Gesicht und heulte dabei vor Erlösung.
Keno lag ganz still. Er war gerade erst zu sich gekommen und völlig verwirrt. Wo bin ich? Was ist mit mir geschehen? Er konnte nichts sehen, da er eine Augenbinde trug. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Er lag seitlich auf einer Art Couch. Ganz vorsichtig bewegte er sich und merkte, dass auch seine Fußgelenke zusammen gebunden waren. Sein Kopf schmerzte leicht und sein Hals fühlte sich wund und dick an. Er hatte fürchterlichen Durst. Und ehe er sich zusammenreißen konnte, musste er husten. Sein kratzender Hals ließ ihm keine andere Wahl. Kaum keuchte er hustend und würgend nach Luft, öffnete sich eine Zimmertüre. Ein Radio dudelte irgendwo im Hintergrund und schwere Schritte traten auf ihn zu.
„Er ist wach“, hörte er eine tiefe Stimme murmeln. „Sag der Chefin Bescheid.“
Fast im gleichen Moment wurde ihm die Augenbinde heruntergezogen, so dass der Stoff wie ein Tuch um seinen Hals hing. Keno blinzelte in den nur schwach beleuchteten Raum. Einige Rollläden waren nicht ganz geschlossen, so dass ein wenig Sonnenlicht schräg herein schien.
Vor ihm stand ein großer Typ in schwarzen Klamotten. Schräg vor seiner Brust trug er ein Gewehr.
Keno traute seinen Augen nicht: tatsächlich! Der Typ war bewaffnet wie in einem Vin-Diesel-Film. In was war er da bloß reingeraten?
Kaum hatte der Typ Keno die Binde abgenommen, packte er ihm mit seiner riesigen Hand ins Gesicht und drückte ihm die Wangen zusammen.
„Du verhältst dich ruhig, hast du mich verstanden?! Ich will keinen Ton von dir hören. Solltest du anfangen zu schreien, wirst du geknebelt, klar?“
Keno nickte und hustete wieder ein wenig. „Durst“, keuchte er mit belegter Stimme.
Der Typ drehte sich um und ging aus dem Raum. Keno blickte sich benebelt um. Immer wieder musste er die Augen zukneifen, um scharf sehen zu können.
Das Zimmer war nichts Besonderes. Sauber. Einfach. Ein Bett, eine Couch, ein kleiner Schreibtisch, eine Kommode. Wie ein typisches Gästezimmer. Schon kam der Bewacher wieder rein. In einer Hand hielt er eine Plastikflasche Wasser.
„Setz dich“, befahl er Keno ruhig. Dieser versuchte, so gut wie möglich, dem Befehl Folge zu leisten. Ihm wurde dabei ein wenig schwindlig. Erst als er senkrecht saß und einige Male tief durchatmete, wurde es besser. Der Typ hielt ihm die geöffnete Flasche an den Mund und Keno saugte lange und gierig daran. Er schluckte so viel wie möglich, weil er befürchtete, dass die Flasche zu schnell weggezogen würde. Doch am Ende verschluckte er sich natürlich.
„Langsam!“, ermahnte der Typ ihn und stellte die Flasche weg. „Ich glaub‘, du hast erst mal genug!“
„Wo bin ich?“, hechelte Keno hervor.
Der Typ hielt ihm einen ausgestreckten mahnenden Zeigefinger vor’s Gesicht. „Du hast hier keine Fragen zu stellen, merk‘ dir das! Machst du dein Maul jetzt noch einmal auf, wirst du geknebelt!“
„Mann“, versuchte Keno zu insistieren, „sag‘ mir doch, was los ist…“
Schneller als er es realisierte, bekam er eine mächtige Ohrfeige. Der Typ beugte sich vor, hob die Augenbinde an und drückte sie Keno zwischen die Lippen. Der Knoten im Nacken wurde geöffnet und neu verschlossen, so dass Keno nur noch undeutlich stöhnen konnte. Der Wachmann hockte sich vor ihn hin und blickte starr in seine Augen.
„Merk‘ dir das für die Zukunft: Tu‘ direkt das, was man dir sagt. Frag‘ nicht und protestier‘ nicht! Deine Strafe bei Nichtbeachtung folgt auf der Stelle! Und jetzt rührst du dich nicht mehr, bis wieder jemand zu dir kommt!“
Ohne weiteren Kommentar stand er auf und verließ den Raum. Anscheinend stand noch jemand davor, denn der Wachmann wandte sich nach rechts, während er die Türe schloss und sagte zu der unsichtbaren Person: „Mit dem kriegen wir viel Freude. Das kann ich dir jetzt schon sagen!“
Keno atmete heftig durch die Nase. Sein Verlangen, hier rauszukommen wurde schier unerträglich. Er zappelte im Sitzen herum und versuchte, seine Hände von den Fesseln zu befreien. Doch er war so geschickt verschnürt worden, dass er bei dem Versuch nur die empfindliche Haut am Handgelenk aufscheuerte.
Der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Ich muss mich entspannen, befahl er sich selber. Und er atmete so tief wie möglich durch die Nase. Doch seine Gedanken rasten in D-Zug-Geschwindigkeit durch seinen Kopf. Was war nur passiert? Hatte er sich etwa geprügelt? Nein!
Was war das Letzte, an das er sich erinnern konnte?
Genau! Er war mit John ausgegangen. Da gab’s diesen neuen Jazz-Laden in der Nähe der Sixth-Street. Keno wollte Getränke holen. John war pinkeln und ein Typ hatte Keno angesprochen – gerade als er seine Getränke auf die Theke gestellt bekam. Der wollte nur was Banales. Die Uhrzeit wissen, oder so was. Dann muss er wohl an seinem Bier getrunken haben … und dann … alles schwarz. Das waren bestimmt K.O.-Tropfen. Aber wer verdammt nochmal sollte daran ein Interesse haben? Scheiße, der Typ vor der Türe war schwer bewaffnet! Keno verstand die Welt nicht mehr. Konnte er irgendjemandem vom organisierten Verbrechen auf die Füße getreten sein? Aber das war doch lächerlich!! Im normalem Leben passierte so was nicht – nur im Film. Warum? Warum saß er hier und atmete verkrampft durch den fusseligen Knebel in seinem Mund? Er kämpfte wieder mächtig, um eine Panik zu unterdrücken. Vielleicht klärte sich ja alles im nächsten Moment auf. Doch Keno konnte einfach nicht aufhören. Er versuchte verbissen, die Fesseln zu lockern.
Eine gefühlte Ewigkeit später öffnete sich