Arik Steen

Hunting Prey


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Nein, sicher nicht!», erwiderte Shiva. Sie erinnerte sich nur ungern an ihren «Erzeuger». Er hatte sie nie wirklich als Mensch wahrgenommen, ständig davon geredet wie schön es doch gewesen wäre, wenn sie als Junge auf die Welt gekommen wäre.

      Nilay stand auf und ging im Hotelzimmer hin und her. Sie hatte den Engländer eingeladen, sie hatte die ganze Sache ins Rollen gebracht. Aber nun kamen bei ihr Zweifel auf.

      Sie blieb stehen, packte ihre 21-jährige Tochter an der Schulter und meinte: «Sie geben uns die Hälfte und zahlen uns auch die Rückreise. Überleg mal 5.000 Euro. Das sind gut 370.000 Rupien. Davon können wir einige Zeit leben. Und wir werden Jobs finden. Wir müssen nicht zurück zu deinem Vater!»

      «Nein, ich möchte das Spiel spielen!», sagte Shiva sicher. Sie zögerte keine Sekunde und die Worte kamen aus ihr heraus, als würden sie nur so auf der Zunge liegen und darauf warten befreit zu werden.

      Eine tropische Insel ...

      Ein wahnsinniges Spiel der Lust ...

      Stellte sie es sich alles zu «romantisch» und zu «erotisch» vor?

      «In Ordnung. Ich kann dich eh nicht davon abbringen. Man hat mir angeboten in der Zwischenzeit auf der Jacht dieses Mannes zu arbeiten. Putzen, waschen und so ...»

      «Das ist doch gut, oder? Dann bist du in der Nähe!»

      Nilay nickte: «Ja, das ist gut.»

      Es klopfte an der Türe und Shiva rief auf Englisch «Herein!».

      Der Mann mit dem durchaus passenden Spitznamen «Gorilla» schaute die junge Inderin von oben bis unten an: «Hast du es dir überlegt? Wir wären nämlich dann soweit.»

      Shiva schaute Manson an. Die Narbe über der linken Wange gab ihm ein unheimliches Aussehen. Aber der grobschlächtige Mann war bisher immer recht freundlich gewesen. Mürrisch, aber doch freundlich. Sie schaute zu ihrer Mutter und nickte dann: «Ich habe es mir überlegt. Ich mache das Casting auf jeden Fall mit!»

      «Okay, dann mach dich fertig!», meinte Manson: «Wir gehen gleich los.»

      «Jetzt gleich?», fragte ihre Mutter überrascht. Sie hatte gedacht es wäre noch mehr Zeit. Doch Manson grinste nur.

      «Ich bin gleich soweit!», meinte Shiva. Ein wenig Nervosität machte sich nun breit. Aber sie wollte es. Unsicher war sie seltsamerweise nicht mehr. Zumindest nicht was die grundsätzliche Entscheidung anging.

      «Was ist mit mir?», fragte Nilay. Sie schaute ihre Tochter kurz an, dann blickte sie auf den menschlichen Gorilla.

      «Es dauert maximal zwei oder drei Tage!», meinte Manson: «Sie bleiben hier. Wenn ihre Tochter beim Casting angenommen wird, dann geht es auf die Seychellen. Wenn nicht bringen wir Sie zurück nach Indien. Selbstverständlich mit den vollen 10.000 Euro.»

      «Abzüglich dem, was mein Vater bekommen hat!», sagte Shiva.

      Manson schüttelte den Kopf: «Nein, du bekommst 10.000 und gut!»

      «Okay!», meinte Shiva. Ihr Herz klopfte wie wild. Natürlich war das Geld wichtig, wenn sie auch nicht komplett den Fokus darauflegte. Zumindest nicht gedanklich.

      Drei Stunden später saß Shiva in ihrer Zelle. Sie starrte an die Wand. Irgendjemand hatte etwas in den Stein geritzt.

      Waren hier früher wirklich richtige Gefangene gewesen?

      Sie konnte sich das gar nicht vorstellen.

      die Inderin schloss die Augen. Unweigerlich musste sie an ihren Vater denken, der sie gedemütigt hatte ...

      «Okay, wir wären dann soweit!», meinte Manson: «Deine Vorstellung beginnt!»

      «In Ordnung!», sagte sie und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Ihr Vater hatte sie gedemütigt ... aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie war freiwillig hier. Sie wollte das hier und es war ihre freie Entscheidung. Genau das war der wesentliche Unterschied.

      Manson führte sie in den Vorraum: «Zieh dich hier aus. Ich warte auf der anderen Seite!»

      Sie nickte stumm. Sie zog sich aus und ging dann durch die Türe. Nackt ging sie in den Raum.

      «Hallo Shiva!», meinte die Stimme aus dem Lautsprecher: «Wir kennen deine Geschichte!»

      Sie nickte: «Hallo!»

      «51 Kunden schauen an den Bildschirmen zu. Du bist die Erste, die sich aussuchen darf, wie sie sich den Männern präsentiert. Stehend, liegend, auf den Knien, auf allen Vieren ... such dir etwas aus.»

      Wie präsentiere ich mich?

      Shiva stand da und überlegte. In ihrem Kopf kreisten die Gedanken. Immer wieder hörte sie in ihrem Kopf die Worte «Stute Shiva».

      Dann ging sie zum Sklavenalter, stellte sich auf alle Viere.

      «Warum so?», fragte die Stimme.

      «Weil ich eine Stute bin!», sagte sie leise: «Und weil ich will, dass der Jäger mich jagt, mich fängt und wie eine Stute besteigt ...»

      «Du bist noch Jungfrau?»

      «Ja!», sagte sie. Ihr Herz pochte. Sie wollte auf die Insel. Der Gedanke ließ sie kaum mehr los. Vor allem aber wollte sie eine willige Stute sein. Wollte bestiegen werden. Von sich aus. Nicht vor den Augen ihres bösen Vaters. Vielleicht hatte sie ihm die derzeitigen Gedanken ein wenig zu verdanken. Aber vielleicht wollte sie sich gerade deshalb auch gedanklich damit aus seinen Fängen befreien. Sie wollte von sich aus auf alle Viere gehen.

      Seltsamerweise löste sich die Erinnerung, dass er sie so gefesselt hatte, und machte etwas Anderem Platz. Einer Art Sehnsucht. Gerade so als könnte sie es ihm damit heimzahlen.

      «Warum sollen wir dich auf die Insel schicken?»

      Shiva streckte den Po noch weiter nach hinten, stellte noch mehr ihre Beine auseinander und senkte den Oberkörper, sodass sich ihre Pussy verführerisch der Kamera dahinter präsentierte: «Weil ich eine Kämpferin bin. Weil er lange brauchen wird, bis er mich hat und ich mich wehren werde. So wie eben eine wilde Stute in freier Wildbahn ist!»

      Zur gleichen Zeit am Bildschirm auf den Seychellen.

      Richard Pope grinste, nahm sein Whiskyglas und trank einen Schluck: «Sie ist gut, sie ist verdammt gut. Wir sollten Thomas einen Bonus dafür geben, dass er sie gefunden hat. Jungfräulich, jung, hübsch und dann auch noch kess und aufgeweckt. Vermutlich auch recht intelligent. Kein Jäger wird es leicht mit ihr haben.»

      Maier nickte: «Soll ich noch was fragen?»

      «Nein!», meinte Pope: «Bringen Sie die kleine Inderin zurück in ihre Zelle. Das reicht fürs Erste!»

      Chamber of the Lord

      Ein besonders hübscher rötlich schillernder Fisch starrte aus dem großen Aquarium hinüber zum Aufzug. Florian schaute ihn einen Moment lang an. Er sah wirklich so aus, als würde der schwimmende Geselle die Russin und ihn beobachten.

      Dann hörte er ein Piepen. Die Aufzugstür im Hotelfoyer ging auf.

      «Nach Ihnen!», meinte Florian.

      Die Russin grinste und ging dann hinein: «Denken Sie, dass es für Mr. Pope wirklich in Ordnung ist?»

      Florian zuckte mit den Achseln: «Das weiß ich nicht. Aber wenn er was dagegen hat, dann wird er sich schon melden. Mir macht vielmehr ihr Mann Sorgen ...»

      «Oh, nein, ihm wird das gefallen!», grinste Natascha: «Wobei ich nicht glaube, dass er es anschauen wird. Er macht den Fernseher erst heute Nachmittag an, wenn Sie auf Jagd gehen!»

      «Was halten Sie eigentlich von Pope?», fragte Florian interessiert.

      Sie schaute sich um: «Kann man uns hier hören und sehen?»

      Florian schüttelte den Kopf: «Nein. Hier gibt es keine Mikros. Keine Angst!»

      Sie nickte: «In Ordnung. Bei Pope bin ich mir nicht ganz