persönliche Vorteile im Leben einräumen, handeln, muss man sie auch als solche benennen dürfen, oder? Dann müsste man auch die Größe von ihnen erwarten dürfen, dass sie dazu stehen, statt sich auch noch ein humanistisch, christliches Gewand überzustreifen. Doch noch schlimmer ist: Der Kannibale sitzt in Form dieser global-kapitalistischen Ideologie in uns selbst, sobald wir uns dieser Ideologie unterordnen oder gar mit dieser Ideologie identifizieren. Und Identifikation ist unausweichlich, weil wir bereits in der Einteilung von Oben und Unten identifiziert sind! Wir werden qua Einkommen in einen Käfig der (beschränkten) Möglichkeiten gesetzt.
Attali (1981) spricht von der „Kopie“ und der Hyperüberwachung der Heilkundigen wie der Zuschauer, die sich auf dem Weg in ein nachzubildendes Leben zu begeben haben und in Selbstdenunziation enden (vgl. S. 219-243).
Der eine Teil der Menschheit will es nicht wahrhaben, und der andere profitiert von der Verklärung, Verdrängung, Abspaltung und der Idealisierung des Ist-Zustandes. Ich möchte darauf hinwirken, dass diese unerträgliche Missachtung von Menschen aufhört, indem die automatische Idealisierung des „Oben“ abgelegt wird. Oben sind auch nur Menschen. „Oben“ muss erneut reflektieren, nachdenken und dann auf neuer Basis entscheiden: für Mensch und Natur, statt ausschließlich für Profit. Dieses Thema hat sie aber gegen jede Gewissensbildung auch in der Vergangenheit nicht interessiert. Oben horcht man auf, wenn die Banken Bankrott erklären müssen.
Es muss einen Weg geben, der nicht zwangsläufig zur Vernichtung des einen zugunsten des anderen Menschen führt. Doch solange dieser Weg nicht gefunden ist, ist eine menschliche Gesellschaft nicht möglich, sondern nur Ideologien, die Menschen ausnutzen. Um den richtigen Weg zu finden, sind Kenntnisse der tiefenpsychologischen und psychoanalytischen Psychologie ebenso notwendig wie die Methoden der Verhaltenstherapie: als Werkzeuge, mit denen diese Ideologie der Wirtschaft, der politischen Systematik und der Medien analysiert werden, und als Werkzeuge für die Menschlichkeit, für das Leben und die Natur nutzbar werden.
Zu erinnern sei noch einmal an Auchter und die Kollegen, die in ihrem Buch „Der 11. September. Psychoanalytische und psychohistorische Analysen von Terror und Trauma“ (Psychosozial-Verlag, 2003) eindeutig Stellung bezogen haben. Sie plädieren für die erweiterte Verpflichtung unseres Berufstandes, für den Menschen in heutiger Zeit tätig zu werden. Das Prinzip des Krieges als Prinzip der Zerstörung des anderen, zum eigenen Vorteil, hat Eingang in ungezählte Dimensionen der Zerstörung in unserer heutigen Kultur über die Wirtschaft und die Seele gefunden. Die Dokumentationen aus dem Bereich der Traumatisierungen legen Zeugnis von der Zerstörungskraft längst vergangener Kriegszeiten ab. Verdrängte und abgespaltene emotionale Erlebnisse zeigen sich auch in Übertragungen auf die nächste Generation. Sie zeigen sich einerseits in Form von Krankheiten mit medizinisch nicht erklärbarer Symptomatik und in Form von politischen Entscheidungen, die an den tatsächlichen Lebensbedingungen des Großteils der Bevölkerung vorbeigehen und sich somit durch Ignoranz und Kälte auszeichnen. Sie sind als Zeugnisse fehlenden Mitgefühls und mangelnder Sensibilität zu verstehen. Seelische Zusammenhänge im Einzelmenschen sind unbedingt im gesamtgesellschaftlich-historischen Kontext zu begreifen und aufzuarbeiten (vgl. Alice Miller: Der geheime Schlüssel, 1996). Da die Psychologischen Psychotherapeuten wie die Ärzte als Elite die Spitze des Gesundheitswesens repräsentieren, müssen sie sich im Sinne eines Erhaltes des Menschen für den Menschen einsetzen. Die Inhalte und gesetzlichen Durchführungsbestimmungen in der Gesundheitswirtschaft stehen dem entgegen.
Schließen möchte ich das Kapitel mit einem Zitat aus Attalis Buch, mit einem Appell an alle Menschen:
„Wir können es vermeiden, Kannibalen gewesen zu sein, wenn wir aufhören, es zu werden. Wir können nicht aufhören, es zu werden, solange wir die bis heute nicht überwundene kannibalische Ordnung nicht selbst als das Übel erkannt haben und sie als solches behandeln.
Als Wissenschaftler rebelliert der Mensch gegen das Wissen: Nur so kann die Veränderung gelingen. Indem er eine Zukunft entwirft, rebelliert der Mensch gegen die Zukunft: Nur so gibt es Hoffnung. Nur so. Indem er sich den widerwärtigen Formen der Zukunft verweigert und gegen den unerträglichen Sinn der Vergangenheit Einspruch erhebt, in der jene künftigen Formen angelegt sind, kann ihm die tödliche Bedrohung des Lebens vielleicht noch zur Lehre dienen. Nur wenn er sich auf unnachgiebigen Widerstand gefasst macht und die Gewalt in sich selber verzehrt, kann er die Ordnung des Lebens umwälzen.“ (Attali, 1981, S. 275)
Wie könnte heute ein Ausblick auf die Zukunft des Gesundheitswesens, gemessen an dem, was global technologischer Stand der Dinge und der Menschen ist, aussehen?
Als Ausgangspunkt wähle ich eine kleinen Skizze, wie unsere Zukunft zeitlich recht schnell aussehen könnte, komme ich auf einen alltäglichen Vorgang menschlichen Verhaltens zu sprechen, anhand dessen eine völlig simple Kette für eine Entwicklung von politisch-ökonomischen Argumenten aufgezeigt werden kann, von denen ich unterstelle, dass sie in der hier aufgezeigten Konsequenz kein Mensch wirklich und ernsthaft in seinem Leben haben möchte.
Jeder kennt Menschen, die aus welchen Gründen auch immer ihre Rechnungen nicht bezahlen. Dies betrifft auch die Privatrechnungen von Ärzten. In der Presse ist immer wieder von dem Unmut und dem Ärger der Ärzte über diese Zahlungsmoral zu lesen:
Unverantwortliches, semikriminelles oder tatsächlich kriminelles Verhalten einzelner privat versicherter Menschen leistet argumentativ einer Entwicklung Vorschub, die zu weiteren Kontrollen von Menschen mittels moderner Technologie führen könnten, weil man nicht mehr arbeiten möchte ohne dass die eigenen Leistungen bezahlt werden. Schlicht, man möchte sich nicht mehr ausnehmen und in seinem Vertrauen missbrauchen lassen. Die privaten Krankenkassen handeln bezüglich ihrer Versicherungsbeiträge mit Weitsicht: Sie akzeptieren keine Abtretungserklärungen von Patienten, direkt mit Ärzten/Psychologischen Psychotherapeuten abzurechen. Im Falle von Krankenhausrechungen wird es dann dennoch anders gehandhabt: da bekommt nicht der Patient die Rechnung erstattet, sondern die private Krankenversicherung rechnet sofort mit dem Krankenhaus ab – ohne Frage an den Versicherten, ob ihm das Recht sei! Hintergrund ist, dass einige privat versicherte Patienten zum Arzt gehen und sich „gern“ behandlen lassen, um ihren Kontostand mittels der Erstattung ihrer Behandlungskosten zu füllen!
Wenn nun aber die Versicherungsbeiträge nicht bezahlt sind, behält die private Krankenversicherung den Erstattungsbetrag für Behandlungskosten der Ärzte und/oder Psychologischen Psychotherapeutischen ein: deshalb werden keine Abtretungserklärungen von Patienten bei Behandlern durch sie akzeptiert. Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten schauen bis jetzt in solchen Fällen in die Röhre und selbst wenn bereits ein Mahnverfahren läuft und Kosten bereits teilweise eingetrieben sind, können die privaten Krankenversicherungen mal eben mit nicht bezahlten Versicherungsbeiträgen in Erscheinung treten und laufende Pfändungen außer Kraft setzen.
Weiter passt sich diese Realität in der Gesundheitswirtschaft nahtlos in generelle wie spezielle Supermarktkettenvisionen in Deutschland, Europa und weltweit ein. Wie man zusätzlich weiß, ersetzt das Internet inzwischen realiter Geschäfte, in denen Menschen ihre Waren einkaufen können. Man bestellt bequem, was man möchte – und gleichzeitig schließen Geschäfte in den Städten, verändern grundsätzlich das alte Bild von Innenstädten und deren Geschäften. Dies betrifft auch Apotheken. Wer möchte schon nicht die Vorteile von DocMorris nutzen? Weiter ist die Frage, ob Waren und Dienstleistungen von Kunden auch bezahlt werden. In Geschäften gibt es dazu verschiedene Modelle: Cash, Kreditkarte und Kreditverträge oder Klau. Unter Klau zähle ich auch ärztliche Leistungen, die von den Behandlern nicht zurückgefordert werden können, weil der Patient sie durch Behandlung erhalten hat. In der Regel kann der Behandler sich eben nicht zurückholen, was er gelistet hat. Die Ausnahme bildet (bis jetzt) ein Zahnarzt, den ich an anderer Stelle aus der Presse zitierte, der sich die eingebaute und nicht bezahlte Brücke von seiner Patientin überraschend an der Haustüre zurückholte. Bestellt der Kunde im Internet, gibt er direkt seine Bankverbindung an und es wird abgebucht. Vermutlich gibt es auch hier eine Grauzone von Tricks und Betrügereien, die Kunden initiieren.
Vorstellbar wird, mittels der seit über zehn Jahren existierenden Technologie von Radio Frequency Identification (RFID), Einkäufe, wie ärztliche oder andere Leistungen, sofort vom Konto