Holger Kraatz

Maier im Kaukasus


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Meer für Öl und Erdgas: 5 Mrd. Dollar

       Erweiterung Öl-Terminal Ceyhan: 0,5 Mrd. Dollar

       Neubau Erdgas-Terminal Ceyhan: 1 Mrd. Dollar (würde entfallen, wenn Nabucco gebaut und Erdgas zum Endverbraucher führen würde)

      Annahmen gesamt:

       Geschätzter Gesamtkapitalwert der Öl- und Erdgasquellen: 310 Mrd. Dollar

       Geschätzte Gesamtkosten Erschließung und Transport: 15,0 Mrd. Dollar

       Durchschnittlicher Ölpreis von 60 Dollar/Barrel

       Durchschnittlicher Erdgaspreis von 20 Dollar-Cent/Kubikmeter

       Erstes Öl und Erdgas nach 2 Jahren

       Beteiligungskosten an den Quellen selbst (turkm. Grund) werden erst fällig, wenn erstes Öl und Erdgas die Raffinerie/den Endverbraucher erreicht haben.

       Beteiligungskosten in Höhe von 31,0 Mrd. Dollar komplett gedeckt aus Fremdkapital

       Kosten für Erschließung und Transport werden aus dem Restgewinn des ÖKK gedeckt.

       Betriebskosten und Fremdkapitalkosten werden aus den Öl- und Erdgaseinnahmen gedeckt.

       Rückzahlung des Fremdkapitals durch jährliche Ratenzahlung von 5,0 Mrd. Dollar (durchschnittlicher Schuldzinssatz: 10%) nach 9,3 Jahren.

       Verfügbarkeit der neuen Pipelines (Öl und Erdgas) im Normalbetrieb: 94%, somit 343 Tage/Jahr

      Kennzahlen:

      1a) Umsatz/Tag (Öl): 180 Mio. Dollar

      plus

      1b) Umsatz/Tag (Erdgas): 55 Mio. Dollar

      1) Gesamtumsatz/Tag: 235 Mio. Dollar

      minus Betriebskosten Öl/Tag: 56,5 Mio. Dollar

      minus Betriebskosten Erdgas/Tag: 15,0 Mio. Dollar

      minus Abgaben an turkm. Staatshaushalt/Tag: 23,5 Mio. Dollar

      2) Gewinn/Tag: 140,0 Mio. Dollar

      3) Anteiliger Gewinn/Tag (10%): 14,0 Mio. Dollar

      minus Fremdkapitalkosten/Tag (5,0 Mrd. Dollar/360 Tage): 13,9 Mio. Dollar

      4) Restgewinn/Tag: 0,1 Mio. Dollar

      5) Amortisation der Beteiligungskosten bei Normalbetrieb ohne Einbeziehung des Restgewinns: 9,3 Jahre (Break Even Point) nach erstem Öl/Erdgas

      6) Umsatzrentabilität (Anteiliger Gewinn/Anteiliger Umsatz) ab Schuldenfreiheit: 14,0 Mio. Dollar/23,5 Mio. Dollar = 60%

      Renditeszenarien:

      1) Best-Case (Wahrscheinlichkeit 5%):

       Laufzeit: 20 Jahre durchgängig

       Gewinn, bis Break Even: 9,3 Jahre x 343 Tage x 0,1 Mio. Dollar/Tag = 310 Mio. Dollar

       Gewinn, ab Break Even bis zum Ende der Laufzeit: (20 Jahre - 9,3 Jahre) x 343 Tage x 14,0 Mio. Dollar/Tag = 51,38 Mrd. Dollar

       Gewinn, gesamt: 51,69 Mrd. Dollar

       Rendite für eingesetztes Eigenkapital (2 Jahre Restgewinn ÖKK): 51,69 Mrd./770 Mio. = ca. 67000%

      2) Real-Case (Wahrscheinlichkeit 65%):

       Laufzeit: 15 Jahre durchgängig, 5 Jahre Totalausfall

       Gewinn, bis Break Even: 9,3 Jahre x 343 Tage x 0,1 Mio. Dollar/Tag = 310 Mio. Dollar

       Gewinn, ab Break Even bis zum Ende der Laufzeit: (15 Jahre - 9,3 Jahre) x 343 Tage x 14,0 Mio. Dollar/Tag = 27,37 Mrd. Dollar

       Gewinn, gesamt: 27,68 Mrd. Dollar

       Rendite für eingesetztes Eigenkapital (2 Jahre Restgewinn ÖKK): 27,68 Mrd./770 Mio. = ca. 36000%

      3) Worst-Case (Wahrscheinlichkeit 5%):

       Laufzeit: 1 Jahr (Quelle versiegt, Quelle verstaatlicht, tektonische Verschiebung oder Krieg)

       Verlust: 31 Mrd. Dollar - 1 Ratenrückzahlung (5 Mrd. Dollar) + Schuldzins (3,1 Mrd. Dollar) = 29,1 Mrd. Dollar

      Natürlich haben alle das neue Slide bemerkt, worüber sich Stahl ärgert, ihm geht es jetzt zu schnell und sieht Maier irritiert an - 'Warum nicht eins nach dem anderen, Maier?'. Doch der bekommt die Gestik seines Chefs nicht mit, ist ganz im Bann des Doktors gefangen, in dessen festem Glauben, den Poker zu gewinnen, um ÖKK und Turkmenistan gleichzeitig.

      12

      - Optionen? So ein Schmarrn, lacht Kleingarten.

      - Nein, kein Schmarrn! Ein Handel mit Optionen, der ganz normal vertraglich geregelt wird - ich erkläre es:

      Die Türken und Aserbaidschaner stimmen nicht gegen unseren Beitritt zum ÖKK, und als Gegenleistung sagen wir ihnen vertraglich zu, falls wir einen Anteil an Turkmenistans Bodenschätzen erhalten, an unserem Anteil mitzuverdienen, und das folgendermaßen:

      Wir würden zunächst die neuen Pipelinestücke durch unseren Zuständigkeitsbereich, durch Georgien, bauen, Betrieb und Wartung aber, und das ist die Option, wird anschließend von uns an eine türkische Firma abgegeben. Betrieb und Wartung sind ein profitables Geschäft und spielen nach 20 Jahren in etwa das gleiche ein wie der Bau einer Pipeline selbst. Und so eine Pipeline ist immerhin auf 40, 50 Jahre ausgelegt. Beim Bau schon könnten wir als weiteres Entgegenkommen deren Ingenieure einbinden, damit sie gleich eingewiesen sind.

      Du musst nicht sehr empathisch sein, um zu erkennen, was wieder in Kleingarten vorgeht.

      - Das wäre die Option für die Türkei. Die Aserbaidschaner könnten wir anders ködern - mit einer Option über Transportzüge im Wert eines dreistelligen Millionenbetrags beispielsweise, mit denen wir das Baumaterial für die Pipelines durch den Kaukasus bekommen. Nach Fertigstellung der Pipelines können sie die Züge für ihre eigene Wirtschaft behalten.

      Diese beiden Optionen könnten sie anspornen, mit uns gemeinsam TurkmenGaschi zu überzeugen, die Rohstoffe über den Kaukasus nach Europa zu verkaufen.

      Kleingarten kann sich nicht mehr zurückhalten. Er muss den Wackeldackel jetzt endlich einbremsen, denkt er. Genauso sieht er den Doktor die ganze Zeit vor sich, auf der Hutablage eines alten Mercedes-Benz verträumt mit dem Kopf hin- und herwackelnd.

      - So ein Schmarrn. Warum bauen wir ihnen nicht gleich noch den Hafen von Baku aus, den sie dann auch gleich behalten können!

      - Aber Herr Kleingarten!

      Stahl interveniert beinahe väterlich.

      - Selbstverständlich ist es ein Spiel, ein sehr ernstes aber: Es geht um lukrative Verträge, viel Geld und viel Zukunft, wie immer also. Glauben Sie mir an dieser Stelle, Herr Kleingarten - ich bin seit meinem 50. kein Freund dieser Spiele mehr, da wiederholt sich alles wie in einer Endlosschleife. Es ist doch immer das gleiche, der Gerissenste gewinnt, das heißt, der, der keine Schwächen zeigt.

      In seiner kurzen Pause, die er macht, wird ihm gewahr, dass in seinem zynischen Tonfall selber Schwäche gelegen hat. Noch bevor sich Maier und die anderen Sorgen um seine Einsatzstärke machen können, reißt er sich wieder zusammen-

      - Nennen Sie mir Alternativen, Herr Kleingarten. Die anderen werden es genauso machen und mit Optionen verhandeln, die sich auf den Ausgang von Planspielen gründen. Übrigens - mein Wirtschaftsausschuss hat in der Tat in Erwägung gezogen, dass der Freistaat als Investor beim dann notwendigen Ausbau des Ölterminals in Baku auftritt - diese Drehscheibe würde sonst aus allen Nähten platzen.

      Gegen Ende ist Stahl eindringlich geworden, womit es ihm gelang, Kleingarten auf 120 runterzubremsen. Der Wirtschaftminister schließt sich seinen Worten an.

      -