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Der große Autotest


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dazu, den Fahrer zu bevormunden.

      Tester und Testwagen Mercedes A-Klasse (links).

      Quelle: Sebastian Schaal

      Von rechts zieht der Fahrer eines klapprigen Mercedes aus vergangen Tagen plötzlich in meine Spur und ich habe das Gefühl, er wolle die neue A-Klasse rammen. Vielleicht hat der Fahrer ja ein Problem damit, dass Mercedes mit dem kleinsten Modell der Marke einen Design-Sprung gewagt hat: Weg vom biederen Großvater-Image, hin zum modischen Großstadt-Gefährt mit zackigen Kanten in der Seitenpartie. Es sind nur ein paar Zentimeter, die nach einer Vollbremsung noch zwischen den beiden Fahrzeugen mit dem Stern liegen und eine Delle im Testwagen verhindern.

      Eine Delle in der Außenhaut, die so viel Aufmerksamkeit auf dieses Mercedes-Modell gelenkt hat – ein Grafiker unserer Redaktion schnalzt sogar mit der Zunge angesichts des Anblicks. Die Seitenpartie erinnert allerdings an den 1er-BMW, gegen den das neue Modell ebenso antritt wie gegen den A3 von Audi oder den VW Golf. Vorbei ist die Zeit, als die A-Klasse ein Mini-Van war, der vor allem mit der hohen Sitzposition bei älteren Herrschaften punktete.

      Beim Beinahe-Crash in Düsseldorf wird mir nach einer kurzen Schrecksekunde klar: Die A-Klasse hat mich gar nicht vor einem möglichen Zusammenprall gewarnt. Sie hat vor dem Beinahe-Crash nicht geblinkt, vibriert oder gepiepst. Der einzige Moment während der zwei Wochen mit dem Wagen, in denen ich mich unsicher gefühlt habe – und ausgerechnet jetzt hat sich der neue Mercedes von dem Uralt-Modell fast überrumpeln lassen.

      Laut Datenblatt liegt der Verbrauch bei 5,5 Litern auf 100 Kilometern, im Test – bei teils frostigen Temperaturen – waren es 7,8 Liter.

      Quelle: Sebastian Schaal

      Denn das Gefühl, überrascht zu sein, kam während der Fahrten in dem Wagen sonst nicht auf. Er ist vollgestopft mit Assistenzsystemen, die etwa Tempo-Schilder automatisch lesen und im Display zwischen Tachometer und Drehzahlmesser anzeigen. Ein Spurhalteassistent lässt das Lenkrad vibrieren, wenn auf der Landstraße oder Autobahn der rechte Pfad verlassen wird ohne zu blinken und beim Einparken helfen Kamera und Abstandswarner. Ein Tote-Winkel-Assistent meldet durch in die Außenspiegel integrierte Lichter und auch durch Warnsignale, ob sich Autos gefährlich nähern.

      Doch gerade die Tote-Winkel-Hilfe ist gleichzeitig ein Armutszeugnis für den Wagen: Die Übersichtlichkeit des kleinsten Mercedes wurde dem Design geopfert. Ein Schulterblick ist in dem Fahrzeug überflüssig, da der Mittelpfosten so breit geraten ist, dass das Drehen des Kopfes keinen Sinn ergibt. Den Eindruck der Enge verstärken die hoch gezogenen Türen – und wer hinten sitzt, dem wird der Ausblick durch die Designlinie des Fahrzeugs ebenfalls erschwert.

      Boah, der Tacho geht bis 260. Doch bei 224 km/h ist Schluss für den A200.

      Quelle: Sebastian Schaal

      Alte A-Klasse trifft neue A-Klasse

      Dennoch ist der Wagen auch ein Gentleman. Zwar muss ich mich erst an den freundlichen Würgegriff gewöhnen, mit dem einen der elektrische Gurtstraffer nach dem Anschnallen begrüßt. Doch dann freunde ich mich rasch mit dem Gefährt an. Der Sitz ist äußerst bequem, das Lenkrad griffig und selbst die vielen Knöpfe am Lenkrad erschließen sich recht schnell. Auch die Bedienung von Navigationsgerät und Unterhaltungsmedien mittels eines Drehknopfes in der Mittelkonsole ist nach wenigen Handgriffen gelernt.

      Bequem ist etwa auch das Feststellen der Bremse im Stau oder an der roten Ampel. Ein fester Tritt auf die Bremse rastet diese ein und ich kann den Fuß vom Pedal nehmen, ohne dass der Wagen loszurollen droht. Sobald ich wieder Gas gebe, löst sich die festgestellte Bremse und die Fahrt geht weiter.

      Der Wagen fährt sich absolut ruhig bis etwa Tempo 130, bevor die Außengeräusche ein wenig zu stören beginnen. Am Antriebsaggregat ist allenfalls auszusetzen, dass es sich erst nach einem sehr beherztem Tritt aufs Gaspedal auch so verhält, wie man es von einem Auto mit über 150 PS erwartet. Doch ist man einmal vom Fleck gekommen, sind auch Zwischensprints bequem möglich.

      Etwas zu dick trägt Mercedes allerdings bei der Cockpit-Gestaltung auf. Die Scheiben des Tachos und Drehzahlmessers sind mit einer schimmernden Zielflaggenoptik hinterlegt und die Tachonadel steht erst bei Tempo 160 oben in der Mitte. Das ist doch etwas dick aufgetragen. Auch die turbinenförmigen Luftauslassdüsen im Innenraum sind nicht mein Geschmack, aber in jedem Fall – wie der gesamte Wagen – perfekt verarbeitet.

      Alte A-Klasse (in rot) trifft neue A-Klasse.

      Quelle: Martin Dowideit

      Um einen zweiten Blick auf den Wagen bieten zu können, habe ich das Auto auch in die Obhut von Freunden gegeben, die seit vielen Jahren eine alte A-Klasse besitzen und diese als Familienkutsche benutzen. Vor allem die älteren Kinder pochten nach der Testfahrt darauf, dass Mama und Papa einen neuen Wagen anschaffen sollen.

      Doch eine A-Klasse wird es für die Familie definitiv nicht werden. Denn das komplett umgekrempelte Design lässt den Wagen nicht länger familientauglich erscheinen – und dass nicht nur wegen der hellen und damit schmutzempfindlichen Lederpolsterung des Testmodells. Der Kofferraum sei eng geschnitten, die Rundumsicht zu stark eingeschränkt und auch die Sitze ließen sich nicht ausbauen, urteilt die Testfamilie.

      Unpraktisch beim Einparken: Die dicke Tür lässt sich etwa in Tiefgaragen nicht sehr weit öffnen.

      Quelle: Sebastian Schaal

      Natürlich habe Mercedes den Schritt weg vom Mini-Van bewusst gemacht. Doch warum dann den Namen „A-Klasse“ beibehalten? Außerdem sei das Design letztlich enttäuschend. Von vorne sei zwar auf den ersten Blick klar, dass es ein Mercedes sei. Doch die Heckpartie „könnte auch einem Koreaner gehören“.

      Der Blick in die Preisliste macht aber schnell klar, dass hier kein Billig-Import vor dem Eigenheim steht. Mit der Ausstattung und dem 1,6-Liter-Motor kostet unser Testwagen 42.256,90 Euro.

      Alle Fakten zum Mercedes A 200 im Überblick

Technische Daten
Motor-Bauart Reihenvierzylinder-Turbo
Hubraum 1.595 cm³
Leistung 115 kW (156 PS)
bei Drehzahl 5.300 1/min
Drehmoment 250 Nm
bei Drehzahl 1.250 - 4.000 1/min

Fahrleistungen 6-Gang-Handschaltung
Höchstgeschwindigkeit 224 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h 8,4 s

Verbrauch & Emissionen
Innerorts 7,5 l/100km
Außerorts