Tom Hochberger

Art-City


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Wasser, 39,5 Grad, Whirlpoolfunktion an!“

      In Sekundenschnelle füllte sich die Wanne mit angenehm weichem Wasser, welches aus dem Zufluss sprudelte. Er machte es sich in dem Becken, in dem locker 3-4 Personen Platz finden würden, gemütlich und ließ den Tag entspannt ausklingen.

       4

       Mr. Noname

      Der Himmel war sternenklar und die Nacht noch lange nicht vorbei, als Bruce Garner sich unruhig im Bett herumwälzte. Er träumte wieder einmal schlecht. Eine Meereswoge beutelte ihn hin und her. So sehr er sich auch wehrte, er konnte nichts dagegen ausrichten. Er fühlte sich dieser Naturgewalt hilflos ausgeliefert. Ein Gefühl der vollkommenen Verlorenheit erfasste ihn, so als ob es auf der ganzen Welt nichts gäbe, das ihn hätte retten können. Beklemmende Angst eroberte seinen ganzen Körper. Seine kräftigen Muskeln nutzten ihm nichts, einfach gar nichts. Er kämpfte gegen eine Macht, die er bis dahin noch nicht gekannt hatte. Ewige Dunkelheit schien ihn zu verschlingen wie ein grässliches Monster.

      „Bruce, wach auf!“ Sanft, ganz sanft liebkoste und küsste Kim ihren Geliebten.

      „Schau mir in die Augen, Liebster. Wach auf, ich bin da. Beruhige dich und hab keine Angst!“

      Bruce brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass er nur geträumt hatte. Als er Kim ins Gesicht sah und von dem Ausdruck der Liebe, der sich in ihren Augen widerspiegelte, getroffen wurde, schwand die Angst langsam aus seinem Körper.

      „Schatz, ich liebe dich. Willst du mir nicht endlich sagen, was dich so quält?“

      „Das kann ich nicht, weil ich es selbst nicht weiß“, flunkerte er.

      „Oder du traust dich nicht, es mir zu sagen. Bruce, bitte rede mit mir.“

      Ihre zarten Hände strichen über seine Brust und ihre Zunge berührte ganz sanft sein Ohr.

      „Ja, aber nicht heute Nacht“, sagte er leise und erwiderte ihre Zärtlichkeit, indem er ihr langsam über den ganzen Körper strich, gefühlvoll ihre Brüste berührte und seine Hand in ihren Schritt wandern ließ. Während sie sich liebten, verschwand die Angst komplett aus Bruce´ Körper. Nachdem sie den Akt beendet hatten, schliefen beide mit dem Gefühl von tiefer Geborgenheit noch einmal ein.

      Dieser wohlige Zustand währte nicht lange, denn kurz darauf schickte das Surroundsystem wachmachende Klänge durch das Schlafzimmer der beiden. Kim stand als Erste auf und machte das Frühstück, während Bruce sich im Badezimmer für den Tag herrichtete. Nachdem er fertig war, setzte er sich an den Tisch und sagte „News“ in den Raum hinein. Der Dailys machte sich auf der Projektionsfläche mitten in der Küche breit und schickte die neuesten Meldungen durch das Netz. Mit einem Auge schielte er aber rüber zu seiner bezaubernden Gattin.

      „Was für eine wunderschöne Frau ich doch habe“, dachte Bruce, „aber sie kann so furchtbar neugierig sein.“

      Als ob sie Gedanken lesen könnte, sagte sie:

      „Ich bin nicht neugierig, ich mache mir Sorgen um dich. Warum teilst du deinen Kummer nicht mit mir?“

      „Das würde ich ja gerne, aber es geht nicht.“

      „Du weißt, dass ich dich liebe Bruce. Aber ich weiß nicht, ob ich es mein ganzes Leben lang ertragen kann, nie wirklich zu wissen, was in dir vorgeht! Mach dir Gedanken darüber, wie wir dieses Problem lösen können“, entgegnete sie ihm bestimmend.

      Bruce war nicht fähig zu antworten, denn er spürte plötzlich wie die Furcht, die ihn in der Nacht zuvor schon einmal bedrohte, langsam wieder in seine Knochen kroch. War es die Angst, Kim vielleicht verlieren zu können? Er war durcheinander. Als er aufstand, schaute er seiner Frau mit durchdringendem Blick in die Augen.

      „Kim, ich liebe dich auch!“, sagte er und ging aus dem Haus.

      Zur gleichen Zeit ertönte in Summers Penthouse ein E-Gitarrensoli, dass kontinuierlich lauter und rockiger wurde. Der Journalist brauchte Power zum Aufwachen, um so richtig für den Tag motiviert zu sein. Er sprang aus dem Bett, zog sich an und sagte „Kaffee“ in die Küche hinein. Summer wollte fit sein und so schnippelte er sich etwas Gemüse zusammen und warf das ganze mit ein paar Brocken Schafskäse und frischen Kräutern in eine Schüssel. Mit hochwertigem Olivenöl, Balsamicoessig, Salz und Pfeffer würzte er seinen Snack und ließ nebenbei ein paar Orangen durch den Safter. Mit etwas Fladenbrot genoss er sein Frühstück, während er durch seine riesigen Fensterscheiben die großartige Kulisse von Art-City betrachtete. Summer konnte sich nicht entscheiden, ob es ihm heute gut ging oder nicht, weil ihn dieses seltsame, undefinierbare Gefühl – als ob ihm etwas fehlte - erneut überfiel. Trotzdem freute er sich auf den Tag, der vor ihm lag und bevor er das Haus verließ, speicherte er noch ein paar Gedanken in Bezug auf seinen Auftrag auf seiner Multiquantwatch ab. Er liebte seinen Job, so wie andere ihre Frauen liebten. Die Frauen liebte er natürlich auch, manchmal. Er machte sich auf den Weg Richtung „Bodycheck“ und benutzte dafür das ausgeklügelte City-Traffic-System. Das Schwebebahnennetz von Art-City war vom Design her dem der Hoverwalks angepasst. Die Bahnen rasten mit hoher Geschwindigkeit durch runde Glasröhren, die kreuz und quer durch die ganze Stadt angelegt waren. Schwebebahn war ein etwas verwirrender Ausdruck, denn eigentlich wurden sie durch Druckumwandlung angetrieben. Niemand wusste so ganz genau, wie diese Dinger funktionierten, außer natürlich den Ingenieuren, die sie entworfen hatten. In jeder Bahn war ein Druckluftkompensator eingebaut, der sich den Überdruck der durch die Vorwärtsbewegung der Bahn in der Röhre entstand, sofort wieder zunutze machte, indem er diese Energie in Antriebskraft umwandelte. Der Druckluftkompensator war so konzipiert, dass er diese Kraft auch speichern konnte und so jederzeit ein Anfahren möglich war. Diese Technik arbeitete vollkommen umweltbelastungsfrei. Das Benutzen der Schwebebahnen verlieh dem Fahrgast das Gefühl zu fliegen. Summer genoss es und stieg bei Exit-number 49 aus. Über einen Hoverwalk, der direkt an das System angeschlossen war, gelangte er zum Zielort. Beim Anblick des monumentalen Gebäudes, in dem der „Bodycheck“ untergebracht war, fragte sich der Betrachter zwangsläufig, ob das wirklich noch ein Fitnessstudio sein konnte. Als Summer das Foyer betrat, hatte er das Gefühl, im Empfangsraum eines Nobelhotels zu stehen. Summer ging zur Rezeption, die sich direkt gegenüber des Einganges befand.

      „Hi, ich bin Christopher Summer. Ich habe gestern einen Tagesaufenthalt gebucht.“

      „Ja, einen Moment bitte. Es kommt gleich jemand.“

      Der Empfangsmitarbeiter telefonierte kurz, woraufhin es nicht lange dauerte, bis eine wunderschöne, amazonenhafte, schwarzhaarige Frau im Foyer auftauchte.

      „Hi Christopher. Ich bin Helen, dein persönlicher Health-Leader. Bei uns ist es üblich, dass man sich mit Vornamen und du anspricht. Ist das in Ordnung für dich?“

      „Na klar“, antwortete Summer etwas verdutzt ob der rassigen Schönheit, die ihm da gegenüberstand. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte natürlich auch nichts dagegen, ganz im Gegenteil.

      „Zuerst mache ich eine Führung durch unser Center, bei dem ich dir alles zeige. Wir beginnen hier unten im Erdgeschoss mit dem Nassbereich.

      Aber zuerst kannst du in die Kabine dort hinten und dich umziehen, ich warte solange hier.“

      Der Journalist setzte den Vorschlag in die Tat um und machte sich bereits Gedanken, wie er am besten sein erstes „Objekt“ befragen konnte. Helen zeigte ihm die verschiedenen Ebenen und erklärte ihm alles. Außerdem führte sie ihn in den Check-Room, wo sie ihn auf Herz und Nieren prüfte. Er war topfit. Auf der vierten Ebene angelangt, fragte sie ihn, ob er an der so genannten „Braveheartprobe“ interessiert sei.

      „Was soll denn das sein?“, fragte er sie.

      „Hast du schon einmal Kampfsport betrieben?“

      „Ja, ein wenig.“

      „Gut, dann bist du der richtige Mann für unseren `Mr.