Jo L.L. Roger

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umgehen kann.“

      „Vielleicht solltest du dir ein Mädchen suchen, das nicht nur deine Interessen teilt, sondern dich auch als Einzelgänger mag?“

      „Ich denke, es gibt nur wenige Menschen, die in diese Kategorie fallen. Das macht es schwer ein Mädchen zu finden, das ähnlich tickt.“

      Brigitta trinkt einen langen Schluck aus der Dose, bevor sie an Carl heranrutscht. Ungeniert starrt sie ihm in die Augen. Er sieht erst zur Seite, doch da er merkt, dass sie die Augen nicht von ihm nimmt, erwidert er den Blick. Vorsichtig streckt er eine Hand aus. Zögernd neigt sie den Kopf zur Seite, bis ihre Wange seine Handfläche berührt. Sie legt ihm ihrer Hand liebevoll auf die Schulter. Mit sanftem Druck signalisiert sie ihm, die zaghafte Berührung zu intensivieren. Mit dem Daumen streicht er ihr zärtlich über die Wange, bis er ihre Nasenspitze für einen Moment anstupst. Sie lächelt ihn erwartungsvoll an. Carl stellt die Dose auf den Boden. Unbeholfen beugt er sich zu ihr. Behutsam bewegt sie ihren Körper auf ihn zu und legt ihm die Hand in den Nacken. Mit den Fingerspitzen krault sie ihn so lange, bis sich die Nackenhaare leicht aufstellen. Brigitta schließt die Augen. Zitternd berührt er ihre Lippen. Die Küsse sind zögerlich und ungeschickt. Die beiden spüren, wie der jeweils andere auf einen Kuss mit einem intensiveren Kuss antwortet. Während sie sich küssen und liebkosen, greift sie mit ihrer freien Hand nach seiner. Zärtlich legt sie diese auf die Innenseite ihres Oberschenkels. Davon überrascht unterbricht Carl das Spiel der Zungen, doch Brigitta bedeutet ihm mit sanftem Druck in den Nacken, dass er fortfahren soll. Liebevoll streichelt er über die Innenseite ihres Schenkels, während sie ihre Hand auf seinen flachen Bauch unter das T-Shirt legt. Sie spürt seine stetig steigende Stimmung.

      Die beiden schrecken hoch, als Spidi die Terrassentür aufreißt. Wütend stiert ihn Carl an. Sprachlos und mit versteinertem Gesichtsausdruck fixiert er das Pärchen. Behutsam lösen die beiden ihre Körper aus der Umarmung, sodass Brigitta den Störenfried ebenfalls sieht. Als sie die schockierte Miene bemerkt, grinst sie herausfordernd. „Hast du es endlich kapiert?“

      „Shit!“ Unbeholfen dreht sich Spidi um und stolpert zurück ins Wohnzimmer. Brigitta streicht Carl kurz durch die Haare.

      „Wollen wir reingehen?“

      „Ja“, erwidert er mit gerötetem Gesicht. „Ich brauche aber einen Moment.“

      Brigitta bemerkt die Beule in seiner Hose und beginnt zu kichern. Nachdem sie sich beruhigt hat, greift sie zu den Haarspangen. Routiniert bringt sie die zerzausten Strähnen in Ordnung. Voller Neugier verfolgt er ihre Handbewegungen. Die Erektion lässt sichtbar nach, sodass er aufsteht und ihr die Hand reicht. Gemeinsam kehren die beiden ins Haus zurück.

      Im Wohnzimmer herrscht Totenstille. Ein halbes Dutzend Augenpaare folgt dem Pärchen auf dem Weg zur Couch. Carl kann sein Grinsen kaum unterdrücken. Martin versucht die angespannte Stille zu beenden, indem er ihn betont neugierig fragt: „Thorsten hat erwähnt, dass du neue Grafikdemos besorgt hast?“

      „Ja. Ich hab noch ein paar Sachen gefunden, die wir nicht hatten. Sind auch einige Intros für die nächste Assembly dabei.“

      „Oh, cool! Dürfen wir die Demos sehen?“

      „Na klar“, erwidert Carl, während er vor dem Rechner Platz nimmt. Brigitta lässt seine Hand los, schmiegt sich jedoch eng an ihn. Martin setzt sich neben ihr auf die Armlehne, BlitzKey quetscht sich zwischen Thorsten und Carl auf die Couch, damit er den Monitor ebenfalls sehen kann. Die anderen bleiben hinter der Polstergarnitur stehen. Carl navigiert in der DOS-Konsole durch das Laufwerk, bis er den Ordner mit den Downloads findet. Nach einem Wink an Vincent, der das Licht im Wohnzimmer ausschaltet, startet er ein Grafikdemo. Gebannt starrt er mit den Freunden auf den Monitor. Erst nachdem die Musik aus den kleinen Boxen neben der Röhre erklingt, lehnt er sich entspannt zurück. Brigitta legt ihren Arm um ihn. Begeistert folgt sie den bunten Animationen auf dem Monitor.

      „Ist das Ding neu?“, wundert sich Martin.

      „Erst ein paar Tage alt. Ist doch geil oder?“

      „Yep!“, bestätigt BlitzKey.

      „Das wird übrigens gerade alles in Echtzeit auf dem PC gerechnet“, fügt Martin stolz hinzu.

      „Nicht schlecht!“, erwidert Brigitta.

      „Du musst ihr danach unbedingt mal 2nd Reality zeigen!“, drängt Martin.

      „Wird das uralte Teil nicht irgendwann langweilig?“, mosert BlitzKey.

      „Nein! Ist immer noch eins der besten Grafikdemos auf PC.“

      „Wir sind eigentlich nicht hier, um uns drei Jahre alte Demos anzugucken, die fast jeder kennt“, wirft Carl in die Diskussion ein.

      „Ich seh’s mir später mit dir an, oki?“

      „Gerne“, verspricht er seiner Freundin.

      „Fahrt ihr dieses Jahr auch wieder zur Assembly?“, fragt Spidi dazwischen.

      „Das hängt davon ab, ob irgendjemand ab erstem Juli eingezogen wird. Außerdem weiß ich nicht, ob Thorsten Zeit und Lust hat.“

      „Zeit und Bock hätte ich, aber ich hab keine Ahnung, ob der Bus durch den nächsten TÜV kommt. Meine Alte ist bestimmt begeistert, wenn ich ne Woche mit euch Nasen rumhänge, anstatt mit ihr in den Urlaub zu fahren.“

      „Nimm Steffi doch mit!“, schlägt Martin vor. „Ihr seid jetzt verheiratet, da kann sie nicht Nein sagen.“

      „Dann schläfst du dieses Mal aber auf dem Dach. Das verspreche ich dir!“

      „Wohin wollt ihr fahren?“, fragt Brigitta.

      „Zur Assembly ´96. Das ist die größte Computerparty in Europa, wahrscheinlich sogar weltweit. Dort hängen Tausende Computerfreaks wie wir rum und machen nix anderes als Zocken und Grafikdemos gucken“, schwärmt Thorsten.

      „Das klingt nicht schlecht, da wäre ich auf jeden Fall dabei.“

      „Das Problem ist leider, dass sie im August in Helsinki stattfindet“, fügt Carl hinzu.

      „Oh! Das ist wirklich weit weg.“

      „Letztes Jahr sind wir, also Carl, BlitzKey, Mr. Pixel und ich“, ergänzt Thorsten, „nach Finnland gefahren. War ein Mordsspaß, aber auch eine ziemlich anstrengende Fahrt für ein verlängertes Wochenende.“

      „Vielleicht klappt es noch?“, wundert sich Brigitta. „Wir könnten einen zweiten Bus oder Camper besorgen, dann kann deine Freundin auch mitkommen, oder?“

      „Mal sehen. Meine Frau hat bestimmt keine große Lust darauf und eigentlich sollte ich Krankenwagen fahren, damit ich genügend Stunden fürs Studium zusammenkriege.“

      „Ich verstehe!“

      „Falls es mit Zivi und Bund nicht zu ätzend aussieht, organisieren wir eventuell unsere eigene Party in München“, posaunt BlitzKey heraus.

      „Echt?“

      „Wir hatten mal so eine Idee, aber bisher fehlte uns die Zeit, es tatsächlich umzusetzen. Wer kommt schon nach München? Die meisten Partys dieser Art finden immerhin in Skandinavien statt.“

      „Umso besser, dann hättet ihr hier eine echte Marktlücke gefunden!“

      „Sag mal, du studierst nicht zufälligerweise Wirtschaftsinformatik im Nebenfach?“, scherzt Vincent.

      „Nope! Das ist überhaupt nicht mein Fall“, antwortet sie.

      „Vielleicht solltet ihr Brigitta mal euer eigenes Demo zeigen?“, wirft Spidi spöttisch in die Runde.

      „Ihr programmiert eigene Grafikdemos?“

      „Die Jungs haben es mal versucht, nachdem ich meins geschrieben habe.“

      „Spidi, halt bloß die Klappe! Was du probiert hast, ist Schrott und hat nicht mal Musik“, entrüstet sich BlitzKey.

      „Immerhin habe