Jo L.L. Roger

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ausbrechen. „Nein, ich habe dort nur den Algorithmus für den Würfel her, die Animation und alles andere ist von mir.“

      „Ist schon gut“, beruhigt ihn BlitzKey. „War nicht böse gemeint, aber wir haben zu fünft nicht mal ansatzweise etwas zusammengebracht, was diese Typen auf den Partys zeigen. Dein Demo ist kein Stück besser.“

      „Schon gut! Macht euch nur über mich lustig.“

      Da Carl die Diskussion der beiden zu blöd wird, startet er kurzerhand den eigenen Versuch eines Demos. „Der Code stammt hauptsächlich von BlitzKey und Thorsten, Martin und ich haben die Grafiken und den Großteil der Animationen gebastelt und die Musik kommt von Christoph.“

      Brigitta verfolgt das gezeigte Grafikdemo trotz der vielen kleinen und teilweise auch größeren Fehler mit tiefer Bewunderung. Nach einem Flug durch einen animierten Tunnel bricht das Demo unverhofft ab. „Das war es leider schon. Es fehlen noch ein paar Dinge, die wir nicht hinbekommen haben und der Übergang nach dem Tunnel hat so viele Bugs, dass er fast immer crasht.“

      „War doch gar nicht schlecht“, ermutigt sie die Jungs.

      „Wir hatten nie Zeit es fertigzustellen, obwohl wir seit fast zwei Jahren daran basteln.“

      „Schade eigentlich. Hätte mich interessiert, wie es endet.“

      „Können wir jetzt endlich weiterspielen?“, drängt Vincent. „Ich warte schon den ganzen Nachmittag auf die neuen Level für Duke Nukem, die BlitzKey besorgt hat.“

      „Vincent hat ausnahmsweise recht. Wir können Demos ein anderes Mal ansehen“, schließt sich Christoph an.

      „Dann kopiert euch das Map-Pack vom Server“, drängt Thorsten.

      Die Traube um Carls Monitor löst sich auf. Die Mitspieler kehren zu ihren PCs zurück, versorgen sich mit Getränken oder unternehmen einen letzten Abstecher auf das stille Örtchen, bevor die nächste Spielrunde startet. Pflichtbewusst lädt Martin die neuen Level auf den Gameserver, während Carl Richtung Toilette verschwindet.

      „Du spielst mit deinem Freund?“, fragt Spidi.

      „Mit wem sonst? Etwa mit dir?“

      „Ne, klar. Ich wollte nur wissen, ob wir eine Chance gegen euch haben.“

      Brigitta lacht. „Mal sehen, wie gut die Level sind.“

      * * *

      Im Wohnzimmer des Einfamilienhauses sitzen müde Gestalten vor den PCs. Ihre Konzentration wird vom Klingeln an der Haustür unterbrochen. Vincent stürmt von seinem Platz in der Küche zur Tür. „Das ist meine Alte“, erklärt er den anderen auf dem Weg durchs Wohnzimmer.

      „Wie spät ist es denn?“, fragt Carl in die Runde.

      Spidi gähnt hörbar.

      „Kurz nach zwei Uhr!“, verkündet Christoph.

      „Claudia ist spät dran.“

      „War es das schon?“, fragt Brigitta.

      „Leider ja!“

      Spidi und Christoph loggen sich aus dem Spiel aus und schalten ihre Computer aus. „Zeit zu packen“, murmelt Christoph.

      Carl schaltet seinen PC ebenfalls aus.

      „Menno! Ich hätte Mr. Pixel fast noch einmal erwischt“, beschwert sich Brigitta, da er den Gameserver herunterfährt.

      „Bist du nicht müde?“

      „Nicht im Geringsten! Das ist meine produktivste Tageszeit.“

      Carl lacht. „Wahrscheinlich sind Martin und BlitzKey froh, dass du sie nicht mehr killen kannst.“

      „Hä?“

      „Die bekommen heute Nacht bestimmt Albträume.“

      Vincents Freundin betritt das Wohnzimmer in einem eleganten Abendkleid. „Hallo, Leute! Sorry, dass ich so spät dran bin, aber unser Mädelabend hat heute länger gedauert.“

      „Wir haben uns prächtig amüsiert“, beruhigt sie Brigitta.

      „Eigentlich haben sich nur die beiden amüsiert“, klärt BlitzKey Claudia mit einem Fingerzeig auf Brigitta und Carl auf, als er im Wohnzimmer erscheint. „Wir Normalsterblichen waren nur Deko.“

      „Jetzt übertreib mal nicht, BlitzKey!“, wehrt Carl ab.

      „Du bist gut. Ihr beiden habt jedes Match gewonnen. Selbst als ihr gegeneinander gezockt habt, war immer einer von euch Highscorer.“

      „Ich helfe Vincent mit seinem Rechner“, unterbricht Carl die Nörgelei. Claudia sieht sich gelangweilt um. Verloren wartet die Rothaarige mit den auffälligen Sommersprossen im Wohnzimmer. Sie wirkt im Chaos der LAN-Party völlig deplatziert. „Willst du ein Bier oder eine Cola?“, fragt BlitzKey.

      „Nein danke. Ich muss fahren.“

      „Red Bull ist auch noch da.“

      „Lieber nicht.“

      Vincent schultert eine Leinentasche mit CSU-Aufdruck, bevor er das Towergehäuse hochhebt. Claudia hält ihm die Tür zum Flur und danach die Haustür auf. Carl folgt den beiden mit dem Monitor. Die anderen Mitspieler packen Kabel, Mäuse und Tastaturen in Taschen oder Rucksäcke. Mühelos verschwindet das provisorische Netzwerk. „Kannst du mir mit Carls Rechnern helfen?“, bittet Brigitta Christoph, der seine Ausrüstung bereits zusammengepackt hat.

      „Bleibt mir gar nix anderes übrig, nachdem du mich eingeparkt hast.“

      „Sorry, aber Carl meinte, das wäre in Ordnung.“

      „Ist es auch“, erwidert er grinsend.

      Unterdessen erscheint Martin im Wohnzimmer. Anstatt mitzuhelfen, holt er aus der Küche Bier und Pizza. Spidi gähnt bei nahezu jedem Handgriff, den er an seinem PC tätigt. Martin setzt sich auf einen Sessel und beobachtet die anderen bei der Arbeit.

      „Musst du deinen Rechner nicht abbauen?“, fragt Brigitta.

      „Nein. Ich penne heute bei BlitzKey. Vielleicht zocken wir noch eine Runde gegeneinander. Dann hab ich wenigstens mal die Chance ein Deathmatch zu gewinnen.“

      „So schlecht warst du nun auch nicht, dir hat nur das Glück gefehlt“, versucht ihn Brigitta aufzumuntern.

      „Ich war nie besonders gut bei solchen Games, wenn ich ehrlich bin.“

      Während Spidi unter dem Couchtisch herumkriecht, um die letzten Kabel einzusammeln, warnt ihn Thorsten, der bereits mit seinem eigenen PC nach draußen unterwegs ist: „Wenn du noch lange brauchst, darfst du wieder Claudia anbetteln oder du übernachtest bei BlitzKey. Ich fahr sonst ohne dich.“

      „Bin fast fertig.“

      BlitzKey und Carl kehren nach der Verabschiedung von Vincent und dessen Freundin ins Wohnzimmer zurück. „Vielleicht solltest du aufhören, den süßen Hintern von Carls Freundin anzugaffen!“, setzt Thorsten nach. „Die lässt dich sowieso nicht ran. Die hat sich nicht umsonst unseren Großen geangelt.“

      Spidi schreckt hoch und stößt sich den Kopf an der Tischplatte. Carl nickt Thorsten kurz zu, bevor er dessen Monitor hochhebt. BlitzKey hilft Spidi beim Aufräumen des Kabelgewirrs.

      „Bin fast fertig“, schnaubt dieser kurzatmig. „Du brauchst dir also keinen Sorgen machen, dass es heute Nacht eine Ménage-à-trois gibt.“

      „Alter! Wenn dich der Bärtige hier vergisst, pennst du auf der Couch, das darfst du mir glauben.“

      „Hab schon verstanden.“

      Ungefragt holen Thorsten und Carl Spidis Monitor und Gehäuse im Wohnzimmer ab. „Mach hinne! Ich fahr jetzt!“, drängelt Thorsten. Hektisch stopft der blondierte Möchtegern-Playboy die letzten Kabel in den Rucksack, während er seiner Mitfahrgelegenheit zum VW-Bus hinterherläuft.

      „Hätte ihn Thorsten