Jo L.L. Roger

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musste.“

      „Thorsten ist wirklich verheiratet?“

      „Ja und er hasst es, wenn man ihn damit aufzieht, da er immer geschworen hat, dass er nie heiraten wird.“

      „Gut zu wissen.“

      „Keine Sorge, du bist Carls Freundin, da hast du nix zu befürchten. Der Bärtige ist eigentlich ein lieber Kerl, aber seitdem er Tag und Nacht im Krankenwagen unterwegs ist, tickt er manchmal ein bisserl komisch.“

      Seelenruhig packen Brigitta und Carl ihre Ausrüstung ein. Christoph hilft ihnen beim Aufwickeln der Kabel. Martin sieht amüsiert zu, während er mit Pizza und Bier beschäftigt ist. BlitzKey wickelt das lange Koaxialkabel, das sie vorher im Treppenhaus verlegt haben, auf die Kabeltrommel. „Hast du alles?“, fragt er Carl.

      „Sieht danach aus. Soll ich die kurzen Kabelstücke hier lassen?“

      „Wäre ne gute Idee, dann müssen wir beim nächsten Mal weniger neue Kabel crimpen.“

      „Stimmt auch wieder. Die meisten Games unterstützen mittlerweile acht Leute. Da werden unsere Runden sicherlich wachsen.“

      „Wird aber ein wenig eng, wenn meine Alten hier sind.“

      „Mal schauen, vielleicht können wir mal wieder bei mir zocken, wenn mein Vater auf Geschäftsreise ist.“

      „Das wäre echt Klasse!“

      „Hast du den Savegame-Editor für Descent 2 schon fertig?“

      „Savegames funktionieren, aber ich muss die alte Oberfläche umstricken, da in dieser Version ein paar Dinge hinzugekommen sind.“

      „Was glaubst du, wie lange du dafür brauchst?“

      BlitzKey zuckt mit den Schultern. „Auf einer einzelnen Mühle dauert das Austesten ewig, da meine Hacks oft das Game crashen. Daher muss ich die Kiste ständig neu starten.“

      „Vielleicht kann ich noch nen Rechner zusammenschrauben, wenn dir ein älterer PC zum Testen reicht“, schlägt Carl vor.

      „Solange das Spiel startet, soll’s mir recht sein.“

      „Okay. Ich bastle dir etwas zusammen.“

      Während sich BlitzKey und Carl über Software unterhalten, wippt Brigitta unruhig von einem Bein auf das andere. Er beachtet sie jedoch nicht, da er zu sehr in sein Gespräch vertieft ist. „Wollen wir ein paar Sachen in den Twingo packen?“, bettelt sie Christoph an, der den beiden ebenfalls zuhört.

      „Gerne“, bestätigt er. „Dann komm ich wenigstens halbwegs früh nach Hause.“

      „Kannst du den großen Rechner nehmen?“

      Christoph nickt zustimmend. Vorsichtig hebt er das schwere Gehäuse des Servers hoch. Martin schlingt den Rest der kalten Pizza hinunter, wischt die fettigen Finger am T-Shirt ab und folgt den beiden mit einem weiteren Gehäuse nach draußen.

      „Gibt’s sonst noch etwas, das ich dir besorgen soll?“, fragt Carl.

      „Eigentlich bin ich ganz gut mit Software versorgt. Falls du an eine neuere Betaversion von Windows NT 4.0 herankommst, wäre ich dir aber sehr verbunden.“

      „Ich schau mal, ob ich Brigitta dazu überreden kann, dass ich es bei ihr in der Uni ziehen darf. Per ISDN dauert mir das zu lang.“

      „Schon klar“, erwidert BlitzKey. „Seid ihr beiden tatsächlich zusammen oder war das vorhin nur Show, damit Spidi mit der Baggerei aufhört?“

      Vorsichtig schaut sich Carl nach den anderen um. „Sieht danach aus. Das Rumgeknutsche auf der Terrasse war definitiv mehr als Show.“

      „Freut mich für dich!“, BlitzKey schlägt ihm freundschaftlich auf die Brust. „Die Kleine ist wirklich eine Nette. Die passt bestimmt besser zu dir als Kiki.“

      „Ich hoffe es.“

      „Jetzt muss ich mir nur noch eine Bikervariante von deiner Kleinen suchen.“

      Carl antwortet seinem Freund mit einem verschmitzten Lacher. Da Christoph zurück ins Zimmer eilt, helfen sie nun ebenfalls, den Twingo zu beladen. Nach wenigen Minuten ist das Wohnzimmer von der Invasion der Videogamer befreit. Carl schaut sich ein letztes Mal um, doch Brigitta zerrt ungeduldig an seiner Hand und schleift ihn zur Haustür. Dort stehen Martin und BlitzKey. „Danke für den tollen Nachmittag und den schönen Abend. Ich freue mich schon auf das nächste Mal.“

      „Das muss ich mir noch überlegen“, antwortet BlitzKey. „Immerhin will ich auch mal gewinnen.“

      Martin kichert leise vor sich hin.

      „Dann lass uns Descent zocken!“

      „Wieso denn das?“

      „Ich hab Probleme mit räumlicher Wahrnehmung. Im freien 3D-Raum habe ich keine Chance gegen euch. Da braucht Martin nicht mal üben.“

      „Wieso hast du das nicht früher verraten?“

      „Warum sollte ich mir den Spaß mit euch verderben?“

      BlitzKey grinst sie daraufhin an und streckt ihr kameradschaftlich die Faust entgegen. Verunsichert erwidert Brigitta die Geste. Sanft stoßen die beiden ihre Fingerknöchel aneinander. „Du bist tougher als ich dachte! Das gefällt mir.“

      „War wirklich lustig mit euch.“

      „Danke für die Party, BlitzKey! Wir sehen uns am Montag“, schließt sich Carl an. An Martin gerichtet fährt er fort: „Nicht vergessen, die Hände gehören auf die Bettdecke!“

      Dieser lacht nur.

      „Ich bin schon froh, wenn er morgen im richtigen Bett aufwacht“, murmelt BlitzKey.

      * * *

      Konzentriert blickt Brigitta durch die Rückscheibe auf BlitzKey, der sie per Handzeichen aus der Auffahrt dirigiert. Gemächlich rollt der Twingo auf die Straße. „Sind BlitzKey und Mr. Pixel ein Pärchen?“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Schlafen die heute Nacht nicht im gleichen Bett?“

      Carl lacht für einige lange Momente. Brigitta folgt der Straße durch das Wohngebiet. „Martin hatte mal etwas mit BlitzKeys Schwester.“

      „Ist die nicht ein wenig jung für ihn?“

      „Wie man’s nimmt“, seufzt er. „Sie sind wohl auf der Party zu ihrem vierzehntem Geburtstag zusammengekommen. Einige Monate später hat ihre Mum die beiden gemeinsam unter der Dusche erwischt.“

      „Autsch!“

      „War eigentlich nicht sonderlich wild, da sich Martin und BlitzKey seit der Grundschule kennen und BlitzKeys Eltern recht cool sind. Sonst würden wir auch nicht so oft bei ihm abhängen und dort unsere LAN-Partys veranstalten. Seiner Schwester war das Ganze trotzdem äußerst peinlich. Deshalb hat sie wenig später mit Martin Schluss gemacht.“

      „Standen die beiden denn aufeinander?“

      „Bei ihr bin ich mir nicht sicher, aber Martin bestimmt. Seine Freundinnen sind seit der siebten Klasse eigentlich immer aus der siebten Klasse.“

      „Oh!“

      Carl schweigt für einige Momente. „Auch wenn es komisch klingt, aber Martin ist kein Perverser. Die Mädels sind immer recht glücklich mit ihm, obwohl er eine Ecke älter ist.“

      Brigitta räuspert sich kurz, doch fällt ihr zu Carls Worten nichts ein. „Wohin soll ich fahren?“, fragt sie, als es wieder anfängt zu nieseln.

      „Wie meinst du das jetzt? Ich dachte, du bringst mich nach Hause?“

      „Ich, ich ... Mist!“ Sie schluckt. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“

      „Dann sag, was du denkst?“

      „Ich möchte noch eine Weile in deiner