Jo L.L. Roger

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wirft ihm einen bösen Blick zu.

      „Mach dir da mal keine Sorgen. Zigaretten waren noch nie mein Fall.“

      „Ist sowieso besser für ein Mädel, wenn sie nicht raucht, wegen der Haut und später bei der Schwangerschaft und so.“

      „Bitte was?“, fährt Carl seinen Freund an.

      „Die Haut von Rauchern altert schneller“, Martin zuckt mit den Schultern, „und welche Frau will schon alt aussehen?“

      Brigitta reagiert auf die Bemerkung mit einem amüsierten Grinsen.

      „Wo bleibt Vincent?“, seufzt Carl.

      „Kennst ihn doch, der bleibt bestimmt bis zum Ende sitzen, um das komplette Geschwurbel vom Direx zu hören.“

      „Der geht auch sicher auf den Abiball.“

      „Ich dachte, er muss wegen Claudia hin?“

      „Ihr habt heute euren Abiball?“, fragt Brigitta dazwischen.

      „Willst du etwa hingehen?“

      „Muss ich?“

      „Nein. Das hatte ich eigentlich nicht vor.“

      „Sehr gut!“

      Da sich die Türen öffnen und die übrigen Abiturienten mit ihren Eltern ins Freie strömen, flüchten die drei von den Treppenstufen. Gerührte Eltern fotografieren ihre Sprösslinge und deren Freunde. Die ersten Besucher verlassen das Schulgelände bereits. Vincent unterhält sich angeregt mit Claudia, ihren Eltern und seiner eigenen Mutter. Unterdessen kommt BlitzKey aus dem Rauchereck. „Hey! Wie ist das Leben als Abiturient?“

      „Aufregend anders!“, witzelt Martin.

      „Hallo, Schüler!“, begrüßt ihn Carl.

      „Ich weiß. Abi macht man nicht, Abi hat man.“

      „So ist es!“, unterbricht ihn Brigitta.

      „Deine Frau ist ganz schön frech geworden.“

      „Die war vorher schon frech!“

      Brigitta verpasst ihrem Freund einen sanften Stoß in die Rippen.

      „Siehst du!“

      „Wie ist’s es mit dem Marketingtypen gelaufen?“, fragt BlitzKey.

      „Spitzenmäßig! Wir haben den Job für die Website.“

      „Wann geht’s los?“

      „Wir warten eigentlich nur auf Vincent, damit wir das Projekt bei Martin aufsetzen können.“

      „Mist! Ich kann mir nicht erlauben, den Bio-Grundkurs zu schwänzen, sonst würde ich gleich mitkommen.“

      „Ey Leute! Seh ich aus wie ein Internetcafé?“, protestiert Martin. „Wir können doch nicht zu fünft bei mir am Rechner arbeiten.“

      „Soll ich dann nicht vorbeikommen?“, fragt BlitzKey.

      „Wir müssen auf jeden Fall kurz bequatschen, wer wann was macht“, entgegnet Carl.

      „Dann sehen wir uns später.“ BlitzKey schultert seinen Rucksack und verschwindet in Richtung Rauchereck. Carl schaut ihm gedankenverloren hinterher. Beiläufig betrachtet er die anderen Schüler, die dort neben seinem Schulfreund qualmen. Unter ihnen bemerkt er eine athletische Frau, die zwischen ihren Mitschülern nicht nur aufgrund der enormen Körpergröße auffällt. Das knabenhafte Äußere und ihr heiß geliebtes Auswärtstrikot der Toronto Maple Leafs, das sie nur zu besonderen Anlässen trägt, lassen sie neben den rauchenden Schülern unwirklich erscheinen. Carl erkennt seine frühere Freundin sofort. Verwundert mustert er Kiki. Sie wirkt auf ihn wie aus einem anderen Leben. Fasziniert starrt er zu ihr hinüber, da er sie bisher nie im Rauchereck der Oberstufe bemerkt hat. Sie scheint so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht wahrnimmt. Schließlich dämmert es Carl, dass sie heute volljährig wird und somit ganz offiziell auf dem Schulgelände rauchen darf. Gebannt folgt er ihrer Gestik und Mimik. Er erstarrt, als sich Kiki unvermutet zu ihm dreht. Sie lächelt ihn freundschaftlich an und zwinkert ihm zu. Während sie ihre Unterhaltung fortsetzt, wendet sich Carl, das Gesicht kreideweiß, zu Martin und Brigitta, die in ihren eigenen Gedankenaustausch vertieft sind. Für einen winzigen Augenblick überlegt er, ob er Kiki zum Geburtstag gratulieren soll.

      „Wo bleibt der Kerl nur?“, meckert Martin lautstark. „Man könnte meinen, die beiden sind verheiratet.“

      „Wahrscheinlich muss er sie inzwischen anbetteln“, vermutet Carl, „dass er überhaupt mit uns herumhängen darf.“

      „Wie wahr!“, lacht Martin. Während sie warten, beobachtet Carl die anderen Abiturienten. Sanft legt er seinen Arm um Brigitta. Vincent verabschiedet sich unterdessen von Familie und Freundin. „Geht ihr beiden heute zum Ball?“, fragt er das Pärchen.

      „Zum Glück nicht“, antwortet Brigitta.

      „Du hast auch keine Lust darauf?“

      „Ich kann nicht tanzen.“

      „Verstehe! Carl, wir sollten so schnell wie möglich anfangen. Ich habe Claudia nämlich versprochen, dass ich pünktlich dort bin.“

      „In Ordnung“, erwidert er. „Du nimmst Martin mit und wir folgen dir. BlitzKey will unbedingt in Bio gehen, schaut aber später vorbei.“

      „Kleines Problem mit deinem Plan. Ich muss meine Alte erst nach Hause kutschieren.“

      „Dann fahren wir zu dritt zu Martin und du kommst einfach nach“, schlägt Brigitta vor.

      * * *

      Vincent wartet bereits vor dem Wohnblock, als Brigitta mit dem Twingo in die Straße einbiegt. Sie parkt den Wagen in der nächsten freien Parklücke. „Habt ihr unterwegs Brotzeit gemacht?“, scherzt er.

      „Nein, aber ned jeder rast wie a gesenkte Sau durch die Innenstadt“, entgegnet Martin.

      „Haha! Ich bleibe gern sportlich. Claudia holt mich später ab, wir haben also etwas Zeit.“

      „Dann lass uns hochgehen.“ Bevor Martin die Wohnungstür aufsperrt, wirft er einen Blick auf die Armbanduhr. „Ich hab keine Ahnung, ob mein Alter noch zuhause ist. Seid bitte leise, okay?“

      „Geht klar“, versichert Vincent.

      Behutsam dreht Martin den Schlüssel im Schloss herum und öffnet die Tür einen Spaltbreit. Er lauscht für einige Atemzüge. Da er nichts Verdächtiges hört, betritt er die Wohnung. Wortlos folgen ihm seine Freunde, die im Flur die Schuhe ausziehen. Da es in der Wohnung ruhig bleibt, entspannt sich Martin ein wenig. Leise führt er sie in sein Zimmer. „Ich glaube, er musste heute früher weg. Bin gleich wieder hier. Kannst du meine Rechner hochfahren?“

      „Klaro“, antwortet Carl. Er setzt sich an den Schreibtisch und schaltet die beiden PCs ein. Vincent und Brigitta nehmen auf der abgewetzten Couch gegenüber Platz. Erleichtert kehrt Martin zurück. „Er hat einen Arzttermin, deshalb ist er früher gefahren. Wir haben also bis zwei Uhr morgens keinen Stress.“

      „Wollen wir etwas zum Futtern bestellen?“, fragt Vincent in die Runde. „Ich hab einen tierischen Kohldampf.“

      „Meinetwegen, mein Frühstück war nicht allzu üppig“, antwortet Carl.

      „Was wollt ihr essen? Pizza, Sushi oder was vom Chinesen?“, erkundigt sich Martin.

      „Sushi wäre cool! Es sei denn, du hast Pizzagutscheine.“

      „Sorry! Die sind inzwischen alle aufgebraucht.“

      „Schade. Willst du auch Sushi?“, fragt er seine Freundin.

      „Sehr gerne!“ Martin holt eine Preisliste vom Lieferanten aus einer Schublade. Neugierig überfliegt sie die verschiedenen Menüs. „Wer bestellt?“

      „Ich ruf bei denen an“, erklärt Vincent. „Was wollt ihr