Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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Also rein in die Waschräume und sofort stocke ich:

      >>Hammer ist das heiß hier drinnen. Hier staut sich die Wärme bestimmt auf 50 Grad. Komm von Latten beeile dich, dass du schnell unter die kalte Dusche kommst<<, geht es mir durch den Kopf.

      Klamotten runter? Unnötig, denn die werden ja direkt mit gewaschen und voller Freude auf das kühle Nass, welches die Lebensgeister wiedererwecken sollte, öffne ich die Wasserzufuhr. Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass hier etwas im Argen liegt:

      >>Nix kaltes Wasser! << Mindestens 40 Grad warmes Wasser war angesagt und da alles von einem Zentralthermostat gesteuert wird, muss ich mich dem manipulierten Aggregatzustand, eines aus der Vier-Elementes-Lehre aufgeführten Stoffes, hingeben. Ich fühle mich in einem offenen thermodynamischen Prozess versetzt, in dem durch Wasserdampf, Energie in Form von MIR, in Bewegung gesetzt wird.

      Und um dem ein Ende zu setzen, war Gas geben angesagt. Als ich aus der Dampfsauna heraustrete, stelle ich kenntnisreich fest, dass ich wieder schwitze und mir Schweißperlen ohne Ende die Stirn herunterlaufen. Auch hier mein kleines Resümee: Wenigstens waren meine Klamotten sauber geworden.

      Da die separaten Waschbecken über kaltes Wasser verfügen kann ich zumindest etwas meinen Kappes abkühlen.

      Wie ich leider einen Tag später bemerken sollte, hatte ich in dieser Dusche etwas sehr Persönliches vergessen. Meinen kleinen Bernstein samt Lederriemen. Diesen hatte ich vor 5 Jahren auf der Insel „Hiddensee“ gefunden und dann von Hand geschliffen und poliert. Den hatte ich zum Duschen abgenommen und in den Dampfschwaden wohl aus den Augen verloren.

      Auf dem Weg zurück zum Zelt, fallen mir die zwei „Vögel“ wieder auf. Die hatten jetzt, da es wohl mit dem Rangieren des „Wohnmobil – Anhängergespann“ nicht funktionierte, ihre Böcke runtergefahren und schieben den Anhänger von Hand. Ich grüße freundlich.

      Mit weit geöffneten Augen erwidert einer der beiden recht beherzt meinen Gruß und wünscht mir ebenso einen >> „entzückenden Tag!?“ <<

      Ich fragte mich: >> Huch, woher weiß der, dass ich zu warm geduscht habe? <<

      Denke mir weiter nichts dabei und gehe zum Zelt. Voll war es dort inzwischen geworden. Ich bin froh über meine in Besitz genommene Bank, die mir genügend Fläche zum Trocknen der Wäsche bot.

      Ich nehme mein Tagebuch und schreibe meine Tagesleistung nieder.

      Fahrzeit am 21.07.2013 ca. 8,00 h

      Gesamtfahrzeit: 30,37 h

      Höchstgeschwindigkeit: 48,03 km/h

      Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,50 km/h

      Tageskilometer: 121,50 km

       Gesamtkilometer: 481,41 km

      So, jetzt, da alles erledigt ist, werde ich mich zum Restaurant aufmachen und etwas essen gehen. Und später beabsichtige ich noch die Stadt Metz zu besuchen. Meine beiden Spezialisten hatten sich auch sortiert, sie sitzen vor ihrem „Wohnmobilchen“ und konsumieren Wein.

      Ich bestelle erst mal etwas Kaltes zu trinken, schreibe noch etwas nieder und telefoniere mit Grit. Leider muss ich mich noch etwas gedulden, da die Küche noch geschlossen ist. Da ich der erste Gast bin, und alle anderen Tische unbesetzt sind, genieße ich die Ruhe noch etwas.

      Nach kurzer Zeit kommen plötzlich meine beiden Rangierer:

      >> Hallo, dürfen wir uns zu dir setzten? <<

      Da mir nach Unterhaltung ist, obwohl 20 Tische frei sind, stimme ich ohne Bedenken sofort zu.

      >>Ja sicher, ihr seid doch Biker und WIR halten doch immer zusammen. <<

      Die beiden stellen sich mir vor. (Die Namen wurden aufgrund von Persönlichkeitsrechten von mir geändert) Gerner und Malte aus Mainz, glücklich darüber, im Rentenalter angekommen zu sein und seit vielen Jahren fest befreundet. Zweimal im Jahr auf Tour und neuerdings mit ihrem ganzen Stolz, dem kleinen Wohnmobil.

      >>Wir sind zwar verheiratet aber unsere Weiber sind auch beste Freundinnen. Auch sie sind zweimal im Jahr alleine und vorzugsweise in Afrika unterwegs. <<, eröffnete Gerner das Gespräch.

      >> Im Moment tun unsere Weiber dies auch und sind in Kenia und haben Spaß. <<

      >> Warum auch nicht, wir leben alle nur einmal und wer früher stirbt ist länger tot. <<, sage ich.

      Wir unterhalten uns sehr angeregt über Motorräder, Wohnmobile und Urlaube und viele andere Dinge des Lebens.

      Der Alkohol fließt und eine Runde nach der anderen wird bestellt. Dann irgendwann hebe ich an:

      >> So Jungs, ich muss jetzt mal etwas zu essen bestellen. Ich schmachte, esse ich nicht bald, liege ich hier gleich und ihr müsst mich zurücktragen. <<

      >> Da brauchst keine Angst haben Gerd, …wir passen aaauf…, dass dir nichts passiert …ehrlich, „v Punkt Latte“ <<, sagt Malte.

      >> Davor habe ich umso mehr Angst, dass ihr zu sehr auf mich aufpasst. <<, sagte ich eindeutig und direkt.

      Also mir wird sehr schnell klar, dass die Beiden ein schwules Paar sind. Aber die sind voll witzig, ich lache sehr viel und auf alleine Rumziehen habe ich heute keine Lust mehr.

      Während wir weiter verzählen und lachen verspeise ich zwischendurch mein geordertes Steak mit Salat. Da ich ja noch nach Metz rein wollte, frage ich beiden Jungs, ob sie Lust hätten mitzukommen?

      Gerner und Malte nehmen ihre Köpfe zusammen und tuscheln etwas und Gerner sage dann zu mir:

      >>Aber nur unter einer Voraussetzung…. << er stockte etwas in seiner Ausführung holte Luft und wollte gerade den Satz zu Ende führen

      >>….wenn……..<<

      >>Nein, dann nicht<<, fiel ich Gerner ins Wort.

      >>Latte, lass mich doch… ausreden, …..nur wenn wir dich einladen dürfen. <<

      OK denke ich, da wollen dich die zwei schwulen Hupen abfüllen, um dich dann zu benutzen. Weil ich aber „Tupperclub“ und Stammtisch erprobt bin, spreche ich in Gedanken zu mir:

      >>Kerle, ihr wisst doch gar nicht worauf ihr euch einlasst, ihr Amateure. <<

      Mir wird aber auch bewusst, dass die beiden einfach nur nett sind und ich mich auf einen schönen geselligen Abend freuen kann:

      >> Alles klar „Männer von Flacke“, aber nur Bier. <<, lautet meine Antwort.

      Malte musse noch schnell „heiß“ duschen und wir legen ein Zeitfenster von 30 Minuten fest, um uns an der Rezeption zu treffen. Ich verstaue noch Alles, ziehe mir etwas Passendes an und dann spazieren wir auch schon gemütlich los. Da die beiden öfter hier sind, brauchen wir nichts zu suchen und wir gehen in ihre Stammkneipen und konsumieren auch weiter. Hier mal ein Bierchen und dort eins und überall können die beiden etwas erzählen. Mit steigendem Alkoholpegel geht Malte mehr und mehr die Contenance verloren und „Sie“ ließ immer öfter die Schwuchtel, oder soll ich besser sagen >>den sich weiblich benehmenden Mann << heraushängen.

      Bis zu diesem Zeitpunkt haben mich beide in Ruhe gelassen und ich amüsiere mich köstlich. Auch über die kleinen Sticheleien der beiden untereinander. Dabei wirken sie wie ein altes Ehepaar.

      Wir setzen uns bei wirklich noch sommerlichen Temperaturen von 25 Grad auf den Place St. Jacques in Metz und nehmen an einem sehr lebhaften quirligen Abend teil. Mittlerweile haben sich auch alle Bars in den Straßen gefüllt und für ein schönes Plätzchen muss man