Sabine von der Wellen

Das Vermächtnis aus der Vergangenheit


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Blick von der Welt draußen reißend, sehe ich ihn an. Mir ist überhaupt nicht klar, von was er eigentlich spricht.

      „Was sehe ich immer völlig falsch?“ Er muss von Tim reden? Oder von seiner Laune, wenn er mich am Telefon sieht.

      Er zieht an seiner Zigarette und lässt den Rauch langsam aus seinem Mund entweichen.

      „Ich hatte noch nie so viel Sex wie jetzt, wo ich mit dir zusammen bin. Ich weiß nicht mal, ob ich in den letzten zehn Jahren so viel Sex insgesamt hatte, wie in der Zeit, in der ich dich kenne. Und ich finde es schrecklich, dass du mir das immer wieder vorhältst. Dabei bin ich mir sicher, dass du mit Marcel und Tim schon mehr Zeit im Bett verbracht hast, als ich in meinem ganzen Leben mit allen Frauen zusammen“, knurrt er.

      Ich starre ihn ungläubig an. Schon die Zeitspanne, 10 Jahre, verunsichert mich. Aber sicher! Viele Jugendliche fangen mit vierzehn an. Ich war mit meinen Siebzehn auch wirklich ein Spätzünder.

      „Überleg doch mal! Rechne dir das doch mal aus! Nicht gerade jetzt. Und nicht vor mir. Ich will das auf keinen Fall genau wissen. Der Gedanke daran macht mich schon fertig. Aber mach das mal! Und du wirst sehen, was ich meine. Und …“ Erik schluckt. Aber er ist jetzt so richtig in Fahrt und will scheinbar alles auf den Tisch werfen, „nichts war bei mir jemals mit Liebe, nichts mit großen Gefühlen verbunden. Seit ich mit dir zusammen bin, weiß ich erst, was das heißt. Und du hast das alles schon vor mir gehabt. Das volle Programm. Und da hältst du mir das bisschen Abreagieren, das ich gesucht habe, vor? Wirklich! Ich will da nichts mehr von hören! Nie mehr!“ Jetzt ist er sogar wütend und ich bin sprachlos.

      Die Zigarette fliegt aus dem Fenster und seine Finger legen sich um meine Oberarme. „Und ich bereue zutiefst, dass ich mich den einen Abend mit Michaela eingelassen habe. Aber ich glaubte damals nicht, dass ich auch nur die kleinste Chance bei dir habe und wusste nicht, dass sie sich mal mit deinem Bruder einlässt. Und deshalb will ich auch davon nie wieder etwas hören. Ist das klar?“

      Ein Ruck geht durch meinen Körper, von seinen Händen ausgelöst und in seinen Augen funkelt die Entschlossenheit. „Ist das jetzt klar!“, knurrt er nochmals.

      Nichts ist klar, aber mir bleibt nur eins zu sagen: „Die haben gesagt, dass Julian es in der Hand hat, ob sie auf diese zwei Kinder verzichten können.“

      Eriks Blick wirkt ungläubig und der Druck um meine Arme wird fester. Dass ich nicht einfach ergeben ja sage, erscheint ihm unglaublich.

      „Und er will alles dransetzen, weil er Michaela nicht verlieren will“, sage ich schnell, um meine Bedenken anzubringen und ihm zu erklären, warum ich das mit Michaela nicht einfach zu den Akten legen kann. „Aber wenn er erfährt, dass ihr …“

      Erik faucht aufgebracht: „Das war vor ihm! Und vor dir! Verdammt! Und es tut mir leid! Ich werde es ihm nie sagen. Und du? Und Michaela wird das scheinbar auch nicht tun, sonst wüsste er es schon.“

      „Aua, Erik! Bitte, lass mich los!“, jammere ich, weil der Schmerz in meinen Oberarmen langsam unerträglich wird.

      Seine Hände lösen sich von meinen Armen und ich sehe nach meiner Zigarette, die mehr verglüht als aufgeraucht ist.

      Erik steht nur da und sieht mich aus wütend aufblitzenden Augen an. „Können wir das also endlich vergessen?“

      Ich nicke und gehe in die Küche, um über den Zigarettenstummel Wasser laufen zu lassen und ihn in den Müll zu entsorgen. Als ich ins Wohnzimmer komme, steht Erik immer noch am Fenster, eine neue Zigarette in der Hand. Er sieht auf die Stadt und die Lichter hinaus und in seinem Gesicht spiegelt sich ein Glanz davon wider.

      Ich sehe sein Profil, seinen Körper - und überdenke noch einmal seine Worte, die mir erneut eintrichtern, dass das Leben vor mir für ihn bedeutungslos war. Dies schickt mir eine Wärme durch meinen Körper, die eine Sehnsucht nach seiner Nähe in mein Herz pflanzt.

      Ich gehe zu ihm und schlinge meine Arme um seine Taille, lege meinen Kopf zwischen seine Schulterblätter und atme seinen Geruch ein.

      Seine Hand greift nach meinem Arm und zieht mich vor seine Füße. Er legt seinen Arm fest um mich und ich schmiege mich an seine Brust. Sein Kinn stützt er auf meinen Kopf ab und so stehen wir einfach nur da. Manchmal spüre ich, wie er den Kopf hebt und an seiner Zigarette zieht. Dann umfängt uns nicht nur die kalte Luft von draußen, sondern auch der Zigarettenqualm. Aber ich möchte nicht von ihm weggehen, sondern seine Wärme und seine Nähe spüren.

      „Komm! Du bekommst einen ganz kalten Rücken“, sagt er leise und zieht mich vom Fenster weg. Er schließt es, nimmt mich an die Hand und wir gehen ins Schlafzimmer zurück.

      Mein Herz beginnt in banger Erwartung höher zu schlagen. Widmen wir uns jetzt dem Handy?

      Aber Erik dreht mich zu sich um. Seine Hände umschließen mein Gesicht und er küsst mich sanft. Seine Wut scheint verflogen zu sein und ich gebe mich seinem Kuss hin. Meine Hände lasse ich unter seinen Pullover gleiten und spüre seine warme Haut unter meinen kalten Händen.

      Er zuckt leicht zusammen und ich wärme meine Hände auf seiner Haut, mich dicht an ihn drängend. Seine Küsse werden leidenschaftlicher und ich öffne die Augen.

      Erik hat seine geschlossen.

      Ich muss meine Augen auch wieder schließen, um nicht hoffnungslos mitgerissen zu werden. Er ist so schön!

      Irgendwann löse ich aber meine Lippen von seinen, versuche mich aus seinem festen Griff zu befreien und murmele: „Wollen wir erst nach dem Handy schauen?“

      Er sieht mich an. Dann schüttelt er den Kopf, energisch und keine Widerrede duldend. Seine Lippen legen sich wieder auf meine und seine warmen Hände schieben sich auf meinen kalten Rücken.

      Ich spüre ihn mit jeder Faser und gebe mich geschlagen. Langsam öffne ich seine Hose, lasse sie samt Boxershort auf seine Füße fallen und lege meine immer noch kalte Hand um seinen in Bereitschaft stehenden Freund, was Erik zusammenzucken lässt. Er sieht mich an. „Du willst mich quälen?“, fragt er leise und geht einen Schritt zurück, um sich von mir zu befreien.

      „Das würde ich doch nie tun“, raune ich, und er steigt aus seiner Hose. Seinen Pullover lässt er sofort folgen und ich sehe ihn an. Er ist wirklich schön … und so unglaublich begehrenswert. Und seine Narben schenken diesem schönen, muskulösen Körper etwas Unvollkommenheit, die einen die eigene Unvollkommenheit erträglich macht.

      Ich fahre mit dem Zeigefinger über sie hinweg und seine Hände schieben sich in meinen Nacken, umfassen meinen Kopf und ziehen mich zu sich heran. Seine Lippen umfangen erneut meine in einem innigen Kuss.

      Langsam lege ich meine Fingerspitzen auf seinen Rücken und fahre mit den Fingernägeln zwischen seinen Schulterblättern hindurch.

      Er schiebt sie zusammen und seine Brust drückt sich mir entgegen. Er stöhnt auf, als ich erneut meine Fingernägel zwischen seine Schulterblätter hindurchgleiten lasse. Seine Erektion drängt sich an meinem Bauch und seine Hände krallen sich in meine Haare, während er mich erneut alles verzehrend küsst.

      Wir wollen uns nur fühlen und unsere Zusammengehörigkeit auskosten, die unser Verlangen immer weiter schürt.

      Von den Gefühlen zu ihm getragen, winde ich mich aus seinem Griff und lasse von seinen Lippen ab, um mich seinen Hals hinunter zu küssen.

      Er legt seinen Kopf in den Nacken und ich möchte jeden Millimeter seines Körpers berühren und ihm meine Liebe einimpfen. Er soll nur noch mir gehören und er soll sich nie wieder von einer anderen Frau anfassen lassen wollen.

      Langsam schieben sich seine Hände in meinen Nacken und drücken mich sanft tiefer.

      Ich küsse seine Brustwarzen und seine Narben und seine Hände drängen mich bald noch tiefer.

      Ich weiß was er möchte und ich lasse ihn selbst bestimmen, wann ich dort ankommen soll, um ihn da zu küssen, wo er am empfindlichsten ist. Dabei gehe ich langsam in die Knie und streiche mit den Fingernägeln über die stramme Muskulatur seiner Pobacken.