geboren in Greenville. Einziger Sohn von Jakob – der Vater – und Ester – die Mu….“
Mary unterbrach wirsch: „Kommt noch irgendwann was Interessantes?“
McDorman nickte: „Ok – also … mmmh … Ester, die Mutter … blablabla …. blabla … hier, jetzt kommt´s. Ich habe einige ältere Artikel über ihn gefunden. War ganz einfach. Viel kann ich zwar noch nicht sagen, habe diese nur kurz überflogen. Aber so viel ist sicher: Der Bursche scheint ein echter Glückspilz zu sein. Ich meine, der Absturz war nicht das erste seiner Wunder, wenn ich so sagen darf. Dein neuer Freund scheint ein echter Überlebenskünstler zu sein.“ Er hielt inne und versicherte sich der Wirkung seiner Worte auf seine Chefin.
Mary schaute ihn an. „Und? Was heißt das konkret? "Hast Du mehr….?“
„Stelle ich Dir noch alles zusammen.“ antwortete der junge Mann lässig. „Ein wenig Zeit brauche ich schon noch dafür.“
Mary schaute auf ihre Armbanduhr. „Du hast zwei Stunden.“ Und nach einer kurzen, aber klar verständlichen rhetorischen Pause fragte sie nach: „Ist er verheiratet, hat er Kinder und … na, Du weißt schon, das Übliche?“
McDorman grinste: „Nichts von alledem. Wie ich schon sagte, ein echter Überlebenskünstler.“ Und mit sichtbarem Stolz hielt er Mary einen Zettel hin. „Alle Telefonnummern und so weiter … seine Adresse, die von den Eltern, von seiner Bank – er ist nämlich Banker – und …. Du wirst staunen, seine ganz persönliche und vor allem geheime Mobilnummer, die nicht veröffentlicht werden darf.“
Mary schaute auf und lächelte: „Legal oder muss ich jetzt mit Zuchthaus rechnen?“ ohne jedoch seine Antwort abzuwarten fügte sie an: „Mir auch egal. Du musst ja dort duschen. Her mit der Nummer, mach schon, Du Zecke!“
McDorman wurde rot vor Stolz. „Deine Einfühlsamkeit in Ehren, aber die Nummer habe ich von einem ehemaligen Mitstudenten, der bei dem Mobilfunkanbieter arbeitet. Goldman hat sich diese vor kurzem beschafft. Der will als Banker wohl keine unerwünschten Anrufe unterbezahlter Redaktionsassistenten bekommen.“
„Damit ist spätestens ab heute für ihn Schluss.“ prophezeite Mary spitz. „War´s das bislang?“
„Liebe Jury, das waren die Ergebnisse der ersten dreißig Minuten. In Kürze werden weitere Fakten folgen.“ konterte Peter mit breitem Grinsen.
Mary schaute ihn bohrend an: „Sag mal, Kleiner. Wie alt bist Du eigentlich?“
„Fünfundzwanzig!?“ McDorman wusste nicht so recht, worauf Mary in diesem Moment hinaus wollte.
„Wenn Du noch Sechsundzwanzig werden willst, schiebst Du Deinen Arsch jetzt aus meinem Büro!“ Mary sah ihn weiter an, so als gebe sie ihm genau noch zwei Sekunden, um in Bewegung zu kommen. Er verstand sofort und machte einen Schritt nach hinten. Ein wenig milde fügte sie hinzu: „… fürs Erste schon mal nicht schlecht. Sagen wir: eine Dreiminus. Also besser Dich, sonst fliegst Du!“
McDorman konnte das als größeres Lob auffassen. Denn Mary Thompson lobte nie viel mehr, und eine Dreiminus lag schon in den obersten zehn Prozent auf ihrer Bewertungsskala. Er machte wortlos kehrt und schnellte wieselflink aus Marys Büro. Und sie drehte sich auf ihrem Stuhl zum Fenster, sah über die Innenstadt von Greenville, dem Hauptsitz von NCCB, dem TV-Sender, in dem ihre Karriere so richtig durch die Decke gehen sollte.
Kapitel 3
Das Gebäude, in dem die ´SevenDollies Corporation` saß, ein unübersehbarer Wolkenkratzer im Geschäftszentrum von Oklahoma-City, strahlte in der sommerlichen Sonne und die Fenster spiegelten das Licht weit über den Oklahoma River, hell und gleißend wie eine Wunderkerze. Die obersten fünf Etagen, vom sechsunddreißigsten bis zum vierzigsten Stock, hatten John und Maurice Skinner vor zwei Jahren mit Stolz angemietet, dieses zu einem Zeitpunkt, an dem SevenDollies den Durchbruch am Markt endlich geschafft und die beiden Brüder so zum einem Multimillionengeschäft gelangt waren.
Es war zunächst eine absolut verrückte Idee, vor allem eine aussichtlose, wie damals nahezu jeder, ob Freund oder Berater, den beiden zu erklären versuchte. Ja sie selbst waren nicht wirklich sicher, ob ihre Idee und das Konzept nicht doch nur eine absurde Verirrung in einen unrealistischen Traum war. Sie blieben aber am Ball, arbeiteten hart, überzeugten selbst die größten Skeptiker und fanden schließlich Investoren, die das benötigte Geld in ihr Projekt schossen.
Das Wagnis, ja dessen Verrücktheit, bestand in dem Vorhaben, den absoluten Marktführern ihrer Branche ernstzunehmende Konkurrenz zu machen. Sie hatten sich vorgenommen, ebenso groß zu werden, in diesem Konzert mitzuspielen, und dabei nicht nur die Piccoloflöte abzugeben. Ihre Gegner hießen MegaPin und MillionBall, die größten und mächtigsten Lotterien in den Staaten. Gegen diese erfolgreich ein neues Glücksspiel etablieren zu können, erschien anfänglich völlig aussichtslos.
John und Maurice Skinner waren direkte Nachfahren der Cherokee-Indianer. Das war ein Vorteil, denn die amerikanische Gesetzeslage erlaubte es ihnen dadurch, ihren Unternehmensgewinn aus Glücksspielen steuerfrei zu halten. Dieser kleine Rest an Amerikas schlechtem Gewissen gegenüber der Urbevölkerung sollte von ihnen genutzt werden, so, wie es die vielen stationären Casinos in den Indianerreservaten vormachen und heute milliardenschwere Gewinne einfahren, längst zwei- und dreimal so viel, wie in Las Vegas.
SevenDollies hatte es geschafft, nach kürzester Zeit pro Woche bereits mehr als 20 Millionen Einzeltipps je Ausspielung zu generieren. Und das nicht nur stabil, sondern mit stetig steigender Teilnehmerzahl. Das war natürlich nicht mit den Größten des Marktes zu vergleichen. Bedachte man aber, dass dieser Erfolg in nicht einmal drei Jahren seit der ersten Verlosung eingetreten, der Zuwachs noch lange nicht ausgeschöpft war, konnte SevenDollies einen traumhaften Aufstieg vorweisen.
Das Spielkonzept war angenehm einfach und zudem etwas fürs Auge. Sieben Roulettekessel standen nebeneinander. Ein Roboter warf die Rotation in den Kesseln an, jeweils mit exakt gleicher Kraft. Dann wurden, parallel in jedes Roulette, die Kugeln eingeworfen. Waren diese gefallen, ergab sich eine Zahlenreihe mit sieben Einzelzahlen, jeweils zwischen Null, Doppelnull und Siebenunddreißig. Das entsprach dem amerikanischen Roulette, das mit der Doppelnull eine zusätzliche Gewinnvariante aufwies. Gewonnen hatte derjenige, der alle sieben Roulettezahlen richtig getippt hatte. Dieses bedeutete den Hauptgewinn, der stets im Bereich von mindestens einer, je nach Spielsumme aber auch mehrere Millionen Dollar ausmacht. Gab es mehrere Gewinner, so wurde die Gewinnsumme geteilt. Die Doppelnull spielte zudem eine besondere Rolle und entschied über den Jackpot, der sich im Laufe der Auslosungen ohne Doppelnull anhäufte. Ihren Durchbruch schafften die Brüder Skinner mit den ersten TV-Sendern, die die Zahlenziehung live übertrugen und sich seither über die ständig steigenden Einschaltquoten freuten.
Den Namen `SevenDollies´ wählten die Skinners nicht von ungefähr. Als Dolly werden die kleinen Figuren bezeichnet, die in einem realen amerikanischen Casino auf die Gewinnzahl gestellt werden und diese so für die Spieler am Tisch sichtbarer machten. Bei sieben Roulettekesseln wären also auch sieben Dollies nötig. So war der Name schnell gefunden.
Den etablierten Lotterien war SevenDollies gar nicht Recht. Anfänglich wurden die Skinners nur belächelt. Nach den ersten Erfolgen aber gab es schnell die ersten Störfeuer. Die Großen ließen ihre Beziehungen spielen und hetzten Kontrolleure der Glücksspielaufsicht auf die Skinners. Beschwerden wurden eingereicht und man schreckte sogar nicht davor zurück, Maulwürfe bei SevenDollies zu platzieren, Mitarbeiter, die zu spionieren hatten. Das alles aber konnte den Erfolg von John und Maurice Skinner nicht aufhalten. Bislang hatten sie allen Attacken standgehalten und ihre Position im Markt ausgebaut.
John, der ältere der Brüder, schritt in seinem großen und fast in völligem Weiß gehaltenen Büro vor dem Panoramafenster hin und her. Dieses war an die zwanzig Meter breit und reichte von der Decke bis zum Boden. Ganz oben, im vierzigsten