Nic Storm

Pleasure Underground


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Josie beobachtete die beiden. Man sah sofort, dass die beiden sich sehr nah und sehr vertraut waren. Sie hatte sich auch nicht ganz vorstellen können, dass Leonard ein Einzelgänger war und keine Freunde hatte. Basti schien jedenfalls ein sehr enger Freund zu sein.

       „Leo, können wir mal kurz nach Nebenan gehen?“ fragte Basti sehr ernst und bestimmt.

       Man spürte, die unruhige Atmosphäre im Raum, angespannt, neugierig und verwundert zugleich. Die anderen beobachteten Leonard genau.

       „Juhu, Druckbetankung“, murmelte Julius leise.

       „Großartig. Wird dann ja ein entspannter Abend“, meinte Fabian angespannt.

       Leonard nahm Basti fast schon etwas bockig, die Whiskeyflasche wieder aus der Hand und schüttete sich das Glas wieder voll. Er schüttelte kurz den Kopf und trank einen großen Schluck, während er Josie immer wieder ungläubig ansah. Irgendwann dann lächelte und lässig einen großen Schluck Whiskey trank.

       Auffordernd sah Basti Leonard an. Sein Ton wurde härter. „Leo… jetzt sofort. Kapiert?“

       Leonard hielt im Trinken inne und sah Basti an. Etwas missbilligend folgte er ihm dann aber durch eine Tür.

       Man konnte nicht genau hören was sie sagten, aber es war ein sehr lautes und hitziges Gespräch. Die Wände hier unten waren dicker als vermutet. Während Leonard sich durchaus wutentbrannt auszutoben schien, war Basti eher ruhig. Plötzlich zuckten aber zusammen, als scheinbar etwas gegen die Wand flog und mit einem Knall kaputt ging. Es hörte sich nach einem Glas an.

      „Autsch…“, flüsterte Hannes. „….das klang nicht gut.“

       Fabian schüttelte nur den Kopf. „Warum tickt der jetzt so aus? Er wusste doch Bescheid, dass wir Besuch haben. Vor zehn Minuten wars für ihn noch ok.“

       Man merkte, wie die anderen immer noch angespannt waren und noch immer viele offene Fragen im Raum standen.

       Dominik fuhr sich nervös mit den Händen durch die Haare. „Oh Shit. Ich wusste nicht, dass er so sauer wird.“

       Fabian sah Dominik an. „Meinst du wegen Josie? Neee. Glaube ich nicht. Das er nicht total begeistert in nen Freudentanz ausbricht, war klar. Aber das hat jetzt nichts mit Josie zu tun.“

       Josie atmete tief ein, wenn ihr nur wüsstet, dachte sie. Natürlich lag es an ihr. Es lag nur an ihr, an nichts anderem.

       Julius lachte leise. „Krass, ich hab noch nie einen so sprachlosen Leo erlebt. Der war ja völlig irritiert.“

       Hilflos sah sie Dominik an. „Ich sollte besser gehen. Ich will echt nicht, dass ihr hier Stress bekommt.“ Sie trank ihr Bier aus und stand auf. Noch nie hatte sie sich so unwohl gefühlt, wie jetzt gerade. Sie wollte weg, nur ganz schnell weg von hier.

       „Du kannst eh nicht gehen, solange der Wagen draußen steht. Ein zweiter Wagen steht vorne an der Straße. Sie beobachten die Zugänge“, meinte Fabian.

       Julius sah Josie nachdenklich an. „Ich denke auch Leos Ausfall gerade gilt nicht dir. Der ist gerade ziemlich am Limit. So Job mäßig und so.“

       Auch Hannes nickte zustimmend. „Ich denke sein Alter reißt ihm im Moment echt den Arsch auf und setzt ihn gewaltig unter Druck. Da kannst du ja nichts für. Normal sind wir hier eine feste Crew. Besuch gibt es hier normal nicht. Frauen schon gar nicht. War vielleicht gerade alles etwas viel auf einmal.“

       Josie stand unschlüssig vor dem Sofa und sah von einem zum anderen. „Trotzdem sollte ich besser gehen“, sagte sie leise.

       Hannes fasste ihre Hand und signalisierte ihr, sich wieder zu setzen. „Das geht gerade echt nicht. Solange wir beobachtete werden darf niemand das Gebäude verlassen. Die wissen sonst sofort, wo die Eingänge sind oder sie erkennen dich von vorhin und fangen dich ab. Das ist nicht sicher, wenn du jetzt alleine draußen herum läufst.“

       Man spürte, wie ratlos die Jungs gerade waren und vor allem irritiert über Leonards Reaktion auf Josie. Natürlich wussten sie nicht, dass Leonard und Josie sich kannten.

      Die Tür öffnete sich nach fast dreißig Minuten wieder und Leonard trat nach Basti in den Türrahmen. Er fixierte Josie und verzog keine Miene. Allerdings war sein Blick nun ziemlich dunkel und glasig, die Augen deutlich schwerer als noch vorhin.

       Wortlos holte er zwei Flaschen Bier und setzte sich zwischen Dominik und Josie aufs Sofa.

       Basti setzte sich ebenfalls wieder dazu. Sein Blick in die Runde und ein leichtes Nicken signalisierte, dass alles soweit ok war.

       „Alles ok?“ fragte Dominik Basti leise.

       „Geht so“, meinte Basti nur wenig überzeugend.

       Leonard reichte Josie schweigend eine Flasche, die sie etwas zögernd nahm. Sie wusste gerade absolut nicht, wie sie ihn einschätzen sollte. Nun saß er neben ihr und stieß mit ihr an. Sie roch wieder sein After Shave, dazu aber noch Whiskey und Zigarettenrauch.

       Leonard trank einen Schluck Bier, lehnte den Kopf müde nach hinten und schloss die Augen.

       „Wenn gleich die Tiefenentspannung einsetzt, geht’s auch wieder“, meinte Fabian grinsend.

       „Naja, Vier Gläser Whiskey auf Ex in fünf Minuten plus das danach, werden sich gleich schon rächen“, bemerkte Dominik.

       Julius stand auf und sah Fabian vielsagend an. Der nickte, stand auf und beide gingen ebenfalls in den anderen Raum.

       „Wenn ihr jetzt auch rüber geht, können wir zocken heute ja vergessen, oder?“ meinte Hannes noch zu den beiden. Die zuckten nur mit den Schultern.

       „Morgen oder so. Ich muss heute auch mal ruhiger machen“, sagte Julius nur und schloss hinter sich die Tür.

       Hannes pfiff durch die Zähne. „Natürlich Juli. Du und ruhiger machen.“

      Plötzlich sahen alle auf den Bildschirm.

       Basti stieß Leonard etwas unsanft in die Seite. Der zuckte kurz zusammen und rappelte sich wieder auf. „Bist du noch ne Minute aufnahmefähig Captain?“

       Leonard öffnete mühsam die Augen, sah benommen in die Runde und gähnte. „Ne, aber is doch echt egal. Is alles egal hier.“

       Der schwarze Mercedes hatte das Licht angeschaltet und fuhr ganz langsam davon. Immer wieder wurde er wieder langsamer und hielt kurz an, setzte sich dann aber wieder in Bewegung. Basti schaltete verschiedene Monitore durch, bis der Wagen endgültig nicht mehr zu sehen war.

       Leonard nickte zufrieden und trank einen Schluck Bier. „Ja. Schön… also nicht schön, dass er hier rum lungert… aber schön… dass er jetzt fährt...“, murmelte er benommen.

       Josie fiel auf, dass sie ihn nun zum ersten Mal wirklich angetrunken erlebte. Sein Blick fiel auf Josies Pizzakarton, in dem noch etwas weniger als ein Viertel ihrer Pizza lag. Dann sah er sie an. Sein Blick war müde, glasig und irgendwie leer. „Isst du das noch?“

       Josie erwiderte seinen Blick und lächelte. „Nein, darfst du gerne essen.“

       Leonard lächelte müde und nahm den Karton um in die kalte Pizza zu beißen.

       „Oha, der Fressflash?“ kommentierte Hannes amüsiert.

       Dafür warf Leonard ihm einen sehr vernichtenden Blick zu. „Hunger, Hannes… einfach Hunger… war seit acht im Büro… von zwei bis sieben im Meeting… danach essen. Aber son Sterne Menu is ja auch nicht wirklich zum satt werden“, meinte Leonard kauend.

       Hannes grinste nur. „Ah ja. Oder so.“

       Josie musterte Leonard kritisch. Fressflash hing ja eigentlich mit kiffen zusammen. Ob er bekifft war? So ganz ausschließen würde sie es nicht, ein bischen sah er schon so aus. Oder ob die mindestens vier Gläser Whiskey, die er eben innerhalb von fünf Minuten runter geext hatte nun wirkten? So genau konnte Josie das trotz ihrer Berufserfahrung mit dem entsprechenden Klientel nicht einschätzen. Jedenfalls nicht bei Leonard.

       Leonard aß zügig den Rest von ihrer Pizza und spülte reichlich Bier hinterher. Dann sah er sie an, wobei er doch Mühe hatte, die Augenlider