Nic Storm

Pleasure Underground


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einem lächelnden Augenzwinkern zu Josie.

       „Danke. Ich kann mich nicht beklagen“, antwortete Josie und erwiderte Katharinas Blick freundlich. Katharina lächelte und wandte sich Leonard zu. Leo stand hinter seinem Schreibtisch auf und umarmte sie kurz. Er zuckte kurz schmerzerfüllt zusammen, als Katharina ihn herzlich an sich drückte. Leonard war etwas größer als seine Mutter, die allerdings auch hochhackige Schuhe trug.

       „Ich habe dich vermisst mein Großer. Du bist am Wochenende nicht zum Essen gekommen“, sagte sie etwas vorwurfsvoll. Man spürte sofort eine gewisse Wärme und Liebe zwischen den beiden. Ganz anders als Josie das bisher zwischen Vater und Sohn wahrgenommen hatte.

       „Ich war klettern, Mama. Hatte ich auch gesagt. Ich muss das gute Wetter immer nutzen, so gut es geht“, sagte Leonard gefühlvoll.

       Katharina sah ihren Sohn kritisch an und runzelte die Stirn. „Du siehst schlecht aus. Müde, blass, gestresst.“ Ihr Gesichtsausdruck war besorgt. Sie strich ihm mit den Fingern über die Wange. „Ich muss mit deinem Vater nochmal reden. Er muss dir mehr Freizeit lassen. Du brauchst Zeit für dich, deinen Sport, deine Freunde. Den ganzen Tag in diesem Büro zu sitzen ist nicht gesund“, sagte sie leise, mit ernster Stimme zu ihm.

       „Und genau das wird er nicht zulassen. Und das weißt du auch. Für ihn ist jede Minute, die ich hier bin gut und jede Minute, die ich anders Verbringe schlecht“, meinte Leonard kritisch.

       Katharina lächelte. „Ich möchte mit dir essen gehen. Dein Vater hat keine Zeit, aber du wirst mich jetzt begleiten.“

       Leonard stöhnte leise auf. „Ich kann nicht. Ich hab echt viel zu tun.“

       Katharinas Blick wurde streng. „Das mag sein. Aber du kommst jetzt mit. Wenn du dich schon wieder wochenlang nicht zu Hause blicken lässt, bist du mir das jetzt schuldig, Andreas.“

       Leonard sah Josie kurz an. „Würden sie das Telefon übernehmen, Josephine? Ich bin gegen zwei wieder da.“

       Josie erwiderte seinen Blick und nickte lächelnd. „Natürlich, mache ich das.“

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      4 Die Fabrik

      Schwarze Wolken verhüllten den Himmel. Blitze zucken in der Ferne und das Donnergrollen wurde immer lauter. Erste Regentropfen fielen vom Himmel.

       Josie schob ihr Fahrrad mit dem Platten über den Bürgersteig und zog ihre Sweatjacke noch weiter zu. Ein kühler Wind zog auf und verdrängte die Wärme des Tages. Sie ärgerte sich, dass sie trotz der Gewitterwarnung heute mit dem Rad zur Firma gefahren war.

       Immerhin war durch den Park und das Gewerbegebiet der kürzeste Weg zurück zu ihrer Wohnung. Doch jetzt zu Fuß würde sie bestimmt noch zwanzig Minuten unterwegs sein. Trocken kam sie vermutlich eh nicht zu Hause an.

      Ein junger Mann stand an einem der zahlreichen Firmen Gebäude unter einem schmalen Dach und telefonierte. Sie schätzte ihn auf Mitte Zwanzig. Er war groß, schlank und hatte kurze braune Haare. Und sie war überrascht, denn er kam ihr total bekannt vor.

       Es war Dominik. Dominik Allmann. Josie erkannte ihn sofort. Ihre Mutter war mit seiner Mutter befreundet. Sie kannten sich schon seit vielen Jahren über ihre Eltern. Meistens trafen sie sich bei irgendwelchen Familien Feierlichkeiten.

       Als er Josie sah hielt er kurz inne und sah sie an. Vermutlich überlegte er, was sie gerade hier suchte. Die Gegend war doch recht einsam freitags, am späten Nachmittag.

       Josie ging auf ihn zu. Er steckte sein Handy in die Hosentasche und lächelte sie freundlich an.

       „Josie? Hey Josie…“, sagte er sofort und umarmte sie freundlich. „…wie geht es dir? Was machst du hier?“

       Sie erzählte kurz, dass sie seit kurzem hier in München studierte, von ihrem Praktikum kam und auf dem Heimweg ihr Rad einen Platten bekommen hatte.

       Dominik erzählte ihr das er auch hier in München arbeitete und wohnte. So ein Zufall das sie sich hier trafen. Dominik schien sichtlich erfreut zu sein und sie plauderten eine ganze Weile. Der Regen nahm zu und wurde innerhalb weniger Minuten zu einem prasselnden Platzregen. Das Vordach, unter dem sie standen, bot immerhin etwas Schutz.

      Ein Wagen näherte sich ihnen. Der schwarze Mercedes fuhr in ihre Richtung, bremste dann abrupt ab und verlangsamte enorm das Tempo, als er an ihnen vorbei fuhr. Was Josie ziemlich merkwürdig vorkam. Sie fühlte sich beobachtet. Entweder sucht der Wagen etwas oder beobachtete sie beide. So langsam wie er fuhr, war es wirklich unheimlich. Durch die verdunkelten Scheiben konnte allerdings niemanden erkennen. Der Wagen fuhr vorbei und Dominik wurde plötzlich ganz nervös.

       „Scheiße“, murmelte er nur und zog Josie am Arm mit sich. „Komm mit, wir können hier nicht bleiben“.

       Josie sah Dominik irritiert an, folgte ihm aber. Dominik ging mit schnellen Schritten über den Bürgersteig und Josie folgte ihm. Immer wieder sah er sich nach dem schwarzen Mercedes um, der plötzlich anhielt und auf der Straße drehte.

       „Was ist los?“ wollte Josie wissen.

       „Erkläre ich dir später. Wir müssen hier weg. Kannst du dein Rad stehen lassen?“ sagte Dominik nur und ging in eine Seitengasse hinein.

       Josie nickte. „Ja, warum denn? Was ist denn los?“

       Sie stellte ihr Fahrrad in der Seitengasse an einen Container und schloss es ab.

       Dominik wurde immer unruhiger und griff ihre Hand. „Komm mit, wir müssen hier weg“, sagte er schnell und zog Josie hinter sich her. Mit schnellen Schritten gingen sie die Seitenstraße entlang. Immer wieder den Blick nach hinten gerichtet. Dann fuhr der schwarze Mercedes an der Gasse vorbei.

       Es lag die Vermutung nahe, dass Dominiks plötzliche Unruhe mit dem Wagen zu tun hatte. Daher war Josie erleichtert, dass der Wagen vorbei gefahren war. Doch Dominik schien nicht erleichtert zu sein und zog sie nun noch schneller durch den strömenden Regen hindurch mit sich durch die schmale Seitengasse. Fabrikgebäude ragten links und rechts von ihnen hoch.

       Der Donner wurde immer lauter und auch die Blitze kamen näher.

       Josie und Dominik blickten sich gleichzeitig um, als in dem Augenblick der Mercedes rückwärtsfuhr und in die Seitengasse einbog.

       Dominiks Schritte wurden schneller, bis er fast schon lief. Immer noch hielt er Josies Hand fest. Er bog nach rechts in eine andere Seitengasse, die noch schmaler und enger war. Sie liefen und liefen. Regen verschleierte Josies Sicht. Sie hatte keine andere Wahl als ihm zu folgen. Was sollte sie sonst tun? Wenn es einen Grund gab, warum er lief, war es vermutlich nicht klug, einfach stehen zu bleiben und abzuwarten. Also lief sie mit ihm, keine Ahnung warum und wohin.

      An einem großen Fabrikgebäude blieb er vor einer Tür stehen. Hinter einer unscheinbaren Klappe tippte er etwas auf ein Zahlenfeld und legte seinen Ringfinger auf ein kleines Feld.

       Stille. Nur der Regen prasselte und ein Motorengeräusch schien näher zu kommen.

       Ein leises Summen ertönte und Dominik drückte die stabile schwere Eisentür auf. Eine Sekunde zweifelte Josie, ob sie ihm folgen sollte. Doch er griff wieder ihre Hand und zog sie in einen schmalen Flur. Die Tür klickte leise ins Schloss. Es war alt und muffig hier. Eine Putzfrau war vermutlich seit Jahren nicht mehr hier gewesen, denn Spinnweben hingen unter der Decke und in den Ecken.

       Gedimmte Deckenlampen gaben ein schummriges Licht ab und beleuchteten einen langen grauen Flur. Dominik schien nun etwas erleichtert und entspannter zu sein. Er ging vor, durch den langen Flur zu einer Aufzugtür. Dort tippe er wieder einen Code auf einem Tastenfeld ein und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Josie überkamen Zweifel, ob der Aufzug hier wohl regelmäßig gewartet wurde? Die Geräusche, die er machte, waren weniger vertrauenserweckend.

       „Wo sind wir hier?“ wollte Josie wissen. Aufregung machte sich in ihr breit. Ok, sie kannte Dominik schon viele Jahre. Aber gerade die letzten Jahre hatten sie nicht mehr so intensiven Kontakt gehabt wie früher, als sie Kinder waren.

       „Ich treffe mich