Nic Storm

Pleasure Underground


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ob alles ok ist.“

      Julian betrat nach kurzem klopfen das Büro. Irritiert sah er Josie und seinen Chef an und grinste nur. „Oh ha, der Herr Geschäftsführer ruht wohl. So möchte ich auch mal deine Kohle verdienen.“

       Leonard rappelte sich benommen auf und rieb sich die Augen. „Was denn?“

       „Ich hörte schon, dass dein Wochenende mal wieder hart war. Du musstest dich heute Morgen wohl übelst zusammen reißen“, sagte Julian amüsiert und blieb vor dem Sofa stehen.

       Leonard streckte sich lang aus und gähnte leise. „Hmm… ging so“

       „Julian lachte. „Wow, für vier Tage Druckbetankung geht’s so? Ernsthaft.“

       Leonard schnaufte und schüttelte leicht den Kopf. „Ne, geht eben nicht. Ich bin langsam zu alt für so nen Scheiß.“

       Julian grinste. „Tja, selber schuld vermute ich mal schwer?“

       „Natürlich. Wie kann ich dir helfen Julian?“ schnaufte Leonard. Man merkte das er schnell vom Thema ablenken wollte und es ihm vor Josie unangenehm war

       Julian schüttelte nur den Kopf „Och Leo, du hast echt mein vollstes Mitgefühl.“

       Leonard fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus.

       „Mensch fahr nach Hause. Wenn dich hier so einer sieht, bringt das doch auch nichts. Ganz davon abgesehen, wäre Senior auch nicht gerade begeistert“, meinte Julian ernst.

       „Ich hab um zwei ne Telefonkonferenz mit Spanien. Solange muss ich noch irgendwie durchhalten“, murmelte Leonard müde.

      Julian sah Josie an, die an ihrem Schreibtisch saß und versucht hatte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. „Aber was ich eigentlich wollte…“, meinte Julian. „… darf ich mir Josephine ausleihen? Gleich kommt der Architekt und wir wollten raus fahren und uns ein paar Einrichtungen in der Nähe ansehen. Wäre schön, wenn sie uns begleiten würde.“

       Leonard hielt kurz inne und sah erst Julian und dann Josie an. Dann nickte er. „Ja… sicher… klar, kann sie mit, wenn sie möchte.“

       Josies Blick traf Leonard und blaue Augen sahen sie müde an.

       Sie nickte. „Klar. Gerne. Wann denn?“

       „Jetzt gleich?“ fragte Julian.

       Leonard nickte nur. „Is ok.“

       Josie packte ihre Sachen zusammen und stand auf. Sie sah Leonard an. „Danke.“

       Er lächelte. Und dieses Lächeln nahm Josie den Atem, denn es war anders als sonst. So warm und freundlich, so sympathisch und umwerfend, dass ihre Knie weich wurden.

       „Dafür nicht. Ich danke ihnen“, sagte Leonard nur als Josie Julian aus dem Büro folgte.

      Josie hoffte ein paar Worte mit Julian reden zu können, doch dazu kamen sie erstmal nicht. Trotzdem wollte Josie noch auf die passende Gelegenheit warten, denn Leonard und Julian hatten scheinbar wirklich einen guten Draht zueinander. Alleine die Tatsache das Julian Leonard Leo nannte zeigte das beide sich näher kannten.

       Erst am späten Nachmittag, als sie wieder zurück in der Firma waren, passte es dann.

       „Kann es sein, dass Leonard mich ziemlich blöd findet?“ fragte Josie Julian, als sie über den Parkplatz gingen.

       Julian sah sie erstaunt an. „Dich? Nein… wie kommst du darauf?“

       „Naja, weil er so distanziert zu mir ist. Irgendwie ist er zu allen anderen so locker und freundlich, nur zu mir ist er so abweisend. Er redet nur das notwendigste und mehr auch nicht. Ist komisch, wenn man in einem Büro zusammen sitzt“, gab Josie ehrlich zu.

       Julians hellbraunen Augen sahen sie aufmerksam an.

       „Nein, nein. Also er hat nichts gegen dich. Wenn das so wäre, würdest du das schon merken. Ok, es passt ihm nicht, dass du in seinem Büro sitzt. Das ist das eine… das andere ist aber eher sein Vater, der ihn dabei gut im Auge hat. Ich habe keine Ahnung, warum der Senior dich in Leos Büro gesetzt hat, aber irgendwas hat er sich dabei gedacht…, “ sagte Julian und beugte sich näher zu Josie heran. „… meine Theorie ist ja, dass du a) Leo ausspionieren sollst oder b) der Senior testen will, ob Leo sich wirklich daran hält, die Finger von Mitarbeiterinnen, insbesondere Praktikantinnen zu lassen“, sagte Julian dann ganz leise zu ihr.

       Josie sah ihn ungläubig an. „Ausspionieren? Ich ihn? Weshalb denn das?“

       „Naja, der Senior hat ihn halt gerne sehr intensiv im Auge. Er will immer wissen, wo er ist, was er macht, mit wem er sich trifft. Vielleicht wird er irgendwann anfangen dich auszuquetschen, was du so mit bekommst und weißt… keine Ahnung. Ist ein schwieriges Thema“, erklärte Julian leise.

       Josie konnte nicht so glauben, was Julian da sagte und schüttelte den Kopf. „Unsinn. Warum sollte Herr von Wartenberg das tun?“

       „Weil er seine Gründe hat? Ein noch schwierigeres Thema“, meinte Julian nur.

       „Weil er gerne über die Stränge schlägt und gerne feiert?“ fragte Josie geradeheraus.

       Julian sah sie an und musste sich ein grinsen verkneifen. “Möglich“ erwiderte er nur knapp.

       Josie schnaufte leise. „Was die Praktikantin betrifft frage ich lieber nicht, oder?“

       Julian grinste nur als sie zum Haupteingang gingen. „Ne. Besser nicht.“

      Zu Joseis Überraschung war Leonard noch immer im Büro. Konzentriert saß er über einem Stapel Unterlagen.

       „Hallo“, sagte sie als sie das Büro betrat.

       Er sah kurz auf. „Hallo. Sie haben doch schon längst Feierabend.“

       „Ich wollte nur meine Jacke holen“, fing Josie sich direkt an zu rechtfertigen.

       Leonard sah sie wieder an und nickte. „Schönen Feierabend und Danke für heute Morgen“, sagte er wieder mit diesem umwerfenden Lächeln.

       „Dafür nicht“, meinte Josie cool mit einem leichten Augenzwinkern. Ihr Herz hüpfte kurz freudig. War da tatsächlich ein winziger Riss in der kühlen Fassade des Herrn von Wartenberg?

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      3 Ungewollte Begleitung

      Ferdinand von Wartenberg sah seinen Sohn ernst an. „…Leonard. Wie besprochen wirst du übermorgen nach Amsterdam fliegen und das Meeting übernehmen. Und Josephine wird dich dabei begleiten.“

       Innerhalb von Sekunden entglitten Leonard sämtliche Gesichtszüge und er starrte seinen Vater fassungslos und sichtlich überrascht an. „Wie bitte?“ fragte er ungläubig. „Das ist ein Scherz. Auf gar keinen Fall.“

       Josie spürte, wie ihr die Röte vor Scham ins Gesicht stieg. Es war ihr schrecklich unangenehm, wie er reagierte.

       Plötzlich hielt er inne und sah Josies betroffenes Gesicht. „Sorry Josephine, das ist nichts gegen sie persönlich. Aber ich fliege definitiv alleine“, beharrte Leonard.

      Ferdinand sah ihn scharf an und schüttelte den Kopf. „Nein. Leonard. Die Flüge sind gebucht. Josephine fliegt mit, da Christoph dich nicht begleiten kann. Du wirst auf keinen Fall alleine fliegen. Darüber diskutiere ich auch nicht weiter, du weißt genau warum.“

       Wie ein kleiner Junge verschränkte Leonard die Arme vor der Brust und schnaufte. „Diese ständige Bevormundung geht mit sowas von auf den Sack. Wann lässt du das mal sein? Du machst dich echt lächerlich“, beklagte er sich.

       Ferdinands Blick war streng und scharf. „Leonard, ich verbitte mir diesen Ton“, donnerte er los. „Du machst dich lächerlich. Alleine Josephine gegenüber, ist dein Verhalten eine bodenlose Unverschämtheit. Ich erwarte von dir absolute Disziplin und Professionalität. Sie wird dich begleiten und damit darfst du wieder an deine Arbeit gehen.“