Liesa-Maria Nagel

ANGEL


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Haut meiner Arme und hinterließen ein Brennen, das sich bis tief in mein Innerstes fraß. Ich wollte mich ihm entziehen, doch mein Körper achtete nicht auf die Einwände meines Verstandes. Zu groß war die Sehnsucht nach dieser Wärme und seinen Berührungen. Ich spürte seinen Körper dicht hinter mir, nur Zentimeter trennen seine Haut von meiner. Mit geschlossenen Augen saß ich da und spürte seine tastenden Berührungen.

      „Hör auf damit, Seth“, murmelte ich, drehte den Kopf aber dennoch in seine Richtung. Ich hatte das Gefühl diese Worte sagen zu müssen. Warum, wusste ich nicht, aber wie die Gewissheit vorhin, schienen sie aus dem vergessenen Teil meines Kopfes zu kommen.

      Seth ließ sich von meinem kraftlosen Einwand nicht abhalten. Statt seine Hände von mir zu nehmen, rutschte er näher zu mir. Endlich fühlte ich seine angespannte Brust an meinem Rücken. Warm drängte seine Haut an meine. Glatt und heiß. Sein ruhiger Atem strich über meinen Nacken, als er die Arme um mich schlang. Wie von allein lehnte ich mich gegen ihn. Das plötzliche Bedürfnis, seine Wärme überall auf und in mir zu spüren überwältigte mich. Ehe ich mich versah, hatte er mich noch dichter an sich gezogen. Nun saß ich auf einem seiner Beine, während seine Hand langsam über die Innenseite meines Oberschenkels aufwärts strich.

      Ein Keuchen brach durch meine zusammengepressten Lippen, ungeduldig und drängend. Ich konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich dort zu spüren, wo sich mein Körper flüssig und offen nach ihm sehnte. Seine eigene Erregung lag schwer in der kühlen Morgenluft und drängte hart gegen meine Hüfte. Und obwohl ich spürte, wie die Lust in ihm brannte, war er vorsichtig und geduldig mit mir. Er ließ sich Zeit. Erkundete meinen Körper und küsste zärtlich meinen Nacken. Lange verweilten seine sinnlichen Lippen über meinem Puls, genossen das hektische Schlagen unter der dünnen Haut.

      „Du musst nur sagen, dass ich aufhören soll. Sag es und ich lasse dich los.“ Seine Stimme, so nah an meinem Ohr, vibrierte in mir, und noch während er sprach, glitt seine Hand zwischen meine Beine. Ich schrie fast, als seine Finger meine feuchte Mitte fanden. Sanft, aber unnachgiebig bewegten sie sich dort, suchend, forschend.

      Nur für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich den Gedanken an die Worte in meinem Kopf halten. Eine geschickte Bewegung seines Daumens und er war verschwunden. Nein, ich würde ihn nicht bitten aufzuhören, viel zu drängend war mein Verlangen. Ich wollte ihn!

      Stöhnend sank ich gegen ihn und reckte den Hals seinen Lippen entgegen. Als sich unsere Lippen berührten, schoss ein Pfeil flüssiger Hitze durch mich hindurch. Von ganz allein streckte ich die Arme und drehte die Finger in sein Haar. Ich krallte mich förmlich an ihn, während ich mich kurz erhob und mich umdrehte. Ich sah sein Geschlecht zuckend und hungrig zwischen seinen Beinen in die Höhe ragen. Seine Finger gruben sich in meine Hüften und er zwang mich mit sanfter Gewalt nieder. Er stöhnte auf, als seine Spitze mich berührte. Süße Qual und Genuss verzerrten sein Gesicht, als seine volle Länge in mich eindrang. Er spreizte und weitete mich, doch es tat nicht weh. Das Gefühl, ihn in mir zu spüren, raubte mir schier den Atem. Ich spürte, wie meine Instinkte die Kontrolle übernahmen. Mein Körper hungerte regelrecht nach Befriedigung, und jetzt, wo er einmal auf den Geschmack gekommen war, würde er sich nicht mehr bremsen lassen. Seit ich aufgewacht war, hatte ich mich nie zuvor so sehr wie ich selbst gefühlt.

      Alles in mir wollte dieses Gefühl um jeden Preis behalten.

      Gierig schlang ich die Arme um seinen Hals und sah ihn an. In seinen haselnussbraunen Augen leuchteten einzelne gelbe Funken. In ihnen lag eine Hitze, die mich zum Schmelzen brachte, mich verbrannte und verdarb. Mit einem heiseren Knurren senkte er den Kopf und begann meine Kehle zu küssen. Seine Hände in meinem Rücken pressten mich fest an ihn, als er begann, sich in mir zu bewegen. Seine Lippen wanderten tiefer, fanden meine Brüste. Mit Zähnen und Zunge jagte er einen Schauer nach dem anderen durch mich hindurch, bis ich kaum noch Luft bekam. Ich spürte nicht, dass er seinen Griff um mich veränderte. Grob gruben sich seine Finger in meine Hüften und bewegten mich auf ihm. Die engen kleinen Kreise ließen uns beide aufstöhnen. Es dauerte nur einen Moment, bis ich von allein den Rhythmus aufnahm und mich bewegte. Die Finger fest in seine Schultern gekrallt, verlor ich mich in dem überwältigend intensiven Gefühl meiner Ekstase.

      Als ich kam, zuckte ein Bild durch meinen Kopf, begleitet von einem Wort.

      Ich hörte, wie Seth aufschrie, spürte, wie er erzitterte. Er kam nur einen Herzschlag nach mir. Doch geriet die Lust für einen Moment völlig in den Hintergrund, als ich versuchte das Bild festzuhalten. Was hatte ich da gesehen? Es schien ein Erinnerungsfetzen zu sein. Ein fremdes und doch sehr vertrautes Gefühl ergriff mein Herz. Verzweiflung. Angestrengt rief ich es mir wieder vor Augen.

       Nacht. Dunkelheit überall. Ich lag auf dem Rücken, ein weicher Teppich unter mir. Fast war mir, als könne ich die Fasern auf meiner Haut spüren. Über mir, auf mir, war jemand, den ich kannte und doch nicht erkannte. Ein Mann mit unglaublich langem, rabenschwarzen Haar. Glatt floss es ihm um die hellen, nackten Schultern, als er den Kopf in den Nacken warf.

       Wächter!

      Wie ein Echo hallte dieses Wort durch meinen Kopf, aber ich wusste nicht, wo ich es einordnen sollte. Erst spät merkte ich, dass Seth mich bei den Armen gepackt hatte und erschrocken ansah.

      „Angel? Was ist denn los? Alles in Ordnung?“

      Endlich erwachte ich aus meiner Starre und erwiderte seinen Blick. „Alles ist gut. Mach dir keine Sorgen. Ich hatte gerade nur – Ich glaube, ich habe mich eben an etwas erinnert...“

      Nun wurde sein Blick noch ernster. Seine Brauen sanken tief in die Stirn, aber sein Griff um meine Oberarme lockerte sich wieder.

      „Erinnert?“, wiederholte er leise. „Was hast du gesehen?“

      Einen Moment überlegte ich tatsächlich, ob ich ihm die Einzelheiten erzählen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Seth zu erzählen, dass ich einen anderen Mann gesehen, mit dem ich offenbar mal etwas gehabt hatte, während er in mir war, hielt ich für keine gute Idee.

      „Ich konnte das Bild nicht lange genug halten“, log ich und stand langsam auf. Seth ließ sich nach hinten sinken und fing sich mit den Händen ab. Sein Blick glitt über meinen Körper, als ich so vor ihm stand und mich streckte. Kein Wort kam über seine Lippen, aber seine Augen sagten alles. Er wollte mich immer noch. Er wollte mich besitzen, die Gier in seinen nun dunklen Augen war nicht zu übersehen. Ich wich seinem Blick aus und drehte mich um. Diese Hitze konnte ich nicht lange ertragen. Erst einmal musste ich herausfinden, wer der Mann in meiner Erinnerung war. Vielleicht gab es doch jemanden, der zu mir gehörte.

      „Komm, lass uns langsam zurückgehen. Mark wird sich schon Sorgen um uns machen.“

      Ohne seine Antwort abzuwarten, machte ich mich auf den Weg. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als mir entweder zu folgen oder hier im Wald zu bleiben. Nach wenigen Metern war er wieder an meiner Seite. Gemeinsam gingen wir Arm in Arm durch den morgendlichen Wald zurück zum Haus.