I. Tame

Zu Dritt. Threesome


Скачать книгу

bin ich neugierig. Ich weiß ja noch so gar nix über dich.“

      „Ich weiß auch nichts über dich…“ gibt Keno zu bedenken.

      „O. k.,“ Mika setzt seinen Kakao ab und verrührt den Schaum. „Wir fragen abwechselnd! Ich zuerst: Wie alt bist du eigentlich?“ fragt Mika neugierig.

      „Spirituell oder in Menschenjahren?“ flachst Keno zurück.

      Mika verzieht die Mundwinkel. „Na, was wohl?!!“

      „Ich bin Fünfundzwanzig, du Küken!“ grinst Keno.

      „DIE fünf Jahre machen ja wohl keinen so großen Unterschied …“ Mika schüttelt entrüstet den Kopf.

      „Wenn du meinst … jetzt bin ich dran … wann hattest du das erste Mal Sex mit einem Mädchen?“

      Mika verdreht genervt die Augen. „War ja klar, dass von dir so eine Frage kommt!“

      Keno klopft auffordernd mit dem Zeigefinger auf die Theke. „Antworten!!“

      „Hmm“, überlegt Mika, „ich glaube, da war ich fünfzehn – fast sechzehn. Ja! Kurz vor meinem Geburtstag. Spätzünder, ich weiß!“

      „Wie süß!“ ärgert Keno ihn, „Das war ja quasi erst gestern!“

      „Ist ja guhuut!!“ Mika versucht spielerisch, Keno eine zu knallen. „Jetzt ich wieder!“

      Das macht richtig Spaß, so ein Fragespiel.

      „Wo hast Du Dir eigentlich dein Rücken-Tattoo machen lassen?“

      „Im Ausland“.

      Mika trinkt einen weiteren Schluck. Dann hebt er auffordernd beide Handinnenflächen hoch.

      „Und??? Ist das alles?“

      Keno zuckt mit den Schultern. „Ja!! Was soll ich dir dazu noch erzählen?“

      „Na ja, zum Beispiel, in welchem Land, von wem und wann?“

      „China, Chinese, vor einem Jahr – mehr gibt’s dazu nicht zu sagen!“ Keno steht auf und schmeißt die Bananenschale in einen Mülleimer am anderen Ende der Küche. Er setzt sich wieder zu ihm, aber Mika entgeht nicht die leise Distanz, die sich zwischen beide gelegt hat. Er hebt auffordernd die Hand in Keno’s Richtung.

      „O. k. … Wo ist dein Vater?“ will Keno wissen.

      Mika stutzt. Seine Stimmung sinkt direkt um ein paar Punkte.

      „Warum willst du so was wissen?“ fragt er ausweichend.

      „Du erwähnst immer nur deine Mutter und da hab ich mich gefragt …“ Keno zuckt mit den Achseln.

      „Ist schon o. k.“, winkt Mika ab. „Ich hab keine Ahnung, wo mein Vater ist und es ist mir auch egal. Er hat uns sitzen lassen, als ich ungefähr Vier war. Ein Ultra-Arschloch eben. War von heute auf morgen weg und hat sich nie nach mir oder meiner Mutter erkundigt. Ich hoffe, dass der größte Elch in Schweden ihn entmannt hat. Denn nach Schweden ist er vermutlich zurück und deshalb ist meine Mum auch … heute … also, es geht ihr nicht so gut. Psychisch!“ Mika betrachtet eingehend seine Tasse.

      „Alkohol oder Drogen?“ fragt Keno ernst.

      Mika verzieht ein wenig die Mundwinkel. „Alkohol … und Depressionen … manchmal.“

      „Jetzt du wieder“, reißt Keno ihn aus seiner kurzen Grübelei.

      „Hmm … wo kommst du her?“

      Keno legt den Kopf ein wenig schräg. „Schlauer Junge“, antwortet er langsam. „Ich weiß, manchmal kann man’s raushören. Ich hab den größten Teil meines Lebens in US and A gelebt. Meine Mutter war Amerikanerin und mein Alter ist Deutscher.“

      „Höre ich da auch einen liebevollen Zwischenton heraus? Du liebst deinen Vater so sehr wie ich meinen, oder?“ fragt Mika ironisch.

      „Da kannst du verdammt noch mal einen drauf lassen!“ nickt Keno zustimmend. „Mein Alter war oder ist – keine Ahnung ob er noch lebt – eines der brutalsten Arschlöcher, das du dir vorstellen kannst. Ich hab so viel Prügel als Kind und Jugendlicher bekommen … keine Stelle an meinem Körper war nicht irgendwann mal mit einem blauen Fleck versehen. Er hat mich windelweich geschlagen – meistens ohne Anlass. Er war ständig besoffen und obendrein jähzornig.“

      Mika starrt ihn mit entsetzt geöffnetem Mund an. „Hat denn deine Mutter nichts dagegen unternommen? Oder deine Lehrer?“

      Keno zuckt mit den Schultern. „Meine Mutter ist ziemlich früh gestorben. Ich war noch sehr klein, denke mal drei Jahre, oder so. Ich bin, als ich so Fünf oder Sechs war, oft bei den Nachbarn untergekrochen. Die meisten hatten Mitleid mit mir. Aber immer ging das natürlich nicht. Und Pauker? Hör mir mit dem Gesocks auf. Pädagogen!! Ich glaub, die Pauker in Texas sind noch extremer als anderswo. Allesamt erzkonservative Spinner. Wenn du es wagst, bei einem von denen über deine Eltern negativ zu reden, kriegst du direkt eine rein. Keiner hat sich drum geschert. Wir waren ziemlich arm und da kümmert es deine Lehrer noch weniger.“

      „Das tut mir echt leid“. Mika ist total erschüttert. Sein Blick ist so mitfühlend, dass Keno lächeln muss.

      „Ich hab’s ja überlebt, Kleiner. So was kann einen auch abhärten … für weitaus Schlimmeres … naja, es war nicht nur schlecht, mein ich damit.“

      Doch ganz so ehrlich scheint Keno’s Kommentar nicht zu sein. Bedrückt dreht und spielt er an einem silbernen Ring herum, den er an der linken Hand trägt.

      „Oh, zeig mal! Der ist ja geil!“ fordert Mika ihn auf. Zögernd zieht Keno den Ring vom Finger und reicht ihn Mika rüber.

      „Boah, ist der schwer“, lacht er. Ein richtig massiver breiter silberner Männerring, die Ränder sind eckig. Mika spielt ein wenig damit herum und betrachtet ihn eingehend!

      „Toll, echt schön gemacht! Oh, eine Gravur „J.“ Wer ist denn „J.“??“

      Keno hält ihm auffordernd die offene Hand hin. „Kennst Du nicht!“

      Mika gibt ihm den Ring zurück und Keno steckt ihn sich schnell wieder an.

      „Du machst es ja spannend“. Mika zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. Ihm entgeht nicht die plötzliche Stimmungsschwankung bei Keno. Er greift sich Keno’s linke Hand und dreht den Ring spielerisch an dessen Finger hin und her.

      „Könnte es sein, dass das deine Jana ist?“ fragt er leise.

      Keno linst ihn unter seinem Pony hindurch an.

      „Könnte sein … Kleiner … könnte sein“. kommt die ebenfalls leise Antwort.

      Beide seufzen gleichzeitig ziemlich tief und das reißt sie aus ihrer Stimmung wieder heraus.

      Lachend fragt Mika. „Was machst Du eigentlich so, ich mein‘, hast du einen Job?“

      Keno setzt schwungvoll seine leere Tasse ab und räuspert sich. „Tja, Mika … pass auf … das war jetzt echt cool mit unserem Fragespielchen, aber mehr musst du nicht über mich wissen“, antwortet Keno bestimmt.

      „Häh?“ Mika ist verwirrt. „Das war doch jetzt nun wirklich keine zu persönliche …“

      Keno hebt die rechte Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Du weißt schon viel zu viel über mich. Glaub mir, das wäre nicht gut, wenn du noch mehr über mich erfährst.“

      „Man könnte fast denken, du bist auf der Flucht“, lacht Mika. Doch als er zu Keno rüber sieht, bleibt ihm das Lachen im Hals stecken.

      „Bist du?“ fragt Mika verunsichert. Nur eine Sekunde lang hat Mika einen entsetzt ertappten Gesichtsausdruck wahrgenommen, doch schon legt sich wieder die altbekannte Coolness wie ein Schleier darüber.

      „Wie sagt man so schön in Amiland?“ kommt Keno‘s arrogante Antwort. „That’s none of your fucking business“!