I. Tame

Zu Dritt. Threesome


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Sessel am Kamin.

      „Komm her! Mach’s dir bequem!“ ruft er zu Mika rüber und deutet auf die kleine Couch ihm gegenüber. Mika setzt sich und beobachtet seinen perlenden Drink, als gäbe es nichts Spannenderes auf der Welt. Er weiß genau, dass Keno ihn die ganze Zeit dabei beobachtet. Was soll er nur sagen? Vorsichtig schielt er von unten herauf in Keno’s Richtung. Natürlich!! Keno sieht ihm direkt in die Augen.

      „Mika?“ fragt Keno ruhig.

      „Ja …“

      „Das macht mich unglaublich an, wenn du so bist!“

      Herr im Himmel! Wohin soll dieses Gespräch denn führen? Reiß dich gefälligst mal zusammen!!! befiehlt sich Mika selbst. Und er strafft seine Körperhaltung, hebt den Kopf und sieht herausfordernd in Keno’s Richtung.

      „Du stehst drauf, wenn andere unsicher sind?! Ganz schön pervers, find ich!“ ranzt Mika zurück.

      Keno lächelt breit.

      „Findest du? Ich find’s viel perverser, wenn man neue Erfahrungen macht und dann hinterher versucht, seine Gefühle zu verleugnen - die neuen, die ungewohnten, die beängstigenden ….“

      „Ich hab keine Angst!“ Natürlich kommt prompt diese Antwort aus Mika’s Mund geschossen, bevor er richtig darüber nachdenken kann.

      „Du?“ fragt Keno zurück. „Nein! Du hast keine Angst ... wovor auch?“ Keno hebt fragend die Augenbrauen. „Davor, dass Jana erfährt, dass du verknallt in sie bist? Oder, dass sie rauskriegt, wem sie heute Abend einen geblasen hat – wer sie geküsst hat, dass sie fast verrückt geworden ist?“

      Keno verzieht den Mund, als würde er angestrengt nachdenken.

      „Oder vielleicht davor, dass du mit einem Kerl geknutscht hast – huch!!“ Übertrieben tuntig schlägt er eine Hand vor den Mund. „… dass du ihn angefasst, gestreichelt und angemacht hast?“

      Mika wird immer kleiner auf seiner Couchseite. Er drückt sich weiter in die Kissen und starrt trotzig zu Keno rüber.

      „Vielleicht hast du aber Angst davor, noch tiefer in dich hineinzuhorchen …“ Hier unterbricht er einfach und nimmt einen Schluck von seinem Drink.

      „Noch tiefer …?“ fragt Mika leise. Er räuspert sich. „Was meinst du damit?“

      „Was denkst du?“ Keno legt den Kopf schräg und sein Blick saugt sich an Mika fest.

      Mika schüttelt langsam den Kopf. „Ich hab keine Ahnung, ehrlich!“

      Keno deutet mit dem Kopf in Richtung Treppe. „Unsere kleine Auseinandersetzung eben … als ich dich gepackt hab … ich hab ein bisschen den Eindruck, dass dich so was anmacht.“ Er sieht Mika forschend an.

      „Nein!“ wiegelt Mika ab. „Das war … nur von … der ganzen Aufregung heute Abend.“

      „Für mich war das ein handfester Ständer. Und den hattest du erst, nachdem ich dich gepackt und gegen die Wand gedrückt hab“, widerspricht Keno ihm.

      „Das hättest du wohl gerne, was?“ Mika sucht seine Verteidigung im Angriff.

      Keno kratzt sich am Kinn. „Jaaa, jetzt wo du’s sagst: das könnte mir gefallen!“ Mit einem süffisanten Grinsen nimmt er einen tiefen Schluck aus seinem Glas.

      Mika’s Gesicht wird von einer bezaubernden Röte durchzogen. Zumindest findet Keno sie bezaubernd. Mika wird eigentlich nur ganz schön heiß. Er ist es überhaupt nicht gewohnt, dass jemand so offen mit ihm über seine Gefühlswelt diskutiert. Und schon gar nicht, wenn dieser Jemand ein Typ ist, den er erst seit zwei Tagen kennt und mit dem er vorhin quasi Sex hatte. Oh du mein Gott seufzt Mika innerlich, während ihm wieder ein Stromstoß durch den Magen schießt. Das ist alles so … irre.

      „Darf ich ehrlich zu dir sein?“ fragt Keno ihn unvermittelt.

      „Klar!“ Mika verschränkt die Arme vor der Brust.

      „Also … ich glaube, dass du eine ziemlich devote Ader hast, die du selber vielleicht noch gar nicht an dir kennst.“

      „Ja, sicher …“ wirft Mika ironisch ein.

      „Ja, aber ganz sicher“, setzt Keno nach. „Denk einfach mal drüber nach! Und mal davon abgesehen, dass du darauf stehst, wenn ein Kerl dich mal härter anpackt … die Wahl deiner Angebeteten spricht auch für sich!“

      Mika runzelt die Stirn. „Wieso das denn?!“

      Keno setzt sich ein wenig auf und zählt an seinen Fingern ab. „Unerreichbar. Frech. Dominant. Und dann wieder zuckersüß. - Von wem rede ich wohl gerade?“

      Mika hat nicht vor, darauf zu antworten.

      Keno nickt einige Male leicht. „Du weißt es genau. Ich rede von Jana. Du betest sie an, hast Angst, sie könnte plötzlich nicht mehr mit dir reden, wenn sie erfährt, dass du verknallt in sie bist. Du bist ja nichts wert. Du hast keine Kohle, keine Ausbildung, einen Job als Kellner – du Unwürdiger!!“ provoziert Keno ihn.

      Doch Mika nimmt die Aussage so hin. „Ist doch auch so …“ bestätigt er leise und starrt wieder vor Scham in sein Glas.

      „Red. Keinen. Scheiß!!“ Keno’s Stimme ertönt laut und lässt die Worte in der Luft vibrieren. Bockig blickt Mika wieder in Keno’s Richtung. Hätte er keinen Drink in der Hand, könnte man denken, ein kleiner Junge bekäme gerade eine saftige Strafpredigt gehalten.

      „Mika!“ redet Keno eindringlich weiter. „Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass du auf dieses Anhimmeln, diese Unerreichbarkeit … dass du darauf einfach abfährst?“

      Mika’s Atem geht ein wenig schwerer.

      „Du stehst drauf, wenn sie dir sagt, wo’s lang geht, Mika!“ reibt ihm Keno unmissverständlich unter die Nase. „Oder?!!“

      „Na und?!“ antwortet Mika endlich laut.

      „Ja, genau: na und?!!“ bestätigt Keno ebenfalls laut. „Dann leb es doch endlich aus, verdammt noch mal!“

      „Ausleben …“ wiederholt Mika ausdruckslos. In seinem Kopf wirbeln alle Gedanken durcheinander. Keno sagt ihm hier Dinge, die sich Mika vorher noch nie bewusst gemacht hat. Wie oft hatte er sich vorgestellt, er würde sich vor Jana auf die Knie werfen und sie bitten, ihn zu küssen – nur ein einziges Mal?!! Er hatte sie angefleht und angebettelt … und sich dabei kräftig einen runter geholt.

      Nie war ihm der Wunsch gekommen, andere Typen, auf die Jana sich ab und zu einließ, in Gedanken zu verprügeln. Nein, in seinen Träumen hat er Jana nur inständig gebeten, doch endlich die Finger von diesem oder jenem Kerl zu lassen. Und jedes ‘Bitte‘, ‘Bitte‘ hatte ihn härter werden lassen.

      Aber das waren alles … Träumereien. Er hatte sie seiner Sehnsucht zugeschrieben. Doch vielleicht war es ja tatsächlich so, dass er auf diese Bettelei stand, auf das Hoffen, das Anflehen … war das wirklich so?

      „Wie soll ich das denn ausleben?“ fragt er Keno verzweifelt.

      „Lass dich doch einfach mal ein bisschen von jemandem lenken!“ Keno’s Augen blitzen. „Ich schwör dir, das wird dir gefallen!“

      Er atmet tief durch. „Ich will ehrlich zu dir sein was mich betrifft, Mika … Im Gegensatz zu dir, möchte ich meine Gefühle nicht verstecken oder unterdrücken.“ Keno’s Blick schweift durch den Raum.

      „Es gab eine Zeit, in der ich alles an mir verleugnen musste und seitdem …“ Er räuspert sich kurz. „Ist ja auch egal! Es ist so, dass ich mich als ‘dominant‘ bezeichnen würde. War ich schon immer. Ich steh drauf. Ich fahr voll drauf ab, andere zu verunsichern, sie zu lenken und ja, auch zu demütigen … Guck nicht so ängstlich!“

      Keno lacht, als er Mika’s erschrockenes Gesicht sieht.

      „Ich bin kein Sadist!! Ich hab‘ keinen Bock drauf, irgendwelche Menschen zu was zu zwingen, was sie nicht wollen.