Mandy Hauser

Eine verrückte Woche


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du! Zwei bis drei Tage! Wir müssen das sofort wissen. Ich habe da nämlich eine Idee“, lächelte Leila verschmitzt. Ihre grünen Augen glühten vor Entschlossenheit. „Komm setzt dich zu mir her!“

      Leila hatte sich aufs Sofa gesetzt und das iPad auf den Schoss genommen. „Wo hast du die drei zuerst gesehen? An welcher Strasse? Hat es da grössere Firmen?“

      Kala nannte die Strasse und ein zwei Firmen, die ihr spontan einfielen. Leila suchte mittels Google-Map die Strasse und eruierte noch zwei andere Firmen.

      Nun rief sie die Firmen im Internet auf, um eventuell an ein Organigramm der Firma zu gelangen. Bei der ersten Firma wurde sie fündig.

      „Schön“, sagte sie freudig, „da haben wir doch was. Wie war der Name des Kerls?“

      „Ich habe nur Ben rausgefunden. Auf der Klingel stand auch kein anderer Name.“

      „So wird das nichts. Bist du denn unfähig? Es gab doch sicher auch einen Briefkasten. Dort müsste ja der Nachname auch stehen, sonst kriegt der ja keine Post.“

      „Du hast Recht“, antwortete Kala kleinlaut.

      „Also suchen wir mittels Google-Map zuerst seine Adresse. Vielleicht werde ich ja dann im Telefonbuch fündig.“

      Leila suchte nun Bens Adresse und schaute dann im Telefonverzeichnis nach.

      „Na, also, da haben wir ihn ja: Ben Benjamin. Kein Wunder, schreibt der nur Ben an die Hausglocke.“

      Sie suchte nun im Organigramm der ersten Firma, ob es dort einen Ben Benjamin gibt.

      „He, he, erste Firma: Volltreffer! Der arbeitet in der Buchhaltung. Siehst du, sogar mit Foto ist der drin.“

      „Ja, das ist er!“, rief Kala hoch erfreut. „Du bist ein Genie!“

      „Ach, das ist doch nichts, kleine Recherche, weiter nichts“, machte Leila bescheiden, war aber insgeheim schon stolz, alles so schnell rausgefunden zu haben.

      „So, nun brauchen wir noch seinen Vorgesetzten oder einen Mitarbeiter.“

      „Für was?“, fragte Kala, die nichts wirklich begriff.

      „Überleg mal“, sagte Leila nur und schaute höher im Organigramm.

      „Du, da ist die eine Frau, die Ben begleitete, die Schwarze. Sie arbeitet mit ihm zusammen.“

      „Bist du sicher?“

      „Ja, die muss auch den Zettel geschrieben haben. Wie heisst sie? Tanja steht da. Ich bin mir fast sicher, dass Tanja auf dem Zettel stand.“

      „Ich will aber den Vorgesetzten. Da haben wir ihn ja, oder besser da haben wir sie ja. Eine Frau. Der rufen wir morgen an.“

      „Wir rufen sie an, wieso denn das? Was kann die uns nützen?“

      „Das gehört zu meinem Plan. Ich muss wissen, wie ihre Stimme tönt.“

      „Ah, ich verstehe“, nickte Kala, die aber rein gar nichts verstand.

      „Was will ich denn bei ihr erreichen?“, fragte Leila schlitzohrig, weil sie genau wusste, dass ihre Mutter nichts verstanden hatte.

      „Öhm...äh…“, stammelte Kala wie von Leila erwartet.

      „Wenn ich weiss, wie ihre Stimme tönt, dann kann ich sie auch nachmachen, verstehst du? Dann rufe ich Ben an und gebe mich als seine Chefin aus.“

      „Ja, und dann?“

      „Ach, Gott, bist du begriffsstutzig. Ich sage ihm, dass wir ihn dringend im Geschäft brauchen. Er müsse so schnell wie möglich im Büro antraben. Wir, resp. du wartest vor dem Haus, gut versteckt, auf ihn. Sobald er in die Strassenbahn steigt, rufst du mich an. Ich werde dann an der nächsten Haltestelle einsteigen. Dann kriegen wir ihn bestimmt. Du fährst dann schleunigst mit dem Auto nach Hause und hältst dich bereit, wenn ich mit ihm komme.“

      „Genial, einfach genial!“, rief Kala. „So kriegen wir ihn bestimmt. Ich freue mich schon.“

      „Ja, und ich mich erst“, lachte Leila und fuhr sich mit der Zunge lasziv über die Lippen. „Ich benötige dringend einen Schwanz. Bin schon richtig auf Entzug.“

      „Was soll ich denn sagen?“, jammerte ihre Mutter. „Bei mir ist schon bald Ende Feuer, wenn ich nicht bald was kriege.“

      Die beiden Frauen gingen schlafen, voller Vorfreude auf den morgigen Tag, den sie kaum erwarten konnten.

      Erwischt!

      Ben lief zum klingelnden Telefon. „Wer mag das sein? Vielleicht Tanja oder gar Isabelle?“, fragte er sich. Die Nummer war unterdrückt.

      „Ben“, meldete er sich.

      „Ja, hallo Ben, ich bin’s, Anita“, sagte die Frau am anderen Ende. „Wie geht es dir? Bist du sehr krank?“

      „Ha…hallo Chefin“, antwortete Ben ganz verdutzt. Er nannte seine Vorgesetzte immer Chefin. Nie beim Vornamen. Es war eine Marotte von ihm. „Es geht, fühle mich ein bisschen schwach.“

      „Bitte komm trotzdem am Nachmittag ins Geschäft. Wir ertrinken in Arbeit. Ich werde mich dann ein anderes Mal auch erkenntlich zeigen. Geht das?“

      „Do..doch, Chefin, geht klar. Ich bin in einer Stunde bei euch. Bis dann.“

      „Vielen Dank für dein Verständnis. Bis später.“

      Ben war nicht gerade begeistert, als er unter die Dusche ging. Er fühlte sich schon schwach, aber er konnte doch der Chefin keinen Korb geben. Sie schaute immer, dass es ihren Mitarbeitern gut ging und drückte öfters mal ein Auge zu, wenn er mal ausserordentlich frei wollte.

      Die Dusche und danach das Red Bull halfen ein wenig, wieder auf den Damm zu kommen. Aber er war noch lange nicht der Alte.

      Missmutig schlenderte Ben zur Tramstation. Er hatte sich, wie am Vortag, mit einem Polohemd bekleidet. Es war um einiges kälter als gestern. Als er aufs Tram wartete, wurde es ihm ziemlich kalt und er erwähnte ernsthaft, nochmals nach Hause zu gehen und sich was anderes anzuziehen, etwas Wärmeres. Doch er liess es bleiben, da er in diesem Augenblick die Strassenbahn um die Ecke kommen sah.

      Um diese Zeit, waren nicht so viele Leute im Tram. Er wohnte in einem Aussenquartier und die meisten Leute waren in der Innenstadt am Essen. Zudem hatte es nicht viele Bürogebäude in der Nähe.

      Er setzte sich, ganz entgegen seinen Gewohnheiten, auf einen Zweierplatz auf der linken Seite, stützte den linken Arm auf die Fensterumrandung und sein Kinn in die Handfläche und schaute teilnahmslos zum Fenster raus. So beachtete er nicht die hübsche, schwarzhaarige Frau, die an der nächsten Haltestelle wartete.

      Sie stieg zuhinterst ein und sah Ben sofort. Sie war in ihren schwarzen, langen Poncho mit engem Rollkragen gekleidet. Sie hatte sich geschminkt und ein verführerisches Parfum aufgetragen, welchem noch kein Mann hatte widerstehen können.

      Da diese Haltestelle ein Knotenpunkt war, stiegen auch verhältnismässig viele Leute ein. Die freien Plätze waren schnell besetzt. Leila beeilte sich, schlängelte an den Unentschlossenen vorbei und setzte sich dicht neben Ben.

      Mit Absicht trat sie ihm auf die Füsse. Ben wollte unwirsch antworten, als Leila sich entschuldigte, brachte aber vor lauter Staunen kein Wort heraus.

      „Heilige Scheisse, das ist sie, wirklich, das ist sie, die Frau mit dem geilen Poncho“, flippte Ben gedanklich fast aus. „Welch ein Zufall…und sie setzt sich zu mir. Ich Glückpilz!“

      Er hatte sich schnell gefasst und sagte: „Kein Problem. Das kann schon mal passieren. Vor allem dann, wenn ich meine Füsse nicht bei mir halten kann.“

      Ben spürte die feine, weiche Wolle auf seinem rechten Arm. Er roch ihr verführerisches Parfum, sah in die grünen Augen und war hin und weg.

      „Da bin ich