Mandy Hauser

Eine verrückte Woche


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      Vermisst

      „Ist Ben da?“, fragte Isabelle, als sie bei Tanja in die Buchhaltung kam.

      „Nein, der ist doch daheim und erholt sich.“ Tanja lachte verschmitzt. Da sie immer so schnell kalt hatte, hatte sie sich heute besonders warm angezogen. Sie trug einen dicken, roten Mohairpullover und schwarze Jeans.

      „Ist er eben nicht! Ich wollte mal hören, wie es ihm geht und rief ihn an. Doch er antwortete weder auf dem Handy noch auf dem Festnetz.“

      „Dann wird er nicht abheben wollen und schlafen oder sonst was machen, wobei er nicht gestört werden will“, meinte Tanja mit einem Augenzwinkern.

      „Er ist zwar jung, aber ich bin mir sicher, dass er sicher nichts von dem machen kann, was du wieder meinst.“

      Tanja kicherte. Anita kam die Türe rein und brachte Tanja ein paar Belege. Sie hatte gehört, dass sie von Ben gesprochen hatten und sagte: „Ben ist doch krank. Der sollte doch zuhause erreichbar sein.“

      Ist er eben nicht!“, sagte Isabelle zum zweiten Mal. „So wie es ihm gestern ging, kann er heute doch schon unmöglich wieder unterwegs sein.“

      „Vielleicht ist er doch unterwegs“, meinte Anita. „Da hat heute Morgen eine Frau von der Steuerverwaltung angerufen und sich erkundigt, ob ein Ben Benjamin bei uns arbeite. Sie hat noch ein paar Fragen gestellt und ich habe ihr gesagt, dass Ben krank ist und zuhause erreichbar sei. Ich habe ihr seine Telefonnummer gegeben. Vielleicht musste er ja zum Steueramt oder sie ist zu ihm gegangen.“

      „Aber Anita“, sagte Tanja. „Du solltest doch wissen, dass Steuerämter, wenn sie was von dir wollen, nicht anrufen, sondern schreiben. Und sollten sie trotzdem mal anrufen, dann sicher nicht ins Geschäft und die Chefin ausfragen.“

      „Ich glaube auch“, meinte nun Isabelle, „dass da was nicht stimmt.“

      „Wie hat die Frau geheissen?“, wollte Tanja wissen.

      „Ich kann’s beim besten Willen nicht sagen. Sie hat zwar einen Namen genannt, aber ich habe den nicht verstanden. Bevor ich zurückfragen konnte, hatte sie mich schon so ins Gespräch verwickelt, dass ich gar nicht mehr dazu kam.“

      „Soll ich mal bei Ben vorbei gehen und schauen, ob alles in Ordnung ist?“, fragte Isabelle.

      „Ja, das finde ich eine gute Idee“, meinte Tanja. „Ich komme mit.“

      „Nein“, sagte Anita, „du kannst nicht mitgehen. Ich brauche dich hier. Wenn du gehen willst, dann musst du warten bis um fünf. Dann kannst du gehen. Ich kann nicht auch noch auf dich verzichten. Du weißt, wir müssen bis morgen Abend fertig sein.“

      „Das schaffen wir locker, so ein eingespieltes Team wie wir sind. Ich bin schon fast fertig, obwohl ich Bens Aufgaben auch noch übernommen habe. Zudem hat er am Montag schon sehr viel erledigen können, am Morgen.“

      „Meinst du?“, fragte Anita skeptisch.

      „Ja, sicher. Ausserdem müssen wir ja erst mit dem Reporting am anderen Morgen beginnen. Wir haben also noch eine Reserve.“

      „Also gut, dann geht halt in Gottes Namen. Meldet euch, wenn ihr was wisst.“

      „Danke, Chefin. Das werden wir bestimmt machen.“

      „Danke, Anita. Wir werden dich auf dem Laufenden halten“, versicherte auch Isabelle.

      Tanja nahm ihren weissen Wollmantel vom Garderobenständer, legte ihn über beide Schultern, ohne mit den Armen in die Ärmel zu schlüpfen und verliess mit Isabelle ihr Büro und ging mit ihr zum Fahrstuhl. Im jenem sagte Tanja, die Isabelle betrachtete: „Wow, du siehst ja hammermässig geil aus!“

      „Danke, ich dachte schon, du siehst es nicht oder es gefällt dir nicht. Du siehst übrigens auch sehr lecker aus. Hast du die Vorliebe zur Wolle entdeckt?“

      „Der gestrige Nachmittag hat mich auf den Geschmack gebracht. Aber ich trug immer gerne wollige Sachen.“ Sie lächelte verschmitzt und betrachtete nun Isabelle noch genauer. Isabelle trug ein simples, hellblaues Kleid mit Rollkragen aus Angorawolle. Das Kleid war aber sehr enganliegend und Figur betonend und sah richtig kuschelig aus. Rechts war das Kleid aufgeschlitzt bis rauf zum Ansatz der Oberschenkel. Dazu trug sie kniehohe, schwarze Stiefel mit hohen Absätzen. Über die Schultern hatte sie ihren schwarzen, fast bodenlangen Mantel geworfen, den sie mit der linken Hand fest hielt.

      „Mmh“, machte Tanja, „da möchte ich doch am liebsten ein wenig an deinem Busen kuscheln und deine Brüste streicheln.“

      „Ich kann mir fast nichts schöneres vorstellen“, sagte Isabelle mit einem Augenzwinkern, „aber nicht jetzt. Ben ist wichtiger.“

      „Du hast ja Recht, aber die letzte Nacht geht mehr nicht mehr aus dem Kopf. Es war so schön mit dir“, schwärmte Tanja.

      Sie hätte sich bis gestern nie vorstellen können, was mit einer Frau zu haben. Aber Isabelle hatte sie verzaubert und im Sturm erobert. Was sie gestern im Archiv und auf Bens Bett erleben durfte, war etwas vom schönsten, was sie je erlebt hatte.

      „Auch mir hat es sehr gefallen“, sagte Isabelle und trat näher und fasste Tanja unter dem Mantel durch um die Taille, zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Tanja erwiderte den Kuss mit nicht minderer Leidenschaft und bedauerte, als das ‚Ding Dong’ ertönte und der Lift im Erdgeschoss ankam.

      Mit der Strassenbahn fuhren sie zu Bens Wohnung, traten in den tagsüber offenen Hausflur und fuhren mit dem Aufzug in den 6. Stock. Bei Bens Wohnungstüre angekommen, drückten sie auf den Klingelknopf. Von aussen hörten sie den Türgong. Sie warteten. Nichts. Sie klingelten wieder und warteten erneut. Wieder nichts.

      Isabelle versuchte die Türe zu öffnen und drückte die Türklinke runter. Geschlossen.

      Enttäuscht schaute sie Tanja an und fragte: „Und was nun? Wenn ihm was passiert ist?“

      „Wir hatten ja offen gelassen“, warf Tanja ein. „Also müsste immer noch offen sein.“

      „Nein, Ben könnte ja erwacht sein und die Türe später geschlossen haben. Oder er ist raus gegangen. Du hast nicht per Zufall einen Schlüssel zu seiner Wohnung, als Arbeitskollegin?“

      „Nein, leider nicht. Aber wir könnten suchen. Vielleicht hat er einen irgendwo deponiert.“

      Sie schaute unter der Fussmatte, aber dort war nichts. Sie blickten sich im Treppenhaus um und schauten, wo man einen Schlüssel, ohne dass es andere bemerkten, deponieren konnte.

      Doch nirgends stand ein Blumentopf oder ein Möbel, ein Schuhkasten, wo man einen Schlüssel verstecken konnte.

      Sie wollten schon wieder gehen, als Isabelle auffiel, dass die Blende der Klingel nicht ganz fest an der Wand befestigt war. Sie drückte die quadratische Blende ein wenig nach rechts. Ein Loch in der Mauer wurde sichtbar. Isabelle bückte sich und schaute hinein. Sie griff mit dem linken Zeigefinger hinein und zog einen Schlüssel raus. Schnell versuchte sie ihr Glück an Bens Wohnungstüre.

      „Bingo!“, rief sie ganz erfreut, als sich die Türe öffnen liess.

      „Du bist genial“, wurde sie von Tanja gelobt, welche Isabelle in die Wohnung folgte.

      Sie schlossen die Türe hinter sich und schauten zuerst ins Schlafzimmer. Doch von Ben war nichts zu sehen. Das Bett war ordentlich gemacht. In keinem der Zimmer fanden sie Ben.

      „Wo mag er hin sein?“, fragten sich beide gleichzeitig. Sie lachten: „Und wieder einen Schneider in den Himmel gehoben!“, sagten sie wieder gleichzeitig. Nun lachten sie noch mehr und fielen einander in die Arme. Sie küssten sich und liessen sich, da sie im Wohnzimmer standen, auf die Couch fallen.

      „Lass mich endlich deine geilen Brüste durch die Wolle verwöhnen“, schmachtete Tanja, fasste mit beiden Händen zu und drückte ihren Kopf zwischen Isabelles grosse Brüste. Isabelle drückte Tanja an sich und