Reena Hera

Vollweib


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wäre doch eine kurze Lederhose am geeignetsten.

       »Na, ja sicher doch.«

      Original Tiroler Lederhosen haben vorne eine blattgroße Klappe bzw. ein Tor mit zwei Knöpfen. Und selbst ohne dieses Tor ist viel Platz für eine Bäckerhand. Meine Mutter steckte mich also in eine dieser Lederhosen. Ich schwitzte Blut und Wasser. Keine Ausrede, die ich erfand, half. Ich musste auf die Bergtour.

      Zum Unterschied von zu Hause gab es auch immer sehr gute Jausen und Getränke während solcher Touren. Nach dem Motto der bösen Hexe: „ Zeig mir doch deinen Finger, äähh deine Nippel, werden sie auch schön groß und hart?“

      Der Bäcker dachte bei Finger aber wohl an etwas anderes. Also auf der Höhe, wo das Edelweiß nun mal wächst und sonst die brave Heidi-Sennerin singt, wurde wieder ein Versuch gestartet, aus der Jungfrau eine Hure zu machen. Nachdem die Bemühungen meines geilen Verführers bei mir zu landen bis dato gescheitert waren, wollte der grausige Unhold, dass ich bei ihm doch noch etwas zuwege bringen sollte. So packte er neben der Jausenwurst auch seine Wurst zwischen den Beinen aus. Er wollte, dass ich daraus eine Hartwurst machen sollte. So wie die Salami, in die ich so gerne biss. Das hier war aber etwas anderes, und ganz sicher wollte ich da nicht rein beißen oder daran lutschen. Viel Glück und die entsprechende Naivität ließen mich mit meinen mit Krallen bestückten Fingern so ungeschickt und extrem fest zugreifen, dass dem Schwein ein für allemal die Lust daran verging.

      Der frustrierte Sexunhold lief daraufhin wie verrückt den Berg hinunter, ich stolperte hinterher und hätte mir beinahe das Genick gebrochen, bei diesem wilden Abstieg. Im Anschluss fuhr er noch wie verrückt die kurvenreiche Bergstraße hinunter und ich hatte berechtige Angst um mein junges Leben. Nach einigen weiteren Racheaktionen, die ich irgendwie glücklich überstand, war auch diese Episode nach einiger Zeit unbeschadet überstanden. Der Bäcker blieb trotz allem erfolglos. Inzwischen kann ich sogar darüber lachen. Einige Mitschülerinnen hatten weniger Glück, waren weniger standhaft oder sitthaft – je nach Sprachgebrauch – und leiden teilweise noch heute darunter. Meine Mutter ahnt bis heute nichts. Der Bäcker wurde Jahre später mit allen dörflichen Ehren beerdigt. Ich wundere mich, dass es ein Bäcker war und nicht der Pfarrer oder ein sonstiger Kirchenfürst. Oder verdränge ich da doch noch etwas? Heutzutage deckt man diese sexuellen Übergriffe ja vermehrt auf. Zu meiner Jugendzeit waren die Medien wohl noch nicht so sensationsgeil.

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      »Grrr«, Eine Welle hatte mich kurzzeitig mit unbarmherziger Kraft auf den Boden des Dingis gedrückt. Das wurde ja immer lustiger. Ich spuckte prustend Salzwasser aus, das ich im Mund hatte. Einen Teil davon hatte ich unfreiwillig verschluckt, den Rest hustete ich aus meinen Lungen heraus. Wenn das so weiter ging, musste ich mir über meine letzte Liegestätte keine Gedanken machen. Nach meiner Berechnung trieb ich jetzt an die 30 Stunden im Meer und der Sturm hatte nur unmerklich nachgelassen.

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      Ich hasste Beerdigungen und hatte meiner Familie gegenüber schon sehr früh den Wunsch geäußert, dass ich auf keinem Fall in so einem Loch im Boden begraben werden wollte.

      Ich hatte einmal zufällig in den Bergen eine Mulde entdeckt, in der eine braune Masse von Würmern brodelte – wie in einem vulkanischen Schlammloch in Neuseeland. Aus dem Würmermeer schaute noch der Kopf einer wohl im vergangenen Winter abgestürzten Gämse heraus. »Brrr«, denke ich heute noch bei dem grässlichen Anblick und dem bestialischen Gestank. Ich wollte nicht von Würmern aufgefressen werden, da schon lieber von Haien. Na ja, d e r Wunsch konnte schneller in Erfüllung gehen, als mir lieb war.

       »Wenn mich niemand hier draußen findet, dann besteht diese Gefahr wohl ohnehin nicht mehr«, dachte ich bei mir, »so erledigen sich manche Wünsche von selbst.«

      Ich wollte einmal verbrannt werden und hatte bereits meine Brüder gebeten, meine Asche vom Gipfel eines meiner geliebten Berge in den Wind zu streuen. Ich dachte da an den wunderschönen Hochfeiler, der, obwohl um die 3.500 Meter hoch, verhältnismäßig leicht von Südtirol aus bezwingbar ist.

      Noch wollte ich aber nicht aufgeben. So schnell sollten mich die Haie nicht bekommen. Ich war schon immer gut im Durchhalten gewesen. Und das nicht nur bei Abenteuern, nein, besonders auch beim Kampf um Männer.

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      So wie bei Christian. Gott, hatte mich der Blitz getroffen.

      »Chriiiiiiiiiiiiistiiiiiiiaaaaaaaan !«, schrie ich laut über die Wellenkämme.

      Chris war aus dem allerfeinsten Haus unseres Ortes. Sohn aus der Nobelvilla in bester Lage und was so dazugehört. Der Stiefvater war ein angesehener Direktor einer der größten Firmen im Osten Österreichs. Chris Mutter hatte ein bewegtes Leben hinter sich und Chris und seine zwei Schwestern waren von verschiedenen Männern.

      Jo, mein Bruder, durfte seinen Schwestern Annette und Maria Klavierunterricht geben. Deren Mutter wollte mit dem Geld für die Stunden auch etwas zu den Studiengebühren meines Bruders beitragen.

      Ich beneidete meinen Bruder darum und war wieder einmal sehr frustriert. Auch die Tatsache, dass Jo nie an Henco, einem riesigen, scharfen Schäferhund, vorbeikam, ohne dass ihn die Hausherrin an der Einfahrt abholen musste, änderte nichts daran. Ich hingegen musste nur kurz schreien: „Aus Henco, verschwinde!“, und der Hund zog den Schwanz ein, und weg war er. Jedenfalls war der Hausherr verärgert, weil der Hund ja ein Wachhund sein sollte. Nur die Tatsache, dass ich die einzige Person im Bekanntenkreis war, die mit Henco auf diese Weise umzugehen wusste, rettete diesen wahrscheinlich vor dem Hundefriedhof.

      Diesbezüglich hatte ich immer schon Begabungen, die mir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht weiterhalfen.

      Jo jedenfalls war in der Familie aufgenommen und durfte den Kids das Klavierspielen beibringen. Dabei hätte ich das doch viel besser gekonnt. Ich stand auf Chris, aber der spielte mit mir, und nicht das Piano.

      Als ich Chris das erste Mal sah, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich durfte kurzfristig Jo ersetzten, der sich die Grippe geholt hatte, und urplötzlich hatte auch Chris Interesse am Klavierunterricht. Er war für mich wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Chris hatte schwarze, lockige Haare und die wunderschönsten grünen Augen, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen hatte. Darüber hinaus hatte er ein Grübchen am Kinn und eine Nase, wie von einem griechischen Bildhauer. Sie gab seinem Gesicht den Gesamteindruck eines männlichen Engels. Ich vergaß für einen Moment das Atmen und wäre beinahe kollabiert. Dieser Bursche hatte das bezauberndste Lächeln der Welt und schaute während der ganzen Stunde mehr auf mich als auf die Klaviertasten. Mein Herz fing an zu rasen und meine Hände zitterten so sehr, dass ich ihm kaum etwas Vernünftiges auf den Tasten vorspielen konnte. Mein Mund war so trocken wie eine Sanddüne in der Sahara. »Mein Gott, ist dieser Adonis schön«, durchfuhr es mich.

      Ich fühlte, wie mir gleichzeitig heiß und kalt wurde, und noch immer war ich wie gelähmt. Dabei sollte ich ihm doch die Mondschein Sonate von Beethoven beibringen, zumindest den ersten Satz davon. Ich konnte meine Blicke nicht von ihm abwenden. „Oh, Gott, jetzt kommt er auch noch näher.“ Chris war auf dem ohnehin kleinen Klaviersessel noch näher an mich herangerückt, um die tieferen Tasten besser zu erreichen. So nahe, dass seine Oberschenkel und seine Hüfte meine entsprechenden Körperteile berührten. Dabei schaute er mir immer wieder tief in die Augen und fragte lasziv. „Und, ist das so gefühlvoll genug?“ Gleichzeitig bewegte er seine wunderschönen langen, schmalen Finger anmutig über die Tastatur. In meinem Kopf explodierte dabei ein Feuerwerk der Gefühle.

      »Mit diesem Mann will ich bis zum Ende meiner Tage glücklich sein.«

      Der Blick in seine Augen und die Berührung seines Körpers auf dem engen Klaviersessel gingen mir durch und durch. Ich fühlte seine Wärme und der Geruch seines männlichen Körpers raubte mir fast den Verstand. Er benutzte kein Parfüm. Es war sein eigener Geruch nach sonnengebräunter, wilder Männlichkeit. Ich nahm den großräumigen Salon um uns herum kaum mehr war. Auch nicht das Stimmengewirr seiner Schwestern und seiner Mutter aus der Küche. Jeder Blick in seine grünen Augen verschlug mir sofort den Atem.

      Dabei sah auch er mir so tief in die Augen, so unendlich tief, dass ich das Gefühl hatte, mich völlig