Reena Hera

Vollweib


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Instrument der Lust bei einer solchen Gelegenheit sogar platzen?« brachte ich als beteiligtes Mädchen meine Mutter, angesichts einer derart zu Megagröße angeschwollenen Männlichkeit, zur sprachlosen Verzweiflung. Auch der Arzt konnte oder wollte uns darauf keine Antwort geben. Nach dem Motto: »Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, war Othmar noch eine Zeit lang Anlass für viele Späße in Richtung ›Ballon-Schwanz‹.

      Er konnte sich erst nach Tagen wieder an unseren jugendlichen Sexspielen betätigen und musste doch um einiges größere Hosen anziehen. Seine imposante Männlichkeit brauchte an diesen Tagen mehr Platz. Trotz dieser seltenen, spaßigen Highlights war die Mittelschule für mich ein einziger Angstschrei. Ich frage mich heute noch, wie man es überlebt, vier Jahre jeden Morgen mit Angst und Schrecken vor Schularbeiten und Prüfungen in die Schule zu fahren. Es war besonders der Stress mit meinen Lehrern, der mir Sorgen machte! Hervorgerufen durch das daraus resultierende extreme Unlustgefühl waren ja meine schulischen Leistungen alles andere als „Selbstwertgefühl steigernd“.

      Es war sicher kein Zufall, sondern eine Fügung des Schicksals, dass ich Jahre danach wieder in eine Männerwelt eindrang, Martial Arts studierte, und sogar den 7. Dan in Kidokan machte. Ganz sicher würde ich jetzt mit 99 % meiner ehemaligen Mitschülerinnen und sogar mit den dickbäuchigen, biertrinkenden Ex-Mitschülern wahrscheinlich, nein sicher – »hau’ den Watschenmann« spielen. In einer Zeit jedoch, in der andere pubertierende Mädchen noch erste Erfahrungen mit Jungs machten, wie schüchtern Händchen halten, Kuss auf die Wangen und Küsschen auf den Mund, hatte ich alle Hände voll zu tun, meinem Rudel die Schwänze zu wichsen.

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      Im Moment musste ich trotz meiner Situation über diesen Rückblick lachen. Eine riesige Welle rollte brüllend über mich hinweg, warf mich aus meinen Gedanken und aus dem vermeintlich sicheren Boot. Verzweifelt schrie ich auf, als die Sturzsee über mich hereinbrach. Ich hatte mich in der Zwischenzeit zum Glück mittels einer starken Rettungsleine mit meinem kleinen Schlauchi verbunden, und hing glücklicherweise immer noch daran, als die Mega-Welle mich wieder ausspuckte. Ich zitterte am ganzen Leib und zog mich an der Leine mit klopfendem Herzen wieder ans Boot heran. Am ganzen Körper verspürte ich, wie die Kräfte mich langsam aber sicher verließen. Jeder Zug an der Leine erforderte eine größere Überwindung, bei jedem Kraftaufwand schmerzten die Hände und die Arme mehr. Ich hatte das beklemmende Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Kam ich dem Dingi überhaupt näher, oder warf mich jede Welle wieder um Meter zurück? Ich war schon froh, die Leine, die es mir immer wieder fast aus der Hand riss, nicht endgültig zu verlieren. Das verzweifelte Klammern, das Reißen, Abrutschen und Zerren hatte zur Folge, dass die Haut meiner Hände immer mehr aufriss. Wie Fetzen hing sie in Streifen von meinen geschundenen Handflächen. Konnte ich den Schmerz überhaupt noch real verspüren oder waren die für den Schmerz zuständigen Nerven bereits abgestorben. Wurde mein Gehirn von einem Phantomschmerz gequält? War ein Teil meines geschundenen Körpers schon so gut wie tot? Wann würde der Rest folgen? Wann meine Seele? Ich driftete ab in einen Zustand der Gleichgültigkeit und Besinnungslosigkeit.

      „Aua! Verdammt!!!“ Plötzlich hatte ich das Gefühl, von etwas getreten zu werden. Hier draußen? Unmöglich!!! Ich steckte den Kopf unter Wasser, um die Stelle sehen zu können, wo meine Beine waren. Ich öffnete die Augen, und da mich das Salzwasser brannte, musste ich warten, bis ich etwas erkennen konnte. Als ich endlich verschwommen sah, verkrampfte sich mein ganzer Körper. Wie ein Blitz durchfuhr mich die Angst. Ein eiskaltes Schwert durchschnitt meine Brust und verbreitete Kälte, die mich unkontrolliert erzittern ließ, über meinen ganzen Körper. Jetzt begriff ich, was mich gestoßen hatte. Was ich entsetzt erkennen konnte, war unglaublich, aber wahr. Der Wirklichkeit gewordene Alptraum. Was so ein Herz alles aushalten kann? Herzrasen war der falsche Ausdruck für das, was sich in meinem Brustkorb abspielte. Das glich schon mehr einem Herzflimmern. Zuerst hatte ich nur Schatten gesehen, aber schnell wurde es in meinem Großhirn zur Gewissheit und mein Emotionalgehirn schrie vor Verzweiflung. Überall unter mir waren Haie. Nicht ein Hai, es waren dutzende Haie, unzählige dieser fresslustigen Raubfische. Und sie waren so nahe, dass ich ihre Augen sehen konnte. Sekundenbruchteile später warf ich mich, getragen von einem gewaltigen Adrenalinschub ins Boot. Mit rasendem Herz lag ich für Minuten, alle vier Gliedmaßen ausgestreckt am Boden.

       „Bloß nicht wieder umkippen, auf keinen Fall noch einmal kentern und ins Wasser fallen. Ooohhh … mein Gott, bitte lass den Sturm aufhören.“

      Ich zitterte derart am ganzen Körper, dass sogar das Schlauchboot vibrierte. Eine Welle packte das Boot und hob es erneut hoch. Ich verlagerte sofort das Gewicht meines Körpers, um das Dingi zu stabilisieren. Mein Leben hing jetzt davon ab, dass ich das Boot in einer stabilen Lage hielt. Ich wollte auf keinem Fall, nein, ich durfte unter keinen Umständen noch einmal ins Wasser fallen. Nicht, solange diese mörderischen Ungeheuer um mein winziges Boot kreisten. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich jetzt noch einmal kenterte. Beunruhigend war vor allem, dass der Wind immer stärker wurde und damit auch die Wellenhöhe zunahm. »Ob ich aus dieser brodelnden Badewanne jemals wieder lebend herauskomme«?

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      Wir schliefen damals im Sommer und anderen Ferienwochen zu neunt am Dachboden auf einem Matratzenlager, um unsere Zimmer an deutsche Gäste vermieten zu können. Wir hatten ja nur ein Eltern-und man höre, ein Kinderzimmer für sieben Kinder! Das Geld wurde von meinen Eltern dringend benötigt. Heute muss ich dem Schicksal der Fairness halber zugestehen, dass wir Hinterwäldler dadurch doch einiges von der großen, weiten Welt, auch wenn das in unserem Fall nur Deutschland war, mitbekommen haben. So unter anderem auch ein weibliches Wesen namens Elke, ein schon mit acht Jahren herrlich laszives Mädchen, und das sollte sich jedes Jahr steigern. Ein Mädchen mit Engelsgesicht, aber sehr frivol und durchaus nicht abgeneigt, meinen rauen Jungs und mir burschikosen Hexe ein bisschen etwas aus der erotischen Mädchenwelt beizubringen. Für uns war sie vergleichbar mit einem Wesen von der Venus. Ein absolut unbekanntes, geheimnisvolles, fremdartiges Terrain.

      Wir durften dann alle in unserer Schilfhütte Elke küssen. Jedes Jahr von ihrem achten Lebensjahr an ein bisschen mehr, ja … sogar ich! Dabei blieb es nicht nur bei Zwickaküssen. Wir steckten auch unsere Zunge tief in den Mund des kleinen Mädchens. Aber auch Elke stand uns dabei in nichts nach. Auch spielten wir mit ihr und zwei inzwischen aufgewachten Nachbarsmädchen mit Begeisterung das „ eins, zwei, drei … Hose runter Spiel in unserer Schilfhütte. Elke war dann doch sehr enttäuscht, dass sie nicht so weit pinkeln konnte, wie ich und meine Burschen. Zumindest da hatte ich den zweifelhaften Vorsprung monatelangen Trainings in unserer Schilfhütte. Irgendwann befiel mich das Gefühl, dass ich als Mädchen besondere Chancen bei ihr hatte. Das wurde von Elke auch des Öfteren bestätigt, und war nicht nur mein kindlicher Glaube. Fortschritte beim Annähern wurden aber dadurch erschwert, dass ich, aus verständlichen Gründen, damals nur mit Jungs sexuelle Erfahrungen sammeln wollte. Elke nahm das mit dem Geschlecht nicht so ernst, sie wollte viel lieber Taten sehen, sie wollte ihren Spaß.

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      Eine Welle, die mir über den Kopf schwappte, riss mich jäh aus meinen Gedanken.

      „OOOHHH Gott, wie lange war ich jetzt schon im Wasser? Es war inzwischen heller geworden. Der Sturm hatte sich etwas beruhigt, die Wellen waren nicht mehr ganz so hoch und auch seltener, und ich lag zum Glück immer noch ausgestreckt am Boden meines kleinen Bootes. War ich vor Erschöpfung eingeschlafen? Dann mussten mich wohl tausende Engel beschützt haben in meiner ohnehin aussichtslosen Lage und umringt von fresshungrigen Haien. Da ich kein Land erkennen konnte und der Himmel sich immer noch wolkenverhangen zeigte, war es schwierig, die Zeit zu bestimmen, ohne den Stand der Sonne zu sehen. Eine gewaltige Woge brach wie aus heiterem Himmel über das Schlauchboot herein, und hätte mir beinahe den Notfallkoffer aus den Armen gerissen. Ich hatte sogar Mühe, überhaupt im Boot zu bleiben und es vor dem Kentern zu bewahren. Das Boot war augenblicklich voll Wasser. Ich machte mich sofort daran, es mit bloßen Händen auszuschöpfen. Ich war leichtsinnig geworden und hatte vergessen, dass ich mich immer noch in großer Gefahr befand, wieder ins Wasser zu fallen. Ein bisschen Wasser im Boot war nicht so schlecht, aber ein volles Boot bedeutete zu viel Tiefgang. Vor allem nicht kentern war jetzt die Devise. Eine neuerliche Welle konnte mich mit