Verband um ihre Brüste lösen, da diese schmerzhaft an ihm rieben und Derias Atem einengte. Zwischen den Schenkeln spürte sie eine Wärme und Feuchtigkeit, die sie erröten ließen. Was passiert mit mir? Warum löst Olivers Anblick diesen Wirrwarr an Gefühlen in mir aus, fragte sie sich. Deria hatte Angst. Mit wem, außer ihrer Mutter oder Milly, hätte sie darüber sprechen können? Aber beide waren nicht hier. Deria musste an Olivers Worte denken. Ihre Situation wurde immer heikler. Wie sollte sie ihm klar machen, dass Eric kein Interesse an Frauen hatte? Mit dieser Frage fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Als Oliver am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich ausgeruht und ausgeglichen wie schon seit langem nicht mehr. Jolanda war längst gegangen, denn er duldete sie nicht die ganze Nacht in seinem Bett. Dieses Privileg würde nur seiner Frau vorbehalten bleiben. Seiner Frau - dieser Gedanke ließ ihn wieder an seine Unterhaltung mit Deria denken. Was mochte sie von der Situation gehalten haben, als ich Jolanda so wild genommen habe? Sie war bestimmt verschreckt gewesen. Selbst Schuld, was hat sie auch in meinen Räumen zu suchen, sagte er zu sich selbst. Aber eine seltsame Erregung ergriff ihn. Wieder musste er an die feuchten Lippen denken: Wie herrlich wäre es, diese zu küssen. Erstaunt bemerkte er, wie seine Leidenschaft sich zu regen begann.
Oliver wusch sich und beschloss, das Katz- und Mausspiel endlich zu beenden. Er würde „Eric“ keine andere Wahl lassen als selbst zuzugeben, was für ein falsches Spiel er spielte.
Mit diesen Gedanken klopfte er energisch an Derias Zimmertür. Stille. Er klopfte noch einmal, dieses Mal lauter und heftiger. Wieder keine Antwort. Ohne etwas zu sagen, riss er die Tür auf. Sofort sah er, dass der Raum verlassen war. Verdammt, wo ist dieses Weibsbild denn schon so früh am morgen, grollte er in Gedanken. Als er wutschnaubend in die große Halle kam, saß sein Oheim bereits am Tisch und grinste ihm entgegen.
„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte er süffisant.
„Keine, aber gerade das ist es ja.“
„Wenn du Eric meinst, der bzw. sie ist vor über einer halben Stunde hinaus geschlichen.“
„So früh schon?“, fragte Oliver verwundert.
„Oh, sie nimmt ihre Pflichten sehr ernst. Wahrscheinlich hilft sie Stephen und dann frühstücken die beiden bei Ester.“
„Aha. Na, dann werde ich ihren Tagesablauf ein wenig durcheinander bringen. Heute zeige ich meinem Mündel, wie gekämpft wird.“
„Aber Oliver, jetzt übertreibst du es aber“, versuchte Guy Deria zu beschützen.
„Nein, sie soll endlich zugeben, wer sie wirklich ist. Ich habe diese Spielchen langsam satt“, grollte Oliver. „Jolanda, pack mir ein wenig Proviant ein!“
Oliver ging in den Stall, aber dort war niemand. So wie Guy es richtig vermutet hatte, fand er Deria in Esters Haus.
„Oh Oliver, möchtest du auch etwas essen?“, fragte Ester überrascht.
„Nein, danke, Ester. Ich möchte mein Mündel abholen. Wir haben heute eine schweren Tag vor uns.“
Ohne einen Widerspruch zu dulden, warf er Deria einen ungeduldigen Blick zu. Sie verschluckte sich fast an ihrer Milch, stand dann unsicher auf.
„Bist du endlich fertig?“, herrschte er sie an.
„Ja, dank Euch habe ich keinen Hunger mehr“, zischte sie zurück.
Nachdem sie sich bei Ester bedankt hatte, folgte sie Oliver.
„Was, um alles in der Welt, soll das jetzt? Wieso behandelt Ihr mich so herabwürdigend?“, brauste sie auf.
Er fuhr so schnell zu ihr herum, dass sie ängstlich zurückwich. Er packte ihren Arm und zog sie zu sich heran.
„Nicht anders, als du mich behandelst“, knurrte er in ihr Ohr.
Dann zog er sie wortlos mit sich. Deria hatte nun wirklich Angst. Irgendetwas war anders als sonst. Oliver wirkte so entschlossen. Nur weswegen? Sie überlegte, ob sie versuchen sollte sich loszureißen. Nein, das würde zu nichts führen. Sie musste erst einmal abwarten, was er wirklich von ihr wollte.
„Sattle dein Pferd, wir werden ausreiten!“
Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Deria tat wie ihr geheißen und folgte dann schweigend ihrem Vormund. Die Provianttasche hatte er sich umgehängt. Ohne ein Wort zu sprechen, trieb er sein Pferd zum Galopp an. Deria folgte ihm in den anbrechenden Tag. Wenngleich sich ihr ein wunderbarer Sonnenaufgang bot, konnte sie sich nicht daran erfreuen. Furcht umschloss ihr Herz und drückte ihre Brust zusammen.
Mehr als zwei Stunden waren sie im schnellen Galopp geritten, als eine Burgruine in Sicht kam. Eigentlich waren es eher ein paar Steinquader, als eine Ruine. Dort zügelte Oliver sein Pferd und wartete bis Deria ebenfalls abgestiegen war.
„Ich werde dir heute den ersten Unterricht im Schwertkampf geben.“
Deria schluckte. Noch tat ihr der Hintern von dem schnellen Ritt weh. Aber Oliver ließ ihr keine Sekunde Zeit, sich auszuruhen. Er holte zwei Holzschwerter aus der Tasche und gab eines davon Deria. Dann erklärte er ihr geduldig, wie sie den Griff am besten halten sollte. Es überraschte ihn, wie geschickt sie sich dabei anstellte. Nachdem sie seine Übungen wiederholt hatte, stellte er sich ihr gegenüber und sagte:
„So, und jetzt kämpfen wir gegeneinander. Versuche die Übungen, die ich dir eben gezeigt habe, anzuwenden. Fertig?“
„Ja.“
„Dann greif mich an“, forderte Oliver sie auf.
Wie er ihr erklärt hatte, stellte sie erst ihre Beine fest auf den Boden, um genug Halt zu haben. Dann holte sie aus, ließ ihr Holzschwert über dem Kopf kreisen und schlug dann auf Oliver ein. Als ob er eine Fliege abwehrte, hob er lässig sein Holzschwert und parierte ihren Schlag. Deria fuhr ein beißender Schmerz in die Arme, als ihre Schwerter aufeinander schlugen.
„Noch einmal, aber gib dir mehr Mühe“, reizte Oliver sie.
Und wieder machte sie die gleichen Bewegungen, doch dieses Mal duckte sich Oliver geschwind unter ihrem Schwert hindurch, so dass er plötzlich hinter ihr stand. Mit seinem Schwert schlug er ihr auf ihren Hosenboden. Deria machte einen Satz nach vorne:
„Aua, das tat weh!“
Jetzt war ihr Zorn geweckt und sie versuchte Oliver einen Stich zu versetzen, aber er wich auch diesem geschickt aus und verpasste ihr den nächsten Hieb.
„Das tut weh, Oliver!“, rief sie zornig.
„Das soll es auch. Ungezogenen Kindern versohlt man nun einmal den Po.“
„Ich bin kein Kind mehr“, rief Deria mit verletztem Stolz.
So ging es eine Weile und wieder und wieder bekam Deria einen Schlag auf ihren Allerwertesten.
„Oh, was seid Ihr nur für ein ungehobelter Mensch!“, schrie Deria völlig außer sich.
„Lieber ein Grobian als eine ausgekochte Lügnerin!“, brüllte Oliver zurück.
Erst jetzt realisierte Deria, was er gerade gesagt hatte. Er weiß es, oh mein Gott, er weiß es! Deswegen ist er so wütend und schlägt mich. Vor lauter Panik ließ sie das Schwert fallen, drehte sich um und rannte los. Doch gegen Oliver hatte sie keine Chance. Schon nach wenigen Metern hatte er sie eingeholt, bekam ihr Hemd zu packen und riss sie zurück. Deria verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
„Lasst mich los!“ Sie versuchte ihn abzuschütteln, doch vergeblich. Wie eiserne Zangen umschlossen seine Hände ihre Handgelenke und drückten sie über ihren Kopf auf den Boden. Er setzte sich auf ihre Beine, sodass sie nicht mehr nach ihm treten konnte. Ihr Widerstand hielt an, bis sie endgültig erkannte, dass sie ihm nicht entkommen konnte.
Oliver hatte einfach gewartet, bis sie müde wurde. Jetzt lag sie unter ihm. Ihr Hemd war hoch gerutscht und gab einen kleinen Blick auf ihren schmalen Bauch frei. Ihre grünen Augen sprühten vor Zorn, doch sie hielt jetzt still. Nur ihre Zunge konnte sie