Ava Patell

Smartphone Sweetheart


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sein Leben in New Maple inklusive seiner Bekanntschaften dort mit dem Leben zu verbinden, das er vorher geführt hatte. Ems Vergleich seines jetzigen Lebens und seines Zukunftstraums mit zwei losen Fäden kam ihm in den Sinn und er dachte eine Weile darüber nach, während vor den Fensterscheiben des nachtschwarzen Wagens die Landschaft vorbeizog und er seiner neuen Heimat entgegenfuhr. »Hey Schöner.«, wurde er dort lächelnd in den frühen Morgenstunden begrüßt. Eine schwarzhaarige Schönheit, sportlich schlank und beinahe so groß wie er selbst stand vor ihm, nur in einen Bademantel gehüllt, unter dem Matt nichts weiter als nackte Haut vermutete und innerlich seufzte Matthew auf. Eines wusste er sofort: Er würde zu seinem Neujahrs-Fick kommen.

      +++

      Das neue Jahr begann gut für Emmett. Sein neues Buch wurde herausgebracht und es lief gut an. Also würde der Verlag auch sein nächstes Buch verlegen, was ihm seine Verlegerin zusicherte. Es schien sich wirklich gut zu verkaufen, war doch die Kombination von einem großen Tischler und einem Zwergenermittler in dem Genre neu. Und dann kam wieder einer der Tage, an dem alles schief ging. Schon nach dem Aufstehen rammte er sich den Fuß an, auf dem Weg zum Verlag schlug er der Länge nach hin. Nach einem flüchtig eingenommenen und total geschmacklosen Mittagessen rempelte ihn auch noch jemand an. »Passen Sie doch auf!«, blaffte er wütend den Mann an, der ihn kaum zu bemerken schien. So ein typischer Anzugträger. Er war wirklich froh, als er am Abend wieder zu Hause war, um seine sprichwörtlichen Wunden zu lecken. Schlimmer konnte es kaum laufen. Auch die restliche Woche zog sich in dieser Manier weiter. Nichts schien funktionieren zu wollen. Auch die Ideen wollten nicht kommen, stundenlang saß er vor leeren Seiten und tippte Texte, hinter denen er nicht hundertprozentig stand und die er dann doch nur wieder löschte. Er wollte einfach nicht in das Gefühl hineinkommen, in dem es ihm gelang, gute Sätze zu Papier zu bringen. Immer wieder brach er frustriert seine Versuche ab. Am Ende der Woche, am Freitagabend, schrieb er wieder Matt.

      › Sag mir etwas Nettes. Bitte. Egal was. Es kann auch gelogen sein.‹ Matthew dachte nicht lange nach und auch, wenn er die Antwort nur schrieb und den nicht mehr so Fremden, nicht mehr so Unbekannten nicht anrief, hoffte er, dass es fruchten würde, denn die Bitte klang für ihn wie die eines niedergeschlagenen Mannes.

      › Alles wird wieder gut.‹ , schrieb er also als Erstes zurück. › Was ist passiert?‹ , tippte er hinterher. Er verließ gerade mit Chloe das Kino und trat auf den Bürgersteig.

      »Du solltest aufpassen. Nicht, dass du wieder irgendjemanden anrempelst.«, sagte sie. Lächelnd hob er den Blick.

      »Ja, das wäre gut. Der war wirklich sauer.«

      »Wäre ich auch gewesen.«

      »Hm.« Matthew deutete die Straße hinunter. »Wollen wir noch ein Eis essen? Da habe ich jetzt Lust drauf.« Trotz des kalten Wetters fand man in New Maple immer wieder vereinzelt mobile Verkaufsstände, die neben Crêpes und gebrannten Mandeln auch Eis im Angebot hatten.

      Die Schwarzhaarige neben ihm nickte. »Gern.« Sie steuerten auf den Eiswagen zu, der an der Straßenecke stand, während die Antwort auf Matthews Frage eintraf.

      ›Ich hatte ein Date. Mal wieder. Es war...grauenvoll.‹ Im Gehen las Matthew die Nachricht und verzog sofort das Gesicht. Da brauchte es mehr zum Trösten.

      »Was möchtest du?«, fragte Chloe und Matthew sah von seinem Blackberry auf in dunkle, braune Augen.

      »Hm? Oh, ich nehme Pistazie.« Chloe nickte, während Matthew langsam an Em zurückschrieb.

      › Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe. Manchmal schreibe ich dir eher als meinen Freunden oder meiner Schwester .‹, tippe Matt. Eine Kugel Eis auf einer hellen Waffel erschien vor seinen Augen. Die Spitzen der Finger, die es hielten, glänzten in klassischem Rot.

      »Hier, Pistazie.« Lächelnd nahm er Chloe das Eis ab.

      »Danke.« Sein Blick fiel auf das Handy dahinter. Die Nachricht darauf war getippt, aber noch nicht abgeschickt und jetzt drängte sich das Eis davor. Matthew runzelte die Stirn und knipste kurzerhand ein Bild von seinem Eis mit dem Gehweg im Hintergrund. Zu seiner Nachricht schrieb er noch: › Hier, ein Trosteis.‹ dazu, bevor er alles abschickte und sich über sein Eis hermachte.

      »Mit wem schreibst du denn da?«, fragte Chloe, die an ihrem Vanilleeis leckte. Kurz folgte er ihrer rosa Zunge mit dem Blick. Sexy sein war so einfach. Er konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass Em das nicht konnte. Chloe dagegen beherrschte es perfekt und grinste ihn jetzt frech an, da sie seinen Blick bemerkte. Schnell hob er ihn in ihre blitzenden Augen.

      »Mit einem Freund. Er hat ein schlechtes Date gehabt.«

      Chloe verzog das Gesicht. »Der Arme.« Sie hakte sich bei ihm unter und sie liefen Richtung Auto.

       ›Das geht mir auch so, Matt. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich dir alles erzählen kann. Das ist verrückt. Hier noch eine Info. Egal ob dieses grüne Zeug Waldmeister oder Pistazie ist... Ich

      mag beides nicht .‹

      Matthew las die Nachricht erst, als er sein Eis aufgegessen hatte und musste lächeln.

      › Pistazie. Das ist wirklich lecker und da ich deine Lieblings-Eissorte noch nicht weiß, musste ich auf meine zurückgreifen .‹, schrieb er zurück. Noch einmal überflog er Emmetts Nachricht. Alles erzählen... Matthews Blick fiel auf Chloe und er tippte eine neue Nachricht.

      › Ich bringe gerade ein Date nach Hause.‹ Es war nicht so, dass er Em diese Information schuldig war oder ein schlechtes Gewissen hatte, dass er es noch nicht geschrieben hatte, aber ihm war klar geworden, dass der Jüngere Recht hatte. Die Empörung in der ankommenden Nachricht konnte er beinahe mit den Händen greifen, während er die Worte las.

      › Und da schreibst du mit mir?! Spinnst du?!‹ Matthew musste lachen und Chloe warf ihm einen fragenden Blick zu.

      › Oh keine Sorge. Es ist nicht das erste Date. Wir gehen schon länger miteinander aus.‹

      »Was? Wieder dein Freund?«, fragte Chloe und Matthew nickte, ohne den leicht gereizten Unterton in Chloes Stimme wahrzunehmen.

       ›Das solltest du trotzdem nicht tun. Konzentrier dich auf dein Date. Ich wünsche dir viel Spaß!‹

      Wieder vibrierte sein Handy und diesmal seufzte Chloe.

      »Okay, weg mit dem Ding. Dein Freund soll sich woanders Trost suchen.« Schnell tippte Matthew eine Antwort. › Das ist sie. Danke Em.‹ Dann wanderte sein Handy wirklich endgültig zurück in seine Hosentasche. Er brachte Chloe nach Hause und sie verbrachten noch ein paar gemütliche Stunden zusammen, bevor Matthew gegen zwei Uhr nachts nach Hause fuhr. Er übernachtete nur selten bei ihr und er lud sie auch nur selten zu sich ein, aber das würde sicher noch kommen.

      An diesem Abend lag Emmett lange wach. Das Handy lag neben ihm im Bett. Eine Marotte, die er sich angewöhnt hatte, seitdem er mit Matthew schrieb. Wenigstens einer von ihnen beiden hatte Glück in der Liebe. Er fühlte sich im Moment gerade einfach schrecklich einsam und schob die Hand auf die leere Bettseite. Wie lange war es her, dass er mal nicht alleine hier geschlafen hatte? Mal abgesehen von Hanni. Es fehlte ihm. Nicht so sehr der Sex, viel eher die körperliche Nähe. Sex konnte man heutzutage auch sehr gut mit sich selbst haben. Aber mit jemandem zu kuscheln, das war kompliziert alleine. Tief seufzte er und schob das Handy zurecht.

      Himmel, das war krank. Grummelnd drehte er sich auf die andere Seite. Mit dem neu verlegten Buch lief es gut und sein neues Manuskript würde sich auch noch entwickeln. Vielleicht sollte er sich also doch eine Katze suchen. Dann wäre er nicht mehr alleine. Und für eine Katze würde der Platz in der Wohnung reichen. Die Idee kam ihm mit einem Mal gar nicht mehr so dumm vor oder so verschroben wie noch vor ein paar Wochen. Eventuell war genau das sein Schicksal. Vielleicht war er einfach der Katzentyp. Der komische alte Onkel, der sich seine Wohnung mit 14 Katzen teilte. Aber er wollte gar nicht 14. Höchstens eine. Und im Grunde nicht mal das, denn was er wirklich wollte, war ein Mann, der ihn verstand und ihn so nahm wie er war. Mit all seinen Ecken und Kanten. Natürlich war Mr.