Svea Dunnabey

Sea of Flames


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      >> Du hast sie erreicht.<< sagte ich knapp, während ich wieder auf dem Gang nachsah, ob Evelyn vielleicht langsam mal hier wäre, doch es war immer noch kein blonder Lockenkopf im weißen Kittel zu sehen.

      >> Also seid ihr wieder zusammen?<< fragte mich meine Mutter euphorisch und grinste dabei über das ganze Gesicht.

      >> Mhm, aber es ist noch ganz frisch und ich muss erst wieder ihr Vertrauen gewinnen.<<

      >> Ach, Blake... Das freut mich so für dich.<<

      Ich nickte nur und grinste, während meine Mutter strahlte und vollkommen in Gedanken versunken zu sein schien. Wahrscheinlich war sie im Geiste schon wieder bei den Hochzeitsvorbereitungen, da ich wusste, dass sie Evelyn gern mochte und sie am liebsten direkt in unsere Familie aufnehmen würde.

      >> Was machst du nur für einen Mist!<< fuhr mich plötzlich eine große, braunhaarige Frau von der Tür aus an und sah mich gespielt wütend an.

      >> Erin!<< begrüßte ich sie freudestrahlend und breitete sofort meine Arme aus, um sie zu begrüßen. Es dauerte keine zwei Sekunden, bis wir uns auch schon in den Armen lagen und uns fest drückten, da wir uns schon lange nicht mehr gesehen hatten.

      >> Verdammt, dass ist viel zu lange her, dass ich dich das letzte Mal gesehen habe.<<

      >> Fast ein Jahr, oder?<< fragte ich und ging im Geiste die Zeitspanne durch.

      >> Ich glaube, ja. Mum hat mich gestern angerufen und erzählt, dass du und Elliott einen Unfall hattet, also bin ich direkt hergefahren.<<

      >> Das hättest du nicht machen brauchen.<<

      >> Na, sag mal. Natürlich musste ich das. Du bist mein Bruder!<<

      Ich musste grinsen, während sie zu unserer Mutter ging und sie begrüßte. Wir hatten uns in den letzten Jahren nicht mehr so häufig gesehen, da sie mit meinem Vater vollkommen zerstritten war und deswegen die Stadt mied. Umso mehr freute ich mich nun, dass sie hier war.

      >> Wie geht’s dir denn?<< fragte sie mich schließlich, während sie sich einen Stuhl ans Bett stellte und sich neben mich setzte.

      >> Mir geht’s gut. Ich hatte nur eine kleine Milzruptur, ein paar Rippen sind geprellt und ein leichtes Schleudertrauma, wobei ich glaube, dass ich gar keins habe, denn mir geht’s perfekt.<<

      >> Das klingt besser, als ich es erwartet hätte. Die Bilder gestern im Fernsehen vom Highway sahen nämlich ziemlich schlimm aus.<<

      >> Ich glaube, wir sind ziemlich zum Ende hin in den Unfall geraten, sodass nicht mehr viele Autos auf uns drauf gefahren sind.<<

      >> Glück im Unglück.<<

      Ich nickte und sah zu meiner Mutter, die endlich fertig mit dem Einräumen war und sich nun auf einen der Stühle ans Fenster setzte.

      >> Setz dich doch zu uns.<<

      >> Nein, alles in Ordnung. Ich lese ein wenig Zeitung. Unterhaltet ihr euch ruhig.<< entschuldigte sie sich und schlug wirklich die Zeitung auf. Wahrscheinlich wollte sie mir genügend Zeit mit meiner Schwester geben, da meine Mutter und sie sich häufiger sahen, als wir beide.

      >> Was macht dein Laden?<<

      >> Der läuft. Ich hatte zwischenzeitlich überlegt, ob ich noch einen zweiten eröffnen sollte, doch dann dachte ich, wofür? Ich habe genügend Umsatz und die Kunden kommen aus der ganzen Stadt zu mir, kennen mich und lieben es mit mir zu reden, was beim zweiten Standort nicht ginge, also habe ich es gelassen. Ich brauche nicht Millionen auf dem Konto, um glücklich zu sein.<< plauderte sie aus und wirkte dabei wirklich vollkommen zufrieden, was mich freute.

      Nach dem Streit mit meinem Vater hatte sie die Stadt verlassen und einen kleinen Schmuckladen eröffnet, wo sie ihre eigenen Kreationen verkaufte. Sie verzichtete dabei komplett auf unser Familienerbe und hatte auch als Start keine Finanzspritze gewollt, was ich wirklich bemerkenswert fand.

      >> Eine kluge Entscheidung. Vielleicht komme ich demnächst mal vorbei und kaufe eine Kette bei dir.<<

      >> Für dich?<<

      >> Nein. Für eine gewisse Person.<<

      >> Evelyn heißt sie.<< plauderte meine Mutter aus, wobei sie noch nicht einmal von ihrer Zeitung aufblickte.

      >> Du hast wieder eine Freundin?<< fragte mich meine Schwester überrascht und sah mich erwartungsvoll an.

      >> Ich hoffe es zumindest. Wenn sie mir verzeiht, ja, sonst muss ich weiter kämpfen.<<

      >> Was hast du denn verbockt?<<

      >> Das ist eine lange Geschichte, aber es sieht ganz gut aus und das ist alles, was im Moment für mich zählt.<< erklärte ich die Situation und hoffte, dass ihr das als Begründung reichen würde.

      >> Wie habt ihr euch denn kennengelernt?<<

      >> Sie hat David das Leben gerettet, als er den Herzinfarkt hatte. Ich kannte sie zwar schon vorher, aber da waren wir uns nur mal flüchtig über den Weg gelaufen und als ich sie hier dann wiedersah, da hatte es dann gefunkt, wie man so schön sagt.<<

      >> Also ist sie Ärztin hier?<<

      >> Richtig. Sie ist Kardiologin und hat Dad auch gestern wieder erfolgreich operiert, jedenfalls in ihren Augen.<<

      >> Blake!<< ermahnte mich meine Mutter und sah dabei zum ersten Mal von ihrer Zeitung mit einem strengen Blick auf.

      >> Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie gestern mal einen Fehler während der Operation gemacht hätte, aber gut, soll der Wichser halt noch weiter leben.<<

      >> Endlich hast du mal gesehen, wie er wirklich ist.<< sagte meine Schwester erleichtert.

      >> Du wusstest von den ganzen Affären?<<

      >> Nein, nur von einer, weil ich ihn mit ihr erwischt hatte und als ich ihn zur Rede stellte, erpresste er mich, damit ich ja nichts ausplauderte. Mum erzählte ich es natürlich, aber sie hatte ihm ja verziehen, weil er sich für sie entschieden hatte, aber von da an war er für mich gestorben. Ein Mann, der seine Ehefrau hinterging, eine andere schwängerte und seine eigene Tochter erpresste, war für mich kein Vater zu dem ich aufsehen und vor dem ich Respekt haben konnte, also brach ich den Kontakt ab. Hätte ich gewusst, dass er sogar vor der Ehefrau seines eigenen Sohnes keinen Halt macht, hätte ich mit dir gesprochen, aber davon wusste ich wirklich nichts.<<

      >> Ich weiß, da hattest du ja auch schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm.<<

      >> Halt dich, wenn es geht, von ihm fern, dann kann er auch nicht so viel Schaden anrichten.<<

      Ich wollte grade etwas erwidern, als ich hinter meiner Schwester einen blonden Lockenkopf in einem weißen Kittel entdeckte, der sofort meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog.

      Kapitel VI

      Evelyn

      Nach der morgendlichen Visite und einer Operation, bei der ich nur assistiert hatte, gab ich die vollständigen Akten bei den Schwestern ab und ging nach unten, um kurz nach Blake zu sehen. Als ich jedoch ins Zimmer kam, sah ich seine Mutter, die auf einem Stuhl am Fenster saß und eine hübsche Frau, die neben ihm auf einem Stuhl saß und ihm die Hand hielt. Eine Sekunde lang stand ich einfach nur reglos da, spürte die gewaltige Eifersucht und Unsicherheit in mir und wollte schon einen Rückzieher machen, als Blakes Mutter mich ansah und ich daraufhin peinlich zu stottern anfing.

      >> Oh.. Ähm... Ich wusste nicht... Entschuldigung, ich komme nachher noch mal wieder.<<

      >> Evelyn! Bleib hier!<< befahl mir Blake,