verstandesmäßige Abwendung der Philosophie. Die Sprunghaftigkeit der Künste. Das Mißverhältnis zw. Gefühl u Intellekt.
Vgl. zum Gegensatz den berühmten Ausspruch, wenn die Anfangsbedingungen gegeben seien usw.
Weithin sichtbare Ausprägungen: Die «marxistische» Lehre, daß die Gebilde des Geistes nur der Vorwand (Oberfläche) wirtschaftlicher u. politischer Zusammenhänge seien.
Der böse Blick für den Geist ist alt u. mächtig.
(Zu ihm gehört vielleicht auch die Tatsachenwissenschaft als solche)
Ohne Zweifel die Lehre (od. alles, was sich als solche verstehen läßt),
daß die Ideen nur Scheingebilde der Triebe seien.
II 2 Die gleiche Entwicklung könnte aber auch an etwas wie Allmacht der Ideen glauben machen.
Eine «Neigung der Naturw. fast bis zum Paradoxon»
Die ausgeprägteste Affektpsychologie ist zugleich die unkontrolliert-einfallsreichste
Die politischen Ideologien der Faust sind ein Unterschlupf für Lyrismen. Die Macht des Geistes wird auf die geistig üppigste Weise geleugnet.
Eine Renaissance des Platonismus, Hegelianismus, u. ä. kleinere Symptome.
III. Nach Sch. R S 33: Behauptung: Das Leben richtet sich nach Affekten, u. nicht nach Ideen! s. das Aufkommen affekthafter Ideen. Einwand: Ideen sind nichts als geordnete Affekte. (Sofern u weil sie nicht Wahrheiten sind)
Die Ideen sind ein Natur (Lebens)produkt; die Natur (das Leben) ein Ideenprodukt. [Auch: bei Natur Ideen sagen, bei Leben: Ideale] Oder auch: Das Verhältnis des höheren Lebens zum wirklichen. Der Mensch gehorcht sowohl seinen Leidenschaften als auch den sie regelnden Ideen in den verschiedensten Graden eines wechselseitigen Verhältnisses.
ib r: Hinweise auf Schranke, Zweiseitigkeit, 2 Äste udgl. (U3 – W, U2 – W S 3 Rd,? U3 – W Anm. 1, 4, 7 s. Übergang auf den folgenden Text. Auch U3 – W zb. Anm. 3.)
Sch R – 169 —> 155 [] r. – Anm. S. 4: Die Welt ruht auf Recht u. Unrecht, Vor u zurück
Sch R 181 erwähnt: Hoffnungslose Rolle des geistigen Menschen
„ u 160 —> 43: Die produktive u. die einschränkende Sphäre. Liebe u. Vernunft. Die Sphäre der Erfahrung, des Bösen muß mit der der Liebe u Vernunft zur Widerspruchslosigkeit gebracht werden
Wenn Liebe, s. Vernunft, aber dann auch Schönheit Vgl II R Fr 29, S 1
Wenn man das sogen. wirkl. Leben als das der Begehrlichkeiten kennzeichnet
Ich möchte es das appetitliche nennen, wenn nicht auch unappetitliche Appetite dazwischen wären. Das von den Appetiten gesteuerte Leben. Das der groben Verlangen: Hunger, Sexus, Macht, Bosheit, Güte
Das sind in der Gattung liegende Triebe – Instinkte
In der Persönlichkeit liegende Antriebe dominierenden ..
Man muß bei Idee (Vorseite) aber auch die Bedeutungen trennen:
Vorstellung. Maxime (Grundsatz). Durch einen vorwaltenden Affekt bedingte Verwandtschaftskreise der Gedanken, typische Gedankenabläufe: eigentlich das geistige Verhalten im ganzen, aber innerhalb gewisser okkasionell gegebener Grenzen. Und nicht das Verhalten gemeint, sondern sein Inhalt.
Der Mensch wird von Affekten u Ideen getrieben u gesteuert.
Häufige Bedeutungen: Begriff, Idee [?] im platonischen Sinn Das Gedankliche überhaupt. Gedanke, Leit-, Grundgedanke, Leitvorstellung, Vernunftbegriff, Gedankeninhalt Anschauung, Ansicht, Meinung Gedankenbild, Geistesbild.
Ausgangspunkt: Das Leben richtet sich nach Affekten = u. nicht nach Ideen!
Ist ein Ressentiment s. Tb Anfang Gefühlpsychologie
Ist eine Einseitigkeit. Zeichen der Abwesenheit von ~ Moral.
Könnte wohl in sich schließen: Ideen sind geordnete Affekte. Damit ist aber das Entscheidende nicht gesagt: das Wesen dieser Ordnung. An sich ist es richtig; Ideen entstehen aus Affekten, Affekte werden von Ideen beeinflußt.
Es ist ein wechselseitiges Verhältnis, nach verschiedenen Graden u Funktionen.
~ Mein Interesse richtet sich nicht auf seine Psychologie. Es ist inhaltlich. Ordnung der von Gefühlen abhängigen Ideen. (Gefühlssache) Wenn diese fehlt: Vor u Zurück usw.
Blei (wenn auch als der jüngere Blei) Leben 294 sagt: Große Dichtung braucht eine Doktrin zur Anlehnung.
Darum heute der Dichter ein Fragmentist u. Literatur als Ergänzung.
Bsple. der Selbstschädigung durch Miterzeugung von Philosophie: Hölderlin, Blake.
Nennt seine Auffassung: radikalen Klassizismus. Zitiert für ihn merkwürdigerweise außer Dante auch Shakesp.
Rühmt – 270 – an Swinburne, daß man über dem Ausdruck völlig das Ausgedrückte vergißt, kaum aufnimmt. Dieser Ausdruck wird aber als nicht-musikalisch beschrieben, als mörtellos Vorstellungen bauend.
268: Hugo, Browning, Baudelaire, Carducci – Verlaine, George, Hofmannsthal, Borchardt.
Könnte man diese «vollendeten» Dichter nicht schon Rand- (u. über den Rand) Erscheinungen nennen?
Reine Pathetiker? Besser: reine Gestikulanten?
Es ist richtig, daß ihre ganze Kraft frei (u was mehr bedeutet: unzersplittert) ist, für das Gestaltende. Aber ist nur diese Schönheit die Schönheit? Dann gäbe es Schönheit nicht in jeder Generation, sondern nur alle 3-5 Jhdte.
Es gibt keine Gestalt ohne Inhalt. Auch ihre Gestalten verändern den Zeitinhalt. In einer besonderen – vielleicht schon etwas fauligen? – Weise.
Aber klar steht dieses Prinzip Bleis u vermutlich Borchardts gegen das von mir in der Rilkerede vertretene des steigerungsfähigen Inhalts.
Wo ist bei Borchardt der fertige Inhalt? Ein fingierter wie bei George.
Erinnerung: wie ich die Lyrik aufgab, weil ich den Eindruck hatte, keine persönliche, d. h. zu meiner Geistesart passende Ausdrucksform zu finden. Die Vereinigungen sind wahrsch. Gedankenlyrik.
Aber meine Form läge nicht in der Richtung des klassischen, sondern in der des Stab-u primitiven Verses. (Da neigte sich … u. Isis u Osir.) Borch. Georg. Hofm. sind Klassizisten.
In den Fahnen des Aufsatzes gestrichen: Das Verhältnis des Aktivisten zum Aestheten. Man könnte es auch Lehr-und Leerdichter nennen, denn der Aktivist macht Lehrgedichte.
Ein nicht benutztes Beispiel: der Dichter weiß, was er meint, erst nachdem er geschrieben hat. Den ganzen Ansatz eines Gedankengangs über Formsprache: fortgelassen.
Roman
1) Wenn Bildungsroman gesagt wird, schwebt Meister mit. Der Werdegang einer persönlichen Bildung. S. Formation
Es gibt aber Bildung auch in einem engeren u zugleich umfassenderen Sinn: an jedem wichtigen Erlebnis bildet sich ein geistiger Mensch. Es ist die organische Plastizität des Menschen. In diesem Sinne ist jeder namhafte Roman ein Bildungsroman.
Man kann aber auch scheiden: Hineinfinden in eine bestehende Bildung u Abenteuer der Bildung. Meister ist das letztere gewesen u das erstere geworden. Da beginnt der Eklektizismus.
Eine besondere Rolle im Begriff der Bildung hat das Intellektuelle. Göthe meint überall mit: Gefühlsbildung. Der heutige Gebrauch hat etwas von Konversationslexikon. S. die Frage, warum ich nicht die Psa. behandle.
2) Der Bildungsroman einer Person, das ist ein Typus des Romans. Der Bildungsroman einer Idee, das ist der Roman schlechtweg.
(Am Törleß hat man beides verwechselt)
Gehorsam, Übernahme einer parteimäßigen Weltanschauung u. a. ist ein Ersatz des sich vollends auflösenden instinktmäßigen Handelns. Hat mit ihm das Ziel: automatische Reaktion gemeinsam. Die verunglückte Zwischenstufe: Handeln aus Vernunft u. persönlicher Entscheidung.
Ausgedacht: