Leibkleid, der Rock, findet sich ebenfalls in mannigfachen Zusammensetzungen: Blaurock, Wittrock (auch Weißkittel), Langrock, Kurzrock; dazu Ärmel in Rothärmel, Weißermel (wohl Spottname für Müller); ferner der Mantel in Wintermantel, Rothmantel.
Die Beinbekleidung haben wir in: Leinhose, Mehlhose (Spottname für Müller), Kurthose.[48] Die scherzhaftesten unter allen sind: Lodderhose, Schlaphose und Lumphose, ein Kleeblatt, in welchem sich die unsinnige, zuerst von renommistischen Landsknechten aufgebrachte Pludertracht des 16. Jahrhunderts verewigt hat, gegen die der Brandenburger Hofprediger Andreas Musculus 1556 in gerechtem Zorn seine „Vermahnung und Warnung vom zuluderten, zucht- und ehrverwegenen Hosenteufel“ schrieb.[49]
Die Fußbekleidung endlich ist vertreten durch Schuh, Knabenschuch, Holtzschue, Rothschuh (Tanzliebhaber), Bundschuh (der von den Bauern getragene Schnürschuh, der nicht nur eine sprichwörtliche Bezeichnung des Bauern überhaupt, sondern auch ein bekanntes Parteizeichen hat abgeben müssen).
Speisen.
Namen von Speisen entlehnt gehören hierher, soweit sie Personen bezeichnen, welche die betreffende Speise bereiteten, sie an Gäste verabreichten, damit handelten; doch ist gewiß auch häufig jemand nach einer Speise benannt worden, die er besonders liebte.
Auf dieser Tafel stehen im Vordergrunde Brot und Fleisch, Bier und Wein, die sich in mannigfachen Zusammensetzungen finden:
Hirsebrod und Roggenbrod, Weichbrodt und Truckenbrod;
Kalbfleisch und Rindfleisch, Gensfleisch und Sötefleisch;
Schweinebraten, Bratfisch, Bradenahl;
Gutbier und Bösbier, Dünnebier und Zuckerbier;
Altwein und Gutwein, Kühlwein und Sauerwein.[50]
Milch- und Mehlspeisen sind vertreten durch: Süßmilch, Schlegelmilch (Buttermilch), Hafermehl, Pfannkuch, Butterweck.
Mehr Vereinzeltes übergehen wir hier; doch zu erwähnen ist noch ein deutsches Nationalessen, die Wurst, wonach der deutsche Lustigmacher den Namen „Hanswurst“ (Hans Wurst) erhalten hat, während der französische als „Jean Potage“ (Suppe) und der englische als „John Plumpudding“ auftritt. Die Wurst kommt in deutschen Familiennamen sowohl einfach vor, als auch in genaueren Zusammensetzungen wie: Blutwurst, Krautwurst, Leberwurst.
Es ist im ganzen eine einfache Küche; man braucht sich besonders nur die häufigen Zusammensetzungen mit sauer vorzuhalten:
Sauerbier und Sauerwein, Sauermilch und Sauermost,
Sauersenft, Saueressig, Sauerbirn —
um sich mit einem Schlage an die genügsamen Tische des 15. Jahrhunderts zurückversetzt zu sehen. (Vilmar, Namenbüchlein S. 48 ff).
Außerdem zeigen sich in den Familiennamen noch Speisen und Getränke, die bereits im 16. Jahrhundert verschwinden, z. B. Gossenbrod, warmes Brot mit Fett begossen, eine Lieblingsspeise alter Zeit, selbst von Dichtern öfter erwähnt,[51] und Moras, über Maulbeeren abgezogener Wein.
12.
Familiennamen der dritten Schicht.
b) Eigenschaften.
Wie aus der Geschichte bekannt ist, wurden hervorragenden Personen, namentlich fürstlichen Standes, in früheren Zeiten häufig Beinamen gegeben, mit welchen der Deutsche in diesem Falle sehr freigebig war. So finden wir schon im 9. Jahrhundert unter den Karolingern einen Karl den Dicken und einen Karl den Kahlen, später unter den sächsischen Kaisern einen Otto den Roten und einen Heinrich den Heiligen. Was letzteren Namen betrifft, so kennt die Geschichte außerdem noch Heinrich den Stolzen, den Schwarzen, den Zänker. Und wie hieraus ersichtlich, gab man nicht immer ehrende Beinamen, sondern auch tadelnde und spottende, und das Mittelalter war darin durchaus nicht blöde. So hieß Kaiser Wenzel der „Faule“, Landgraf Ludwig von Thüringen der „Unartige“, Eberhard von Württemberg der „Greiner“, d. i. Händelsucher.[52]
Zu diesem Zwecke werden zunächst und am einfachsten verwendet Eigenschaftswörter selbst, die mit dem Artikel dem eigentlichen Namen nachgesetzt werden: Otto der Rote, Friedrich der Lange usw. Aus diesen Zusätzen entwickelten sich dann dauernde Bezeichnungen der Familie, wobei der Umstand zu Hülfe kam, daß eben die Eigenschaften des Vaters vielfach auf die Kinder vererben. Dabei fiel der Artikel vor dem Zusatze fort;[53] doch blieb trotzdem sehr oft die gebogene Form des Eigenschaftswortes stehen: Kluge neben Klug, Weiße neben Weiß, Grote (Große) neben Groth (Groß), und in manchen Fällen ist es sogar die herrschende Form geblieben, wenigstens in Norddeutschland, wie in Krause, Lange.
Die Zahl der einfachen Namen dieser Art vermindert sich übrigens bei näherer Untersuchung sehr. Einmal finden sich viele davon schon im Altdeutschen, gehören demnach — wenn auch vielleicht nicht in allen Fällen — zur ersten Schicht; so die Namen Guth, Fromm, Jung (schon im 6. Jahrhundert ein Goda, im 10. ein Jungo). Dann sind manche auch nur scheinbar Eigenschaftswörter, z. B. ist Voll schwerlich einer, der immer „voll“ ist, sondern es ist das altdeutsche Fulko (vgl. Volkbrecht und Vollbrecht). Auch Rohde kann zwar die niederdeutsche Form des Eigenschaftswortes rot sein — auf das Haar bezüglich, wie schon Krause; gewiß aber mindestens eben so häufig ist es das altdeutsche Hrodo (zu dem Stamme hrod „Schall, Ruhm“).
Sicherer sind Zusammensetzungen, wie
lobend: Gottgetreu, Unverzagt, Wolzogen (wohlerzogen);
tadelnd: Schadenfroh, Tollkühn, Umbscheiden, Ungefug.
Viel seltener finden sich Hauptwörter zur Bezeichnung einer Eigenschaft oder charakteristischen Tätigkeit, wie Becker aus Köln (12. Jahrhundert) anführt: Fraz (Fresser), Schad (Räuber), Slevere (Schläfer); aus Zürich (13. Jahrhundert): Manesse (Menschenfresser), Boneze (Bohnenesser). Letzteren stellen sich zur Seite von neueren Namen: Fleischfresser nebst Holtfreter (niederd. = Holzfresser) und Speckäter — insbesondere aber gehören hierher manche Zusammensetzungen mit Mann: Biedermann, Großmann; auch Abstrakte wie Frischmuth, Sanftleben, und präpositionelle Zusammensetzungen: Ohnesorge, Woltemate (wohl zu Maß).
In bildlicher Weise wurden auch Namen von Tieren, an denen man bestimmte, stark hervortretende Eigenschaften fand, in diesem Sinne verwendet. Bekannt sind aus der Geschichte Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär. Noch häufiger waren wohl spottende Zusätze der Art. So wird in der Lübecker Bürgermatrikel von dem Jahre 1322 der eine von zwei Brüdern Johannes de rode, der andere Richard Vos genannt, offenbar nach derselben Ursache.[54]
Körperteile.
Die bisher angeführten Namen dieser Gattung beziehen sich, wie leicht zu erkennen, teils auf geistige, teils auf leibliche Eigenschaften. Familiennamen der letzteren Art sind nun mit Vorliebe von einem Körperteile hergenommen, der eben von hervorstechender Eigentümlichkeit sein muß, um Anlaß zur Benennung der ganzen Person zu geben. Darum eignen sich allgemeine und einfache Bezeichnungen wie Haar, Hand, Finger, Mund wenig zu Familiennamen, weil sie als solche meist zu nichtssagend wären.
Die Namen dieser Art, die sich dessenungeachtet finden, sind verdächtig und bedeuten offenbar