durch den Geist wahrnehmbar, das sich den Sinnen entzieht.“
Der Kommentator bezieht das den Sinnen nicht Wahrnehmbare kurzweg auf Gott.
Der achtundzwanzigste – bei Psellos sechsundzwanzigste – Aphorismus lautet:
1. „Alles ist aus Einem Feuer hervorgegangen, welches der Urheber dem aus ihm hervorgegangenen Geist übergab, welch' Letzteren die Menschen für das Urwesen[233] selbst halten.“
2. „Alles ist aus einem Feuer entstanden.“
Der erste Kommentator sagt:
„Alles emanirt aus Gott. Er hat Alles geschaffen, nämlich die geistigen Vorbilder der Dinge[234]; der eigentliche Weltbaumeister verfertigte die irdischen Abbilder der vorigen, denn von der Materie, welche aber nicht vom Urquell des Lichts herstammt, konnte die Körperwelt nicht entstehen.“
Psellos bemerkt zu diesem Aphorismus in seiner Fassung nur, daß er dem christlichen Glauben entspreche, insofern alles in Gott wurzele.
Der neunundzwanzigste Aphorismus der ersten Fassung fehlt bei Psellos und ist der neunzehnte bei Plethon; er hat folgenden Wortlaut:
1. „Die Dinge, welche vom Verstand erforscht werden, sind selbst Intelligenzen.“
2. „Die Seelen, welche vom Vater empfangen werden, sind selbst der Empfängniß fähig.“
Der erste Kommentar lautet dahin, daß die geistigen, unkörperlichen Wesen Zeugungen Gottes, selbst handelnde Persönlichkeiten und verschieden von den mit dem Leib vermählten Seelen[235], den Geschöpfen des Demiurgen sind. Plethon sagt nur, daß hier die geistige Fortpflanzung der Ideen gemeint sei, welche die Chaldäer sich als unsichtbare Personifikationen der Dinge auf Erden vorstellten.
Der dreißigste Aphorismus der ersten Fassung ist bei Psellos der siebente und bei Plethon der zwanzigste. Er lautet der Reihenfolge nach:
1. „Die Welt wird nach unwandelbaren Gesetzen von vielen Intelligenzen regiert.“
2. „Die Welt wird durch vernunftbegabte und doch unbewegliche Wesen vor dem Untergang geschützt.“
3. „Die Welt erhält zu Lenkern solche Wesen, die, weil sie nur intellektuell, also mit den Sinnen nicht wahrnehmbar, auch der Veränderung nicht unterworfen sind.“
Der erste Kommentator und Plethon bemerken nur, daß die oberste dieser Intelligenzen der Demiurg[236] sei, und daß, da die Welt unvergänglich sei, diese Eigenschaft deren geistigen Regenten erst recht zukomme. Psellos verliert sich in die unfruchtbare magisch-astrologische Lehre von den Planetenintelligenzen.
Der einunddreißigste Aphorismus ist bei Psellos der dreiundzwanzigste, bei Plethon der einundzwanzigste und lautet in den drei Fassungen:
1. „Sich selbst hat der höchste Gott dem Blicke aller Wesen entzogen, welche, obschon mit dem Vermögen ausgerüstet, sich von unsichtbaren Dingen eine Vorstellung zu machen, doch seine Eigenschaften nicht begreifen können.“
2. „Der Schöpfer hat sich in die Verborgenheit zurückgezogen und ist selbst den geistigen Naturen unerforschlich.“
3. „Der Vater hat sich selbst entzogen.“
Über diese auch in der Kabbalistik ausgesprochene Lehre bemerkt der erste Kommentator nur, daß dies daher komme, weil kein geschaffener Geist Gott als ungeschaffenes Wesen begreifen könne. Psellos läßt sich auf keine Erklärung ein und sagt nur, daß dieser Satz dem christlichen Glauben widerspreche. Plethon hingegen äußert sich folgendermaßen:
„Obgleich geistige Wesen mittelst des Geistes wahrgenommen werden, entzieht sich doch der Schöpfer auch diesem, wenn der menschliche Forschungsgeist die Natur der Gottheit zu erforschen sich vermißt.“
Der zweiunddreißigste und letzte Aphorismus der ersten Fassung, der zweiundzwanzigste bei Psellos und Plethon lautet:
1. „Der Vater aller Wesen flößt nicht Furcht ein, sondern den Trieb, ihm gehorsam zu sein.“
2. „Gott flößt keine Furcht ein, sondern den Trieb, ihm gehorsam zu sein.“
3. „Der Vater flößt nicht Furcht ein.“
Der erste Kommentator und Plethon sagen nur, daß Gott als Urquell alles Guten nur Liebe, nicht aber Furcht einflößen könne. Psellos bemerkt:
„Die göttliche Natur kennt weder Zorn noch Unwillen, sie bleibt sich stets gleich. Deshalb flößt sie auch den Geschöpfen keine Furcht ein. Wäre sie feindlicher Gesinnung, so könnte die Schöpfung keinen Bestand haben. Gott ist ein Licht, aber dem Sünder ein verzehrendes Feuer.“
Damit schließen bei Plethon und in der ersten Fassung die magischen Orakel Zoroasters. Aus der Fassung des Psellos hebe ich noch folgende, bei den andern Beiden fehlenden Aphorismen hervor:
Aph. 5: „Nicht niederwärts den Blick gerichtet!
Zum Himmel strebe auf! Denn unten
Herrscht nur Nothwendigkeit, die harte,
Die den Planeten ihre Richtung gab.“
Der Kommentar enthält nur den bemerkenswerten Ausspruch, daß sich die Seele auf jedem Planeten verkörpern müsse. Das übrige ist astrologische Spitzfindelei.
Aph. 14: „Es läßt Natur uns Geisterreiche ahnen,
Des Bösen wie des Guten allzugleich.“
Der Kommentar sagt nur, daß die geahnten Geisterreiche auch zur Erscheinung gebracht werden könnten, wenn es dem Theurgen gelinge, die Elementarkräfte aufzuregen. Damit schließen die Orakel Zoroasters in der Redaktion des Psellos, welche ich hier der fortlaufenden Vergleichung halber außer der Reihenfolge brachte.
In der anscheinend gnostischen Fassung lauten die Orakel folgendermaßen:
„Erforsche den Weg der Seele, woher oder auf welche Weise du, wenn du dem Leibe dienest, jene wieder in die Ordnung, von der du abgewichen bist, bringen kannst, indem du mit dem heiligen Wort dein Werk vollbringst.“
„Nicht abwärts sollst du dich neigen; ein Abgrund ist auf Erden, welcher dich von der Schwelle, die sieben Gänge hat, abzieht, unter welcher der Thron des furchtbaren Schicksals steht.“
„Denn dein Behältniß werden die wilden Thiere der Erde bewohnen.“
„Gieb ja nicht dem Schicksal einen Zuwachs; denn nichts Unvollkommenes geht von der Herrschaft des himmlischen Vaters aus.“
„Aber der Wille des Vaters läßt nicht den Willen jener Seele, bis sie die Vergessenheit preisgegeben und das Wort gesprochen hat, im Gedächtniß behaltend das heilige Zeichen des Vaters.“
„Du mußt zum Lichte eilen und zum Glanze des Vaters, von dem deine Seele ausgegangen ist, welcher viel Verstand inne wohnt.“
„Die Erde beweint sie bis auf die Kinder.“
„Die Vertreiber der Seele, welche sie wieder ins Leben rufen, können erlöst werden.“
„In der linken Höhle deines Lagers wohnt die Kraft der Tugend und bleibt ganz darin, ohne ihre Jungfräulichkeit preiszugeben.“
„Die Seele der Menschen wird Gott gewaltig an sich ziehen; nichts Sterbliches habend, ist sie ganz Gottestrunken. Denn sie rühmt sich der Einheit[237], in welcher sich der sterbliche Körper befindet.“
„Weil die Seele glänzendes Feuer ist durch die Macht des Vaters, so bleibt sie unsterblich und ist Herrin des Lebens, und weil sie viele Vollendungen der Welt hat, sollst du das Paradies suchen.“
„Verunreinige nicht den Geist und drücke ihn nicht in die Tiefe nieder.“
„Es ist auch dem Bilde der Seele[238] sein Theil allenthalben an einem hellglänzenden Ort.“
„Laß nicht den Auswurf des Stoffes am Abgrunde liegen.“
„Führe