Egyd Gstattner

Hansi Hinterseer rettet die Welt


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spät, dass sie auf Sendung ist. 2 Sekunden lang schaut sie demonstrativ irgendwohin, nur nicht in die Kamera. Dann piekst sie ein Unsichtbarer in den Po, sodass Susanne Höggerl wie von der Tarantel gestochen hochfährt, und in ihrer Sprechblase steht das Wort »Huch!«.

      Dann schnattert sie wie aufgezogen in höchster Aufregung die News ins Bundesgebiet und schiebt dabei den Kopf so weit wie möglich nach vor, die Augen so weit wie möglich aus den Augenhöhlen heraus. Leider ist aber auf der Welt tagtäglich so wenig los, dass Susanne Höggerl 2 Sekunden vor dem Sendungsende fertig ist und wie das Häschen in der Werbung mit den schwächeren Batterien kümmerlich verendet. Anstatt den falschen Fuß zu zeigen, bleibt die Regie am Gesicht. Der Kopf fällt zur Seite, Susanne Höggerls Blick stürzt ab, sie schaut verschämt zu Boden, und in der Sprechblase steht: »Es ist vollbracht. Gute Nacht!«

       Wassertheurerfan

      Als Nebeneffekt der Fußball-Weltmeisterschaft bin ich dank all der Pausen zum ZIB-Flash-Stammkunden geworden und raffe mich wieder einmal zu einer kleinen Indiskretion auf: Ich bin ein großer Christiane-Wassertheurer-Fan! Ich weiß alles über sie, erzähle aber nichts, denn das würde sie sicher nicht wollen!

      (Dass sie zehn Jahre jünger als ich ist, genauso Germanistik und Philosophie studiert hat und aus der hübschen Kleinstadt Villach stammt, können Sie ja im Internet nachlesen.) Was ich sagen wollte: Endlich eine Moderatorin, die nicht so verrucht und lasziv daherkommt, dass sich manch ein Schelm fragen könnte: Wie ist denn die in diese Position gekommen? Aber bei Christiane Wassertheurer sieht man sofort: Die hat ein gutes Herz! Ob Unruhen in Kirgisien, Gemetzel in Grosny, Zugsunglück in Hinterarlberg oder Ölkatastrophe im Atlantik: Je »härter« die »Facts«, desto gütiger ihr Blick! Der ZIB Flash wird präsentiert von der heiligen Bernadette! Und genauso herzig und einfühlsam ist Matthias Euba. Ich glaube, off records streichelt er als Erstes seine Kaninchen. Die Welt ist hart genug!

      Privat sind die beiden zwar nicht (miteinander) liiert. Eines haben sie aber doch ganz offenkundig gemeinsam: den Friseur. Und den sollte man sofort rausschmeißen!

      Post scriptum: Unter genau den Umständen, unter denen manch andere Moderatorin am Bildschirm erscheint, ist Christiane Wassertheurer umgekehrt weg vom Bildschirm: Mutterschutz! Karenz!

       Die Brille

      Die liebste aller Sendungen im ORF ist mir die ZIB 2. Der liebste aller Moderatoren ist mir Armin Wolf. Und das Allerliebste an Armin Wolf ist mir seine Brille. Denn wenn er am Ende des Tages seine Mundwinkel gerade so weit nach oben zieht, dass die mimische Gesamtsituation noch kein reguläres Schmunzeln ergibt, wenn er den Kopf genau so schief legt, dass das Gestell noch nicht vom Nasenbein purzelt, dann erzeugt sie, die Brille, jene anheimelnde Mischung aus Kompetenz und Güte, die der müde ZIB-Zuschauer braucht, um an der Weltzeitgeschichte nicht gänzlich zu verzweifeln.

      Dabei gibt es immer weniger Nachrichten, und die schlechten Nachrichten sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Heute berichten schon alle Korrespondenten in Panik live vor Ort, wenn der Eiffelturm NICHT gesprengt worden ist. Keine breaking news mehr; the news are blowing in the wind! Aber was soll’s, solang der Moderator eine Brille hat! Peter Machac hatte eine. Robert Hochner hatte eine. Armin Wolf hatte eine – und jetzt ist sie plötzlich weg! Noch eine ORF-Reform – und nicht die Beste! Ob er mit Strache über Mohammed oder mit Hanno Settele über Hillary Clinton spricht: Völlig augennackt ergibt Armin Wolf ein erschütterndes Bild von Hilflosigkeit und Brautschau. Die Welt ist aus den Fugen!

       Edelstein Ingrid

      Hoffentlich liest Ingrid Thurnher meine heutige Glosse nicht – ich würde rot vor Scham werden. Denn ich muss Ihnen, liebe Leser, heute ein kleines Geheimnis verraten: Ich war sehr verliebt in die Miss Bludenz. Jahrelang sahen wir uns beinahe täglich (obwohl wir beide mit anderen Partnern verheiratet waren), und wir hatten eine Superzeit miteinander, weil ich die wichtigste Regel menschlichen Miteinanders beherzigt habe: Gut zuhören – und nicht zurückreden!

      Dabei hat mich die Ingrid die ganze Zeit mit Katastrophen behelligt (die ich eigentlich gar nicht mag und nur ihretwegen geschluckt habe) – aber dann hat sie wieder so lieb geschmunzelt nach dem Motto: zwar Lassing – aber Ingrid. Zwar Galtür – aber Ingrid. Zwar EU-Sanktionen, 9/11, Hochwasser, Golfkrieg, ETA-Bomben, Tsunami, BAWAG, Haider – aber Ingrid, Ingrid, Ingrid. Sie war der Edelstein in meiner Fernsehkonsumentenkarriere.

      Als Ingrid die ZIB verließ, verließ auch ich die ZIB und all ihre Katastrophen, was sich auf meine Seelengesundheit hervorragend auswirkte. Nur das Herzerl war einsamkeitsschwer. Jetzt ist die Ingrid zurückgekehrt – und mit ihr die Schmetterlinge im Bauch. Wir werden uns wieder täglich sehen – nur werde ich diesmal den Ton ausschalten!

       Stirb langsam

      Die ganz großen Kunstwerke sind von sich aus so sprechend, dass sie nicht adäquat zu kommentieren sind. Der verblüffte Rezensent kann ihre Existenz bloß annoncieren und preisen, in Ehrfurcht erstarren und den nötigen Platz am Podest schaffen. Selbst der Künstler, der Genius, ist ebenso außerstande, den göttlichen Funken beim Schaffensprozess herzuleiten, wie einer den Blitz erklären könnte, der gerade in ihn eingeschlagen hat.

      Um ein solches geradezu exemplarisches Kunstwerk handelte es sich beim ZIB Flash vom vergangenen Samstag um 23.10. Er hätte auch heißen können: Warum die Welt so ist, wie sie ist, und warum sie ganz einfach nicht besser wird. Umjubelte Hauptdarstellerin war die wunderbare Nachrichtenschauspielerin Lisa Gadenstätter. Hier die erste und letzte Meldung der von ihr charmant lächelnd performten Nachrichten demütig im Original:

      Erste Meldung: »Der deutsche Bundespräsident Köhler ringt bei seiner Trauerrede in Winnenden für die sechzehn Todesopfer des Amoklaufs mit den Tränen. Es müsse, sagte der Bundespräsident, allen vernunftbegabten Menschen klar sein, dass übermäßiger Konsum von Gewalt in den Medien auf Dauer schweren Schaden anrichtet.«

      Letzte Meldung der strahlenden Lisa Gadenstätter, geschätzte drei Minuten später: »Hier geht es weiter mit ›Stirb langsam 2‹. Haben Sie noch einen schönen Abend!«

       Mirjam freut sich

      Stark: Mirjam Weichselbraun freut sich auf Hape Kerkeling. Unbekannter TV-Star kommt zu TV-MEDIA-Lesung. Plus: Wie Mirjam (Erotik: 3 Punkte) Hape (Humor: 3 Punkte) bei Leseevent anmoderiert. Garantiert: Keine Artikel. Viele Adjektiva.

      Exklusiv: Hape im Mirjam-Check: Hape fabriziert Gags nicht auf Kosten anderer, sondern allein durch die eigene Präsenz. (Äh? Bumerang?)

      Hape hat aber auch ernste Seite: Sein Buch. (Anspruch: 3 Punkte) Kein Gagfeuerwerk. (Humor: 0 Punkte)

      Mirjam hat es mehrmals genossen. Weil sie es einfach liebt. Es ist eine sehr präzise Schilderung, wer Hape auf dem Jakobsweg begegnet ist. Er selbst! (Hape trifft Hape. Spannung: 4 Punkte)

      Hapes Beobachtungen sind (laut Mirjam) so genau, dass er »selbst im Alltäglichen die verborgene Komik entdeckt hat«. Ja, wo auch sonst, liebe Mirjam? In eigens am Wegesrand errichteten, besonders bunten Komikzentren, Komikkonzernen und Familienkomikparadiesen mit ermäßigten Wochenkarten?

      Das Buch hat Mirjam aber auch »ein wenig zum Nachdenken über die wichtigen Dinge des Lebens gebracht«. Plus: Spirituelle Momente.

      Ja? Und? Weiter? Nichts weiter. Erotik: 0 Punkte, leider.

      Aber bei der TV-MEDIA- Lesung bekommt Mirjam sicher genauere Einblicke ins Pilgerleben. 1,6 Millionen Käufer des Buches (Quotencheck) können einfach nicht irren (Quotenbilanz/Gagefeuerwerk). Mirjam freut sich. Ich freue mich auch. Dass sie mich nie anmoderiert.

       PPP

      Wenn