Egyd Gstattner

Hansi Hinterseer rettet die Welt


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diesen Kleinfamilien fragt man sich natürlich: Was wäre der eine ohne den anderen? Was wäre Dick ohne Doof, was Fix ohne Foxi? Fix und fertig wäre Fix! Was in 150 Sendungen zusammengeschweißt ist, kann man nicht trennen.

      Und wenn Ster ein Interview gibt, ohne dass Grisse seinen Senf hineinquetscht, fragt man sich unwillkürlich: Hängt im Hause Mann der Haussegen schief? Ist Grisse beleidigt? Grantig? Krank? Ihre Sorgen möchten wir haben, ätzt Ster, und Grisse droht: Gib Acht! Was wäre Muckenstrunz ohne ... leider so gut wie niemand mehr. Gott habe Bamschabl selig! Sobald einer gestorben ist, sind gewissermaßen beide tot, und in der kürzesten Zeit weiß man gar nicht mehr so genau, wer eigentlich gestorben ist.

      Wie hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, stehen hinter jedem erfolgreichen Pärchen zehn Ghostwriter. Wenn so ein Pärchen aus dem Rampenlicht zurücktritt, tritt es automatisch einem seiner Autoren auf die Füße. Aber wenn der aufschreit, das hört niemand ...

       Korrektur

      Peinlich, peinlich! Ich habe einen Tod verwechselt! Bei der Lektüre meiner Glosse, in der ich über Fernsehpärchen geschrieben habe und von Stermann & Grissemann auf Muckenstruntz und Bamschabl gekommen bin, könnten aufmerksame Leser den Eindruck gewonnen haben, ich hätte ein luzides Spiel getrieben. Ich habe nämlich behauptet, dass man ein Duo viel besser kennt als seine beiden Protagonisten, und dass es, wenn einer der beiden stirbt, künstlerisch den Tod des Pärchens bedeutet.

      Das Duo Muckenstruntz und Bamschabl kenne ich seit 35 Jahren, also seit meiner Kindheit. Aber dummerweise habe ich von Kindesbeinen an Muckenstruntz für Bamschabl, Bamschabl für Muckenstruntz, also den Kleinen für den Großen, den Großen für den Kleinen gehalten. 35 Jahre lang hat dieser Fehler keine Folgen gehabt, jetzt aber eine äußerst peinliche und bedauerliche, indem ich nämlich irrtümlich vom tragischen Tod Bamschabls geschrieben habe, während tatsächlich Muckenstruntz gestorben ist (und Bamschabl ihn gefunden hat). Selbstverständlich ist das ganz unabsichtlich geschehen, und ich möchte mich bei den Betroffenen für den Fauxpas entschuldigen und um Verzeihung bitten.

       Grinser

      Wird irgendwo in den unendlichen Weiten des Kabelfernsehens eine alte Folge von »Don Camillo« gesendet, bleibe ich zur Not auch die halbe Nacht wach, um den großartigen Komödianten Fernandel zu sehen: Ein Provinzpfarrer, mit dem der liebe Gott laut und deutlich vom Kruzifix herunter plaudert – wo gibt’s das noch?

      Neulich musste ich gar nicht so lange warten und bemerkte erst beim zweiten Hinsehen die Verwechslung: Das war gar nicht Don Camillo und auch nicht Fernandel. Das war Adele Neuhauser: Dasselbe Gesicht. Derselbe Grinser. Und dasselbe komödiantische Talent. Zwar spielte sie in »Vier Frauen und ein Todesfall« keinen Pfarrer (so weit ist die katholische Kirche noch nicht), sondern eine kantige Bäuerin, die aber einem Pfarrer immerhin so sehr den Kopf verdrehte, dass der in seiner Liebesnot den Herrn am Kreuz um Rat anflehte, dem aber keine Antwort einfiel – jedenfalls nicht laut und deutlich.

      Bei den Todesfällen bleibt die großartige Schauspielerin, wechselt aber vom Pfarrer zum Kommissar und gibt die Assistentin Bibi Fellner des »Tatort«-Kommissars Moritz Eisner. Hoffentlich haucht sie auch dem »Tatort« den Esprit von Guareschi ein! Donna Camilla, ermitteln Sie!

       Größe

      Unlängst hatte ich das Vergnügen, für das ORF-Radio den Bachmannpreis zu kommentieren. Ich saß aber nicht im Theater selbst, sondern im Zelt des ORF-Landesstudiogartens, wo es ein Public Viewing gab. Erst lange nach der Preisverleihung bin ich durchs menschenleere Studio geschlendert und habe mich wieder einmal gewundert, wie klein es ist. Da haben kaum 100 Menschen Platz! Ein Theaterchen! Ein Puppentheater. Erst die drei schwarzen, dicken Ungetüme, die Kameras, verzigzigzigfachen das Publikum ... Und die Wichtigkeit. Ebenso ist der »Ballsaal« der »Dancing Stars« am Küniglberg in Wirklichkeit viel kleiner, als er im Fernsehen »rüberkommt«.

      Und was für Räume gilt, gilt erst recht für Menschen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie klein manche Moderatoren, manche TV-Lieblinge und vor allem viele Politiker sind, wenn man sie nur vom Bildschirm kennt. Es scheint fast, man müsse geradezu so klein geraten sein, damit der Ehrgeiz groß genug wird, ständig im Fernsehen zu sein ...

      Die psychischen Konsequenzen der leidigen, aber menschlich unvermeidlichen Debatte über Kleinheit, Größe und Größenwahn böten Stoff für eine eigene psychoanalytische Vorlesung. Die Fernsehinsassen können von Glück reden, dass gerade Semesterferien sind ...

Die Besteigung des Küniglberges

       Macht-TV

      Alle Regime der Welt haben stets das dringende Interesse, als erstes die Medien und insbesondere Rundfunk und Fernsehen unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie nennen diesen Vorgang »Reform«. Dieser Umdeutung des Tatsächlichen (um das Wort »Lüge« zu vermeiden) folgen zahllose andere. Zweck der »Reform« ist die Erhaltung und Verfestigung der Macht. (Sie heißt mit einem freundlichen Wort »politische Verantwortung«. Die ist das Gegenteil von »Verantwortung«).

      Im Fall einer Revolution besetzen auch die Revolutionäre immer als Erstes die Rundfunkstation! Wer hier ist, hat das Sagen! Die Signale hört das Volk! (In Österreich kommen Revolutionen aber selten vor. 1848 war der Küniglberg noch ein bewaldeter Küniglhügel). Seit er existiert, war der ORF jedenfalls immer ein Spiegelbild der politischen Verhältnisse im Land. Ein einzelner kritischer Moderator ändert am Chamäleoncharakter nichts, der hat eher homöopathische Funktion. Wenn ich von der Sorge um die Unabhängigkeit des ORF lese, frage ich mich: Welche Unabhängigkeit bitte?

      Warum die Bundesländersendungen nicht gleich die Landeshauptmänner moderieren – ZIB 1 und ZIB 2 der Bundeskanzler und »Schöner Leben« der Bundespräsident –, hat nur den Grund: Sie wissen, dass sie alleine zu langweilig wären – und dadurch Macht einbüßten.

       Themenschwerpunkte

      Wie rettet man die Welt? Durch Themenschwerpunkte! Kaum hatte der ORF alle seine Programme, Leisten und Formate mit der Klimaerwärmung überschwemmt, war der Natur das so peinlich, dass sie als Sofortmaßnahme noch Ende März mit einem heftigen Wintereinbruch reagierte.

      Und jetzt Ernährung: Was bleibt einem da über außer Fastenzeit? Seit sie »We feed the world« gesehen hat, isst meine ältere Tochter kein Fleisch mehr (wozu sie auch Fisch rechnet), sodass im Hause Gstättner nun immer doppelt gekocht werden muss. Schön und gut. Der unangenehme Nebeneffekt ist aber der, dass meine Ältere alle anderen Familienmitglieder Mahlzeit für Mahlzeit explizit als »Mörder« beschimpft, was die Stimmung bei Wellness- und Wohlfühlschlemmen doch ein wenig drückt. Die Jüngere, auch nicht auf den Mund gefallen, bezichtigt die Ältere, den Tieren die Pflanzen wegzuessen, die sie zum Leben bräuchten, wenn wir sie nicht umbrächten.

      Kurzum: Es herrschen Zwietracht und Unfriede am heimischen Herd, und diesmal ist dem Küniglberg die Weltverbesserung misslungen. Ich habe beim ORF also etwas gut, und weil es ihm ja sicher nicht um die Quote, sondern um die (gute) Sache geht, schlage ich als nächsen Themenschwerpunkt vor: Österreichische Gegenwartsliteratur. Meine Töchter sollen mich endlich einmal von meiner besten Seite kennen lernen.

       Das Drama Höggerls

      Nachfolgenden Generationen wird der Name Susanne Höggerl vielleicht kein Begriff mehr sein, obwohl sie heute eine angenehme Fernseherscheinung, sozusagen das hübsche unter den hässlichen Entchen ist. Aber erstens alliteriert ihr Name anders als der von Roman Rafreider, Lou Lorenz, Heinrich Heine und Daisy Duck nicht; zweitens tun ihr die Sendungsverantwortlichen von ZIB Flash regelmäßig Unverantwortliches an und erwischen sie auf dem falschen Fuß!

      Tagtäglich