Wirkung ausübt.
Ageusie (aus d. Griech.) heißt Stumpfheit des Geschmacksorgans, Ageustie (gr. ageustia) heißt Nüchternheit.
Agglomerat (vom lat. agglomerare = zusammenknäueln) heißt ein nur äußerlich zusammengeballtes Ganzes; sein Gegensatz ist: Organismus (s. d.).
Agglutination (lat. von agglutinare = anleimen, Verleimung) der Vorstellungen nennt Wundt (geb. 1832) die erste Stufe apperceptiver (siehe da) Verbindung, bei welcher wir uns der Bestandteile des Verbundenen wie z. B. bei der Vorstellung eines Kirchturms bewußt sind, aber aus denselben eine resultierende Vorstellung gebildet haben. Siehe Wundt, Grundz. der phys. Psychol. II S. 385. Vgl. Sprache.
Aggregat (franz.) heißt ein durch die bloße Ansammlung seiner Teile entstandenes Ganzes, z. B. ein Haufen Getreide. Eine Erkenntnis, deren Teile nicht organisch miteinander verbunden sind, bildet dementsprechend ein bloßes Aggregat von Notizen. Die Physik unterscheidet nach der Größe der Kohäsion der Teile eines Körpers drei verschiedene Aggregatzustände (Formarten) der Körper: den festen, tropfbar-flüssigen und luftförmigen. Vgl. Ostwald, Vorles. üb. Naturphil. Leipz. 1905 S. 200.
Agnosie (gr. hagnôsia) heißt Unwissenheit. Bei Sokrates erscheint die Agnosie, ausgedrückt durch den Satz: »Ich bin mir bewußt, daß ich in keinerlei Weise wissend bin«, als Ausgangspunkt des Forschens. (Plat. Ap. 21 B egô – oute mega, oute smikron xynoida emautô sophos ôn.) Bei den Neuplatonikern und Skeptikern ist die Agnosie das Endergebnis ihrer theoretischen Philosophie.
Agnostiker (engl. agnostic) heißt seit Huxley (1825-1895) derjenige, welcher über die letzten Gründe alles Seins nichts zu wissen wünscht oder nichts behauptet, also alle transscendentalen Fragen ablehnt. Huxley, H. Spencer und Ch. Darwin z. B. bezeichneten sich so. Vgl. Grosse, H. Spencers Lehre von dem Unerkennbaren 1890. Auch Du Bois-Reymonds Standpunkt metaphysischen Fragen gegenüber, der durch die Worte »Ignoramus, Ignorabimus« ausgedrückt ist, ist der des Agnostizismus(»Über die Grenzen der Naturerkenntnis« 1872. Die sieben Welträtsel 1882). R. Flint, Agnosticism. 1903. Vgl. Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart 1904, S. 378. Raoul Richter, Der Skeptizismus in der Philosophie, Leipzig 1904.
Agoraphobie (aus dem Gr. von agora = Markt und phobos Furcht), Platzfurcht, heißt eine Form der Nervosität, welche die damit behaftete Person unfähig macht, einen offenen Platz zu überschreiten.
Agraphie (aus dem Gr. von a = nicht und graphein = schreiben), heißt das Unvermögen, infolge von Gehirnkrankheit einen Gedanken schriftlich auszudrücken. Siehe Aphasie.
Agrikultursystem (Physiokratismus) ist diejenige volkswirtschaftliche Theorie, welche in der Ausbeutung des Bodens die einzige Quelle des Nationalwohlstandes sieht. Diese Lehre vertrat schon J. Locke (1632-1704); doch erst Frz. Quesnay (1694-1774) hat 1758 in seinem »Tableau économique« die Theorie ausführlich entwickelt. Ihre Anhänger bezeichneten sich auch als Ökonomisten oder Physiokraten; auch Turgot (1727-1781) gehört zu ihnen.
Ahnung ist die dunkle, auf (objektiv oder subjektiv) unbewußte Gründe gestützte Vorempfindung von etwas Zukünftigem. Sie entspringt entweder einem unwillkürlichen Analogieschluß (s. d.) oder einer Gemütsstimmung. Aus solchen Ahnungen läßt sich mithin wohl auf die subjektive Verfassung des betreffenden Menschen ein Schluß machen, dagegen durchaus nicht auf die Zukunft selbst und den Eintritt des Geahnten. Aber weil der Mensch unter den vielen Möglichkeiten bisweilen auch die wirklich später eintretende sich vorstellte, so ist der Glaube an die Wahrheit und Bedeutung von Ahnungen uralt und volkstümlich. Jacobi und Fries haben dem begrifflichen Wissen die Ahnung entgegengesetzt als die nur aus Gefühlen stammende Überzeugung von der Realität übersinnlicher Ideale.
Ahriman und Ahuramazda sind die Gottheiten des Bösen und des Guten in der persischen Religionslehre des Zoroaster.
Akademie (gr. Akadêmeia) heißt zunächst der Hain des Heros Akademos, 6 Stadien von Athen am Kephissos, dann die Schule des Platon (427-347), der dort seine Anhänger um sich versammelte. Die ältere, die erste Akademie (Platon, Speusippos, Xenokrates, Heraklides der Pontiker, Philippos von Opunt, Polemon, Krates, Krantor) war dogmatisch (s. d.), die mittlere, die zweite (Arkesilaos) und die dritte (Karneades) dagegen skeptisch, während die neuere Akademie, die vierte, die des Philon von Larissa, wieder dogmatisch wurde, und endlich die fünfte, die des Antiochos von Askalon, die platonische Philosophie mit der aristotelischen und stoischen verband. In der Renaissancezeit gründete Cosmus von Medici auf Anregung des Georgios Gemistos Plethon aus Konstantinopel (geb. um 1355, gest. 1452 in Florenz), eine platonische Akademie, deren erster Vorsteher Marsilius Ficinus (1433-1499) war. In der Neuzeit sind Akademien zur Förderung der Wissenschaft in vielen Staaten begründet worden.
Akatalepsie (gr. akatalêpsia), Unbegreiflichkeit oder Aphasie (gr. aphasia) oder Epoche (gr. epochê) ist die Bezeichnung für die Annahme der skeptischen Richtung unter den Akademikern, es lasse sich das Wesen der Dinge nicht begreifen und aussprechen, und wir müßten mit unserm Urteil zurückhalten. Diog. Laert. IX, 11, § 107. Vgl. Aphasie, Epoche, Aoristie.
Akataphasie (aus dem Griech. gebildet) heißt das durch Hirnkrankheit veranlaßte Unvermögen, Sätze grammatisch zu formen.
Akosmismus (aus dem Gr. gebildet), Weltlosigkeit, Leugnung der Welt, kann man sowohl den Pantheismus nennen, wenn er das All ganz in Gott aufgehen läßt (Eleaten, Spinoza), während er im umgekehrten Falle zum Atheismus wird, als auch den absoluten Idealismus, der die Realität der Außenwelt leugnet (Fichte), als auch endlich den Spiritualismus, der alles körperliche als Produkt des Geistes ansieht (Berkeley).
Akribie (gr. akribeia) heißt Genauigkeit, Sorgfalt in der Forschung und Untersuchung.
Akrisie (gr. akrisia) heißt Mangel an Urteil oder Prüfung.
akroamatisch (gr. akroamatikos), eigtl. das Hörbare, das zum Anhören Eingerichtete heißt 1) die geheime (esoterische), nur den Eingeweihten mündlich mitzuteilende Lehre oder 2) die wissenschaftliche Lehre im Gegensatz zur populären, oder 3) diejenige Lehrform, bei welcher der Schüler nur hört, nicht, wie bei der erotematischen oder sokratischen, auch gefragt wird. Der Ausdruck stammt von den philosophischen Schriften des Aristoteles her.
Akrotismus (aus d. akrotês = das Äußerste, das Extrem gebildet) heißt das Streben nach dem Höchsten, die Erforschung der letzten Dinge.
albern nennt man im Neuhochdeutschen alles einfältige, kindische, unweise Denken, Reden und Handeln. Albernheit ist ein Zeichen entweder von Unreife oder von Narrheit. Ursprünglich bezeichnet das Wort dagegen das offene, natürliche, gütige, freundliche Wesen (ahd. alawâri, mhd. alwaere). Die Romantiker haben das Wort vergeblich wieder zu Ehren zu bringen versucht, nachdem es in der Neuzeit seine üble Bedeutung angenommen hat.
Alethophile (gr.) oder Philalethes heißt der Wahrheitsfreund.
Alexandriner oder jüdisch-griechische Philosophen heißen diejenigen Philosophen, welche in Alexandria vom zweiten Jahrh. v. Chr. ab jüdische Theologie und griechische Philosophie miteinander verknüpften. Zu ihnen gehören Aristobulos um 160 v. Chr., Philon Iudaeus um 20 v. Chr. bis 45 n. Chr. Man wirft ihnen Synkretismus (s. d.) vor.
Alexandrinismus. Siehe Averroismus.
Alexie (aus dem Gr. geb. a = nicht und