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Handbuch Schulbibliothek


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      Die Bibliothek als Informationszentrum findet sich in verschiedenen Ausprägungen. Meist dient sie der selbstständigen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts oder der spontanen Benutzung während des Unterrichts, und zwar immer dann, wenn spezielle Fragen auftauchen (Deutsches Bibliotheksinstitut, Materialien 1994, H. 13, 1).

      Bei der Fülle an Literatur und Medien, die der Markt bietet, ist zwangsläufig immer eine Auswahl erforderlich. Sie richtet sich nach dem Bibliotheksprofil, das durch die zu erfüllenden Aufgaben bestimmt wird. Ein umfassendes Selbstlernzentrum benötigt Literatur, Medien und Datenbanken für alle Fächer und deshalb eine ausreichend grosse Fläche für Präsentation und Nutzung.

      Es versteht sich von selbst, dass alle Teilfunktionen auf Erweiterung angelegt sind und Bestandteile eines Stufenkonzeptes sein können.

      Grosser Beliebtheit in Gymnasien erfreut sich die Oberstufenbibliothek, in der Abiturhilfen, Spezialliteratur und Fachdatenbanken für die Zielgruppe der Oberstufenschüler – beispielsweise für Facharbeiten – bereitgehalten werden. Sinnvollerweise sind dort auch die oft verstreut gelagerten Fachschafts- und Lehrerbibliotheken integriert, die dann zum Wohle aller professionell erschlossen und zugänglich gemacht werden. Gegen diese Bibliotheksform ist zwar nichts zu sagen, sie lässt aber das Fundament vermissen. Wie alles andere auch, muss die Nutzung der Bibliothek eingeübt und gelernt werden, und das kann nicht erst in der Oberstufe geschehen. Bibliothekskompetenz*, Medien- und Informationskompetenz müssen „von unten“ aufgebaut werden, um in der Oberstufe als Basis vorhanden zu sein. In der Oberstufe kann man dann die Früchte der Bibliotheksarbeit, die in der Unter- und Mittelstufe geleistet wurde, ernten: Die Schüler können selbstständig und kompetent in allen Medienarten recherchieren, die gefundenen Informationen auf Verlässlichkeit prüfen, auswählen und in neuen Zusammenhängen anwenden. Die Nutzung der Schulbibliothek führt – wie zahlreiche amerikanische, britische und kanadische Studien beweisen (s. http://www.iasl-online.org/advocacy/make-a-difference.html, Abruf: 28.08.2017) – zu besseren Prüfungsergebnissen und erfolgreicheren Abschlüssen, ganz zu schweigen von der Entlastung, die die Lehrkräfte erfahren, wenn ihre Schüler medien- und informationskompetent sind.

      „Für die Schülerinnen und Schüler bewährt sich die Schulbibliothek im Unterricht und ausserhalb als multimediale Lernumgebung“ (Frankfurter Erklärung, S. 257). Das bedeutet, dass sowohl die Bibliothek als Ort als auch ihre Inhalte konsequent im Unterricht genutzt werden sollten. Um das zu erreichen, müssen verbindliche Absprachen getroffen werden, die die Verzahnung von Schulbibliothek und Unterricht festlegen. Hat man in den entsprechenden Schulgremien vereinbart, dass bestimmte Themen des Lehrplans mit und in der Bibliothek zu bearbeiten sind oder dass bestimmte Kompetenzen in Klassenstufe x mit Hilfe der Bibliothek erworben werden, erhält die Nutzung eine gewisse Verbindlichkeit, die mit einem reinen Selbstlernzentrum kaum erreicht werden kann. Als gelungenes Beispiel seien hier die Medienkompetenzbausteine der zum Netz der Stadtbibliothek gehörenden Mediothek der Gymnasien in Biberach genannt (s. https://miz.biberach-riss.de/media/custom/1516_3387_1.PDF?1357270938), die verbindlich für einzelne Klassenstufen zwischen Bibliothek und Schule vereinbart sind.

      Die Schulbibliothek mit ihren Medien und ihrer technischen Infrastruktur bietet also einen Unterrichtsort, an dem die neuen kompetenzorientierten Lehrpläne besonders gut umgesetzt werden können. Bardo Herzig und Silke Grafe fassen das in ihrem Aufsatz „Zukunftsfähiges Lernen an Freien Lernorten“ zusammen: „… es geht insbesondere darum, Lernenden solche Umgebungen bereitzustellen, in denen sie – mit Unterstützung durch Lehrpersonen – eigene Vorstellungen entwickeln, erweitern und erproben können“ (Herzig/Grafe 2006, 24). Gedacht ist dabei an Lernarrangements, „… welche traditionelle und moderne Medien sowie unterschiedliche Methoden und Unterrichtskonzepte vereinen …“ und an denen „verschiedene Sozialformen des Lernens umgesetzt werden können“ (Freie Lernorte – Raum für mehr, 2006, 23). Auf diese Weise wandelt sich die Schulbibliothek zum unterrichtlichen Lern- und Kommunikationszentrum.

      Hat man sich für ein Bibliothekskonzept entschieden, kommt es darauf an, dieses auch nach aussen transparent zu machen. Jeder kennt das Leitbild der Schule. Es trifft Aussagen zur Organisation (Wer sind wir?), zu den Zielen (Was wollen wir langfristig erreichen?) und zur Art und Weise, wie die Schule ihre Ziele erreichen möchte (Wie wollen wir vorgehen?). Auch die Schulbibliothek benötigt ein Leitbild, das dann wiederum eng mit dem Leitbild der Schule verknüpft ist. Es trifft bibliotheksbezogene Aussagen zu den oben genannten Fragen.

      Genauso wie das Leitbild der Schule sollte auch dasjenige der Bibliothek auf der Schulhomepage zu finden sein. Sinnvollerweise nutzt man die konzeptionellen Aussagen, die im Vorfeld der Bibliotheksgründung getroffen wurden, für die Formulierung. Gleichzeitig weist das Leitbild aber auch über den Status quo hinaus, indem es Aussagen zur Arbeitsweise der Bibliothek und zu ihren künftigen Vorhaben trifft.

      Mit dem Leitbild wird sozusagen das „Grundsatzprogramm“ in schriftliche Form gebracht und für alle sichtbar gemacht. Hieran lässt sich das Erreichte dann auch messen.

      Eine umfassende Konzeption der Schulbibliotheken an beruflichen Schulen wurde im Landkreis Esslingen von den Schulleitungen der beruflichen Schulen, den Leitungen der Schulbibliotheken sowie dem Amt für Kreisschulen und Immobilien (inkl. Kreismedienzentrum) erstellt (Landkreis Esslingen, 2017). Sie trifft Aussagen zu Selbstverständnis, Zielen und Massnahmen der Bibliotheken sowie zur künftigen Entwicklung. Einige Beispiele seien hier zitiert:

      1. Selbstverständnis: „Aufgabe der Schulbibliotheken ist es, Schüler und Lehrkräfte mit Medien und Informationen für Unterricht und Freizeit zu versorgen. Als betreutes Selbstlernzentrum und multimedialer Aufenthaltsraum stehen sie während der Öffnungszeiten allen Schülern und Lehrkräften zur Verfügung“ (ebd., S. 6).

      3. Massnahmen: „Dem Medienverhalten der Jugendlichen entsprechend werden Spiele, CDs und Filme angeboten … Bei der Auswahl der Medien werden die verschiedenen Unterrichtsmethoden und -formen sowie die didaktischen Erfordernisse berücksichtigt“ (ebd., 10). „Buchvorstellungen, Bookslams, Autorenbegegnungen, Schreibwerkstätten und ähnliche Veranstaltungen der Schulbibliothek helfen nicht nur bei Schülern den Spass am Lesen zu fördern, sondern regen