Dietrich Schulze-Marmeling

Davidstern und Lederball


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      Als Siegfried Herrmann 1934 aus beruflichen Gründen zurücktrat, wurde sein Nachfolger der Rechtsanwalt Dr. Karlheinz Oettinger, der jedoch bereits 1935 von Dr. Richard Amesmeier abgelöst wurde. Amesmeier war ein bewährtes Mitglied. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen drückte sich der FC Bayern noch immer davor, eine ausgewiesene Parteigröße an seine Spitze zu hieven. 1937 war auch die »Ära« Amesmeier vorbei. Neuer »Vereinsführer« war nun der Oberlehrer Franz Nußhardt. Auch Nußhardt trug kein Parteiabzeichen, und auch seine Amtszeit war nur von kurzer Dauer. 1938 wurde der Oberregierungsrat Dr. Kellner als sein Nachfolger bestellt. Erstmals stand nun ein Mann an der Spitze, der für die braunen Machthaber »tragbar« war. Nußhardt blieb dem Klub aber erhalten. Offiziell war er nur noch »zweiter Mann«, aber tatsächlich war es Nußhardt, der das Gros der Vorstandsarbeit bewältigte.

      Am 9. April 1943 wurde schließlich der Bankier Sauter vom Gausportwart zum »Kommissarischen Gemeinschaftsführer« ernannt und blieb dies auch bis zum Ende der NS-Herrschaft. Sauter war der Wunschkandidat der aktiven und überzeugten Nazis im Klub gewesen. Nach seiner Amtsübernahme änderte sich das Verhältnis des FC Bayern zur Partei und Stadtverwaltung gewaltig. So marschierten nun bei Veranstaltungen der Bayern SA-Kapellen auf der Aschenbahn, und die gleichgeschaltete Presse begann nun die Erfolge des FC Bayern zu würdigen. Die NS-Herrschaft setzte auch dem internationalen Engagement des FC Bayern ein Ende. Die Zahl ausländischer Gäste wurde immer geringer, und es waren fast nur noch »deutschsprachige Ausländer«, mit denen man sich maß.

      KZ und Emigration

      Die jüdischen und ausländischen Besitzer der Münchener Kaufhäuser waren bereits vor der Machtergreifung ins Fadenkreuz der nationalsozialistischen Propaganda geraten. Darunter auch das »jüdische« Kaufhaus Hermann Tietz am Hauptbahnhof (heute Hertie), dessen Firmenmannschaft einst unter dem Dach des FC Bayern gekickt hatte.

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      Abriss der Synagoge am Lenbachplatz, 1938.