Dietrich Schulze-Marmeling

Davidstern und Lederball


Скачать книгу

der »FuL« das des Westdeutschen, und ihre Fehde war durchaus repräsentativ für die politische Konfliktlage im DFB. Bensemann verfolgte in den wichtigsten sportpolitischen Fragen (wie Profitum, Verhältnis zum Arbeitersport, Beziehungen zum Ausland) einen Kurs des Ausgleichs, des Pragmatismus und der Verständigung. Dagegen dominierte beim »FuL« eine aggressive deutschnationalistische Ideologie. Klein und von Mengden formulierten in pointierter Form lediglich eine Position, die im DFB längst Mehrheitsmeinung war. Wie der Streit beweist, hätte der DFB in der Weimarer Zeit die Option auf eine andere politische Entwicklung gehabt, ohne dabei seine bürgerliche Grundhaltung aufgeben zu müssen. Aus freien Stücken wählte er einen Weg, der ihn 1933 schließlich in die Arme der Nationalsozialisten führen musste.

      Die Vertreibung

      In scharfem Kontrast dazu stand Bensemanns Situation in Deutschland. Im Streit um eine internationalistische Ausrichtung des Sports war er immer stärker in die Defensive geraten. Seine Gesundheit war stark angeschlagen und seine finanzielle Situation denkbar schlecht. Nicht zuletzt der Eklat um den »Club«-Trainer Jenö Konrad dürfte ihm klar gemacht haben, welche Zukunft jüdische Bürger in einem nationalsozialistisch regierten Deutschland zu erwarten hatten.

      Größere Jugendturniere in Deutschland heißen heutzutage Nokia- oder McDonalds-Cup und stehen eher im Zeichen der Globalisierung als des Internationalismus.

      Anmerkungen

In der Literatur finden sich zu Bensemanns familiärem Hintergrund eher unklare Äußerungen. Sein Vater wird in der Geburtsurkunde als »Banquier« bezeichnet, der »zur Religionsgemeinschaft der Juden gehörig« sei. Ob die Mutter, wie später von Weggenossen Bensemanns beschrieben, die »Tochter eines reichen Fabrikbesitzers aus Breslau« gewesen war, konnte nicht verifiziert werden. Über seine verwandtschaftlichen Kontakte nach Schottland (über