Dietrich Schulze-Marmeling

Davidstern und Lederball


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werden wir mit unseren Kanonen kommen«, beschied eine Pariser Zeitung.

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      Die Karlsruher Kickers 1894. In der Mitte, mit Ball posierend, Walther Bensemann; ganz links Ivo Schricker, der spätere FIFA-Generalsekretär.

      Erst fünf Jahre später gelang es Bensemann, das Eis zu brechen. Er erreichte nach langwierigen Verhandlungen die Einladung eines deutschen Teams nach Paris – der erste bedeutsame Sportkontakt zwischen den beiden verfeindeten Nationen. Im Dezember 1898 gelangen dem »Bensemann Team« (das sich teilweise aus den mittlerweile aufgelösten »Kickers« rekrutierte) gegen den Pariser Meister White Rovers sowie einem Pariser Städteteam zwei Siege.

      Inzwischen aber gab es im deutschen Lager Querelen um Bensemanns internationales Engagement. Sie nährten sich zum einen aus persönlichen Animositäten – der ehrgeizige Bensemann betrieb seine Privatdiplomatie an den mittlerweile gegründeten Verbänden vorbei – sowie aus nationalistisch gefärbten Ressentiments. Einflussreiche Kreise unter den Fußballern plädierten dafür, der Fußball müsse sich zunächst als »deutsches Spiel« etablieren, bevor man sich mit ausländischen Gegnern messen und der Gefahr einer schmachvollen Niederlage aussetzen könne.

      Die »pazifistische Sportidee«

      Wenige Wochen später erfolgte die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes, an der auch Bensemann mitwirkte, indem er als Delegierter teilnahm und für den Namen des neuen Verbandes verantwortlich zeichnete. Sein Antrag, den DFB an einer Teilnahme am Fußballturnier der Olympischen Spiele 1900 in Paris zu bewegen, wurde allerdings abgelehnt, obwohl sogar sein bisheriger Gegner Manning ihn unterstützte.

      Mit der Konstituierung des DFB war die Zeit der in eigener Initiative handelnden Sportdiplomaten vorbei. Bensemann, der sich in weiser Selbstbeschränkung um keine Verbandsfunktion bewarb und den inzwischen offenbar auch Geldsorgen drückten, ging nach Großbritannien, wo er 13 Jahre lang als Sprach- und Sportlehrer an verschiedenen Internaten tätig war. Zwar tauchte er 1908 am Rande des ersten offiziellen DFB-Länderspiels in der Schweiz auf, wo er, obwohl inoffiziell und ungeladen anwesend, die Regie des Rahmenprogramms übernahm, doch sein Rückzug aus der deutschen Fußballszene war unübersehbar. Ganz offensichtlich hatte er sich auf Dauer in England eingerichtet und verfasste begeisterte Hymnen auf das britische Erziehungswesen und den Sportsgeist der an Public Schools geschliffenen Gentlemen.

      Der »Kicker«