Dietrich Schulze-Marmeling

Davidstern und Lederball


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»Glossen« waren oft journalistische Meisterstücke, in denen Elemente der Nachricht, der Reportage, des Kommentars, der Satire, des Reiseberichts und der Leseransprache kühn miteinander vermengt wurden – nicht selten auf durchaus intellektuellem Niveau und immer wieder garniert mit Auskünften über die privaten Befindlichkeiten des Verfassers. Es waren »ungewöhnliche Arbeiten«, urteilte 50 Jahre später der bekannte Sportpublizist Richard Kirn, »das Bedeutendste, was je ein deutscher Sportjournalist geschrieben hat«.14 Im Nachhinein erschließt sich aus diesen »Glossen« nicht nur eine wichtige Epoche deutscher Fußballgeschichte, sondern auch das atemlose Leben eines »Weltbürgers«, über den Kirn schrieb: »Er war in den Luxusherbergen Europas zu Hause, Mittelpunkt jeder gastlichen Tafel, schwermütiger Wanderer, … nie in einer bürgerlichen Wohnung zu Hause.«15 In Eisenbahnwaggons fast pausenlos unterwegs zu den kontinentalen Fußballhochburgen, residierte Bensemann daheim in Nürnberg wie ein Patriarch fast sieben Jahre lang im Grand Hotel Fürstenhof, wo er regelmäßig zu üppigen Dinners lud und mit deutschen und internationalen Kickergrößen parlierte.

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      Walther Bensemann als Herausgeber des »Kicker«.

      »In fremder Mentalität«

      Zum zugrunde liegenden Streitpunkt – Ablehnung des Profitums – nahm Bensemann eine pragmatische Haltung ein. Er akzeptierte, dass die Zeit des großen englischen Amateur-Ideals, wie es in den von ihm verehrten Corinthians verkörpert war, wohl abgelaufen war, und plädierte für Lockerungen in den Amateurbestimmungen. Einen regelrechten Profibetrieb in Deutschland lehnte er jedoch ab – weniger aus ideologischen denn aus ökonomischen Gründen: Er befürchtete, dass im krisengeschüttelten Deutschland die Sportvereine ein solches Experiment nicht überleben könnten.