Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman


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die Ehefrau soll vergessen und so weiterleben wie vorher?«

      »Nein, das kann man wohl nicht«, meinte Fee sinnend. »Aber man kann einen Neubeginn finden auf einer besseren Basis. Es scheint doch so, dass Thomas bisher recht egoistisch an seine Karriere dachte und für dich allein die Rolle der Hausfrau und Mutter bestimmte. Es mag ihm nicht gefallen haben, dass du eine erfolgreiche Unternehmerin geworden bist.«

      »Das gebe ich nicht mehr auf, nie mehr«, begehrte Viola auf. »Und jetzt bin ich doppelt froh, unabhängig zu sein. Es wäre gar zu demütigend, auf seine Unterhaltszahlungen angewiesen zu sein.«

      Ja, stolz war sie schon immer, dachte Fee, und jetzt war sie erst recht nicht die Frau, die klein beigab, um ihre Ehe um jeden Preis zu retten, und dennoch …

      »Nicht aus purem Trotz gleich alle Brücken abbrechen, Viola«, sagte Fee warnend. »Einer offenen Aussprache darfst du nicht aus dem Weg gehen.«

      »Gut, ich werde alles überdenken.«

      Daniel musste währenddessen seine Kinder bremsen, damit sie nicht Berge anhäuften mit all den Sachen, die ihnen gefielen. Aber für ihn war diese Begeisterung auch ein Beweis, wie gut sich Viola in Kinder hineinversetzen konnte und so den Geschmack hundertprozentig traf.

      Qualität wurde bei den Stoffen großgeschrieben, die Farbzusammenstellung faszinierte auch ihn, und wenn auch modischer Schnickschnack einbezogen wurde, konnte man diesen als besonders ideenreich bezeichnen.

      Als Fee und Viola nun zurückkamen, präsentierten sich alle fünf Kinder wie zur Modenschau.

      »Bist du nun zufrieden, Mami?«, fragte Danny. »Hier kaufen wir immer ein, da macht es Spaß.«

      »Aber nicht gleich zu viel auf einmal. Ihr wisst, wie schnell ihr aus allem herauswachst«, sagte Fee lächelnd.

      »Dann kriegen unsere Waisenkinder aber auch hübsche Sachen«, sagte Felix.

      »Welche Waisenkinder?«, fragte Benny.

      »Die im Heim sind«, erwiderte Danny. »Da bringen wir alles hin, was uns nicht mehr passt. Die freuen sich vielleicht. Aber es sind ja sehr viele.«

      »Warum sind sie im Heim?«, fragte Sandra.

      »Weil sie keine Eltern mehr haben«, erklärte Felix.

      »So arme Kinder«, flüsterte Sandra. »Nicht mal eine Mami haben sie? Da können wir unsere Sachen doch auch hinbringen.«

      »Weihnachten machen wir immer ganz viele Pakete«, erzählte Danny. »Und Lenni backt Stollen und viele Plätzchen.«

      »Machen wir das auch, Mami?«, fragte Sandra.

      »Das wäre gleich ein bisschen viel für Hilde«, meinte Viola. »Aber Kleiderpakete dürft ihr auch machen. Bis Weihnachten ist ja noch Zeit.«

      »Sechs Wochen noch«, sagte Danny. »In zwei Wochen ist schon der erste Advent, gell, das stimmt, Mami?«

      »So ist es«, sagte Fee seufzend, »und dann ist bald wieder ein Jahr herum.«

      Weihnachten, ein Zauberwort für die Kinder. Sie waren vollauf beschäftigt, sich gegenseitig ihre Wünsche aufzuzählen.

      Und dann hörte Fee, wie Benny sagte: »Ich wünsche eigentlich bloß, dass Papi endlich mal wieder nach Hause kommt.«

      Auch Viola hatte es vernommen. Sie zuckte zusammen und schloss die Augen.

      *

      Hilde Weber hatte sich mit der ersten Mahlzeit, die sie bereitet hatte, einen guten Einstand verschafft.

      Die Grießnockerlsuppe war bestens gelungen und ebenso die hausgemachten Spätzle, mit denen sie den Geschmack aller Kinder getroffen hatte. Der Rostbraten war so zart, dass man nicht lange schneiden musste, und auch die Gemüsebeilagen waren appetitlich angerichtet.

      Sie musste nur erst überredet werden, sich mit an den Tisch zu setzen. Viola sagte, dass sie das wünsche und dass dies auch beibehalten würde.

      So konnte sie auch hören, mit welchem Lob ihre Kochkünste bedacht wurden, und ihre Wangen begannen zu glühen.

      »Marianne konnte lange nicht so gut kochen, und sie hatte auch keine guten Manieren«, platzte Benny heraus. »Wir sind froh, dass wir dich haben, Hilde.«

      Die Freundschaft war geschlossen, und die Nordens konnten sich beruhigt und zufrieden verabschieden, nachdem sie den Kofferraum vollgeladen hatten. Viola zögerte, den Scheck anzunehmen, den Daniel ausgeschrieben hatte.

      »Dann kommen wir eben nicht wieder«, sagte er, »du hast die Wahl. Wir sind ja sehr gut weggekommen. Ausgenutzt wird Freundschaft nicht.«

      »Ihr habt so viel für mich getan, was unbezahlbar ist«, sagte Viola leise.

      »Sei nett zu Joana, sie wird dich nicht enttäuschen«, sagte Daniel noch. Fee und Viola umarmten sich. »Kopf hoch, Viola«, raunte Fee der Freundin zu.

      »Kommt bald wieder«, riefen Benny und Sandra.

      »Kommt ihr uns doch auch besuchen«, rief Danny zurück.

      »Mami hat ja so wenig Zeit«, sagte Sandra bekümmert.

      »Und wo ist eigentlich der Papi von Benny und Sandra?«, fragte Anneka auf der Heimfahrt.

      »Im Ausland«, erwiderte Fee.

      »Warum?«, fragte Felix, »wo sie doch hier genug zu tun haben.«

      »Er hat einen anderen Beruf.«

      »Ich wäre schön sauer, wenn unser Papi im Ausland sein müsste«, sagte Danny.

      »Das würden wir uns nicht gefallen lassen«, brummte Felix.

      »Kommt gar nicht infrage«, gab Anneka auch noch ihren Kommentar dazu.

      Fee war still und nachdenklich. Erst, als die Kinder dann Lenni ausführlich berichteten, was sie alles erlebt hatten, konnte sie Daniel erzählen, was sie beschäftigte und beschwerte.

      »Wenn Anderten so was macht, muss er saublöd sein«, sagte Daniel drastisch. »Aber manche Männer haben ja ein Brett vor dem Kopf.«

      »Es muss ja nicht der Wahrheit entsprechen, Daniel. Es ist Viola unter die Haut gegangen, und sie ist total verschreckt. Also ist Thomas ihr nicht gleichgültig.«

      »Wie würdest du dich denn verhalten, wenn dir so ein Biest ins Haus käme?«

      »Ich würde sie freundlich bewirten, bis du nach Hause kommst und dann, mein Lieber, könntet ihr beide was erleben. Ja, früher, am Anfang unserer Ehe, hätte ich mich vielleicht auch ins Bockshorn jagen lassen, aber wenn man schon so lange verheiratet ist …«, sie geriet ins Stocken, und ein langes Schweigen folgte.

      »Nun, mein Schatz, was hast du jetzt überlegt?«, fragte Daniel sanft.

      »dass schon manche Ehe nach langen Jahren zerbrochen ist, weil es keine Gemeinsamkeit mehr gibt. Und vielleicht ist es doch besser, eine Trennung herbeizuführen, als sich anzuöden oder gar anzukeifen. Es ist nur ein Jammer, wenn Kinder darunter letztlich leiden müssen.«

      »Kinder leiden oft mehr unter der Aggression zwischen den Eltern, die dann auch an ihnen abreagiert werden.«

      »Das würde Viola niemals tun.«

      »Sie wohl nicht, aber kennst du ihren Mann so gut?«

      »Nein, ich weiß nur, dass Viola ihn sehr geliebt hat, und bei ihr ist das nicht so schnell vorbei.«

      »Dann werden wir mal schön abwarten, wie sich das entwickelt. Jedenfalls ist sie jetzt entlastet. Frau Weber hat sich schnell in ihren neuen Wirkungskreis hineingefunden, der für sie befriedigender sein wird, als sich mit quengeligen Kundinnen zu befassen.«

      »Sag ja nicht, dass ich quengelig bin.«

      »Du bist eine rühmliche Ausnahme, in jeder Beziehung«, sagte Daniel zärtlich.

      »Hast du an mir eigentlich nie