Frederik Weinert

Hexendoktor, Sniper oder Sexgöttin


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ihr Diplom in antiker Philosophie absolvierte). Dennoch schwingen bei einigen Influencertypen gewisse Konnotationen mit, die auf eine sehr erfolgreiche oder auch risikobehaftete Zusammenarbeit hinweisen könnten.

Los geht’s – Männliche Influencer in der Praxis

       3Influencertyp »Sniper« - zielsicherer Scharfschütze

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      imagetechnisch versiert

      imageprovokant und angeberisch

      imageüberall auf der Welt zuhause

      imageehrgeizig und beständig

       3.1Was Sie vorab über Sniper wissen sollten!

      Der Sniper ist ein militärischer Scharfschütze mit besonderer Ausbildung und Ausrüstung. Es handelt sich um einen Präzisionsschützen, der sein Ziel auch aus großer Entfernung genau trifft.

      Die Spezialkenntnisse sind oft mit einer Ausbildung zum Einzelkämpfer verknüpft, weshalb es sich beim Sniper um eine Spezialeinheit mit vielen Fähigkeiten und Fertigkeiten handelt. In Kriegseinsätzen müssen Einzelkämpfer beispielsweise in der Lage sein, Brot aus Buchenrinde zu backen, sich aus Gründen der Tarnung tagelang zu vergraben und vor allen Dingen die Nerven zu bewahren.

      In filmischen Werken wird der Sniper zumeist als Held verehrt, weshalb das Tun dieser militärischen Spezialeinheit einem großen Publikum bekannt ist. Die folgenden Filme unterstreichen die Popularität des Snipers als Form der medialen Unterhaltungskunst:

      imageAmerican Sniper (2014/USA)

      imageShooter (2007/USA)

      imageSniper – Der Scharfschütze (1993/USA, Peru)

      imageSniper – Der Heckenschütze von Washington (2003/USA)

      imageDer Schakal (1997/USA)

      In der filmischen Kunst ist der Sniper jedoch nicht immer ein strahlender Held, sondern gerne auch mal ein fieser Antagonist, der keine Skrupel kennt und über Leichen geht. Der Film „Sniper – Der Heckenschütze von Washington“ beruht sogar auf wahren Ereignissen. Der Täter und sein Komplize erschossen im Herbst 2002 mehrere Menschen mit Schüssen aus dem Hinterhalt. Das Fahrzeug der Täter war so umgebaut, „dass im Liegen durch ein Loch im Kofferraum geschossen werden konnte“.25 2010 wurde der echte Sniper von Washington hingerichtet. Er starb durch eine tödliche Injektion.

       Zielsicher und risikofreudig

      In diesem Buch bekommt der Sniper zusätzliche Eigenschaften, Charakterzüge und Bedeutungsmerkmale. Er ist mutig, erfinderisch, pragmatisch und lösungsorientiert – so wie die Fernsehfigur Mac-Gyver, die immer irgendwelche Tricks und Kniffe auf dem Kasten hat. Der Sniper als Influencertyp kennt sich in technischen Dingen also sehr gut aus und verfügt deshalb über ein hochmodernes Equipment, um die kreativen Ideen eigenständig umzusetzen.

      Beim Sniper treffen gleich zwei wertvolle Talente aufeinander. Einerseits die Fähigkeit, sich selbst fotografisch perfekt in Szene zu setzen. Andererseits das Auge für die optimalen Foto- und Videomotive. Der Sniper ist nicht nur Schauspieler vor der Kamera, sondern auch sein eigener Regisseur. Selbst wenn der Sniper sich von einer anderen Person fotografieren und filmen lässt, schließlich ist das manchmal einfacher und vorteilhafter, hat er ein Mitspracherecht. Das macht den Sniper zu einem sehr kompetenten, aber auch höchst dominanten Kooperationspartner. Der Sniper weiß, was er will und was er kann.

      Das sollten Sie wissen!

      Der Sniper kennt seinen Marktwert. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Abonnenten und Fans wider.

      Bei der Bild- und Motivwahl geht der Sniper gerne Risiken ein; ganz nach dem Motto No risk, no fun! Selfies vor einer Monsterwelle sind „krass“ und deshalb für das Zielpublikum, die junge Generation von heute, sehr imposant. Oder wie wäre es mit einem Selfie auf einer Klippe? Schon einige Influencer sind bei solchen Versuchen ums Leben gekommen, man liest davon auch oft in den Zeitungen. Dem Sniper ist das egal, denn er versteht sich ja als gut ausgebildete Spezialeinheit!

       Sniper sind Weltbürger

      Auf der Jagd nach den schönsten und verrücktesten Fotomotiven zieht es den Sniper immer wieder in fremde Länder. Das ist seine Mission und auch nicht weiter verwunderlich, denn Spezialeinheiten mit solchen großartigen Fähigkeiten werden weltweit gebraucht! Der Sniper betrachtet die ganze Welt als Heimat und bringt die visuellen Eindrücke in das eigene Land zu seinen Fans, die ihn dafür lieben und vergöttern.

      Wer von Land zu Land reist und sich dort zuhause fühlt, tut natürlich gut daran, die jeweilige Sprache zu beherrschen – zumindest so, um sich mit den Einheimischen über dies und das unterhalten zu können. Multilinguale Fähigkeiten sind sehr gefragt und äußerst attraktiv.

      Ein Sniper, der mehrere Sprachen beherrscht, eignet sich also als Markenbotschafter und kann in Ländern eingesetzt werden, in denen der Marktanteil ausgebaut werden soll. Südländische Sprachkenntnisse eigenen sich natürlich auch, um den Flair des „Dolce Vita“ glaubwürdig zu transportieren, beispielsweise via Hashtag auf Instagram. Ein sehr gutes Englisch ist darüber hinaus sowieso ein Must-have, zumal die Social-Media-Sprache von Anglizismen geprägt ist.

      Der Sniper verfügt über eine hohe Kulturkompetenz. Klar, im militärischen Bereich muss der Sniper seine Ziele sehr gut kennen, also alle Stärken und Schwächen wissen. In der Influencer-Szene hat der Sniper natürlich gute Absichten und möchte weder Mensch, Tier noch der Natur schaden. Dennoch ist es das Ziel des Snipers, mit seinen Aktivitäten und Medienprojekten viel Geld zu verdienen, denn sonst ist es unmöglich, vom Dasein als professioneller Influencer zu leben.

      Es kann also vorkommen, dass der Sniper eine Kulisse wählt, die in dem fremden Land zwar unproblematisch ist, beispielsweise ein harmloses Foto in den südamerikanischen Slums, in Deutschland oder Österreich aber als protzig und geschmacklos interpretiert wird.

      Fans und Kunden könnten also fragen: Warum fotografiert sich der Typ in schicken Klamotten in den Slums? Das hat der Sniper vielleicht gar nicht böse gemeint, interessiert in den Social-Media-Community aber niemanden. Denn dort wird knallhart geurteilt und abgerechnet.

      Exkurs | Carmen Geiss und die Slums

      Im Januar 2016 posiert die Influencerin Carmen Geiss (Stand Juni 2020: rund 700.000 Follower auf Instagram) mit einem Einheimischen in den Slums der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Carmen Geiss trägt eine Designerbrille, einen pinken Hut und viel Bling-Bling. Der einheimische Mann, ein ganz normaler Typ, macht eine Pose (ausgestreckte Arme, als würde er ein fliegendes Flugzeug imitieren). Im Hintergrund sind „ärmliche Behausungen und Verkaufsstände zu sehen“.26 Für dieses Foto erntet Carmen Geiss einen heftigen Shitstorm in den Sozialen Medien. Die Empörung richtet sich vor allem