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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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Dies ist als Aufforderung zu werten, den Kommissarbefehl auf Offiziere ab diesem Rang anzuwenden; vgl. Felix Römer: Der Kommissarbefehl. Wehrmacht und NS-Verbrechen an der Ostfront 1941/42, Paderborn u.a. 2008.

      2 In Kremenez (Krzemieniec) lebten 1941 etwa 15000 Juden, darunter 4000 Flüchtlinge. Ebenso wie in Dubno waren die NKWD-Morde beim sowjetischen Abzug Anlaß für ein Judenprogrom; EdH, Bd. 2, S. 812.

      3 Im wolhynischen Dubno lebten 1941 etwa 12000 Juden. Einigen Hundert von ihnen gelang die Flucht vor dem deutschen Einmarsch; EdH, Bd. 1, S. 372; zu den Erschießungen in Dubno: Verbrechen der Wehrmacht, S. 123–127.

      4 „Ich habe selbst gesehen, daß deutsche Wehrmachtsangehörige auf dem Hofe des dortigen Gefängnisses mehrere jüdische Opfer in eine Ecke getrieben und dann Handgranaten in die Gruppe geworfen haben, wodurch diese Menschen auf der Stelle zerfetzt wurden“, Vern. Lothar Fendler v. 19.3.1962, BAL, B 162/1552, Bl. 196 ff.; zum Pogrom in Tarnopol: Verbrechen der Wehrmacht, S. 100–106.

      5 Narodnyi kommissariat gosudarstvennoj besopastnosti (NKGB–Volkskommissariat für Staatssicherheit), am 3.2.1941 aus dem NKWD ausgegliedert u. am 20.7. wieder zusammengelegt; Christopher Andrew/Wassili Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB. Moskaus Kampf gegen den Westen, Berlin 1999, S. 686.

      6 Generaloberst Iwan Alexandrowitsch Serow (1905–1990), 1937–1950 Deputierter des Obersten Sowjet, Febr. 1939 Leiter der NKWD-Hauptabt. für Miliz, Juli 1939 stellv. Leiter der Hauptverwaltung des NKWD, Sept. 1939 Volkskommissar des Innern in der Ukraine, Febr.–Juli 1941 1. stellv. Volkskommissar für Staatssicherheit, danach bis Febr. 1947 stellv. NKWD-Chef, 1945–Nov.1946 stellv. OB der Sowjetischen Militäradministration in der SBZ, März 1954 Vorsitzender des Komitees für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR, 1958 Leiter der Hauptabt. Aufklärung u. stellv. Chef des Generalstabs der Streitkräfte; vgl. Lukasz Kaminski/Krzysztof Persak/Jens Gieseke (Hrsg.): Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa 1944–1991, Göttingen 2009, S. 138.

      7 Zu den NKWD-Morden im Gefängnis von Dubno, in dem sich unmittelbar vor dem deutschen Angriff etwa 600 Gefangene befanden: Musial: Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen, S. 119–122. Nach Musial lassen sich die Tatumstände der in den Gestapo- u. SD-Berichten behaupteten (u. in der Nachkriegszeit bisweilen kritiklos wiederholten) Beteiligung von Juden an den Erschießungen in Dubno nicht mehr eindeutig klären; dennoch geht er davon aus, daß „zumindest ein Teil der Berichte zutrifft“. Einschränkend gibt er zu bedenken, NKWD-Funktionäre hätten als „Angehörige des sowjetischen Terrorapparats“ nicht als Juden (so sie welche waren) gehandelt, während gleichzeitig die Deutschen auf der Suche nach Vorwänden für die Verfolgung u. Ermordung von Juden gewesen seien; ebd., S. 270 ff. Die Verbrechen des NKWD in Dubno wurden in 2 Beiträgen der Propagandakomp. 637 mit den Titeln „Bolschewistischer Massenmord in Dubno“ (29.6.1941) u. „Im Blutkeller der GPU“ (10.7.1941) ausgeschlachtet. Dafür machte man Photos vom Ort des Geschehens u. Portraitaufnahmen „roter Verbrecher“ – Stereotypen des Juden u. des Politkommissars –, die „als Spitzel laufend der GPU die Opfer ans Messer lieferten“; erhalten im Bestand des Vertreters des AA beim AOK 6, PAAA, R 60762; vgl. Marco Carynnyk: The Palace on the Ivka-Dubne, September 18th, 1939 and June 24th, 1941, in: Barkan/ Cole/Struve: Shared History–Divided Memory, S. 263–301.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 21. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]

      36 Ausfertigungen, 28. Ausfertigung

      Ereignismeldung UdSSR Nr. 29

      I) Politische Übersicht:

      Aus dem Reich und den besetzten Gebieten liegen keine Meldungen vor.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Von den Einsatzgruppen A, C und D sind keine Meldungen eingegangen.

      Einsatzgruppe B: Standort Minsk, meldet:

      Lage im Wilnagebiet: 1) In der seit langem bestehenden volkspolitischen Auseinandersetzung zwischen Litauern und Polen scheint sich eine eigene Spannung anzubahnen, die sich vorläufig in einzelnen Übergriffen der Litauer gegenüber den Polen zeigt. Es wurde festgestellt, daß Litauer nach Möglichkeit Polen aus den von ihnen kommissarisch geleiteten Betrieben zu entlassen versuchen, daß willkürliche Beschlagnahmungen von Rundfunkgeräten und Fahrrädern seitens des litauischen Ordnungsdienstes vorgenommen wurden, daß der Beauftragte für Ernährung im Wilnaer Stadtgebiet am 12.7. ein Rundschreiben an die litauischen Betriebsführer ausgegeben hat, welches anordnete, daß die Betriebsführer darauf zu sehen hätten, daß die Polen in den Betrieben sofort Litauisch zu lernen hätten. Hierzu hat der Kriegsverwaltungsabteilungschef in einem Schreiben an den Präsidenten des Bürgerkomitees bemerkt, daß ein solches Ansinnen überaus ungehörig sei und keine Veranlassung dazu bestehe, daß die Polen Litauisch lernen. In Frage käme höchstens die deutsche Sprache. Hinsichtlich der Beschlagnahmungen wurde von seiten des Einsatzkommandos eingegriffen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das Verhalten der Litauer ganz allgemein eine ausgesprochen selbstbewußte Haltung erkennen läßt, die sich u. a. auch darin äußerte, daß in einem Fall litauische Hilfspolizeibeamte zwei Ukrainer, nur weil sie Ukrainisch sprachen, von der Straße weg verhafteten. Dieses Verhalten kann, wenn es um sich greift, nur dazu führen, Entscheidungen über die politischen Fragen dieses Gebietes vorzugreifen.1 2) Durch den Kriegsverwaltungschef wurde den Mitgliedern des litauischen Bürgerkomitees eine Loyalitätserklärung zur Unterschrift vorgelegt. Das Komitee verweigerte zunächst die Unterschrift, hat sie jedoch später unterschrieben. 3) Wirtschaftlich macht Wilna fast den Eindruck einer befriedeten Stadt. Der Geschäftsbetrieb gestaltet sich reibungslos, die Bevölkerung wird in ihren Ernährungsansprüchen zufriedengestellt. 30000 Arbeitslose sind bisher vom Bürgerkomitee für Strassenarbeiten an der Straße Wilna–Kowno gemeldet.

      III) Militärische Ereignisse:

      Heeresgruppe Süd:

      Feind: An der bessarabischen Front ist der Feind im Ausweichen. Nördl. des Dnjestr führte der Feind gegen die Südflanke der rechten Armee unter Einsatz von Panzern starke Angriffe. Während Feind vor rechtem Flügel und Mitte der linken Armee nach Norden weicht, hält er am linken Flügel zäh. Die rechte Armee hat bei ihrer Verfolgung des aus der Stalin-Linie weichenden Gegners heftige Angriffe gegen ihre Südflanke abgewehrt. Panzergruppe: Feindl. Angriffe gegen Südflanke bei Pogrebschtsche wurden abgeschlagen. Der russ. Brückenkopf Fastow wird von Süden und Norden angegriffen. Linke Armee: Am rechten Flügel wurde gegen weichenden Feind Boden gewonnen. Erreichte Linie: Dnjestr-Front: Bulboaca–Dubossary–Baltschinzy–8 km nordostw. Mogilew. Rechte Armee: Werbowez (ung. Kav.Div.)–Sicherungen nördl. Popowzy–Krasnoje–Winniza– 5 km südwestl. Juswin–Litinka.

      Heeresgruppe Mitte:

      Die im Raum nördl. Smolensk–südl. Demidow–Rudnja–nordostw. Orscha eingeschlossenen Feindkräfte versuchen, in allen Richtungen durchzubrechen. Erreichte Räume bezw. Linien: Brückenkopf bei Kritschew-Lobkowitschi. Eine mot. Div. sichert bei Tschewikow und östl.-Westrand Jelnja. Teile im Vorgehen von Jasweno in nördl. Richtung. Teile sichern beiderseits Rjasna. Nördl. Smolensk wurden Durchbruchsversuche aus Westen und Angriffe aus ostw. Richtung abgeschlagen, dabei wurden 30 russ. Panzer vernichtet. Bei Demidow heftige Durchbruchsversuche abgewiesen. Bei und westl. Rudnja endeten die Kämpfe einer Pz.Div. mit Erbeutung von 39 Geschützen und 700 Gefangenen. Rechte Armee: Eigener Angriff auf Südflügel geht langsam vorwärts. Starker Angriff des Feindes aus Rogatschew. Westl. des Dnjepr kein Widerstand. Linke Armee: Westl. Dobromysl wurden Feindkräfte aufgerieben. Masse eines Korps im Vorgehen auf Rudnja. Durch ein anderes Korps wurde Gegend 15 km nördl. Gorodek erreicht. Weitere Teile im Vorgehen auf Misutino und Newel. Starke Teile des bei Polozk geschlagenen Feindes befinden sich im Waldgebiet beiderseits des Ordowo-Sees.

      Heeresgruppe Nord:

      Feind: Der vor der rechten Armee bisher zusammenhängend kämpfende Feind hat sich nach mehrfachen Umfassungen in einzelne