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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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knappen Lebensmittel oder die letzte Kuh zu nehmen. Es ist noch nirgends beobachtet worden, daß sich die Bevölkerung innerlich an den Bolschewismus gebunden fühle. Die Stimmung der Bevölkerung ist im Großen und Ganzen im Raume Minsk–Bobruisk–Krupka–Witebsk positiv und zuversichtlich. Immer mehr macht sich erhöhte Unsicherheit durch umherstreifende kommunistische Funktionäre und Partisanen bemerkbar. Soweit sie sicherheitspolizeilich erfaßt werden konnten, wurden sie entsprechend behandelt. Von den Funktionären werden offensichtlich auch zahlreiche Gerüchte über die militärische Lage in Umlauf gesetzt.

      Das Judentum hatte bisher Zurückhaltung gezeigt. Die scharfen Maßnahmen gegen die Juden, insbesondere die Exekutionen, haben die antideutsche Stimmung nunmehr erheblich gesteigert. Sie versuchen auch aggressiv zu werden. Die Meldungen, daß aus Judenkreisen Greuel-und Hetzpropaganda gegen das Deutsche in die Bevölkerung getragen wird, werden immer zahlreicher.5 Sie versuchen durch Drohungen die Weißruthenen einzuschüchtern, die ihrerseits sich nicht zu Pogromen aufschwingen können.6 Die Juden haben einen Signaldienst eingerichtet, und beim Erscheinen eines Sipo-Kommandos fliehen sie in die umliegenden Wälder und Sümpfe. Im weißruthenischen Siedlungsgebiet leben mindestens anderthalb Millionen Juden; ihre soziologische Struktur ist in den ehemals polnischen und den ehemals sowjetischen Teilen uneinheitlich. Während der Jude im ehemaligen Polen offiziell keine Rolle spielte und als Jude keinen besonderen Schutz genoß,7 fühlte er sich in der Sowjetunion unbedingt als Angehöriger der herrschenden Schicht. Der polnische Jude mußte stets mit judenfeindlichen Kundgebungen der Bevölkerung rechnen; wo er nicht klar in der Überzahl war, hielt er es darum für richtig, zurückhaltend und scheu aufzutreten. Den Sowjetjuden dagegen hatte ein Vierteljahrhundert jüdisch-bolschewistischer Herrschaft dermaßen in seinem Selbstbewußtsein gestärkt, daß er auch noch beim Einzug der deutschen Truppen vielfach nicht nur selbstbewußt, sondern arrogant auftrat. Die von der Einsatzgruppe vorgenommenen Judenliquidierungen haben hierin nach außen einen raschen Wandel herbeigeführt. Trotzdem bleibt der Jude in diesem Gebiet ein nicht ungefährliches feindliches Element; auf Grund seiner Erziehung und Tradition ist er durchaus geeignet und in den meisten Fällen wohl auch willens, auch als aktiver Schädling zu wirken. Eine Lösung der Judenfrage während des Krieges erscheint in diesem Raum undurchführbar, da sie bei der übergroßen Zahl der Juden nur durch Aussiedlung erreicht worden kann.8 Um aber für die nächste Zeit eine tragbare Basis zu schaffen, sind von der Einsatzgruppe B überall, wo sie bisher ihre Arbeit aufnahm, folgende Maßnahmen getroffen worden: In jeder Stadt wurde ein kommissarischer Vorsitzender eines Judenrates eingesetzt und mit der Bildung eines kommissarischen Judenrates aus drei bis zehn Personen beauftragt. Der Judenrat trägt geschlossen die Verantwortung für die Haltung der jüdischen Bevölkerung. Ausserdem mußte er unverzüglich mit der Registrierung der in dem gegebenen Ort wohnhaften Juden beginnen. Darüber hinaus hat der Judenrat Arbeitsgruppen aus sämtlichen männlichen Juden im Alter von 15 bis 55 Jahren zusammenzustellen, die Aufräumungsarbeiten und Arbeitsleistungen für deutsche Behörden und Truppen zu verrichten haben. In den gleichen Altersgrenzen sind auch einige weibliche Arbeitsgruppen aufzustellen. Da der deutsche Soldat nicht immer ohne weiteres in der Lage ist, den Juden von der ortsansässigen nichtjüdischen Bevölkerung zu unterscheiden, und es deswegen zu mancherlei Unzuträglichkeiten kam, ist überall angeordnet worden, daß alle männlichen und weiblichen Juden über 10 Jahren sofort auf Brust und Rücken den gelben Judenfleck zu tragen haben. Der Judenrat untersteht den vorläufigen Stadtkommissaren. Die Posten eines Stadtkommissars wurden mit zuverlässigen Weißruthenen besetzt, die die Einsatzkommandos ausgesucht und vorgeschlagen haben. Als vordringliche und angesichts der großen Zahl der Juden besonders schwierige Aufgabe erscheint ihr Unterbringen im Ghetto. Die Durchführung dieser Aufgabe ist im Gange; überall sind bereits die dafür geeigneten Stadtbezirke im Zusammenwirken mit den Feld-und Ortskommandanten ausgesucht worden.9

      Das Wirtschaftsleben ist durch Zerstörungen und Plünderungen zunächst stillgelegt. Einige Betriebe in Minsk und Borissow kommen wieder in Gang. Kolchosenbetriebe durch Requisitionen und Plünderungen gestört. Die Versorgungslage dadurch stark beeinflußt. Geld hat hier zunächst keinen Wert, Zahlungsmittel ist Brot.

      Im Wilna-Gebiet hält Spannung zwischen Litauern und Polen an, jedoch kein offener Ausbruch unter Druck der deutschen Wehrmacht. Zahlreiche Gerüchte über bevorstehende Aktionen der Polen im Umlauf. Vier weitere litauische Gruppenbildungen wurden aufgedeckt, die jedoch nach den bisherigen Ermittlungen z. Zt. sich noch nicht aktiv betätigt haben. Bei der Predigtüberwachung in Wilna ist wieder eine allgemein-politische positive Einstellung festzustellen. In Wilna und Umgebung besteht eine jüdisch-polnische Geheimorganisation, die sich die Aufgabe gestellt hat, die Souveränität Polens mit Gewalt wieder herzustellen, Die Organisation, die zahlenmäßig sehr stark sein soll, ist in Sektionen gegliedert und im Stadt-und Landgebiet Wilna verteilt. An Waffen sollen ihr Maschinengewehre, Gewehre, Pistolen und Handgranaten zur Verfügung stehen. Außerdem soll die Organisation im Besitze eines Geheimsenders sein. Ein V-Mann ist in die Organisation eingebaut.

      Mit der Aufrollung derselben wird in 2 bis 3 Tagen gerechnet. Mit Befehlshaber rückwärtigen Heeresgebietes besteht völlige Einmütigkeit hinsichtlich Behandlung von Partisanen und Soldaten in Zivil. Große Aktionen unter Beteiligung der Sicherheitspolizei sind eingeleitet. Es erfolgt rücksichtslosestes Vorgehen. Die am 14.7.41 gemeldete Liquidierungszahl von 4234 hat sich bis 19.7. um weitere 3386 erhöht. Nunmehr sind Auflösung der kommunistischen Partei und der kommunistischen Vereinigungen verfügt, Einziehung der Wertsachen, Akten usw. sind sichergestellt. Über alle bei den Ortskommandanturen usw. erfolgten Beschlagnahmen und dergleichen wird die Einsatzgruppe laufend informiert.

      Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine Meldungen vor.

      III) Militärische Ereignisse:

      Heeresgruppe Süd:

      Feind: In Bessarabien noch vor dem rechten Flügel feindliche Nachhuten. Die Masse hat den Dnjestr nach Osten überschritten. Beiderseits Winniza läßt feindlicher Widerstand nach, weitere rückläufige Bewegungen in ostwärtiger Richtung. An den übrigen Stellen der Ostflanke gegen die Nordfront der vor Kiew stehenden eigenen Truppen abgewehrte Teilangriffe. Vor dem linken Flügel der Heeresgruppe zähe Kämpfe. Starker Widerstand unter Anlehnung an die Befestigungen von Emiltschino. Erreichte Linie: In Bessarabien in flüssiger Verfolgung nach Osten Ketrosy–Tschernewzi–Osarinzy erreicht. Dnjestr–Pripjet: Schargorod–südost. Kopai Gorod–nordwestl. Murata–südostw. Krasnoje–westl. Nemirow– beiderseits Winniza. Panzergruppe: Vorausabteilungen Priluka–Pogrebischtsche. Bewegungen der mot. Verbände durch grundlose Wege behindert. Weitere Pz.-Teile erreichten Monastyrischtsche. Linke Armee: Angriff nach Nordosten fortgesetzt. Makarow erreicht. Wischewitschi und nördl. 45 km nördl. Shitomir beiderseits Baraschi–Serby.

      Heeresgruppe Mitte:

      Feind: Gegner führte die erwarteten Entlastungsangriffe in Richtung Tschewikow ostw. und südostw. gegen Smolensk. In Gegend südl. Newel ist er durchgebrochen und geht nach Osten zurück. Erreichte Linie: Rechte Armee: Turan–westl. Zytkariey–Paracy–Nov. Bychow–Obidowitschi (bisher 3000 Gefangene, 9 Battr., 21 Panzer erbeutet)–Straße Tschewikow–Mogilew. Angriff auf Mogilew, Brückenköpfe südl. Mogilew gebildet. Weitere Teile erreichten Lenino und Rossana. Rechte Panzergruppe: Teile im Angriff gegen Feind vor Tschewikow–Kritschew–Jelnja (genommen). Linke Panzergruppe: Teile einer Pz.Div. bei Welikije-Luki. Linke Armee: Gegner aus Gegend Rudnja zurückgeworfen. Durchbruchstellen südl. und nordwestl. Newel wurden durch Gegenangriffe geschlossen. Erreichte Linie: 10 km nordwestl. Ljubawitsch–Gorodek–südl. Newel.

      Heeresgruppe Nord:

      Feind: Vor rechtem Flügel rechter Armee zäher Widerstand. Vor dem linken Flügel Kampf mit vordersten Feindteilen bei Novo Sokolniki. Starker Feind im Zurückgehen auf Welikije-Luki. Erreichte Linie: Rechte Armee: Nördl. Newel–Begunowo–Majewo– westl. Skokowo–westl. Bezamitso. Panzergruppe: Morina–westl. Soltzy–nordwestl. Preobrazenskoje–Niso.

      Finnland:

      Südostfront: Im Hangö-Abschnitt keine VerÄnderungen. Nördl. des Ladoga-Sees wurde Gegend Harlu erreicht. Kampf um Salmi. Palalatha genommen–20 km ostw. Loimalan. Ostfront: Im Vordringen in Richtung Uchta wurde mit Anfängen der Pistojoki überschritten. Norden: