Barbara Gegenhuber

Drogen


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Schuldgefühle oder Gewissensbisse? niemals seltener als einmal pro Monat einmal pro Monat einmal pro Woche täglich oder fast täglich Wie oft haben Sie sich während der letzten 12 Monate nicht mehr an den vorangegangenen Abend erinnern können, weil Sie getrunken hatten? niemals seltener als einmal pro Monat einmal pro Monat einmal pro Woche täglich oder fast täglich Haben Sie sich oder eine andere Person unter Alkoholeinfluss schon mal verletzt? Nein Ja, aber nicht im letzten Jahr Ja, im letzten Jahr Hat ein Verwandter, Freund oder auch ein Arzt schon einmal Bedenken wegen Ihres Trinkverhaltens geäußert oder vorgeschlagen, dass Sie Ihren Alkoholkonsum einschränken? Nein Ja, aber nicht im letzten Jahr Ja, im letzten Jahr

      Auswertung: Addieren sie die angegebenen Punkte zu einer Gesamtpunktzahl, ergibt sich ein Wert zwischen null und vierzig Punkten. Eine Punktzahl von acht bei Männern oder fünf bei Frauen weist auf einen gefährlichen Alkoholkonsum hin, je höher die Punktzahl, desto wahrscheinlicher ist eine Abhängigkeitserkrankung. Dieser Test dient einer ersten groben Einschätzung der eigenen Trinkgewohnheiten. Bei einer Punktzahl von acht oder mehr empfiehlt es sich, mit dem Hausarzt oder einer Alkoholberatungsstelle über die eigenen Trinkgewohnheiten zu sprechen.

      Andere Länder haben infolge der kulturellen Gegebenheiten und gesetzlichen Regulationen ganz andere Umgangsweisen mit hierzulande illegalisierten Substanzen, man denke nur an den liberalisierten Umgang mit Cannabis in den Niederlanden oder an den Gebrauch von Coca-Blättern in den südamerikanischen Anden. Das Kauen von Coca-Blättern wird dort traditionell als Heilmittel gegen Hunger und Höhenkrankheit eingesetzt. Bolivien ist im Jahr 2011 sogar aus der UN-Drogenkonvention ausgetreten, weil diese das Kauen von Coca-Blättern verbietet, und ist erst später durch den Erlass einer Sonderregelung für diese uralte Tradition wieder eingetreten. In Bolivien ist nun erlaubt, was sonst durch die UN-Konvention verboten ist, die Bolivianer dürfen Coca-Blätter anbauen, handeln und besitzen. Was in einigen Ländern also normal und traditionell verankert ist, ist in anderen verboten. Das allein sagt aber noch nichts über die Gefährlichkeit einer Substanz aus.

      Man kann also durchaus auch gebrauchende Konsummuster von anderen Drogen als dem Alkohol aufweisen, auch wenn bei manchen Substanzen ein höheres Risiko damit verbunden ist als bei anderen. Ein Teil dieses Risikos ist der psychoaktiven Wirksamkeit geschuldet, ein Teil der Illegalisierung dieser Substanzen. Kauft man Alkohol im Supermarkt, kann man davon ausgehen, dass dieser nicht mit irgendwelchen schädlichen Substanzen gestreckt ist. Vor einem Unfall in berauschtem Zustand oder einer Überdosierung mit anschließender Spitalseinlieferung schützt dies jedoch nicht. Bei illegal erhältlichen Substanzen kommt das Risiko der Streckung einer Substanz hinzu oder, wie bei vielen der sogenannten „Neuen Psychoaktiven Substanzen“, auch die Tatsache, dass das, was man vermeintlich vom Dealer kauft, gar nicht in der Substanz enthalten ist. Das macht den Gebrauch einer am Schwarzmarkt gekauften Substanz unbekannter Qualität natürlich riskanter.

      Aus diesem Grund gibt es für den Konsum aller psychoaktiven Substanzen gewisse Grundregeln, die zu beachten sind, damit dieser möglichst risikoarm ist. Dennoch ist die Vorstellung, dass man andere psychoaktive Substanzen als Alkohol nicht auch zum Genuss konsumieren kann, in einem von Alkohol geprägten Kulturkreis weit verbreitet. Dies liegt aber vor allem an Vorurteilen, Ängsten und ideologischen Überzeugungen. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaft ist sich beispielsweise einig, dass der gelegentliche Konsum von Cannabis für Erwachsene nicht gefährlicher ist als der von Alkohol, eher noch ist das Gegenteil der Fall. In der öffentlichen Wahrnehmung ist dies allerdings nicht so, wobei gerade bei Cannabis die Meinungen sehr vielfältig und überwiegend ideologisch geprägt sind.

      Die Definition des unschädlichen Gebrauchs hängt also weniger mit der Art der Substanz zusammen als damit, welchen Umgang man mit ihr pflegt. Solange dieser in einem gewissen Rahmen und kontrollierbar ist, sind keine wesentlichen Folgeschäden zu erwarten. Beim Alkohol ist dieser Rahmen, ab wann eine gewisse Trinkmenge schädlich ist, definiert. Obwohl man das nicht nur am Ausmaß der konsumierten Menge festmachen kann, spricht man beim Alkohol von der sogenannten Harmlosigkeitsgrenze, bis zu der Alkoholkonsum als körperlich bedenkenlos eingestuft werden kann. Diese liegt laut dem österreichischen Bundesministerium für Gesundheit [16] bei Männern bei 24 Gramm reinem Alkohol pro Tag, bei Frauen bei 16 Gramm. Darunter kann man sich vermutlich wenig vorstellen, deswegen zur Veranschaulichung: Das „österreichische Standardglas Alkohol“ enthält zwanzig Gramm reinen Alkohol. Das sind 0,5 Liter Bier, ein viertel Liter Wein, zwei Glas Sekt oder drei kleine Schnäpse à zwei Zentiliter. Demnach sind für Männer ein wenig mehr als ein Standardglas pro Tag eher harmlos, für Frauen etwas weniger als ein Standardglas. Allerdings nur, wenn es auch mindestens zwei konsumfreie Tage pro Woche gibt.

      Die Gefährdungsgrenze sollte keinesfalls überschritten werden, die läge bei Männern bei drei Krügel Bier pro Tag, bei Frauen bei zwei Krügel Bier oder zwei Viertel Wein. Bei über hundert Gramm (Männer) oder sechzig Gramm (Frauen) Reinalkohol pro Tag besteht laut WHO ein sehr hohes Risiko für akute Probleme und chronische Beschwerden [131]. Dazu noch eine kleine Bemerkung am Rande: International wird zumeist das angelsächsische Glas Alkohol verwendet, welches lediglich acht Gramm reinen Alkohol enthält. Weniger als die Hälfte des österreichischen Standardglases, auch das sagt etwas über die Trinkkultur in unserem Land aus.

Gesundheitsrisiko Männer Frauen
Risikoarm Harmlosigkeitsgrenze Bier: 0,6 Liter Wein: 0,3 Liter Bier: 0,4 Liter Wein: 0,2 Liter
Problematisch Gefährdungsgrenze Bier: 1,5 LiterWein: 0,75 Liter Bier: 1 LiterWein: 0,5 Liter

      Für andere psychoaktive Substanzen gibt es keine derartigen Klassifikationen nach konsumierten Mengen, was vielmehr mit der Kriminalisierung dieser Substanzen zu tun hat als mit der Schädlichkeit derselben. Ein Bundesministerium für Gesundheit kann schlecht die relative Unbedenklichkeit von zwei Joints pro Monat für gesunde Erwachsene offiziell attestieren, wenn die Substanz im Suchtmittelgesetz verboten ist.

      Ein kontrollierter Gebrauch von Substanzen ist demnach weitgehend unbedenklich, bei manchen Substanzen hört man sogar immer wieder von dessen positiven Wirkungen bei gelegentlichem Konsum. Ein Glas Rotwein pro Tag soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und die Gefahr von Herzinfarkten oder Schlaganfällen verringern. Studienergebnisse dazu sind allerdings vielfältig und widersprechen sich zum Teil selbst. In manchen Untersuchungen wurde eine gesundheitsfördernde Wirkung von geringen Maßen Rotwein gefunden, in anderen konnte keine Wirkung festgestellt werden. Je nachdem, auf welchem Standpunkt man steht, wird man Studienergebnisse finden, die die eigene Argumentation stützen. Eine Vielzahl der Expert*innen ist zwar der Ansicht, dass es einen protektiven Effekt gegen koronare Herzkrankheiten beim Konsum geringer Mengen Alkohols gibt, man ist sich jedoch einig, dass die negativen Auswirkungen von zu viel Alkohol diese schützenden Effekte überlagern [69, 73].

      Gegen einen moderaten Konsum ist nichts einzuwenden, die Schwierigkeit liegt jedoch darin, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Stadien vom Genuss über