seine Präsenz machtvoll demonstriert. In der heutigen Zeit können die meisten Teilnehmer aber die Anwesenheit eines Aufgestiegenen Meisters wie Saint Germain, eines Engels, Erzengels oder geistigen Helfers sehr gut wahrnehmen, ohne dass das Medium seine Stimme oder gar seine körperliche Gestalt verändern muss, wie das im neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert oft der Fall war. Wenn ich Saint Germain channele, begebe ich mich in Trance und lade ihn zur Verschmelzung ein, wie ich es in den Kursen von Sandra Ingerman gelernt habe. Zur Einstimmung benutze ich Musik, die mir gefällt oder zum Thema des Channels passt. Sobald ich die ersten Worte gesprochen habe, läuft alles wie von selbst.
Beim Channeln befinde ich mich allerdings in einem speziellen Bewusstseinszustand. Mir scheint es, als agiere mein Bewusstsein in verschiedenen Kammern. In einer Kammer herrscht absolute Ruhe, wie in tiefer Trance. In der anderen Kammer kann ich noch linear denken und meine Worte in die richtige Abfolge bringen, so dass ich verständliche Sätze produziere. Während des Channels ist mein menschliches Bewusstsein unterschiedlich präsent. Manchmal höre ich meinem eigenen Channel zu, manchmal bekomme ich gar nichts mehr mit. Die Präsenz meines menschlichen Ichs wird also offensichtlich von Saint Germain oder meinen anderen nicht-physischen Partnern gesteuert. Manchmal kann mein menschliches Ich offenbar den Channel unterstützen und einen effektiven Beitrag leisten, manchmal muss es vollkommen aus dem Weg gehen.
Während des Channels purzeln die Worte und Sätze wie von selbst über meine Lippen. Ich spreche leicht und selbstverständlich über schwerwiegende Themen, ohne dass ich dabei dem Inhalt folgen muss. Ich habe mir angewöhnt, immer ein Tonband mitlaufen zu lassen. Manchmal haben mir die Teilnehmer anschließend erzählt, was ich angeblich gesagt hätte, und ich konnte es gar nicht glauben. Wenn ich das Tonband abhöre, bin ich oft selbst überrascht über die von mir übermittelten fundierten Wahrheiten. Ein vergleichbarer Flow entsteht natürlich auch beim Schreiben meiner Bücher. Ich liebe die Überraschung und das Staunen, wenn ich meine gechannelten Texte anschließend mit vollem Bewusstsein lese und die Geschenke der geistigen Welt auspacke.
Beim Channeln kommen oft auch starke Energien ins Spiel. Die Channel dienen dem inneren Wachstum und der Heilung der Teilnehmer. Daher fühlt es sich manchmal so an, als müsste ich gegen Mauern der Verblendung und Ignoranz anreden, die dann Stein für Stein durch die transformierenden Worte abgetragen werden. Andererseits kann meine Rede auch in einem kristallklaren Strom aus Licht dahinschwimmen.
Meine Arbeit als Medium hat nicht nur andere Menschen unterstützt und inspiriert, sondern sie hat auch mein persönliches inneres Wachstum und meine spirituelle Entwicklung erheblich gefördert. Während ich beim Channeln einen Strom heilenden Lichts kanalisierte, konnte ich selbst tiefgreifende Transformation erfahren, die mein Leben verändert hat. Auch meine Kundalini-Erweckung führe ich darauf zurück.
Es ist sehr unterschiedlich, ob und wie weit ich vor einer live gechannelten Veranstaltung von Saint Germain auf bestimmte Themen vorbereitet werde. Manchmal findet ein intensiver Austausch statt, damit ich bestimmte Sachverhalte, die im Channel vorkommen, besser durchleiten kann. Durch die Gespräche mit Saint Germain habe ich äußerst viel gelernt. Vor allem wurde ich von Illusionen und mentalen Blockaden befreit. Manchmal stockte während des Channels mein Redefluss, weil bestimmte Worte nicht über meine Lippen kommen wollten. Es handelte sich etwa um Inhalte, die in drastischer Weise gängigen Annahmen, zum Beispiel über die Möglichkeiten der Selbstheilung, widersprachen oder die Zuhörer mit ihren Verblendungen konfrontierten. In diesen Momenten spürte ich, dass Saint Germain kein Wort mehr sagen würde, wenn ich jetzt kniff. Mir blieb also nichts anderes übrig, als weiterzusprechen.
Ich habe auch regelmäßig gechannelte Frage- und Antwort-Sessions abgehalten. Während ich die Antwort auf die Frage eines Teilnehmers durchgab, habe ich die Person mit den Augen von Saint Germain gesehen. Das war immer ein sehr heilsamer Prozess für mich. Die menschlichen Probleme, um die die Gedanken und Emotionen des Gegenübers kreisten, fühlten sich aus der Perspektive der geistigen Welt oft völlig nichtig und belanglos an. Demgegenüber rückten andere Themen in den Vordergrund. Oft ging es darum, grundlegendes Vertrauen in sich selbst und die Welt zu gewinnen und die eigene Göttlichkeit anzunehmen. Ich spürte die bedingungslose und überbordende Wertschätzung und Liebe meiner geistigen Helfer für die fragende Person, die sie eigentlich sich selbst entgegenbringen sollte. Diese Erfahrung hat sowohl meine Selbstliebe wie auch meine Achtung vor anderen Menschen gestärkt.
Plötzlich auftretende oder zunehmende Hellsichtigkeit weckt oft das Interesse der Menschen an spirituellen Themen. Oder jemand lässt sich aufgrund körperlicher oder psychischer Probleme in Methoden des geistigen Heilens einweisen und entwickelt mediale Fähigkeiten. Manche Menschen werden auch durch ihre Kinder, die ganz selbstverständlich Verstorbene und Engel sehen, zur Beschäftigung mit dem Geistigen inspiriert.
Wenn die Begegnung mit Spiritualität lange unterdrückte übersinnliche Talente freisetzt und außerdem Herzensgüte und Empathie expandieren, möchte man seine Fähigkeiten für andere einsetzen. Es liegt also nahe, nach dem Aufwachen mehr oder weniger professionell als Medium zu wirken. Eine glanzvolle Karriere als Medium scheint auch der Ausweg aus der beruflichen Sackgasse zu sein, in die viele nach dem Aufwachen geraten, wenn sich faule Kompromisse immer weniger mit dem persönlichen Selbstbild vereinbaren lassen. Wenn du dich auf eine Ausbildung als Medium einlässt, inspiriert dich vielleicht sogar die Vorstellung, dass du anderen helfen kannst, während du selbst Macht und Ansehen gewinnst. Der Glamour einer Tätigkeit als begnadetes Medium zieht dich an. Aber dann kommt alles ganz anders.
Wenn man als Medium oder spiritueller Heiler im persönlichen Umfeld oder professionell auftritt, wird man automatisch mit charakteristischen Schattenseiten dieser Rolle konfrontiert. Es lauern typische Fallgruben auf dem Weg, die sich kaum umgehen lassen, wenn man keine fundierte Ausbildung in energetischem Heilen genossen hat. Die Schattenseiten und Fallstricke des geistigen Heilens bezeichne ich hier als »mediale Herausforderung«.
Eine ernsthaft und regelmäßig praktizierte Spiritualität verändert dich selbst am meisten. Das gilt für alle deine übersinnlichen Erfahrungen. Durch meine Arbeit als Medium blieb mir gar nichts anderes übrig, als mich selbst ständig weiterzuentwickeln und tiefgreifende Lernprozesse zu durchlaufen, die ich in diesem Kapitel zusammenfasse.
~Der freie Wille
Wenn sich das Bewusstsein unbeabsichtigt oder auf eigenen Wunsch erweitert und man über den Horizont des Alltagsbewusstseins hinausblickt, kann das auch persönlichen Stress erzeugen, allein schon deshalb, weil man die eigenen Erfahrungen und Einsichten nicht mehr mit anderen kommunizieren kann. Es kommt vor, dass Beziehungen zu nahestehenden Menschen daran zerbrechen, dass sie überhaupt nicht mit übersinnlichen Erlebnissen konfrontiert werden möchten. Vielleicht haben sie schlicht kein Interesse an den Themen, die dich jetzt so außerordentlich faszinieren. Selbst wenn es dir schwerfällt, solltest du ihre Gleichgültigkeit einfach als Ausdruck ihres freien Willens respektieren.
Es kann auch sein, dass du in aller Klarheit siehst, was anderen Menschen helfen könnte und wie sie ihr Leben verbessern könnten. Aber dein Gegenüber ist gar nicht offen für deine Ratschläge. Die anderen möchten einfach alles beim Alten lassen. Wenn du hellseherische Fähigkeiten entwickelst, musst du lernen, den freien Willen anderer Menschen obenan zu stellen. Du kannst anderen Menschen vorschlagen, ihnen von deinen Visionen, Träumen oder Einsichten zu erzählen, solltest es aber dabei belassen, deine Hilfe anzubieten. Alles andere wäre schwarze Magie. Es kann für dich schmerzhaft sein, deine Weisheit nicht teilen zu können. Aber der freie Wille deiner Mitmenschen hat Vorrang. Wie du weißt, üben sich selbst Gott und die Engel in Respekt für den freien Willen der Menschen.
~Ethische Regeln
Vielen ist nicht bewusst, dass ethische Regeln auch spirituelle Beratungen flankieren müssen. In meiner