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Deutschland trauert


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Rezeption durch das kirchliche Lehramt allerdings auch „widersprüchlich“.

      41 Vgl. R. Siebenrock, Theologischer Kommentar (wie Anm. 39), 671–674.

      42 Allerdings darf nicht übersehen werden, dass diese Gebetstreffen sich über die Jahre deutlich verändert haben. Das Gebet der Religionen 1986 in Assisi fand schon „an getrennten Orten“ statt, wo „Gottesdienst in der je eigenen Tradition“ gefeiert wurde. „Anschließend trafen sich alle auf dem Vorplatz der Franziskus-Basilika, wo nacheinander je ein Vertreter jeder anwesenden Religionsgemeinschaft Gebete für den Frieden aus seiner jeweiligen Tradition sprach. In ähnlicher Form fanden diese Friedensgebete nochmals in den Jahren 1993, 2002, 2006 und 2011 statt“. (4) „Seit 1993 wurde in Assisi sogar auf jedes Gebet in der Gegenwart einer anderen Religionsgemeinschaft verzichtet. Stattdessen gab es bei der Zusammenkunft aller Religionsvertreter Ansprachen oder eine gemeinsame Gebetswache in Stille.“ (4) Alle Zitate aus: Gemeinsame religiöse Feiern mit Menschen verschiedener Religionen, hg. v. der Referentin für den interreligiösen Dialog im Bistum Hildesheim – der Beauftragten für den interreligiösen Dialog im Bistum Osnabrück, Osnabrück – Hildesheim 2015.

      43 Dazu finden sich sehr unterschiedliche Positionen in den Beiträgen des Buches Liturgische Normen. Begründungen, Anfragen, Perspektiven, hg. v. M. Stuflesser – T. Weyler, Regensburg 2018 (Theologie der Liturgie 14).

      44 Dazu demnächst die Erfurter Dissertation von Brigitte Benz.

      45 Tote begraben (wie Anm. 8), 47.

      46 Tote begraben (wie Anm. 8), 58. Zur Markierung der Person im Ritus wird das Kürzel „L“ verwendet, das wohl für Leiter/Leiterin stehen soll. Damit übernimmt die Kirche hier eine prominentere Rolle, als sie sich selbst im Text zugesteht.

      47 Vgl. Tote begraben (wie Anm. 8), 58.

      48 Es werden nur Aussagen für die katholische Kirche gemacht. In der Praxis sind evangelische und katholische Kirche leitend tätig und verantwortlich.

      49 Tote begraben (wie Anm. 8), 58.

      50 Tote begraben (wie Anm. 8), 48.

      51 Tote begraben (wie Anm. 8), 48.

      52 Tote begraben (wie Anm. 8), 47.

      53 Tote begraben (wie Anm. 8), 48.

      54 Neben der Begräbnisliturgie gilt das u. a. für die Feier der Trauung und für die Feier der Taufe.

      55 Vgl. Leitlinien (wie Anm. 9), 40.

      56 Leitlinien (wie Anm. 9), 41.

      57 Vgl. dazu überzeugend St. Winter, „Bloß nicht aus dem Rahmen fallen …“ (wie Anm. 2), 189.

      58 Leitlinien (wie Anm. 9), 61.

      59 Alle Angaben und Zitate zum Gebet der UN nach: http://www.liturgie.de/liturgie/index.php?bereich=publikationen&datei=pub/oP/Frieden/UnoInfo [28.12.2018].

      60 Vgl. F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas. 2.Teilband (Lk 9,51–14,35), Zürich - Düsseldorf 1996 (EKK III/2), 82.

      61 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 90.

      62 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 82.

      63 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 90.

      64 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 92.

      65 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 98.

      66 F. Bovon, Evangelium nach Lukas (wie Anm. 60), 82.

      67 Der Begriff geht zurück auf P. M. Zulehner, Ritendiakonie, in: Die diakonale Dimension der Liturgie, hg. v. B. Kranemann – Th. Sternberg – W. Zahner, Freiburg/Br. u. a. 2006 (QD 218), 271–283.

      68 L. Friedrichs, Kasualpraxis (wie Anm. 10), 220.

       Trauern – Erinnern – Mahnen.Zum Umgang mit einer Katastrophe an betroffenen Einrichtungen

      Kollektive Trauer und ihre Rolle im Aufarbeitungsprozess einer Schule

       Christiane Alt

      Wenig mehr als 9 Minuten währte der Mordfeldzug des Täters, der sechzehn Menschen das Leben kostete, über 500 Schüler und 50 Lehrer/innen, Schulangestellte und Mitarbeiter einschließlich ihrer Angehörigen und Familien zu Opfern und Betroffenen werden ließ.

      Dem steht ein jahrelanges Ringen der Gemeinschaft um Verarbeitung und Rehabilitation gegenüber.

      Anders als bei Unglücken, bei denen Menschen zufällig zu einer Schicksalsgemeinschaft werden, zurückkehren in bekannte Strukturen, die Stabilität bieten können, wird in diesem Fall ein bestehender Organismus in seiner Gesamtheit verletzt und zahlreichen Einflüssen unterworfen, die mitunter eine Eigendynamik entwickeln und somit Gesundung schwerfallen lassen.

      Am späten Nachmittag des 26. April 2002, nachdem das Gebäude evakuiert war, die Rettungs- und Erstbetreuungsmaßnahmen eingeleitet – eine ganze Stadt in Sprachlosigkeit verharrte, die Meute der Berichterstatter von Gebäude und einzelnen Betroffenen zunehmend Besitz ergriff, offenbarte sich der erste große Verlust einer Notwendigkeit, um Trauer zulassen zu können: Der Verlust der Struktur, der Verlust des Bekannten!

      Das Schulgebäude war Tatort, Ermittlungsstandort, Medienobjekt und Pilgerstätte und vor ihm wuchs das Meer an Blumen und Trauergaben.

      Die Schulgemeinde hatte ihr Zuhause verloren.

      Hier begann die Akutphase, die alle Verantwortlichen herausforderte, denn entgegen auch anderen Vorstellungen galt es jetzt, die Gemeinschaft zusammenzuhalten, Trauerbegleitung professionell anzubieten und Raum dafür zu geben.

      Wir fanden im Erfurter Rathaus diesen Raum für eine Woche, da der damalige Oberbürgermeister spontan und unkonventionell die artikulierten Bedürfnisse der Schulangehörigen aufnahm.

      Mit mehr als 50 Traumatherapeuten und Psychologen aus ganz Deutschland, 80 Lehrkräften, die sich bereiterklärten, Schüler/innen eine Art Alltag zu geben, Seelsorgern und Helfern wurde Alltag simuliert, der keiner war – dennoch war die Ahnung des Bekannten – morgens in die „Schule“ zu gehen, vertraute Menschen zu treffen und Gesprächspartner zu haben, unverzichtbar für das Trauern des Einzelnen in und mit der Gemeinschaft.

      Im Angesicht des erlittenen Verlustes artikulierte sich Trauer auch durch Wut- und Trotzreaktionen. Die Schüler/innen, die nur wenige Tage vor dem Abitur standen, manifestierten ihren Willen jetzt weiterzumachen – die gesamte Schülerschaft, unterstützt durch die Eltern und Lehrer, stellte der Tat den starken Willen zur Rückkehr in die Realität entgegen; den Weg vom Opfer zum Agierenden.

      Ein Interimsgebäude wurde in einem atemberaubenden Zusammenspiel von Behörden, Institutionen und freiwilligen Helfern in dieser einen Woche zum funktionsfähigen Schulbau vorbereitet. Damit war die Hülle für die 2. Phase des Trauer- und Aufarbeitungsprozesses gegeben.

      Schulische Abläufe mussten mit dem psychologischen Betreuungskonzept kompatibel werden. Traumabewältigung und Fortsetzung der Schullaufbahnen galt es zu koordinieren.

      Hier zeigte sich, dass kollektive Trauer nur dann zur Progression gelangen kann, wenn Transparenz, Kommunikation und Partizipation die Leitlinien des Handelns aller Beteiligten, besonders der Verantwortungsträger, darstellen.

      Im Mittelpunkt der inhaltlichen Arbeit steht das Gespräch. Runde Tische, Arbeitsgruppen, Workshops, Schulzeitung und Arbeit an Projekten, die sich aus der entstandenen Situation ableiten ließen, wurden unerlässliche Instrumente, um Trauerrituale, Formen des Gedenkens an die Opfer, Umbau des ehemaligen Schulstandortes und die Annahme des Geschehens in den Alltag „dieser Schule“ konsensfähig zu entwickeln.

      Drei Jahre währte diese Phase im Interimsobjekt, da die Schule – ein Denkmal, gebaut 1908 – unter Berücksichtigung des Ereignisses umfangreich umgebaut wurde. Ziel war, Vertrautes zu bewahren, dem Haus seine Ursprünglichkeit nicht zu nehmen; da zu verfremden, wo dem, der zurückkehren will und kann, keine