das Aufzeigen von Stärken und Schwächen und das Bearbeiten von Problemen wächst die Gewissheit bei Lernenden, selbst etwas bewirken zu können. Die anderen hören zu, fragen und beobachten. Lehrende geben Feedback zur Art und Weise der Zusammenarbeit. Sie können dabei auf Notizen zurückgreifen, die sie sich während der Gruppenarbeitsphase gemacht haben.
Die Reflexionsphase ist auch dazu da, um über die Resultate und Lösungen der Gruppen hinauszugehen und die Ergebnisse in größere Zusammenhänge einzuordnen sowie Verbindungen zwischen den Gruppenresultaten herzustellen. Der erste Schritt ist meist die individuelle Reflexion der Qualität des eigenen Beitrags zum Gruppenergebnis. Hier muss zwischen individuellen Zielen und Gruppenzielen unterschieden werden. Dann besprechen die Gruppenmitglieder innerhalb der Gruppe je nach Zielsetzung und Prozessstand folgende Elemente: Art und Weise der Zusammenarbeit, Rollenübernahme, Einhalten von Regeln, Kooperations- und Kommunikationsverhalten, Unklarheiten oder Fragen zum Lernstoff, Beurteilung des Endprodukts. Falls die Gruppe zusammenbleibt, erfolgt auch eine möglichst konkrete Planung der Weiterarbeit. In regelmäßigen Abständen wird in der Großgruppe über Qualität und Vorgehensweise der Teamarbeit berichtet und reflektiert. Diese Reflexionen ergänzen das Überdenken in den einzelnen Lerngruppen (weitere Hinweise zur Rolle und Funktion von Reflexion finden sich z.B. hier oder hier).
3.9Vier Hauptfragen der Reflexion
Für die Beurteilung einer Gruppenarbeit sind generell vier Kriterien maßgebend:
➤Wie hat das Team die gemeinsame Aufgabe gelöst (Prozess)?
➤Wie gut ist die gemeinsam erarbeitete Lösung (Produkt)?
➤Welchen Beitrag für das Resultat haben die einzelnen Gruppenmitglieder geleistet?
➤Welche Lernfortschritte haben die Einzelnen erreicht?
Im Folgenden sind drei Instruktionsmöglichkeiten Kooperativen Lernens dargestellt, welche die hier beschriebenen Merkmale und Prinzipien Kooperativen Lernens nochmals verdeutlichen.
4Beispiele für Instruktionen
Kooperative Instruktionen zeichnen sich durch klare Strukturierungen und vorgegebene Skripts (Anleitung und Struktur) aus, die durch entsprechende Forschung auch in ihrer Wirksamkeit belegt sind. Wenn am Beginn der Lehrveranstaltung die Gruppen für die Durchführung einer solchen Instruktion gebildet werden, informieren die Lehrenden zunächst über die zu bearbeitende(n) Aufgabe(n) und nehmen verschiedene anschauliche Beispiele zu Hilfe. In dieser Phase werden zudem die Kriterien für die Beurteilung erklärt und die Regeln und Bedingungen für die gemeinschaftliche Arbeit in der Gruppe diskutiert und vereinbart. Meist werden im Anschluss an die kooperative Lernphase die fachlichen Inhalte kommentiert, miteinander verknüpft, infrage gestellt und beurteilt. Abgerundet werden die Instruktionen durch das Nachdenken über die gemachten Erfahrungen, die Qualität des Ergebnisses und den eigenen Beitrag (Reflexion, Kapitel 3.8). Die Lehrenden ziehen Konsequenzen (Repetition, Vertiefung, Festigung oder neue Zielsetzung) für ihren Unterricht.
4.1Die Jigsaw- bzw. Gruppenpuzzle-Methode nach Aronson
Abbildung 3: Phasen des Gruppenpuzzles (Quelle: http://schuelerecke.net/schule/unterrichtsmethode-gruppenpuzzle/)
Die Instruktion «Gruppenpuzzle» beruht auf der Aufteilung einer Aufgabe in verschiedene Unteraufgaben, für die jeweils «Experten und Expertinnen» bestimmt werden (aufgabenbezogene Interdependenz). Ziel dieser Instruktionsform ist es, effizientes Lernen zu ermöglichen, Verantwortung zu lernen, Teamarbeit wertzuschätzen und Vorurteile abzubauen. Die von Prof. Elliot Aronson 1971 in Austin (Texas) entwickelte Methode verfolgte das Ziel, Probleme, die auf Rassismus zwischen Lernenden unterschiedlicher Herkunft beruhen, zu lösen.
Vergleichbar mit einem Puzzlespiel ist der zu bearbeitende Teil jeder und jedes Studierenden des Gruppenpuzzles und damit auch der oder die Lernende selbst wesentlich und essenziell, damit das große Ganze verstanden werden kann. Im Gegensatz zur herkömmlichen Erarbeitung von Texten können beim Gruppenpuzzle durch die Aufteilung in Expertengebiete in relativ kurzer Zeit große Stoffgebiete erarbeitet werden. Die Instruktion «Gruppenpuzzle» gliedert sich in drei Phasen.
Jedem Teammitglied wird ein bestimmter Textabschnitt (ein Minithema) oder ein Kapitel eines Textes zugeordnet. Das heißt, der zu erarbeitende Inhalt muss in sinnvolle Teile gegliedert werden können, die zusammen wie bei einem Puzzle (engl. jigsaw) wiederum ein Gesamtes bilden.
Die Studierenden bearbeiten den vorgegebenen Inhalt zunächst allein (Phase 1) und besprechen sich dann mit den Experten und Expertinnen aus anderen Teams, die zum gleichen Thema gearbeitet haben (Phase 2). In dieser Phase muss auch diskutiert und festgelegt werden, wie das neue Wissen in den Stammgruppen weitervermittelt wird. Dieser Phase muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da die Studierenden nicht automatisch über Vermittlungskompetenz verfügen. Bei ersten Erfahrungen lohnt es sich deshalb, dass die Dozierenden mit Rollen und klaren Anweisungen sowie Strategien für die Vermittlung (zum Beispiel durch das Erstellen einer concept map) unterstützende Maßnahmen anbieten. An diese Phase anschließend, kehren die Studierenden in ihre ursprünglichen Gruppen zurück und vermitteln das erworbene Wissen in der letzten Phase (Phase 3) ihrer Stammgruppe. Der Wechsel zwischen der Wissenserarbeitung in themengleichen sogenannten Expertengruppen und der Wissensvermittlung in Stammgruppen stellt das grundlegende Prinzip des Gruppenpuzzles dar: Lernende agieren als Lehrende und reflektieren die gemachte Erfahrung. Das Gruppenpuzzle findet beispielsweise seinen Abschluss, indem das gesamte Wissen individuell überprüft wird.
4.2Student-Teams-Achievement-Divisions (STAD) nach Slavin
Ziel der zweiten Instruktionsform ist es, dass sich Studierendenteams gemeinsam auf einen Test vorbereiten, bei dem es darum geht, ein möglichst gutes Gesamtergebnis aller zu erzielen. Nach Slavin (1993) müssen drei Bedingungen erfüllt sein, um effektives Kooperatives Lernen zu ermöglichen:
➤teambezogene Belohnung
➤individuelle Verantwortlichkeit
➤gleiche Erfolgschancen für alle (die Bewertung sollte so erfolgen, dass alle Anteile zum Gruppenergebnis beitragen können)
Belohnt wird deshalb bei der Instruktion STAD (auch group rally genannt) nicht die Einzelleistung, sondern das Gruppenergebnis (teambezogene Belohnung), das sich jedoch aus den Einzelleistungen zusammensetzt (individuelle Verantwortlichkeit).
Abbildung 4: Anleitung für Gruppenauftrag STAD
Anhand von Texten oder mittels direkter Instruktion der Lehrperson erfolgt eine Einführung in die Grundlagen eines Themas oder einer Fragestellung. Dann haben die Studierenden beispielsweise eine Woche Zeit, um sich auf eine Lernkontrolle oder Prüfung vorzubereiten. Der erste Test oder die erste Prüfung findet statt, die Lehrenden verteilen Punkte für sinnvolle oder passende Antworten und Erklärungen. Wenn die Ergebnisse nicht genügend sind, kann die Instruktion STAD zur Anwendung kommen. Die Studierenden werden darüber instruiert, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums ein zweiter Test, eine weitere Lernkontrolle stattfindet. Das Ziel ist, dass sich dann alle verbessern. Das Lernen und Üben, die Vorbereitungen für diese erneute Durchführung finden ausschließlich