Alternativ kann man diesen Schritt aber auch dazu nutzen, den Gebrauch des gewählten Rasters zu üben, wie etwa weitere Erfahrungen mithilfe des Rasters zu ordnen oder übungshalber nach den Vorgaben des Rasters zu handeln.
Im Zusammenhang mit «Reklamationen entgegennehmen» könnten beispielsweise die Lernenden in kleinen Gruppen eigene Erfahrungen mithilfe des Vier-Ohren-Modells analysieren. Alternativ könnte man im Rollenspiel üben, Reklamationen korrekt entgegenzunehmen.
Zu Schritt 8: Konsequenzen
Individuelle Form: In den meisten Fällen werden sich für die einzelnen Lernenden ganz unterschiedliche Konsequenzen ergeben (Hintergrund: C8 Gewisse Ungewissheit). Die einen sind vielleicht zum Schluss gekommen, dass das verwendete Raster sehr nützlich ist, sie es aber noch nicht gut genug kennen und mehr erfahren wollen. Andere ziehen aus dem Besprochenen konkrete Schlussfolgerungen für ihren beruflichen Alltag und werden diese erproben wollen. Wichtig ist deshalb, dass die Lernenden je individuell für sich ihre Schlüsse ziehen. Fällt ihnen das schwer, bietet es sich an, im Tandem zu arbeiten, da es manchen Lernenden leichter fällt, diese Überlegungen im Gespräch als für sich allein anzustellen.
Spickzettel: Ziehen die Lernenden die Konsequenz, das Gelernte im beruflichen Alltag zu erproben, ist es sinnvoll, dass sie dazu eine kleine Anleitung, einen Spickzettel schreiben, auf den sie dann bei Gelegenheit zurückgreifen können.
Schlussrunde: Die abschliessende Runde hat einen doppelten Zweck: Zum einen erhöht sie die Verbindlichkeit der Beschlüsse, die die Lernenden für sich gefasst haben. Und zum anderen bekommen die Lernenden hier vielleicht weitere Anregungen, welchen Ideen sie zusätzlich noch nachgehen könnten.
Vielleicht möchten sich einige Lernende nicht öffentlich zu ihren Konsequenzen äussern, da sie zu persönlich sind. Dann genügt: «Ich habe Konsequenzen gezogen, möchte darüber aber nicht sprechen.» Und es kann auch vorkommen, dass Lernende keine Möglichkeiten sehen, Konsequenzen zu ziehen. Dann haben sie das Recht, auch dies in der Schlussrunde zu sagen.
Nachbesprechung: Der Haupteffekt der Analyse besteht darin, dass den Lernenden nun reflektierte Erfahrungen zu Verfügung stehen, die ihr zukünftiges Handeln beeinflussen wird (Hintergrund: C5 Erfahrung und Instruktion). Um das Ganze abzurunden, lohnt es sich, gelegentlich mit den Lernenden auf die Analyse zurückzukommen und sie zu Situationen zu befragen, in denen Erinnerungen an das Besprochene ihr Handeln beeinflusst haben.
A2.4 Die Rezepte Erfahrungen reflektieren und Handeln vorbereiten
Den Ablauf von Erfahrungen reflektieren kann man auch nutzen, um im Schritt 8 von A1 Handeln vorbereiten die Erfahrungen zu besprechen, die die Lernenden aus den Betrieben zurückbringen. Die Geschichte umfasst dann alles, was sie bei ihrem Versuch, das gelernte Verfahren im Berufsalltag zu gebrauchen, erlebt haben. Das Raster ist das modellhafte Verfahren, wie es in Schritt 5 von Handeln vorbereiten vorgegeben wurde.
Die Lernenden werden von guten oder schlechten Beispielen für den Einsatz des Verfahrens berichten. Vielleicht haben sie begründbare Anpassungen vorgenommen oder versucht, das Verfahren an einem ungeeigneten Ort einzusetzen (vgl. die Anmerkungen zu Schritt 6 oben).
A 2.5 Erwähnte Literatur
Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
A3 PHÄNOMENE EINORDNEN
Erste Variation zu A1 Handeln vorbereiten
Viele Kapitel dieses Buches sind so geschrieben, dass Sie sie unabhängig voneinander lesen können. Dieses Kapitel hingegen ist vermutlich verständlicher, wenn sie vorher A1 Handeln vorbereiten gelesen haben.
A3.1 Die Zielsetzung
Im beruflichen (und auch im privaten) Umfeld der Lernenden geschehen viele Dinge, die die Lernenden nicht beeinflussen können und bei denen auch niemand von ihnen erwartet, dass sie aktiv eingreifen: Im Restaurant setzt die Chefin die Preise für die einzelnen Gerichte fest; bei der Auftragsabwicklung für den Einbau einer neuen Küche werden bestimmte Prozessabläufe eingehalten; der Überstundenzuschlag wird nach einer bestimmten Formel berechnet; wenn Strom durch einen Draht fliesst, dann erhitzt sich dieser – unter Umständen zu sehr; wenn Holz Feuchtigkeit aufnimmt, dehnt es sich aus; die Atmung wird durch ein komplexes Wechselspiel verschiedener Neuronengruppen gesteuert etc. Damit die Lernenden ihre Arbeit als Köche, Schreiner, Elektromonteurinnen, Bodenlegerinnen oder Fachpersonen Gesundheit sinnvoll ausführen können, müssen sie das, was um sie herum geschieht, geeignet einordnen können (Weitere Beispiele: B7 Lastdiagramme; B8 Wareneingang; B9 Unterrichtsphänomene erklären).
Im Gegensatz zu A1 Handeln vorbereiten geht es hier nicht darum, die Lernenden direkt zu befähigen, bestimmte Situationen selbst handelnd zu bewältigen, sondern die Geschehnisse in ihrem Umfeld sinnvoll einzuordnen. Allerdings ist dieses Einordnen auch eine Art Handlung, und daher ist dieses Rezept eine Variation von Handeln vorbereiten mit ein paar gezielten Abweichungen.
Leseanleitung: Da das Rezept als Abwandlung von Handeln vorbereiten dargestellt ist, ist es vermutlich einfacher, wenn Sie sich zuerst etwas mit jenem Rezept vertraut machen. Sie können es aber auch direkt versuchen und bei Bedarf zu entsprechenden Stellen bei Handeln vorbereiten zurückblättern.
Möchten Sie sich einfach informieren, wie dieses Rezept aufgebaut ist, dann lesen Sie hier direkt weiter. Möchten Sie aber angeleitet werden, wie Sie sich dieses Rezept am besten zu eigen machen, dann gehen Sie zu A9 Leseanleitung zu Teil A.
A3.2 Phänomene einordnen kurz gefasst
Im Folgenden sind die zentralen Elemente von Handeln vorbereiten und Phänomene einordnen vergleichend nebeneinandergestellt. Die Unterschiede sind jeweils fett hervorgehoben.
HANDELN VORBEREITEN | PHÄNOMENE EINORDNEN |
Im Zentrum stehen: | |
Eine bestimmte Situation (wie «Brot backen» oder «einen Computer als Server einrichten»), deren Bewältigung die Lernenden am Ende ihrer Ausbildung beherrschen müssen. | Ein Phänomen (wie «Preisgestaltung» oder «atmende Lebewesen»), für das die Lernenden ein Erklärungsmuster brauchen, um ihre Erfahrungen sinnvoll einordnen zu können. |
Ein bewährtes Vorgehen, um mit den Anforderungen dieser Situation fertigzuwerden. | Ein bewährtes Erklärungsmuster, das die benötigte Orientierungshilfe liefert. |
Der Ablauf von Phänomene einordnen gliedert sich in folgende acht Schritte:
Schritt 1: Warten, bis die Lernenden mit dem Phänomen schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben
Es gilt dieselbe Regel wie bei Handeln vorbereiten: Es ist sinnvoll, mit der Behandlung eines bestimmten Phänomens zuzuwarten, bis möglichst viele der Lernenden schon Erfahrungen damit gemacht haben.
Schritt 2: Erfahrungen schildern lassen, Erfahrungen machen lassen
Wie bei Handeln vorbereiten geht es im ersten eigentlichen Schritt des Ablaufs darum, das Phänomen im schulischen Unterricht lebendig werden zu lassen. Dazu beschreibt man kurz das Phänomen, das besprochen werden soll (z.B. «Es geht heute um die Preisgestaltung für die Gerichte auf der Speisekarte beziehungsweise darum, was alles diese Preise beeinflusst.»), und lässt dann die Lernenden von ihren Erfahrungen erzählen.
Schritt 3: Erklärungen und Fragen generieren
Als Nächstes stellt man den