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Persönlichkeitsentwicklung in Hochschulausbildungen fördern (E-Book)


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der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen aus selbstgesteuertem Lernen besteht.

      ImageAufgrund des starken Persönlichkeitsbezugs von Selbst- und Sozialkompetenzen ist es wichtig, die Studierenden sich innerhalb eines von der Hochschule vorgegebenen Kompetenzprofils individuelle, persönlich relevante Lernziele setzen zu lassen. Dies erhöht die Motivation und trägt dazu bei, dass sich die Studierenden längerfristig und intensiv mit den in den Lernzielen adressierten Themen auseinandersetzen.

      Für die Motivation der Studierenden ist es zudem wichtig, dass sie neben den Lernzielen auch das Lerntempo und die Lernwege selbst bestimmen können.

      Image Persönlich relevante Lernziele im Bereich der Selbst- und Sozialkompetenzen zu finden und zu formulieren, ist für Studierende aber – vor allem, wenn sie noch am Anfang des Studiums stehen – keineswegs einfach. Die Studierenden haben mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen. Die einen bekunden Mühe, ein intrinsisch motiviertes, «echtes» Lernziel zu finden, die anderen tun sich schwer, das Lernziel in eine motivierende und zugleich aktivierende Formulierung zu verpacken. Folglich ist es wichtig, verschiedene Hilfestellungen seitens der Hochschullehrenden und der Mitstudierenden zur Verfügung zu stellen. Dadurch können motivationshemmende Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden.

      Image Als hilfreich erweist sich beispielsweise ein individuelles Gespräch zwischen dem/der Hochschullehrenden und der Studentin oder dem Studenten zu Beginn der Lernzielsuche, bei dem gemeinsam erste Lernzielideen besprochen werden. Auch von (theoretischen) Hilfestellungen zum Formulieren von Lernzielen profitieren Studierende. Als unterstützend erweist sich überdies ein gemeinsames Austauschgefäß – beispielsweise in Form eines Gruppencoachings –, bei dem die Studierenden ihre Lernzielideen und Überlegungen, wie die Ziele erreicht werden können, präsentieren und durch kritische Rückfragen und Rückmeldungen, Anregungen und Inputs der Hochschullehrenden und Mitstudierenden aufgefordert werden, ihre Lernzielideen auf tatsächlich vorhandene persönliche Relevanz bzw. ihre Überlegungen betreffend Maßnahmen zur Lernzielerreichung auf Sinnhaftigkeit und Effektivität hin zu überprüfen. Ein solcher Austausch kann zu Anpassungen in der Lernzielsetzung und/oder der Maßnahmen führen.

      ImageAls besonders wertvolles Moment beim Finden persönlich relevanter Lernziele erweist sich die Durchführung einer individuellen Standortbestimmung zu Beginn des gesamten formalisierten Lern- und Entwicklungsprozesses. Es empfiehlt sich, diese Standortbestimmung in Form eines Development Center (DC) durchzuführen, in dessen Rahmen die Studierenden während eines halben Tages Einzel- und Gruppenaufgaben lösen und dabei von geschulten DC-Assessorinnen und -Assessoren auf zuvor festgelegte Selbst- und Sozialkompetenzen beobachtet werden. Dies erlaubt den Studierenden, individuelle Stärken und Schwächen in den beiden Kompetenzbereichen zu bestimmen.

      ImageDie DC-Aufgaben sollten auf berufsrelevante Selbst- und Sozialkompetenzen ausgerichtet sein. Auf diese Weise entwickeln die Studierenden eine Sensibilität für diejenigen Selbst- und Sozialkompetenzen, die in ihrem zukünftigen Berufsalltag gefragt sind.

      Die Selbstreflexion der Studierenden und damit auch die Identifizierung der eigenen, selbst- und sozialkompetenzbezogenen Stärken und Entwicklungspotenziale kann unterstützt werden, indem eine der DC-Aufgaben aus einer Selbsteinschätzung besteht, bei der die Studierenden aufgefordert sind, ihr eigenes Handeln bei der Umsetzung der einzelnen DC-Aufgaben zu beobachten, zu dokumentieren und zu reflektieren.

      ImageDem DC sollte schließlich zeitnah ein individuelles Feedback durch die DC-Assessorin oder den DC-Assessor folgen, damit die Studierenden ihre Selbstwahrnehmung im DC mit der Fremdwahrnehmung abgleichen können. Das Feedback sollte dabei als Gespräch auf Augenhöhe gestaltet werden, bei dem nicht nur die Assessorinnen und Assessoren ihre Beobachtungen zurückmelden, sondern auch die Studierenden ihre Beobachtungen und Wahrnehmungen sowie allfällige Einwände und Fragen äußern können.

      Wichtig ist, zu Beginn des Gesprächs das DC als Momentaufnahme zu verorten und die Begrenztheit der eigenen Beobachtungen sowie die Vertraulichkeit des Gesprächs zu thematisieren. Auch sollten die Assessorinnen und Assessoren ihre Rückmeldungen mit konkreten DC-Aufgaben verbinden. Alle diese Aspekte helfen den Studierenden, das Feedback anzunehmen und sich im Gespräch selbst einzubringen. Eine Frage mit persönlichem Bezug, wie beispielsweise diejenige nach den aktuellen Studienerfahrungen, kann den Studierenden überdies helfen, ins Gespräch hineinzufinden und sich wohlzufühlen.

      Für die Identifikation eigener Stärken und potenzieller Entwicklungsfelder ist es wichtig, dass den Studierenden von Assessorinnen- und Assessoren-Seite sowohl positive als auch eher kritische Rückmeldungen gegeben werden. Bei der Rückmeldung kritischer Punkte ist für deren Akzeptanz darauf zu achten, dass sie nicht wertend, sondern differenziert und begründet zurückgemeldet werden.

      Der Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kann zusätzlich unterstützt werden, wenn die Assessorinnen und Assessoren bei ihren Rückmeldungen Bezug auf die Selbsteinschätzungen nehmen, welche die Studierenden während des DCs angefertigt haben. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn Selbst- und Fremdwahrnehmung divergieren.

      ImageSind die individuellen Lernziele gesetzt, so folgt die individuelle, von den Studierenden selbst gesteuerte Lernzielbearbeitung. Zu ihrer Unterstützung ist es wichtig, regelmäßige Austauschgefäße mit den Hochschullehrenden und den Mitstudierenden vorzusehen. Sie helfen den Studierenden, zielführend an ihren Lernzielen zu arbeiten und nicht Gefahr zu laufen, die Lernzielarbeit im Alltag zu vergessen oder sich darin zu verlieren.

      Die Studierenden sollten in diesen Gefäßen aufgefordert werden, sich über ihre Lernwege und Lernstrategien und die damit gemachten Erfahrungen sowie über ihre Lern- und Entwicklungsschritte auszutauschen. Dadurch benennen sie ihren Lernzielstand und beziehen Stellung zu ihrer Lernzielarbeit. Sie unterstützen bei dieser Gelegenheit auch ihre Mitstudierenden mittels Rückfragen, Rückmeldungen, Ideen und Anregungen bei deren Lern- und Entwicklungsprozessen und gewinnen selbst Anhaltspunkte für ihre weitere Lernzielarbeit.

      Als Austauschgefäße eignen sich beispielsweise Tandemaufträge, Kleingruppenarbeiten im Rahmen von Gruppencoachings und Einzelcoachings.

      Zusätzlich sollten Gefäße vorgesehen werden, in denen lernzielarbeitsbezogene Themen, Anliegen und Fragestellungen bearbeitet werden. Aus der gemeinsamen Bearbeitung identifizieren die Studierenden für sich passende Umgangsformen für Herausforderungen und arbeiten in der Folge motiviert(er) an ihren Lernzielen weiter. Hierfür empfehlen sich Formate wie Werkstätten oder kollegiale Coachings, für die genügend Zeit einzuplanen ist.

      ImageGrundsätzlich hat sich im Rahmen der Forschung gezeigt, dass die Studierenden eher bereit sind, sich gegenüber Hochschullehrenden und Mitstudierenden zu persönlichkeitsbezogenen Themen zu öffnen, wenn der Austausch in kleineren Gruppen stattfindet. Im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit (BFH) arbeitet man mit Coaching-Gruppen, die in der Regel acht bis zehn Studierende umfassen und von professionellen Coaches[5] mit Feldkenntnissen geleitet werden. Auch in diesem Rahmen erwies es sich als hilfreich, die Studierenden immer wieder in Kleingruppen von drei bis vier Personen arbeiten zu lassen. Die Beiträge fielen vertiefter, differenzierter und offener aus.

      ImageDie (Gruppen-, Einzel- und kollegialen) Coachings dienen zum einen dem Austausch, der Diskussion sowie der Selbstreflexion hinsichtlich selbst- und sozialkompetenzrelevanter