wie zum Beispiel:
• Die Teilnehmer sind mehr im Kontakt mit sich.
• Sie haben gelernt, sich aufeinander zu beziehen.
• Sie können Konflikte austragen.
• Sie können ihre Bedürfnisse artikulieren.
• Sie können sich gegenseitig stützen.
• Sie können sich in ihrer Andersartigkeit wertschätzen.
Die Beantwortung folgender Fragen kann dann der Stärkung des Selbstvertrauens als Gruppenleiter dienen:
• Wer hat in dieser Hinsicht bisher gut profitiert von der Gruppenerfahrung?
• Von welchen bereichernden Entwicklungen und Veränderungen berichten die Teilnehmer?
• Was ist sonst noch gut gelaufen?
Eine wichtige Funktion des inneren Supervisors ist, den Gruppenleiter fürsorglich auf seine Grenzen hinzuweisen und für Auszeiten zu sorgen. Gruppengeschehnisse können einen sehr in ihren Bann ziehen. Ich kann mich an ihnen festbeißen, weil ich unbedingt etwas klären, vermitteln, verändern, verstehen, richtig stellen oder helfen möchte. Bei dieser langen Liste von Vorhaben kommt der Gruppenleiter natürlich unter Druck, verspannt sich und wird leicht atemlos. Wenn eine Pause gerade unangebracht erscheint, so kann ich immerhin aus dem Fenster gucken, um mir eine kurze wohltuende Auszeit zu nehmen.
Der innere Supervisor kann ein Spezialist im Auftanken und Abschalten werden. Im Laufe der vielen Jahre als Gruppenleiterin habe ich diesbezüglich ein reichhaltiges Repertoire entwickelt, von dem ich je nach Stimmung auswählen kann und das ich stetig ergänze. Entscheidend ist, dass ich es auch nutze. Mein innerer Supervisor hält quasi ein Auge auf mich und gibt mir die Erlaubnis dazu. Er hilft mir herauszufinden, was mir genau in der jeweiligen Situation gut täte. So kann es mal ein Mittagschlaf trotz strahlenden Sonnenscheins sein und zu anderen Zeiten ein Spaziergang im Regen.
Auftanken und Selbstfürsorge sind natürlich auch im Alltag eine Notwendigkeit. Der Gestaltgruppenleiter ist ganzheitlich gefordert. Er wird den Gruppenmitgliedern besser zur Verfügung stehen können, wenn er auch ganzheitlich für sich sorgt: auf der geistigen, körperlichen, emotionalen und spirituellen Ebene. Gestalttherapie ist eingebettet in eine umfassende Lebensphilosophie und Erkenntnistheorie.
Zur Selbstfürsorge gehört auch, die Grenzen Ihrer Kompetenz zu erkennen. Der wenig erfahrene Gruppenleiter wird oft über die Grenzen seiner Kompetenz hinaus gefordert. Das ist völlig normal und passiert, wenn auch seltener, ebenso bei erfahreneren Gruppenleitern. Wichtig ist, es sich einzugestehen und dementsprechend verantwortungsvoll zu handeln. An diesen Grenzen kann man Themen für die Supervision erkennen und Inhalte möglicher Weiterbildung durch Eigenstudium oder Teilnahme an entsprechenden Kursen. Auf jeden Fall kann ein Gruppenteilnehmer nach Absprache an einen erfahreneren Kollegen weitervermittelt oder natürlich auch stationär versorgt werden.
Bis an die Grenze unserer Kompetenz hingegen können uns alle Gruppenmitglieder führen. Wenn hier Kontakt stattfindet, lernen wir voneinander, erweitern sich unsere Grenzen. Der Gestaltgruppenleiter wird sich bei jedem Gruppentreffen durch den Austausch und die Wirkung der Begegnungen im Kontakt verändern. Der innere Supervisor ist auch dafür zuständig, Ihr eigenes persönliches Wachstum bewusst zu würdigen und dankbar anzuerkennen, was Sie von den Gruppenteilnehmern gelernt haben.
Zusammenfassung der Aufgaben des inneren Supervisors
Kritische Selbstreflexion
• Unparteiischer Zeuge des Geschehens
• Distanzierte Beobachtung auf der Metaebene
• Regelmäßige Auswertung des Gruppengeschehens
Pendelnde Aufmerksamkeit zwischen sich und der Gruppe
• Übertragungen und Gegenübertragungen registrieren
• Probe-Identifikationen, um voreilige Interventionen zu verhindern
• Aufmerksam sein für indirekte Kommunikationen in der Gruppe
• Im Zweifelsfall immer die Gruppenteilnehmer fragen
Selbstfürsorge
• Positive Selbstbestätigung
• Nervosität bewusst wahrnehmen
• Tempo drosseln
• Kleinschrittig vorgehen
• Mut machen
• Grenzen der Belastbarkeit und Kompetenz akzeptieren
• Für Auszeiten und Pausen sorgen
• Ans Auftanken und Abschalten erinnern
• Das eigene persönliche Wachstum bewusst würdigen
So könnte es weitergehen – einige allgemeine Prinzipien
Immer wieder sind die Gruppenteilnehmer (und ich auch) davon fasziniert, wie in einer Gruppe von untereinander vorerst fremden Menschen sich bereits nach wenigen Stunden gemeinsamer Erfahrung des Gestaltansatzes eine Vertrautheit und emotionale Tiefung, sowie Nähe entwickeln kann. In den meisten anderen Gruppen würde dies selbst nicht nach Jahren eintreten.
• Wie kommt es dazu?
• Was fördert diesen Prozess?
• Was behindert ihn?
• Welche anscheinend simplen Methoden stehen mir als Gestaltgruppenleiter hierbei zur Verfügung?
• Welche innere Haltung ist notwendig?
• Welche einfachen ersten Impulse kann ich als Gestaltgruppenleiter geben, um wie scheinbar aus dem Nichts wichtige Themen der einzelnen Gruppenmitglieder aufzudecken?
• Welche Interventionen stehen mir zur Verfügung, um typische Beziehungsmuster einzelner Teilnehmer durch die Interaktionen unter ihnen prägnant in den Vordergrund treten zu lassen?
Einiges davon ist schon im vorigen Kapitel im Hinblick auf den inneren Supervisor beschrieben worden. Es folgen einige wichtige ergänzende Prinzipien, die für den Gruppenprozess förderlich sind.
Figur-Hintergrund als Orientierungshilfe
Im Prinzip gibt es nur eine notwendige Anweisung, die der Gruppenleiter seiner Gruppe geben muss: Achte auf das, was in den Vordergrund kommt, was dich beschäftigt und bewegt. Es ist dabei wichtig, als Gruppenleiter selbst viel Raum und Zeit zu geben, damit etwas geschehen kann, dass es zu einer Figurbildung kommen kann, die sich aus dem Gruppengeschehen heraus entwickelt.
Der unerfahrene Gruppenleiter wird noch wenig Vertrauen in diesen Selbstregulierungsprozess haben, woher auch! In den meisten pädagogisch-therapeutischen Veranstaltungen gibt es einen geplanten Ablauf, vorher definierte Ziele und Methoden. Die Gruppenmitglieder werden mit ihrer Erwartungshaltung das Übrige dazu beitragen, dass sich der Gruppenleiter unter Druck gesetzt fühlt und sich für die Gestaltung der Gruppe allein verantwortlich fühlt.
Mit zunehmender Erfahrung fällt es leichter abzuwarten, um dann auf die Impulse und Interessen der Gruppenmitglieder einzugehen. Meine Maxime ist dabei, so wenig wie möglich und nur soviel wie nötig vorauszuplanen.
Über Verlangsamung zum Gewahrsein bis zur Entautomatisierung
Da Entschleunigung eine wesentliche Voraussetzung für Bewusstheit ist, habe ich im Laufe der Jahre gelernt, mein Tempo zu drosseln, wenn ich Gruppen leite. In Gruppen, die mir noch fremd sind, bin ich immer besonders aufgeregt und neige dazu, schnell zu werden. Nicht nur mein Herzschlag und Atem beschleunigen