gesehen, in dieser zuerst entwickelt wurden), erfahrungsgemäß im Bereich der GraphieGraphie anschaulicher eingeführt und dargestellt werden können. Die OrthographieOrthographie umfasst mehr als nur die Ebene der Buchstaben und wird daher in einem eigenen Kapitel (▶ Kap. 9) behandelt.
3.2 Zur Beschreibung der GraphieGraphie
Für die Beschäftigung mit der SchreibungSchreibung (des Deutschen und anderer Sprachen, in denen AlphabetschriftSchriftAlphabet-Alphabetschriften verwendet werden) ist der Begriff BuchstabeBuchstabe zentral. »BuchstabeBuchstabe« wird alltagssprachlich allerdings in (mindestens) zweierlei Sinn gebraucht, wie aus den Antworten auf eine Frage wie »Aus wie vielen Buchstaben besteht (die graphische AusdrucksseiteAusdrucksseite des Wortes) besenrein?« deutlich wird. Wenn die Antwort »neun« lautet, werden BuchstabenvorkommenVorkommenBuchstaben-Buchstabenvorkommen (b, e, s, e, n, r, e, i, n) gezählt, wenn sie »sechs« lautet, BuchstabentypTypBuchstaben-Buchstabentypen (b, e, s, n, r, i). BuchstabenvorkommenBuchstabenvorkommen können jeweils unterschiedliche Formen haben, z. B. a, A, a, a, a; b, b, b, b – sie werden dennoch als zum selben BuchstabentypBuchstabentyp gehörig betrachtet, und zwar deshalb, weil sie jeweils denselben WertWert haben: Gleichgültig, ob ab, Ab, ab, ab, ab, ab, ab, ab … geschrieben wird, immer handelt es sich um die graphische Wiedergabe des ZeichenZeichens ab.
Die Unterscheidung zwischen »TypTyp« und »VorkommenVorkommen« wird häufig auch mit den englischen Termini TypeType und TokenToken (sprich: [taíIp], [t«íUk«n]) benannt. Statt BuchstabentypBuchstabentyp ist der Terminus Graphem gebräuchlich, statt BuchstabenvorkommenBuchstabenvorkommen der Terminus Graph:
3.2/1 GraphGraph
BuchstabenvorkommenVorkommenBuchstaben-Buchstabenvorkommen; einzelner konkret realisierter BuchstabeBuchstabe.
das Graph, des Graphs, die Graphe
3.2/2 GraphemGraphem
BuchstabentypTypBuchstaben-Buchstabentyp; Klasse/Menge von BuchstabenvorkommenBuchstabenvorkommen = GraphGraphen, die denselben WertWert haben.
das Graphem, des Graphems, die Grapheme (Betonung auf -phe(m)-)
Der Vorgang der Zusammenfassung von GraphGraphen zu GraphemGraphemen wird KlassifizierungKlassifizierung genannt:
3.2/3 KlassifizierungKlassifizierung
Zusammenfassung von Elementen, die materiell verschieden sein können, aber denselben WertWert haben, zu einer Klasse.
GraphGraphe werden zu einem GraphemGraphem klassifiziert; Graphe werden einem Graphem zugeordnet.
Voraussetzung für die Operation der KlassifizierungKlassifizierung von Elementen ist, dass die Elemente als voneinander unterschiedene, gegeneinander abgegrenzte Einheiten vorliegen. Diese Abgrenzung ergibt sich durch die Operation der Segmentierung:
3.2/4 SegmentierungSegmentierung
Zerlegung einer Äußerungskette in kleinste, gegeneinander abgegrenzte Elemente.
In Texten, die mit DruckbuchstabeBuchstabeDruck-Druckbuchstaben geschrieben sind, treten (in der gebräuchlichen LateinschriftLateinschriftSchriftLatein-) normalerweise klar segmentierte, das heißt: voneinander unterschiedene, durch Lücken gegeneinander abgegrenzte Einheiten auf. In handschriftSchriftHand-Handschriftlichen Texten bereitet die SegmentierungSegmentierung häufiger Schwierigkeiten, da die Einheiten in den Wörtern meist miteinander verbunden und Anfang und Ende der jeweiligen Einheiten nicht klar zu bestimmen sind.
Kriterium für die Zulässigkeit der KlassifizierungKlassifizierung von Elementen zu einer Einheit ist, dass sie denselben WertWert haben. Ob dies der Fall ist, lässt sich dadurch feststellen, dass man prüft, ob bei der Ersetzung eines Elementes durch ein anderes Element das ursprüngliche ZeichenZeichen mit derselben BedeutungBedeutung erhalten bleibt oder ob sich dabei ein ZeichenZeichen mit einer anderen BedeutungBedeutung bzw. ein Nicht-ZeichenZeichenNicht--Nicht-Zeichen ergibt (verkürzt wird gesagt: »…, ob die BedeutungBedeutung gleich bleibt oder ob sie sich ändert«). Im ersten Fall liegt Substitution vor, im zweiten Fall Opposition:
3.2/5 SubstitutionSubstitution
Verhältnis zwischen zwei (oder mehr) Elementen, bei dem der AustauschAustausch des einen Elements durch das andere innerhalb derselben UmgebungUmgebung möglich ist, ohne dass sich dabei ein ZeichenZeichen mit anderer BedeutungBedeutung oder ein Nicht-ZeichenZeichenNicht--Nicht-Zeichen ergibt.
3.2/6 OppositionOpposition
Verhältnis zwischen zwei (oder mehr) Elementen, bei dem der AustauschAustausch des einen Elements durch das andere innerhalb derselben UmgebungUmgebung zu einem ZeichenZeichen mit anderer BedeutungBedeutung oder einem Nicht-ZeichenNicht-Zeichen führt.
Erläuterungen und Beispiele zu Nr. 3.2/1 bis Nr. 3.2/6: Wir gehen aus von der AusdrucksseiteAusdrucksseite des ZeichenZeichens ab, mit der FormForm <ab> (Kombination der GraphGraphe <a> und <b>; zu den spitzen Klammern ▶ Nr. 3.2/7), und betrachten die Austauschbarkeit des ersten Elements = des ersten GraphGraphs, <a>; die gleichbleibende UmgebungUmgebung bildet das zweite GraphGraph, <b>. Wenn <a> ersetzt wird durch <A> oder <a> oder <a> oder <a>, ergeben sich <Ab>, <ab>, <ab>, <ab>, also jeweils Ausdrücke mit derselben Bedeutung, d. h. Bedeutunges ergeben sich keine anderen ZeichenZeichen. Dies zeigt, dass <a>, <A>, <a>, <a>, <a> denselben WertWert haben = dass sie einander substituieren = dass sie zueinander nicht in OppositionOpposition stehen = dass sie zu einer Klasse, d. h. zu einem Graphem,Graphem klassifiziert werden können = dass sie AllographAllographe (▶ Nr. 3.2/7) dieses GraphemGraphems (des Graphems «a», vereinfacht notiert: <a>) sind. Wird dagegen eines dieser GraphGraphe beispielsweise durch das GraphGraph <o> ersetzt, ergibt sich der Ausdruck <ob> mit einer anderen Bedeutung als <ab>, <Ab>, <ab>, <ab>, <ab>. Dies zeigt, dass <o> einerseits und <A, a, a, a> andererseits nicht denselben WertWert haben = dass sie einander nicht Substitutionsubstituieren = dass sie zueinander in OppositionOpposition stehen = dass sie nicht zusammen zu einer Klasse, d. h. zu einem Graphem,Graphem klassifiziert werden können, dass <o> (zusammen mit <o>, <o>, <o> usw.) vielmehr einem anderen GraphemGraphem, nämlich dem Graphem «o»Graphem, vereinfacht notiert: <o>, angehört. Entsprechendes gilt für <e> (und <e>, <e>, <e> usw.), nur dass sich beim AustauschAustausch ein Nicht-ZeichenZeichenNicht--Nicht-Zeichen, eb, ergibt (eb ist ein Nicht-ZeichenNicht-Zeichen, weil mit dem AusdruckAusdruck (Zeichen) <eb> im Deutschen keine BedeutungBedeutung verbunden ist).
3.2/7 AllographeAllograph
GraphGraphe, die demselben GraphemGraphem angehören; Graphe, die untereinander im Verhältnis der SubstitutionSubstitution stehen.
das Allograph, des Allographs, die Allographe (Betonung auf -gra(ph)-)
(Die Graphe) <a>, <a>, <a> usw. sind Allographe des GraphemGraphems <a>.
GraphGraphe und AllographAllographe werden in spitzen KlammernKlammerspitzespitze Klammer notiert, GraphemGrapheme in spitzen DoppelklammernDoppelklammerspitzespitze DoppelklammerKlammereinfache spitzeKlammerspitze Doppel-. Zur Vereinfachung werden Grapheme ebenfalls in einfachen spitzen Klammern notiert. Zur Bezeichnung eines GraphemGraphems wird eines der AllographAllographe verwendet, normalerweise