Wilfried Kürschner

Grammatisches Kompendium


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GraphographemGraphographem

      GraphemGraphem ohne Berücksichtigung seines LautwertWertLaut-Lautwertes.

      Dagegen:

      3.2/12 PhonographemGraphemPhono-Phonographem = PhonogrammPhonogramm

      GraphemGraphem oder GraphemkombinationGraphemkombinationKombinationGraphem- als Repräsentant eines PhonemPhonems oder einer PhonemkombinationKombinationPhonem-Phonemkombination.

      Der Begriff des PhonographemPhonographems = des Phonogramms (▶ Nr. 9.3/1) trägt der Tatsache Rechnung, dass GraphemGrapheme oder Kombinationen von ihnen LautwertWertLaut-Lautwerte haben (wobei es gleichgültig ist, mithilfe welcher AllographAllographe die GraphemGrapheme im konkreten Fall realisiert werden – wir können daher im Folgenden von der Ebene der GraphGraphe/AllographAllographe absehen). Das GraphographemGraphographemGraphemGrapho- <a> z. B. hat den LautwertWertLaut-Lautwert /a/ in Wörtern wie ab, an, als, bald; dies wird in phonographemischer Schreibweise so festgehalten: <a /a/> (zwischen den SchrägstrichenSchrägstrich werden PhonemPhoneme notiert; ▶ Nr. 4.1/2). <a> kann aber auch den langen VokalVokal /a</ repräsentieren, z. B. in den Wörtern aber, baden, Grab, Tal, Wal; die Notation für dieses PhonographemGraphemPhono-Phonographem ist: <a /a</> (»das GraphemGraphem <a> als Repräsentant des LautLautes = des PhonemPhonems /a</«). Der VokalVokal /a</ kann auch wiedergegeben werden durch die GraphemkombinationenKombinationGraphem-Graphemkombination <aa> (z. B. Maar, Aal, Saal) und <ah> (z. B. nah, ahnen, Wahl); Notation: <aa /a</> bzw. <ah /a</>. Grapheme, die für PhonemkombinationenKombinationPhonem-Phonemkombination stehen, sind etwa <x> und <z> z. B. in <Axt>: /akst/ bzw. <Arzt>: /artíst/>, GraphemkombinationenKombinationGraphem-Graphemkombination, die für jeweils ein Phonem stehen, sind etwa <ch> und <sch> z. B. in <dich>: /dIx/ ([dIC]), <Dach>: /dax/ ([dax]) bzw. <schwach>: /Svax/.

      Näheres über die Zuordnung von Graphemen zu Phonemen in der deutschen OrthographieOrthographie in ▶ Abschnitt 9.3.1.

      4 PhonologiePhonologie: Lehre von der LautungLautung

      4.1 EinzellauteLautEinzel-Einzellaut

      Die Beschreibung der LautungLautung = der PhoniePhonie erfolgt analog zu der der SchreibungSchreibung = der GraphieGraphie im vorangegangenen Kapitel. War dort BuchstabeBuchstabe der Ausgangsbegriff, so ist es hier der Begriff LautLaut. Und so wie mit BuchstabeBuchstabe in der Alltagssprache unterschiedliche Aspekte der SchreibungSchreibung gemeint sein können und es deshalb günstig ist, diese unterschiedlichen Aspekte auch in der Terminologie auseinanderzuhalten, so gilt dies auch für den alltagssprachlichen Terminus LautLaut.

      Es wird daher (parallel zu GraphGraph, GraphemGraphem, AllographAllograph) unterschieden zwischen PhonPhon, PhonemPhonem, AllophonAllophon:

      4.1/1 PhonPhone

      LautLaute als kleinste Einheiten, in die sich gesprochene Äußerungen zerlegen = Segmentierungsegmentieren lassen; LautvorkommenLautvorkommen, noch ohne Berücksichtigung der Zugehörigkeit des konkreten LautLautes zu einer Klasse gleichwertiger Laute = zu einem PhonemPhonem.

      4.1/2 PhonemPhonem

      Klasse/Menge von LautLauten = PhonPhonen, die denselben WertWert haben; LauttypTypLaut-Lauttyp.

      4.1/3 AllophonAllophone

      PhonPhone, die demselben PhonemPhonem angehören; Phone, die untereinander im Verhältnis der SubstitutionSubstitution (▶ Nr. 3.2/5) stehen.

      

das Phon, des Phons, die Phone

      das Phonem, des Phonems, die Phoneme (Betonung auf -ne(m)-)

      das AllophonAllophon, des Allophons, die AllophonAllophone (Betonung auf -pho(n)-)

      

PhonPhone und AllophonAllophone werden in eckigen KlammernKlammereckigeeckige Klammer notiert, PhonemPhoneme zwischen SchrägstrichenSchrägstrich. Zu den dafür verwendeten Symbolen ▶ Tabellen 5 und 6.

      Ein PhonemPhonem besteht aus einer Klasse von PhonPhonen, die zueinander nicht in OppositionOpposition stehen (▶ Nr. 3.2/6). Das heißt: Sie können untereinander ausgetauscht werden, ohne dass sich dabei die BedeutungBedeutung des ZeichenZeichens, in dessen AusdrucksseiteAusdrucksseite sie vorkommen, verändert, ohne dass sich also ein anderes Zeichen bzw. ein Nicht-ZeichenZeichenNicht--Nicht-Zeichen ergibt: Die PhonPhone eines PhonemPhonems stehen untereinander im Verhältnis der SubstitutionSubstitution (▶ Nr. 3.2/5). Wenn der AustauschAustausch von PhonPhonen dagegen zu Bedeutungsveränderungen = zu anderen Zeichen oder Nicht-Zeichen führt, gehören diese Phone unterschiedlichen PhonemPhonemen an. Zum Beispiel: Ersetzung/AustauschAustausch eines Zäpfchen-[ü] durch ein Hintergaumen-[Ò] oder ein Zungenspitzen-[r] in einem Wort wie rot, also die Ersetzung von [üo<t] durch [Òo<t] bzw. [ro<t], führt nicht zu einem Wort [Òo<t] bzw. [ro<t], das eine andere BedeutungBedeutung hätte als das Wort [üo<t]; also gehören [ü], [Ò] und [r] ein und demselben PhonemPhonem an, nämlich dem Phonem /r/ (wir könnten statt /r/ auch /ü/ oder /Ò/ oder /17/ oder /¥/ oder sonst etwas schreiben, halten uns aber an die übliche Symbolisierung, ▶ Tabellen 5 und 6). Ersetzt man dagegen das [ü], das [Ò] oder das [r] von [üo<t], [Òo<t] bzw. [ro<t] durch ein [l] oder ein [n], ergeben sich ZeichenZeichen mit anderer BedeutungBedeutung (Lot, Not) bzw. bei der Ersetzung durch ein [m] oder ein [f] Nicht-ZeichenZeichenNicht--Nicht-Zeichen: [mo<t], [fo<t]: [l], [n], [m] und [f] gehören daher anderen PhonemPhonemen an als [ü, Ò, r]. [ü], [Ò] und [r] sind also AllophonAllophone des PhonemPhonems /r/; [1l], [n], [m], [f] sind AllophonAllophone jeweils anderer PhonemPhoneme.

      Zum Verhältnis PhonPhonAllophonAllophon ▶ Nr. 3.2/7.freies Allophon

      4.1/4 Freie AllophoneAllophonfreies

      AllophonAllophone eines PhonemPhonems, die in denselben LautumgebungenUmgebungLaut-Lautumgebung vorkommen.kombinatorisches Allophon

      4.1/5 Kombinatorische AllophoneAllophonkombinatorisches = komplementär distribuierte AllophonAllophonkomplementär distribuierte -ekomplementär distribuierte Allophonee

      AllophonAllophone eines PhonemPhonems, die nicht in denselben LautumgebungenUmgebungLaut-Lautumgebung vorkommen.

      Beispiele:

      Freie Allophonfreies Allophone sind das Zungenspitzen-Zungenspitze[r], das Hintergaumen-[ÒHintergaumen-r] und das Zäpfchen-[ü], die sich in allen Lautumgebungen untereinander austauschen lassen (wenngleich die Sprecher je nach ihrem Sprachgebrauch meist eine dieser Varianten bevorzugen). Dagegen sind [C] (der ich-LautLautich--ich-Laut) und [x] (der ach-LautLautach--ach-Laut) kombinatorische Allophonkombinatorisches Allophone = komplementär distribuierte Allophonekomplementär distribuierte Allophone. Ihr VorkommenVorkommen = ihre VerteilungVerteilung = ihre DistributionDistribution richtet sich nach der Lautumgebung: [C] kommt nach Vokalhellhellen VokalVokalen (ich, echt, spräche usw.) und nach KonsonantKonsonanten (Milch, Kirche usw.) vor, [x] steht dagegen nach dunkel (Vokal)dunklen VokalenVokaldunkel (ach, doch, Tuch usw.). Die AllophonAllophone [C] und [x] sind also komplementär distribuiertDistributionkomplementäre (= sich gegenseitig ergänzend verteilt): In der UmgebungUmgebung, in der [C] erscheint, steht [x] nicht, und umgekehrt steht [C] nicht in der UmgebungUmgebung, in der [x] erscheint.phonologisch distinktives Merkmal

      4.1/6 Phonologisch distinktive MerkmaleMerkmalphonologisch distinktives

      Phonetische Komponenten, in die sich die AllophonAllophone von PhonemPhonemen zerlegen lassen.

      So wie oben (▶ Nr. 3.2/10) AllographAllographe